Yogas Heilige Weise Indiens

Aus Yogawiki

Die großen Vedanta Acharyas und die Bhakti Meister – eine Ausgabe des Yoga Vidya Satsang Podcasts und eine Übersetzung eines Vortrags von Swami Chidananda im Sivananda Ashram Rishikesh. Dieser Vortrag wurde auch veröffentlicht als Niederschrift, als Anatomy of Life Spiritual , 2. Kapitel.

Die absolute und letztliche Wahrheit in den Vedanta Schriften.

Yogas Heilige Weise Indiens

Swami Chidananda sagt: „Strahlende, unsterbliche Seele, geliebte Schüler des Göttlichen, die großen Acharyas, die großen Meister Shankara, Ramanuja, Madhva haben Kommentare geschrieben über die drei großartigen Schriften: die Upanishaden, die Brahma Sudras und die Bhagavad Gita.“ Diese drei gelten als die wichtigsten Vedanta Schriften. So werden sie Prasthana Traya – die Dreiheit der großartigen Schriften – genannt. Es wird gesagt, dass das, was auch immer die drei großartigen Schriften sagen, die absolute und letztliche Wahrheit ist. Die drei Schriften beschreiben die verschiedenen Aspekte der Wahrheit, des Göttlichen von Mensch, von Welt, die Beziehung davon und die drei Meister – die drei Acharyas Shankara, Ramanuja und Madhva –, diskutieren in ihren Kommentaren, wie diese Schriften zu verstehen sind.

Spirituelles Leben vor über tausend Jahren

Ich bin kein großer Schriftgelehrter. Ich bin auch kein Philosophieprofessor. Ich kenn auch nicht den momentanen Prozentsatz von Menschen in Indien, die lesen können. Die indische Regierung hat vor einiger Zeit die Entscheidung getroffen, dass alle Inder lesen und schreiben lernen sollten. Es gibt auch das große Adult Literacy Training Project, das heisst das große Projekt, dass auch alle Erwachsenen lesen und schreiben sollten, auch in der ländlichen Bevölkerung. Die Regierung hat auch Laternen und künstliches Licht in den verschiedenen Dörfern geschaffen, damit Menschen dort studieren können. Aber wie war das zu der Zeit von Shankara, Ramanuja und Madhva vor über tausend Jahren? Wie viele Menschen konnten lesen und schreiben? Wahrscheinlich gab es noch nicht einmal richtige Städte, richtige Straßen, um diese Dörfer zu erreichen oder moderne Massenmedien. Natürlich gab es kein Fernsehen, kein Radio, kein Internet, und die meisten konnten nur über Fußpfade erreicht werden. Und dennoch gab es dort ein spirituelles Leben, in ganz Indien. Die Menschen in den Dörfern gingen in die Tempel, brachten Blumen dar, Tulpen- oder Tulsiblätter, etwas Wasser und führten Parikrama aus, das heisst sie umwanderten die Tempel. Eine spirituelle Praxis gab es also in allen Dörfern. Sogar die Adivasis – die Ureinwohner –, die in den verschiedenen Nomadenstämmen lebten, hatten ihre heiligen Steine oder etwas unter einem der großartigen Bäume, was sie verehrten.

Das Wissen Gottes verbreiten

Wie haben die Menschen dieses Wissen bekommen? Wie haben sie gewusst, wie man verehrt? Spirituelles Wissen ist zu diesen entfernten Dörfern gekommen, weil es dort wandernde Mönche gab, weil es dort Baden gab, weil es Heilige gab, die unterwegs waren. Das war ihr Leben, die Wandermönche, Wanderpriester, Wanderheiligen verehrten Gott. Sie waren Tapasvis, also solche, die Askese unternommen haben. Sie gingen von Dorf zu Dorf, und durch ihre Gesänge erweckten sie das spirituelle Bewusstsein der Menschen. Sie erzählten ihnen über den Sinn des Lebens. Sie sprachen über das Ziel und die Großartigkeit der menschlichen Geburt. Sie sangen über das großartige Ziel, das sie erreicht hatten und wie sie durch spirituelle Praxis zu einem Ort gekommen sind, der jenseits aller Sorgen, Schmerzen und Leid war. Sie erzählten, wie sie großen Frieden und Freude erreicht haben, und wie die Dorfbewohner selbst große, innere, spirituelle Stärke bekommen konnten. Das ist ein Phänomen, das man in ganz Indien kannte. Es gab zum Beispiel im indischen Bundesstaat Tamil Nadu die 63 Heiligen, die durch die Länge und Breite des Staates gewandert sind, um das Wissen Gottes zu verbreiten, die Praxis der Hingabe und wie man Gott auch in einer ländlichen Umgebung verwirklichen kann. Das waren diese 63 Nayana Heiligen, also Shiva Heiligen.

Die vier Vaishnava Heiligen

Es gab auch die vier großartigen Vaishnava Heiligen. Sie sind im Gedächtnis der Tamilen unsterblich geworden. Genauso gab es auch in Kerala – einem anderen südindischen Bundesstaat – großartige spirituelle Persönlichkeiten und Heilige, die durch das Land gewandert sind. Vermutlich habt ihr schon von den verschiedenen Verehrern Krishnas in Karnataka – ebenfalls ein südindischer Bundesstaat – gehört, oder über die Hingabe in Udupi – eine Stadt, in der es einen großartigen Krishna-Tempel gibt. Diese Wanderheiligen haben wunderschöne Gesänge komponiert, Gesänge der Hingabe und der Gottesverehrung. In diesen Gesängen werden alle Aspekte des menschlichen Lebens beschrieben, auch, was man tun und nicht tun sollte, das Positive, das Negative, und sie beschrieben die Großartigkeit Gottes und des spirituellen Lebens in der örtlichen Landessprache, also das Karnares .

Es gab zum Beispiel einen Heiligen namens Purandadas; er war der Vater einer großen Bewegung von vielen dieser Heiligen. Ein anderer Heiliger war Kanakdas; er war ein Harijan, also ein Kastenloser, ein Unberührbarer. Ihm wird ein sehr großartiges Wunder zugeschrieben. Während eines großartigen Festivals während des Geburtstags von Krishna wollte Kanakdas Krishna im Tempel von Udupi besuchen und Krishna mit einem Lied, einem Verehrungsgesang verehren. Aber an der Tempeltür gab es einen Brahmanen, der Kanakdas als Straßenkehrer erkannte und sagte: „Nein, du kannst den Tempel nicht betreten, du kannst die Murti von Krishna nicht sehen.“ Kanakdas antwortete: „Alle sind gleich, Gott ist der Vater und die Mutter aller Wesen. In den Augen Gottes sind doch alle gleich. Bitte erlaube mir, in den Tempel einzutreten. Wie kann der allreine, allheilige Gott in irgendeiner Weise verunreinigt werden? Ich mag gereinigt werden, aber Gott kann doch nie verunreinigt werden.“ Aber der Brahmane schickte ihn weg.

In großer Sorge und mit Tränen in den Augen kam Kanakdas aus dem Tempel. Auf der einen Seite des Tempels gab es eine Mauer und dort gab es eine kleine Öffnung, ein kleines Fenster. So stand Kanakdas also in der Straße und wollte das Bild, die Murti – also die Krishna-Statue im Tempel – anschauen. Aber das Fenster war seitlich neben dem Götterbild. Und so konnte er Krishna nur im Profil sehen. Aber er war sehr zufrieden: „Ich habe das Bild Gottes sehen können.“ Und während er das sagte, bewegte sich das Bild um 90 Grad, das Steinbild, die Steinstatue drehte sich um 90 Grad, so dass Kanakdas den Darshan Gottes, also das Bild Gottes mit dem Gesicht, das zu ihm gedreht war, sehen konnte. Bis heute ist das so, dass man keinen direkten Darshan von der Tür des inneren Schreines aus haben kann. Man muss zur linken Seite gehen und durch das kleine Fenster hindurchschauen. Es heißt, das ist das Kanakdas-Fenster. Bis heute ist es also so geblieben, dass die Murti um 90 Grad verdreht ist, und wenn man Krishna-Darshan haben will, muss man durch dieses Fenster schauen. So war die Hingabe dieser großen Bhaktas.

Heilige, die insbesondere Krishna verehrt haben

Es gibt ein ganzes Universum von Heiligen, die insbesondere Krishna verehrt haben. Es gab die Maharashtra Heiligen, Panduranga, Pandharinath Vitthal, es gab Nivriti Nat, Jnana Dev, Tukaram, Nam Dev, Eknat, Ramdas, Kabir und viele andere. Es gab darunter auch einen Töpfer namens Gora Kumbhar, einen Gärtner namens Savatamali, eine Dienerin namens Janabai und ein Barbier namens Senanai. Wenn die Hingabe im Herzen ankommt, dann verschwinden alle Unterschiede von Kaste, Geschlecht, Rasse, wirtschaftlicher Zugehörigkeit, Glauben und so weiter All diese schmelzen weg. Wer Gott verehrt, wird Gottesgeschöpf. Er ist schon Gottesgeschöpf, aber er weiß, jetzt gehört er ganz Gott. Diese großen Heiligen und Weisen waren Barden, also Sänger. Sie gingen von Dorf zu Dorf, von Tür zu Tür und verbreiteten spirituelles Wissen. Auch in Bengalen gibt es dieses Phänomen. Da gibt es die Bauls – das sind populäre Heilige. Sie waren auch Wanderprediger und Wandersänger, sangen Bhagavad Bhakti und besangen die Großartigkeit der Gottesliebe. Sie gingen von Ort zu Ort und kamen plötzlich irgendwo hin und sangen und tanzten. Sie hatten dabei auch ein besonderes Instrument – ein Instrument, das nur eine Saite hatte. Sie spielten es und nannten es Ektara - das Instrument mit einer einzigen Saite. Es klingt ähnlich wie die Tambura, aber eben nur mit einer Saite.

So haben wir dieses Phänomen in Indien in jedem Teil. Im Norden gab es Kabirs, Surdas, Tulsidas und Mirabai und viele andere. In Gujarat gibt es Chenarsi, Bhagad und Akada – eine heilige Frau. Die Heiligen waren diejenigen, die das spirituelle Wissen verbreiteten. Was eine ganze Bücherei von Büchern über Philosophie und Religion nicht bringen kann, das haben sie gebracht. Durch ihre wunderbaren Gesänge ging ihre Botschaft direkt ins Herz der Menschen, und so wurde ein ganzes Gotterwachen erzeugt. So wurde das ländliche Indien spirituell, und es wurde genauso spirituell wie das gelehrte Indien in den Städten.

Vertraut diesem einen Gott allein

Jagadguru Adi Shankaracharya

Wie sie diese höchste Philosophie so gelehrt haben, dass auch ungebildete Menschen diese erfassen konnten, darüber werden wir ein anderes Mal sprechen. In jedem Fall ging es durch wunderbare Gesänge und Bajans, wie sie durch Gurunana , Kabirdas und so viele andere gesungen wurden. Es gibt zum Beispiel einen Bajan, der wie folgt ist: „Oh, warum habt ihr aufgehört, den göttlichen Namen zu singen? Ihr habt nicht den Ärger aufgegeben und nicht aufgehört, Lügen zu verbreiten. Warum habt ihr die Worte der Wahrheit vergessen? Indem ihr euch mit dieser falschen Welt beschäftigt, warum habt ihr das höchst Ziel, die höchste Wohnstätte vergessen? Ihr beschützt euren kleinen Reichtum, euren kleinen weltlichen Besitz. Warum habt ihr den großartigen Reichtum Gottes vergessen? Die Erinnerung an den, der euch das größte Glück gibt, warum habt ihr diese nicht aufrecht erhalten? So sagt der Dichter Kalasadas : „Vertraut doch diesem einen Gott allein, warum habt ihr nicht aufgegeben, euch um Körper, Geist und Reichtum zu kümmern? Oh, warum habt ihr aufgehört, den göttlichen Namen zu rezitieren? Ihr wisst jetzt nicht, was ihr tun sollt. Vergesst Gott nicht, rennt nicht nach dieser unwirklichen Welt. Nach der Welt zu rennen, das ist Dummheit, das ist reine Unwissenheit.“ So sprechen die großen Bhakti-Heiligen in ihren Bajans.

Auch Jagadguru Adi Shankaracharya – der große Vedantin – spricht über die Dummheit der Unwissenheit. Es gibt einen Vers, in dem es lautet: „Ich werde dir in einem halben Vers die Essenz der ganzen Schriften geben. Brahman ist wirklich, die Welt ist Schein, das Selbst ist nichts als Brahman allein.“ Das eine allein ist wirklich und du bist Teil von diesem Höchsten. Es gibt keinen Unterschied zwischen dir und dem Höchsten. Im verkörperten Zustand fühlst du dich begrenzt, aber er – das Göttliche, Brahman, Atman – ist unendlich. Unsere Seher und Heiligen haben diese Wahrheit durch verschiedene Beispiele illustriert. Der Raum ist unendlich, aber wenn wir in dieser Halle sitzen, dann wird der Raum durch die vier Wände beschränkt. Genauso verhält es sich mit einem Wassergefäß. Angenommen es ist am Tag gefüllt und man leert es abends, dann trocknet es, und es erscheint, als ob Raum im Gefäß sei. Aber der Raum innerhalb und außerhalb des Gefäßes ist immer gleich, ob man Wasser reinschenkt oder nicht. Genauso sind dein Inneres und das Göttliche eins, auch wenn in deinem Geist alle möglichen Gedanken sind. Ob Wasser im Topf ist oder nicht, es spielt keine Rolle für den Raum an sich.

Du bist nichts anderes als Brahman

Wenn wir diese Halle nach dem Vortrag verlassen werden, dann werden wir uns im weiten Raum der Natur befinden. Angenommen, du musst mit dem Flugzeug nach Delhi oder Mumbai (früher Bombay) fliegen, dann wirst du die Weite nochmals auf eine andere Weise erfahren. Wenn du in ein fremdes Land gehst, wirst du den Raum von tausenden von Kilometern sehen. Aber was ist der Unterschied zwischen dem Raum in dem Gefäß, in dieser Halle, in einer Stadt oder der Raum bei einem Flug nach Hongkong oder Tokio? Alles ist das Gleiche. Es scheint dort Grenzen zu geben, und es scheint so, als ob der Raum begrenzt wird durch den Topf oder die Halle. Aber in Wahrheit gibt es nur einen unbegrenzten Raum. Genauso heißt es: „Jivo Brahmaivana Para (Du bist nichts anderes als Brahman, das Unendliche, das reine Bewusstsein).“ Du fühlst dich begrenzt wegen der begrenzten Attribute von Namen und Form. Du hast deine wahre Natur vergessen.

So ist alles in dir

Yoga Abhyasa – das spirituelle Leben – versucht, dir etwas klarzumachen, was du verloren bzw. was du nicht verloren hast. Du bist immer, was du bist. Du kannst nicht wirklich nach dir suchen und dich dann finden, denn das, was du suchst, das bist du. Du suchst, du bist der Sucher, aber wenn du dich gefunden hast, dann findest du das, was immer schon da ist. So ist alles in dir: der Sucher, die Suche, aber auch das, was du finden willst. Die Honigbiene mag zum Beispiel auf die Suche nach der Süße gehen, von der sie gehört hat. Vielleicht wird sie sich mal fragen, was ist das, was man als Süße bezeichnet?

Hierzu gibt es eine Geschichte von Narada Muni. Narada Muni kam eines Tages zu einer Biene und hatte Mitleid mit ihr. Er fragte sie: „Wo gehst du hin?“ Die Honigbiene antwortete: „Ich habe schon so viel über die Großartigkeit der Süße gehört. Ich möchte auch mal wissen, was das ist.“ Narada mag vielleicht geantwortet haben: „Oh Biene, was sagst du dort? Du bist das, was die ganze Welt nutzt, um süße Dinge zu produzieren.“ Also die Biene selbst erzeugt den süßen Honig, und sie überlegt, was die Menschen mit Süße meinen. Die Honigbiene, die ständig Honig erzeugt, hört von der Großartigkeit des Honigs und sucht nach dem süßen Honig. Aber sie selbst erzeugt ihn. Genauso suchst du in der äußeren Welt, was in dir ist. Glück – du bist der Speicher von unendlichem Glück.

Die vier großartigen Yogawege

Das Feld innerer Spiritualität wird charakterisiert durch die vier großartigen Yogawege. Diese Yogawege bilden den Weg der höchsten Suche, um die höchste Wirklichkeit zu erfahren. Diese vier Yogawege machen den Inhalt von Indiens spirituellem Leben aus. Der klassische Yoga. Warum sind es vier? Man hat herausgefunden, dass die Natur - das Temperament des Menschen - nicht einheitlich ist. Manche sind sehr emotional, andere haben eine große Neigung für Aktivität. Ihr Geist geht nach außen, sie wollen etwas tun. Die dritte Kategorie sind die sogenannten Buddhi Pradhanas, also die Intellektuellen. Sie wollen alles erklärt bekommen haben. Das vierte Temperament ist von Natur aus reflektierend. Sie wollen innerlicher Spekulation nachgehen, sie wollen nachdenken und überlegen.

  • Raja Yoga. Für diejenigen, die viel denken, gibt man die Methode des tiefen inneren Gedankens – eine Methode, mit der die Geisteskraft und die Fähigkeit, ruhig und ernsthaft über etwas nachzudenken, genutzt wird. Man könnte auch sagen, eine Methode, um den Geist zur Ruhe zu bringen. So entstand dort die wissenschaftliche Methode, diese Fähigkeit des Geistes zu trainieren, so dass der Geist alle Dinge aufgibt, die Unruhe bringen. So wird der Geist ein gutes Instrument werden, welches unter Kontrolle gebracht wird und dem Menschen oder dem Bewusstsein gehorsam wird. Das ist der klassische Yoga, und dieser klassische Yoga wird in Form von kurzen Aphorismen des großen Weisen Maharishi Patanjali im Yoga Sutra beschrieben: „Mache deinen Geist ruhig, dann wirst du dein wahres Selbst erfahren.“
  • Jnana Yoga. Ein zweiter Weg ist der Jnana Yoga. Er ist der intellektuelle Weg. Er wird auch als Vijaya Marga bezeichnet, als den Weg der Reflexion, der Befragung. Dieser wurde durch den großartigen Maharishi Veda Vyasa beschrieben. Der Weise sagt in den Sanskritversen des Brahma Sutra: „Du bist Vishnu selbst und niemand sonst. Es gibt keinen Unterschied zwischen euch beiden. Ihr seid der Gleiche in zwei Formen.“ In einem anderen Vers sagt er: „Du bist Brahma mit einem Gesicht. Du bist Vishnu mit zwei Händen. Du bist Shankara mit zwei Augen.“ So ein großer Weise war Maharishi Veda Vyasa. Genauso wie Patanjali das Yoga Sutra geschrieben hat, um die Yoga Wissenschaft zu erklären – was letztlich die Wissenschaft des Raja Yoga ist –, so hat Veda Vyasa die Vedanta Sutras geschrieben, um Vedanta zu beschreiben. Er brachte die höchsten, großartigen Lehren der Upanishaden in Aphorimus-Form. Sie werden heute Vedanta Sutras von Badarayana genannt.
  • Bhakti Yoga. Es gibt einen dritten Weg, das ist der Weg des Bhakti Sutra. Dieser ist besonders für emotionale Menschen, die ihren Wunsch nach Gott in Form von Hingabe und Liebe ausdrücken. Wie kann man diese Liebe zu einem Wesen entwickeln, von dem man in den Schriften gehört hat, aber das man selbst nie gesehen hat? Die Liebe ist etwas, was verbindet und große Anziehungskraft hat. Die Liebe wird überall gesehen. Liebe kommt ganz natürlich zu den Menschen, denn man ist gewohnt, seine Liebe zu den Eltern, seinen Kindern, Geschwistern, Freunden – zu jedem – auszudrücken. Diese Liebe, die man zu Menschen fühlt, kann man zu Gott entwickeln. So gab es einen großen Weisen namens Narada, der den Weg des Bhakti Yoga im Bhakti Sutra beschrieben hat. Und es gab einen Zeitgenossen von Narada, der ein anderes Bhakti Sutra – das Shandilya Bhakti Sutra – geschrieben hat.
  • Karma Yoga. So wurden diese drei Yogawege über Sutras beschrieben: Yoga Sutra, Vedanta Sutra, Bhakti Sutra. Wie ist es mit Karma Yoga? Für Karma Yoga war kein separates Sutra notwendig, denn es gibt ja schon die Bhagavad Gita. In der Bhagavad Gita beschreibt Krishna - Gott selbst - dem Schüler Arjuna in 700 Versen in 18 Kapiteln den Weg, wie man das höchste erreichen kann, indem man seine Pflicht tut. Wer bist du? Krishna sagt: „Du bist nur ein Instrument. Ich, also Gott, sitze im Herzen aller Wesen. Und ich bin derjenige, der alle Karmas, alle Handlungen, ausführt.“ Der Fahrer, der hinter dem Steuerrad sitzt, weiß, wie er den Wagen lenken muss. Damals gab es natürlich noch nicht die Analogie des Autos, aber Krishna hat die Analogie des Wagenlenkers gebraucht. Krishna selbst saß als Wagenlenker im Streitwagen von Arjuna, als er die Bhagavad Gita erklärte.

Er sagte: „Wenn du alle Handlungen ausführst ohne zu glauben, dass du selbst der Handelnde bist, indem du mir alle Handlungen darbringst, werde ich sie als Verehrung mir gegenüber annehmen. Aber wenn du denkst, du bist der Handelnde, dann wird das Karma auch zu dir gehören. Und das Karma wird dich binden.“ Karmas können die Ursache deiner Befreiung sein, wenn du sie mit dem Gefühl ausführst, dass du nicht der Handelnde bist und auch nicht der Genießende. Du bist nur ein Instrument in den Händen Gottes. Wenn der Aspirant/die Aspirantin dieses Gefühl hat, wird er/sie durch Karmas Befreiung erreichen. Dieses Gefühl, nicht der Handelnde zu sein, ist Gottesverehrung. Das Gefühl, alles Gott darzubringen, ist wie der Stein der Weisen. Er transformiert Eisen in Gold. Das heißt, dass dieses Gefühl des Nichthandelns, der Hingabe und des Instrumentes jede scheinbar weltliche Aktivität in höchste Hingabe verwandelt.

Jagat Guru Shankaracharya

Der großartige Meister Jagat Guru Shankaracharya lebte vor über 1200 Jahren. Er hatte neben all seinen Vedanta-Schriften auch Bhakti-Werke geschrieben, also Werke der Hingabe, zum Beispiel Shiva Manasa Puja. Er verehrt Gott als einen Yati, als einen Mönch beziehungsweise Entsagten. Shankara selbst war auch ein Entsagter. Er konnte körperlich keine Puja ausführen, denn er hatte kein Haus, keine Gefäße, keine Klingeln, keine Öllampe, keinen Kampher und all das. So sagte er: „Alle Dinge bringe ich dir in meinem Geist als Verehrung dar. Meine Lampe, die ich dir darbringe, ist die Sonne, die am Tag scheint, und der Mond und die Sterne, die in der Nacht scheinen.“ Er endet die Shiva Manasa Puja Stotra in einer sehr schönen, wunderbaren Weise.

Shankara sagt: „Du sitzt in mir als mein Selbst, und dein Gefährte ist Girija Paravati , sie ist mein Geist.“ Alle fünf Pranas sind deine Diener, und mein Körper ist deine Wohnstätte. Wo auch immer ich an meinem beschäftigten Tag hingehe, nehme ich das als Parikrama – als Pilgerreise – für dich. Was auch immer in Form von Gesprächen aus meinem Mund kommt, das seien die Stutis und Stotras – meine Verehrung –, die ich dir darbringe. Den ganzen Tag laufe ich durch die Gegend, und nachts gehe ich schlafen. Nimm all das als mein Samadhi Avastha – als meine tiefe spirituelle Trance. So sagt Shankara: „Alles, was ich tue, ist Verehrung von dir.“ Und er schließt diese Shloka mit den Worten: „Auf diese Weise, oh Gott, was auch immer ich in meinem Geist tue, mit meinen Worten und Händen, all das ist meine Verehrung an dich.“ Das ist ein so wunderbares Konzept. Shankara war ein großer Philosoph, aber er hatte so viel Hingabe, und er sagte: „Alles ist dein. Alles bringe ich dir dar. So will ich alles, was ich tue, als Sadhana – als spirituelle Praxis – tun.“

Bhagavad Gita

Krishna und Arjuna in der Bhagavad Gita

All das wird in der Bhagavad Gita näher beschrieben. Krishna sagt: „Sei vereint mit mir durch Hingabe. Denke immer an mich. Im Äußeren erfülle deine Pflichten. Wenn irgendetwas in diesem Lebensstil passiert, was dich davon abhält, an Gott zu denken, dann lasse es sein. Das ist nicht gut für dich.“ Im Besonderen sagt Krishna dann nochmals: „Tue alle Handlungen, oh Arjuna, sei beständig im Yoga, gib alle Verhaftungen auf und sei gleichmütig in Erfolg und Misserfolg. Samatvam Yoga Ujyathe – Gleichmut im Geist ist Yoga.“ In einem anderen Vers heißt es: „Was auch immer du tust, weltlich oder heilig, bringe alles mir dar. Dein Leben wird zum Level des Yoga erhoben werden. Alle Karmas werden transformiert werden in Sadhana.“

So hat sich das höchste Wesen als Krishna, als Purna Avatar, als vollständige Manifestation, inkarniert. Er hat den Platz des Gurus eingenommen und hat uns durch Arjuna eingeweiht in diesen Yoga, der alle menschliche Aktivität in göttliches Sadhana verwandelt. Man kann sagen, das ist die innere Anatomie des Yoga, die innere Anatomie des spirituellen Lebens. Äußerlich machst du alles Mögliche, aber innerlich bist du auf diese höchste Wesen zentriert. Der Geist ist mit Gott. Man hat gesagt, dass der Geist das Höchste der göttlichen Schöpfung ist. Aber eine Person, deren Geist degeneriert ist, geht durch unreine Gedanken und kriminelle Tendenzen zum niedrigsten Level und wird zum größten Problem in Familie und Gesellschaft. So braucht es Polizei, Strafrecht, Richter, Gefängnisse. Aber jeder Mensch kann sich auch wieder von solch einem Geist lösen. Die Upanishade sagt: „Mana eva, manuchyanam karanam bhanda mokshayoho – der Geist allein ist der Grund für Bindung und der Geist allein ist die Ursache der Befreiung.“

Wie der Geist, so die Handlung

Im Hindi gibt es das Sprichwort: „Jay samati vay sagati – Wie der Geist, so die Handlung.“ „Manah Yangatho Kathoti Menganga – Wenn der Geist rein ist, dann braucht es keine Reinigung im Ganges.“ So bleibe weg von allem, das dich davon abhalten kann, Gott zu erreichen. Guru Nanak sagte: „Gib Egoismus, Ärger und alle Gier auf und bleibe von allem, das sich dir zur Gottverwirklichung in den Weg stellt, fern.“ Unser Geist ist eine Mischung von all diesen Dingen. Es gibt die latenten Samskaras – die Eindrücke – und Vasanas – die Neigungen im Geist. Was auch immer du tust, die subtilen Eindrücke in deinem Geist werden sich wie Rillen einer Schallplatte bilden. Diese Samskaras werden dich dazu bringen, auf eine bestimmte Weise zu handeln. Wenn du zum Beispiel etwas Bestimmtes genossen hast, dann bleiben diese Erfahrungen in der Form von latenten Tendenzen. Diese Samskaras selbst sind zunächst nicht so gefährlich wie Vasanas, die bis zu starken Wünschen und Gier werden. Die Vasanas sind sehr lebendig und haben die Dynamik, dich in die Richtung von Sinnesgenüssen zu bringen, die vorher die Vasanas erzeugt haben.

Wenn du also etwas genossen hast, dann wirst du das später wieder genießen wollen. Daher solltest du deinen Geist beobachten und dich darum kümmern, dass du Shubha Vasanas erzeugst, also gute Neigungen, gute Wünsche. Und du solltest sehr strikt Ashubha Vasanas – ungute Eindrücke – schaffen . Mache das immer wieder, praktiziere „detach and attach“, das heisst lösen und binden. Löse dich von aller Gier und verbinde dich mit allem Guten. Nimm deinen Geist weg vom rein Weltlichen und verbinde dich mit den Gottesverehrern, die dem spirituellen Leben hingegeben sind. Das sind ein paar äußere Sadhanas, die dir helfen, eine Transformation des Geistes zu bewirken. Reinige deinen Geist, mache deinen Geist voll von Sattva, voll von Reinheit. Mache den Geist immer subtiler und subtiler. Über Japa, übe Pranayama, über andere spirituelle Praktiken. Gehe in Ashrams, gehe zu Vorträgen von solchen, die weiter auf dem spirituellen Weg sind. All das ist notwendig, um Sattva-Guna in uns zu erhöhen und um unser Chitta – unseren Geist – zu reinigen. Diese äußeren Prozesse haben das Ziel, eine innere Transformation zu erzeugen. Jemand wird eine andere Person, obgleich sein Äußeres Leben weiterhin ähnlich sein mag.

Hier sind ein paar Hinweise zum spirituellen Sadhana gegeben. Ein anderes Mal möchte ich mehr darüber sprechen, was die großartigen Heiligen wie Nana und Kabhir und Tulsidas und andere Heilige uns gesagt haben. Mein Name Sukadev von www.yoga-vidya.de.

Siehe auch

Weitere Artikel von Swami Chidananda im Yoga Vidya Wiki

Literatur von Swami Chidananda

  • Light Fountain (Quelle des Lichts)
  • Ponder these Truths (Nachsinnen über Wahrheit)
  • A Call to Liberation (Aufruf zur Befreiung)
  • Seek the Beyond (Suche das Jenseits)
  • Early Morning Talks (Vorträge am frühen Morgen)

Weblinks