Thiruvalluvar

Aus Yogawiki

Thiruvalluvar war ein berühmter tamilischer Poet in Indien, welcher die größten tamilischen Werke der Antike schrieb.

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Die bekannteste seiner Arbeiten ist Thirukkural, ein klassisches Werk der Tamil Literatur über ethische Lebensführung. Es wird als der schönste aller tamilischen Klassiker angesehen. Das Geburtsdatum von Tiruvalluvar ist unter den Gelehrten etwas umstritten. Während einige sagen, dass er im 2. Jahrhundert vor Christus lebte, datieren ihn andere viel später, ins 8. Jahrhundert nach Christus. Einige halten ihn auch für einen Jain, wie Texte aus dem Thirukkural beweisen. Thiruvalluvar war auch als Valluvar bekannt.

Die historische Figur Thiruvalluvar

Ob Valluvar ein Jain oder ein Hindu war, ist Inhalt tobender Kontroversen. Die Tatsache, dass alle Gruppen ihn für sich beanspruchen, ist Beweis genug, um die Größe des Autors und dem von ihm geschriebenen Buch zu beweisen.

Es gibt ein paar Legenden, die verbunden sind mit dem Geburtsort von Thiruvalluvar. Eine dieser Legenden ordnet ihn nach Madurai zu, der alten Hauptstadt der Pandya Dynastie, die die Tamil Literatur stark förderte. Nach einer anderen Legende zufolge wurde er geboren und lebte in Mylapore, einem Teil der heutigen Stadt Chennai. Es wird angenommen, dass Thiruvalluvar nach Madurai reiste, um sein Werk, die Thirukkural, dort vorzustellen, um dieses vom Kaiser und seinen Dichterkollegen anerkennen zu lassen.

Das Werk Thiruvalluvars

Thirukkural ist eines der am meisten verehrten Werke von Thiruvalluvar. Es besteht aus 133 Athikarams oder Kapiteln. Jedes Athikaram besteht aus zehn Kurals (gereimten tamilischen Verszeilen) daher sind es 1330 Kurals insgesamt. Das Wort Kural bedeutet "kurz" und ist die Variation eines Versmaßes, in Tamil bekannt als Venba. Daher ist das Buch nach dem Versmaß benannt und das Prefix "tiru" zeigt seine heilige Natur an.

Das erste Kapitel des Kural ist eine Anrufung Gottes, aber Valluvar meint keine bestimmte Gottheit. Dieses Buch ist in viele Abschnitte unterteilt - der Erste ist Aratuppal und besteht aus achtunddreißig Kapiteln, einschließlich der Einleitung mit vier Kapiteln; das Zweite ist Porutpal mit siebzig Kapiteln und das Dritte ist Kamattuppal mit fünfundzwanzig Kapiteln. Der erste Abschnitt befasst sich mit Arani oder Dharma. Welches vermittelt, die Dinge mit moralischem Verstand und Ehre, für das Wohl der armen Leute zu tun. Der zweite Abschnitt befasst sich mit dem Gemeinwesen und der Verwaltung und der dritte und letzte Abschnitt, mit Liebesthemen. Es gibt 38 Kapitel im ersten Abschnitt, 70 Kapitel im zweiten und 25 Kapitel im dritten Abschnitt.

Der Kural wird gemäß der herkömmlichen Klassifizierung der drei Ziele des Lebens aufgebaut, der Tugend, der Fülle und der Liebe. Das vierte Ziel, die Befreiung, wurde vom Autor nicht separat behandelt.

Swami Sivananda über Thiruvalluvar

Swami Sivananda

Dieser Artikel über Thiruvalluvar ist eine reine Übersetzung und beschäftigt sich mit dem Leben und den Lehren des indischen Weisen Thiruvalluvar. Das letzte Kapitel umfasst Inhalte des sogenannten "Bhakti Yoga". Diese besondere Form des Yoga zielt auf die spirituelle Entwicklung und Selbstverwirklichung durch den Weg der bedingungslosen Liebe und Hingabe zum Göttlichen ab.

Um insbesondere das letzte Kapitel richtig verstehen zu können, sollte der Leser/die Leserin ein/e geübte/r Bhakti Yogi/ni sein oder sich zumindest sehr intensiv mit Bhakti Yoga beschäftigt haben (mehr: Bhagavata Purana 3.29.14). Mit dem tiefen Verständnis dieses Pfades kann der Artikel eine Inspiration und Hilfe für den eigenen Weg sein.

Allerdings sollte er auch im Kontext der Zeit gesehen und interpretiert werden, in der die Geschlechterrollen noch sehr starr und hierarchisch gelebt wurden. Was also in diesem Artikel ausschließlich der Frauenrolle zugedacht wurde, kann heutzutage ebenso gut von Männern praktiziert werden, die sich gänzlich ihrer Frau und Familie hingeben. Im Kern geht es hier darum, Gott im alltäglichen (Familien-)Leben zu sehen und ihm zu dienen. Leider können Inhalte dieser Art nur allzu leicht missverstanden werden und als Rechtfertigung für eine ungesunde Beziehung mit ungleicher Machtverteilung oder gar für Missbrauch verwendet werden. Yoga Vidya e.V. distanziert sich ausdrücklich von einer solchen frauenfeindlichen Interpretation der Schriften. Artikel aus dem Buch "Lives of Saints" der Divine Life Society

Thiruvalluvars Abstammung

Vor ungefähr 2000 Jahren wurde in Mylapore, Madras ein großer Heiliger und Dichter geboren. Sein Name war Valluvar. Er ist bekannter unter dem Namen "Thiruvalluvar", was soviel heißt, wie „der Heilige aus der Valluva Kaste". Die Valluvas sind Parias. (heute Harijans, „Gotteskinder" genannt) Ihre Pflicht war es früher, die Anordnungen des Königs unter Trommelwirbel bekannt zu machen. Es gibt auch eine Tradition, nach welcher Thiruvalluvar der Sohn eines Brahmanen namens „Bhagavan" und seine Frau Adi eine Valluva war.

Thiruvalluvar wurde in Madurai, in der Hauptstadt der Pandyas geboren. Er gilt als ein Avatar Brahmas. Seine Frau Vasuki war eine keusche und hingebungsvolle Dame, eine ideale Ehefrau, die sich stets liebevoll um die Belange ihres Mannes kümmerte. Thiruvalluvar hat den Menschen gezeigt, dass es für jeden möglich ist, das Leben eines Grihastas oder Haushalters zu leben, und das mit einem spirituellen Lebenswandel zu verbinden, einem Lebenswandel der Reinheit und der Heiligkeit.

Thirukkural

Thiruvalluvars Lehren sind uns in einem Buch mit dem Titel "Thirukkural" überliefert. Die Unterweisungen darin sind in Form von Sprüchen verfasst. Hier sind einige von ihnen:

  • So wie der Buchstabe "A" am Anfang des Alphabetes steht, so ist Gott der Anfang dieses Universums.
  • Lerne die Shastras auswendig und handle dann entsprechend ihrer Anweisungen.
  • Die Anicha Blume verwelkt bereits, wenn man nur daran riecht. Doch Gäste reagieren noch sensibler, wenn die Gastgeber ihre Gesichter auch nur kurz von ihnen abwenden.
  • Der Tod ist wie der Schlaf auf dem Friedhof. Die Geburt ist wie das Aufwachen am Morgen.

Es gibt insgesamt 1330 von diesen Sprüchen. Sie beinhalten die Essenz der Veden, der Upanishaden und der sechs Darshanas. Thirukkural gilt als eine universelle Bibel. Es ist eine andere Gita, ein anderer Koran oder Zehdavesta.

Thiruvalluvar wollte die Erhabenheit des Grihastha Ashrama durch sein eigenes Beispiel verdeutlichen

Ein typischer indischer Sannyasin in orangenem Gewand - Einziger Besitz: Ein Behälter für Essen und Malas.

Eines Tages kamen einige Schüler zu Thiruvalluvar und fragten ihn: "Oh Weiser, welcher Ashrama des Lebens ist besser - Grihastha oder Sannyasa?" Thiruvalluvar gab keine Antwort, er blieb einfach still. Er wollte ihnen die Erhabenheit des Grihasta Ashrama am eigenen praktischen Beispiel demonstrieren. Am nächsten Morgen aß Thiruvalluvar kalten Reis. Auf einmal sagte er zu seiner Frau: "Vasuki, der Reis ist sehr heiß. Bitte bringe einen Fächer und kühle ihn ab."

Thiruvalluvars Frau war gerade dabei, Wasser aus dem Brunnen hochzuziehen, als Thiruvalluvar nach ihr rief. Sie ließ das Seil auf der Stelle los und rannte zu ihm, mit einem Fächer in der Hand, um den Reis zu kühlen. Sie sagte nicht zu ihrem Mann: „Wie kann der kalte Reis heiß sein? Wozu brauchst du jetzt einen Fächer?" Sie ist auf der Stelle seinem Wunsch nachgekommen, ohne ihn zu hinterfragen. Der mit Wasser gefüllte Eimer blieb währenddessen auf halber Höhe im Brunnenschacht in der Luft hängen. So groß war die Kraft ihrer Pativrata Dharma Shakti. Die Schüler waren voller Staunen über dieses Wunder und über das edle Verhalten von Vasuki.

Bei einer anderen Gelegenheit war es um die Mittagszeit, als Valluvar seiner Frau sagte: „Bringe mir sofort eine Lampe, o Vasuki! Ich bin gerade am Nähen, und ich kann das Nadelöhr nicht richtig sehen. So kann ich das Garn nicht durch die Nadel ziehen." Vasuki sagte nicht zu ihrem Mann: „Es ist doch helllichter Tag, warum in aller Welt brauchst du jetzt eine Lampe? Du kannst doch das Nadelöhr klar und deutlich im Tageslicht sehen." Nein, sie erfüllte auf der Stelle seinen Wunsch.

Die Schüler waren sehr inspiriert durch das ideale Leben des Weisen Thiruvalluvar und durch das erhabene Benehmen von Vasuki. Ohne auch nur ein einziges Wort mit dem Heiligen gesprochen zu haben, gingen sie wieder, mit Frieden und tiefer Zufriedenheit im Herzen. Sie waren tief beeindruckt durch das praktische und beispielhafte Eheleben, das Thiruvalluvar und Vasuki miteinander führten. Sie lernten die Lektion, dass das Leben eines idealen Haushalters in keiner Weise minderwertiger ist, als das eines idealen Sannyasins, der in den Höhlen des Himalaya ein Leben der Entsagung und der Askese führt. Sie haben begriffen, dass beide von ihnen großartig sind, an ihrem jeweiligen Ort, Zeit und Umständen.

Liebe Leser! Frauen wie Vasuki haben einen Ehrenplatz im Herzen ihrer Männer. Zweifellos sind sie schwer zu finden, da solche Frauen nie viel Aufhebens aus ihrem Verhalten machen; aber in unserem Land der Weisen und Heiligen muss es viele von ihnen geben und auch wir sollen einen solchen Grad an moralischer Reinheit anstreben, wenn wir in diesen Tagen der modernen Konsumgesellschaft und des wissenschaftlichen Fortschritts nicht untergehen wollen. Man stelle sich vor, was geschehen würde, wenn die heutigen Ehemänner sich so benehmen würden, wie Thiruvalluvar… Ihre Ehefrauen würden sagen: „Mein Mann hat den Verstand verloren. Er will den Reis kühlen, obwohl er doch kalt ist! Er verlangt nach Licht, am helllichten Tag." Die Ehefrauen würden ihre Männer ausschimpfen.

Ein Haus, in dem die Ehefrau ihrem Mann mit aufrichtiger Hingabe dient und somit ihr Pativrata Dharma erfüllt, ist der Himmel auf Erden. Ein Haus hingegen, in dem die Frau sich mit ihrem Ehemann streitet [...] ist die wahre Hölle. Frauen, die Pativrata Dharma praktizieren, brauchen nicht in den Tempel zu gehen. Sie brauchen keine Gelübde einzuhalten und keine Askese-Übungen zu machen. Der Dienst an ihrem Ehemann ist ihr Gottesdienst. Sie können allein durch den Dienst an ihren Ehemännern Selbstverwirklichung erlangen. Die Ehemänner [sollten natürlich] auch edle Charaktere sein und über hohe moralische Qualitäten verfügen. Die Ehemänner sind die Gurus für ihre Frauen. Diese Frauen brauchen dann keine Einweihung von irgendeinem Acharya. Ehre sei den erhabenen Frauen, die Pativrata Dharma praktizieren!

Schlussbemerkung

„Thiruvalluvar" ist ein umstrittener Beitrag aus unserem Yoga Vidya Wiki, weil er leicht missverstanden werden könnte. Es geht nicht um die Beziehung zwischen Mann und Frau, sondern um die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler. Im Grunde geht es in diesem Artikel um einen spirituellen Lehrer namens Thiruvalluvar, der seinen Schülern die echte Hingabe an den Lehrer anhand seiner Frau demonstriert. Sie dient ihm so hingebungsvoll, hinterfragt nicht seine Anliegen, sondern vertraut ihm voll uns ganz.

Sein Wort als Lehrer ist die Wahrheit für sie. Genau so muss ein Schüler seinem Lehrer vertrauen, wenn er die Selbstverwirklichung erreichen will. Denn wie könnte der Schüler seinem Lehrer auf dem spirituellen Weg folgen, ohne ihm vollkommen zu vertrauen? Er muss ihm vertrauen, da er die Wahrheit und den Weg dahin nicht kennt, sondern nur erahnen kann. Trotzdem muss natürlich jeder Aspirant ganz genau für sich überprüfen, ob der Lehrer wirklich authentisch ist, und es sich „lohnt", ihm zu folgen.

Siehe auch

Literatur

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