Karma-Phasen

Aus Yogawiki
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Karma-Phasen - Hier findest du etwas über die drei Karma Phasen. Agami, Sanchita und Prarabdha Karma.

Die Phasen von Karma

- Abschnitt aus Karma und Reinkarnation von Sukadev Bretz -

In den indischen Schriften werden drei Phasen von Karma unterschieden:

1. Agami Karma: dies ist das Karma, das du jetzt gerade erzeugst.
2. Sanchita Karma: dies ist der Speicher des Karmas; er enthält alles Karma, das du erzeugt hast, dessen Wirkungen du aber noch nicht erfahren hast sowie alle Lernlektionen, die in Zukunft noch auf dich zukommen.
3. Prarabdha Karma: dies ist das Karma, das du jetzt erlebst.

Zum Beispiel haben jetzt alle Menschen, die dieses Buch lesen, das Prarabdha Karma, dieses Buch zu lesen. Und je nachdem, wie sie das Gelesene verarbeiten und anwenden, erzeugen sie das eine oder andere Agami Karma. Oder sie erzeugen auch gar kein Karma.

Mein Prarabdha Karma ist es jetzt zum Beispiel, über Karma zu schreiben. Das kann ich auf verschiedene Weisen tun. Ich könnte mir zum Beispiel sagen: „Jetzt schreibe ich schon zehn Jahre an diesem Buch. Jetzt ist genug, ich schreibe jetzt einfach irgendetwas, damit ich endlich zum Ende komme, damit ich besser meditieren kann oder meine Ferien richtig genießen kann.“ Dann schaffe ich mit meiner Halbherzigkeit ein neues Karma, da ich meine Aufgabe nicht ernst nehme. Dieses Erzeugen von neuem Karma wird „Agami Karma“ genannt. Dieses wird dann zum Speicher des Karmas, zum Sanchita Karma, hinzugefügt. Und irgendwann später bekomme ich das als neues Prarabdha Karma zurück, zum Beispiel indem ich in einem späteren Leben nochmals ein Buch über Karma schreiben muss…

Grafik Sanchita, Agami und Prarabdha Karma

Man findet in den indischen Schriften verschiedene Analogien, um die Phasen des Karma besser zu verstehen:

  • Pfeil und Köcher: Die Pfeile, die man im Köcher hat, sind das Sanchita Karma, der Speicher. Einen Pfeil herauszunehmen, an die Bogensehne zu legen und zu spannen, ist Agami Karma. Wenn der Pfeil losgelassen wurde, sind die weitere Bahn des Pfeils und das Ziel, das er erreicht, Prarabdha Karma.
  • Getreidekörner und Feld: Die Getreidekörner im Speicher sind das Sanchita Karma. Mit dem Pflügen, Säen, Unkrautjäten ecetera bemüht man sich selbst, das ist Agami Karma. Was man am Ende erntet, das ist das Prarabdha Karma.

Zwei Ebenen des Verständnisses von Karma

Es gibt zwei Ebenen des Verständnisses von Karma:

  • Auf der einen Ebene geht es darum, gute Ursachen zu setzen, gute Samen zu sägen, um Gutes zu erfahren, eine gute Ernte zu erhalten.
  • Auf der anderen Ebene gilt es, keine neuen Ursachen zu setzen, das Sanchita Karma zu reduzieren. Erst wenn ein großer Teil des Sanchita Karma erfahren worden ist, kann der Aspirant höhere Ebenen des Bewusstseins erfahren.

Vom Yoga-Standpunkt aus ist der zweite Punkt am wichtigsten.

Hier sind die Lehren des Karma Yoga, wie sie von Krishna in der Bhagavad Gita beschrieben werden, besonders wichtig.

Es geht darum: Wie kannst du handeln, damit du deine Aufgaben erfüllst, deine Lektionen lernst, ohne neue Ursachen für neues Karma zu schaffen?

Karma nach der Vedanta Philosophie

Laut der Yoga Vedanta Philosophie und der Erfahrung der Mystiker der verschiedenen spirituellen Traditionen steht hinter dem gesamten Universum der Erscheinungen das eine Kosmische Bewusstsein, Brahman genannt. Shankaracharya hat die Lehren der Vedanta Philosophie in drei Sätzen ausgedrückt:

: 1. Brahma Satyam – Brahman allein ist wirklich.
: 2. Jagan Mithya – Die Welt wie wir sie wahrnehmen, ist unwirklich.
: 3. Jivo Brahmaiva Napara – Das Individuum ist nichts anderes als Brahman.

Der deutsche Dichter Friedrich Rückert hat diese Sätze poetisch wie folgt übersetzt:

„In drei Sätzen sei es verkündet, was man in Tausend Büchern findet:

: Brahman ist wirklich. 
: Die Welt ist Schein, 
: Das Selbst ist nichts als Brahman allein.“

Eigentlich ist das Ziel des Lebens, nämlich die Einheit mit Brahman zu verwirklichen, sehr einfach: Man muss dafür nur sein, wer man schon ist. Wie es das Orakel von Delphi ausgedrückt hat: „Gnothi Seauton – Erkenne dich selbst.“ Man muss eigentlich nichts Besonderes tun, es bedarf keiner besonderen Hochleistungen – eigentlich kann man in dieser Sekunde die höchste Verwirklichung erreichen – die Erkenntnis, dass man reines Bewusstsein und damit eins mit Gott ist.

Die großen Meister geben verschiedene Begründungen, warum es doch nicht so einfach und schnell geht, die höchste Verwirklichung zu erreichen. Ich nenne gerne drei Hauptfaktoren, welche den Fortschritt verlangsamen und welche erklären, warum alles, was man im ganzheitlichen Yoga macht, so wichtig ist.

Diese drei Faktoren sind Chitta, Mangel an Ojas und Karma

1. Chitta, der menschliche Geist, im engeren Sinne das Unterbewusstsein: Die Identifikationen mit Körper, Persönlichkeit ecetera sind tief im Unterbewusstsein verankert. Das erschwert das Transzendieren der Ego-Verhaftung. Es gilt daher, schlummernde innere Konflikte, verdrängte innere Spannungen, an die Oberfläche des Bewusstseins zu holen und sie aufzuarbeiten. Es gilt, durch uneigennützigen Dienst, über die Grenzen des Ego hinauszuwachsen. Auch durch Gottesverehrung und Aufbau einer Beziehung zu einem persönlichen Gott wird das Herz geöffnet. Durch verschiedene Raja Yoga -Techniken erlangt man Konzentrationsfähigkeit des Geistes. So kann im Überbewusstsein (Samadhi) die Einheit mit dem Unendlichen erfahren werden beziehungsweise wird der bewusste Geist so klar, dass er seine Einheit mit Brahman erkennen kann.
2. Mangel an Ojas: Ojas ist die spirituelle Energie, eine subtile Form von Prana (Lebensenergie). Solange Prana, die Lebensenergie beziehungsweise die individuelle Shakti (Energie) sehr grobstofflich ist und nur in den unteren Chakras (Energiezentren) aktiv ist, identifiziert sich das Individuum mit Körper und Psyche. Erst wenn das Prana subtiler, also in Ojas verwandelt worden ist, die Kundalini Shakti erweckt und die höheren Chakras aktiviert worden sind, fällt Samadhi, das Überbewusstsein, leicht. Daher gilt es, regelmäßige spirituelle Praktiken zu üben, welche das grobstoffliche Prana in feinstoffliches Prana, Ojas, verwandeln. Dazu gehören zum Beispiel Asanas (Yogastellungen), Pranayama (Atemübungen), Mantrasingen, Meditation. Ein sattwiger („reiner“) Lebensstil unter Verzicht auf Fleisch, Fisch, alkoholische Getränke, Tabak, Drogen ist dafür auch von großer Bedeutung. Und es ist wichtig, die spirituellen Praktiken über einen langen Zeitraum, ohne Unterbrechung (also täglich) und mit aufrichtiger Hingabe zu üben. Wenn man die Praktiken ein paar Tage oder gar Wochen unterbricht, verliert man einen großen Teil des Ojas, das so wichtig für den Zugang zu tieferen Ebenen der Meditation ist. Viele Suchende erfahren, dass sie jahrelang, manchmal sogar 20-30 Jahre, üben, dabei natürlich viel Nutzen erfahren wie Entspannung, Positivität, Gesundheit, spirituelle Kraft, aber nicht in Samadhi fallen. Und eines Tages, fast aus heiterem Himmel, kommt Samadhi fast von selbst. Wenn erst einmal ein gewisser Level an Ojas erreicht ist, Chitta harmonisch geworden ist, Karma ausreichend ausgearbeitet worden ist und man sich für göttliche Gnade öffnet, kommt Samadhi ganz natürlich.
3. Unausgearbeitetes Karma: Solange man noch viel unausgearbeitetes Karma hat, versperrt es dem Suchenden den Zugang zu den höheren Ebenen des Bewusstseins. Dieses unausgearbeitete Karma ist wie eine Last, die auf einem liegt. Man kann sagen: Meditation und Samadhi sind wie eine Heißluftballonfahrt. Damit der Ballon sich erheben kann, muss Luft erhitzt werden, Leinen müssen losgelassen werden, das Gewicht im Ballon darf nicht zu schwer sein. Die Anhaftungen im Chitta sind wie die Leinen. Das unausgearbeitete Karma ist wie schweres Gewicht. Es gilt, die Leinen zu lösen, mehr Karma auszuarbeiten, um weniger Gewicht zu haben und mittels spiritueller Praktiken das Prana zu erhitzen, in Ojas umzuwandeln. Dann kann sich der spirituelle Ballon erheben, Samadhi kann erfahren werden.

Was gibt es jetzt alles für unausgearbeitetes Karma, Sanchita Karma?

Im Sanchita Karma gibt es drei Arten von Karma-Bestandteilen:

1. Allgemeine Lernaufgaben: Leben ist vergleichbar mit einer Schule. Wer zum Beispiel in einer Industrienation auf die Welt kommt, muss Lesen, Schreiben, Rechnen lernen, Grundkenntnisse in Geschichte, Erdkunde, ecetera erwerben. Wenn ein Schüler die Lektionen alle gelernt hat, kann er die Schule verlassen. Manche Schüler brauchen dafür länger, manche weniger lang. Ähnlich heißt es, dass jedes Individuum im Laufe all seiner Leben jede wichtige menschliche Erfahrung machen muss. Erst wenn die individuelle Seele alle wichtigen menschlichen Erfahrungen gemacht hat, all ihre Fähigkeiten entfaltet hat, kann sie Zugang zu höheren Bewusstseinsebenen erlangen.
2. Individuelles Karma: Durch eigenes Handeln (Agami Karma) kann die individuelle Seele zusätzliches Karma erzeugen. Das ist vergleichbar mit Strafarbeiten, welche ein Schüler bekommt, wenn er/sie sich im Unterricht nicht gut verhalten hat oder Sonderaufgaben, wenn er/sie sich als besonders talentiert gezeigt hat.
3. Lebensaufgabe/Pflichten/“Life’s Mission“: Ein Individuum kommt auf die Welt, um seinen besonderen Beitrag für die Menschheit zu leisten. Diesen Beitrag, diese Lebensaufgabe/n gilt es zu erkennen und zu erfüllen.

Was tun, um Karma auszuarbeiten

Um Karma auszuarbeiten und die Menge an Sanchita Karma zu verringern, sind daher drei Aspekte von Belang:

1. Bereitschaft zu lernen: Offenheit für Erfahrungen, Annehmen der Lektionen des Lebens, bewusstes Leben. Also kein Wegrennen, wenn es schwierig wird. Mit größerer Bewusstheit lernt man schneller. Auch dafür ist Meditation sehr wichtig.
2. Annehmen der Konsequenzen eigenen Tuns. Handeln ohne Anhaftung, um zu vermeiden, neues Karma zu erzeugen. Handeln aus Liebe und ohne egoistische Wünsche, Beachtung der Grundlagen einer aus Liebe geborenen Ethik.
3. Tiefes Gebet mit der Bitte um Führung: So findet man heraus, was die eigene Aufgabe ist. Diese Aufgabe gilt es, mit Mut, Herz und Engagement anzugehen.

Im Folgenden möchte ich auf die fünf Gesetze des Karmas eingehen. Anschließend werde ich Karma Yoga behandeln, den Yoga des anhaftungslosen, engagierten Handelns, mit dem man sich von den Banden des Karmas und damit von den Leid verursachenden Anhaftungen lösen kann.

Siehe auch

Literatur

Seminare

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Chitra Sukhu