Unbeholfenheit

Aus Yogawiki

Unbeholfenheit - Ursprung und Umgang. Unbeholfenheit bezeichnet eine gewisse Plumpheit in seinen Bewegungen. Unbeholfenheit kann heißen Ungeschicklichkeit, auch Hilflosigkeit. Der Mensch wird in die Welt hineingeworfen und lernt ständig. Nur wer Fehler zulässt kann auch lernen. Eine gewisse Fehlertoleranz sich selber und vor allem anderen gegenüber sollte eingeübt werden, damit ein harmonisches Lernen für einen selber und in der Gesellschaft stattfinden kann. Wahrhaft lernen zu wollen bedeutet eine gewisse Verletzlichkeit in Kauf zu nehmen. Dies zeigt sich eben auch in einer Unbeholfenehheit.

Weisheit - ein Gegenpol zu Unbeholfenheit

Das Wort Unbeholfenheit wird in zwei Kontexten verwendet

Missgeschick oder Töleplhaftigkeit - das Eis ist futsch
  • Unbeholfenheit kann Bewegungen, körperliche Fertigkeiten bezeichnen. Z.B. kann jemand, der lange krank gewesen ist, am Anfang nur sehr unbeholfen gehen. Auch wer zum ersten Mal Fahrrad fährt oder auf einem Segway Stehroller steht, hat eine gewisse Unbeholfenheit. Wann immer man etwas Neues macht, dann ist man etwas unbeholfen. Übung macht die Meisterin. Wenn man etwas regelmäßig übt, kommt man schnell über das Stadium der Unbeholfenheit hinaus.
  • Man kann auch einem Menschen als Ganzes Unbeholfenheit attestieren. Das sind dann Menschen, die z.B. eine eingeschränkte Feinmotorik haben, die bei Neuem sehr zögerlich und nervös sind und gerade deshalb noch mehr Fehler machen. So kann man jemanden als unbeholfenen Menschen bezeichnen. Allerdings ist diese zweite Bedeutung letztlich ein falsches Urteil: Kein Mensch ist allgemein unbeholfen. Unbeholfenheit hat man nur in Bezug auf bestimmte Kontexte.

Z.B. kommt ja das Wort Tollpatschigkeit, welches in manchen Kontexten das gleiche bedeutet wie Unbeholfenheit, vom Wort Tölpel, ursprünglich Dörfler, Bauer. Für die Städter und die Hofadligen waren die Tischsitten und die Umgangsformen, das Benehmen oder auch die Verhandlungstaktik des Bauern tollpatschig, unbeholfen. Aber angenommen ein Kaufmann müsste eine Kuh melken oder den Stall ausmisten, dann könnte sich ein Bauer ob der Unbeholfenheit des Kaufmanns sich sehr amüsieren.

Im Allgemeinen gilt: Übung macht den Meister. Wenn man irgendwo Unbeholfenheit in sich entdeckt, dann sollte man mehr üben. Das gilt auch beim Yoga: Manche Menschen fangen spät mit Yoga an, fühlen sich zu Anfang etwas unbeholfen, gerade wenn sie in eine gemischte Gruppe gehen. Das macht aber nichts.

In einer Yogastunden, besonders im Yoga Vidya Stil, haben die Teilnehmer die Augen geschlossen. Man braucht also keine Bedenken zu haben wegen öffentlicher Bloßstellung. Mit etwas Praxis kommt man schnell vom Unbeholfenheit zu einer Sicherheit.

Umgang mit Unbeholfenheit Anderer

Sukadev - Gründer und Leiter von Yoga Vidya - in einem Kurzvortrag

Vielleicht ist in deiner Umgebung jemand, der sich etwas unbeholfen verhält. Es scheint so, dass das, was er tut bislang wenig macht. Er wirkt ängstlich und macht den einen oder anderen Fehler. Wie gehst du damit um?

Wenn die Unbeholfenheit in deiner Umgebung ist, dann nimm dem Anderen die scheu, nicke ihm zu, lächele ihm zu und danke ihm oder ihr, wertschätze ihn oder sie und ignoriere ansonsten die Unbeholfenheit. Es macht nichts, wenn der Andere etwas stottert. Es macht nichts, wenn der Andere unsicher ist. Es macht auch nichts, wenn der Andere den einen oder anderen Fauxpas macht. Wenn es dir gegenüber ist, dann zeige dem Anderen wohlwollend Verständnis und Liebe und schaue, was der Andere wertvolles zu geben hat. Und zeige auch deine Anerkennung für das, was der Andere gerade Gutes tut.

Wenn jemand unbeholfen ist bei mehreren Menschen, dann wäre es gut ihm den Rücken zu stärken. Nicke ihm zu, lächele im zu. Jemand, der unbeholfen ist, ist oft jemand, der schüchtern ist. Wenn er jemanden im Publikum hat, der ihm zunickt und zulächelt, dann wird er etwas sicherer werden. Wenn Andere anfangen sich über diese Person lustig zu machen oder anfangen zu lachen, dann schaue, ob du das verhindern kannst. Man sollte nicht über die Unbeholfenheit eines Anderen lachen. Man sollte jemanden nicht auslachen. Und man sollte es auch nicht dulden, dass jemand ausgelacht wird.

Wenn jemand sich in einem bestimmten Kontext sehr unbeholfen benommen hat, könntest du auch nachher mit dem Menschen sprechen. Du könntest ihm sagen, was du gut gefunden hast, du könntest ihm auch sagen, dass dir aufgefallen ist, dass er etwas unsicher war und eventuell könntest du ihm auch sagen, dass vielleicht das Eine oder Andere etwas anders gemacht werden sollte. Es gibt auch die Unbeholfenheit ohne Angst und ohne Lampenfieber. Wenn jemand sich unbeholfen angestellt hat und es nicht weiß, dann braucht er ein freundliches Feedback und vielleicht Tipps, wie er sich beim nächsten Mal etwas geschickter anstellen kann.

Die Grundeinstellung bei Unbeholfenheit und vielem Anderen ist: Dem Anderen helfen wollen, wertschätzend sein zu wollen, Gutes bewirken zu wollen in der Welt. Mit Lichtgedanken, mit Gebeten, mit positiver Liebe und Verbindung im Herzen kannst du vieles Gutes tun. Und manchmal eben auch indem du überlegst, wie du dem Menschen eine Hilfe sein kannst.

Unbeholfenheit und Fehlertoleranz - Ethik im Alltag

Sukadev in einem Vortrag zur praktischen Ethik im Alltag 2016

Die Göttin Saraswati. Musiker wissen das sie aus jedem Fehler lernen können. Und gute Musiker machen aus jedem Fehler eine Quelle für neue Inspiration und gute Solos. Die Wertung was ein Fehler ist, kann zu einem Problem werden.Sei gütig zu dir und zu anderen.

Vielleicht bist du neu mit etwas, vielleicht machst du etwas, was du vorher noch nicht gemacht hast. Logischerweise hast du eine gewisse Unbeholfenheit dabei. Eventuell hast du vieles noch nicht gehört, eventuell bist du dort ganz neu und natürlich weißt du nicht, wie die Dinge zu tun sind. In deiner Unbeholfenheit machst du immer wieder Fehler. Wie gehst du jetzt damit um?

Wichtig ist zu verstehen ist, dass wenn du etwas Neues machst, es natürlich ist das du Fehler machst. Erfahrung kommt eben, indem man etwas tut. Man sagt auch so schön: gute Entscheidungen kommen durch Erfahrung, Erfahrung kommt durch schlechte Entscheidungen. Oder es gibt auch den Ausdruck: Durch Fehler wird man klug. In diesem Kontext hat Swami Sivananda gerne gesagt: „Jede Fehlschläge sind Schritte zum Erfolg.“

In diesem Sinne: Unbeholfenheit des Anfängers heißt, du machst Fehler. Du musst dir selbst diese Fehler verzeihen. Du sagst so schön: „Ja, ich selbst kann sie mir verzeihen, aber mein Chef tut es nicht, meine Kollegen tun es nicht.“ Dagegen gibt es ein Rezept oder eine Hilfe: bitte um Entschuldigung. Wenn du unbeholfen bist, weil du neu bist, weil du etwas noch nicht beherrscht, gib es auch zu, überspiele es nicht, sei nicht scheinheilig und schimpfe nicht über andere. Wenn du etwas noch nicht so gut kannst, kannst du durchaus auch vorher sagen: „ja, wenn es gewünscht wird, mache ich es gerne. Aber ich bin neu dort und vermutlich werde ich Fehler machen. Ich werde mich bemühen und ich bitte um Hilfe.“

Die zweite Sache ist: bitte auch tatsächlich um Hilfe, bitte um Rat. Ich bin immer wieder verblüfft, das es Menschen gibt, die Dinge tun, die sie vorher noch nie gemacht haben. Sie fragen niemanden um Hilfe, sie bitten nicht um Feedback. Sie tun es, machen nachher Fehler und sind ganz gekränkt das man ihnen die Fehler vorwirft. Also bitte um Hilfe, bitte um Feedback und nimm es an.

Das ist eben das Nächste nach Bitte um Hilfe und Feedback: dann danke auch dafür, für Hilfe und Feedback. So lernst du. Menschen sind gerne bereit, jemand Neuem zu helfen. Aber sie müssen auch die Bereitschaft erkennen, dass der Andere sich helfen lassen will.

Nächster Aspekt ist: wenn du Fehler machst, bitte um Entschuldigung. Gib die Fehler gleich zu. Versuche nicht, dich selbst zu rechtfertigen und die Fehler zu bedecken. Sondern sage: „ja, es tut mir leid, ich habe dort einen Fehler gemacht. Es hat zu dem und dem geführt. Und es hat dem und dir die Schwierigkeiten gegeben oder für unser gemeinsames Anliegen hat es dort negative Konsequenzen gehabt. Tut mir leid, ich werde versuchen, es besser zu machen. Ich werde es das nächste Mal anders machen. Oder bitte sage mir, wie ich es anders machen kann, um es beim nächsten Mal zu vermeiden.“

Fehler zugeben, um Entschuldigung bitten, um Tipps bitten ist eine gute Weise. In diesem Sinne: Unbeholfenheit ist eigentlich etwas Gutes. Sei dir aber bewusst, wenn du etwas Neues machst, du machst wahrscheinlich Fehler. Bitte um Führung, bitte um Tipps, sei bereit zu lernen, gib deine Fehler zu, bitte um weitere Tipps und so wirst du aus der Unbeholfenheit irgendwann zu einem Experten werden.

Das waren einige Gedanken zum Thema Unbeholfenheit und Fehlertoleranz. Ein Eintrag im Yoga Vidya Lexikon der Tugenden und der spirituellen Ethik.

Unbeholfenheit in Beziehung zu anderen Persönlichkeitsmerkmalen

Unbeholfenheit gehört zur Gruppe der Persönlichkeitsmerkmale, Schattenseiten, Laster und Tugenden. Um dieses Charaktermerkmal besser zu verstehen, wollen wir es in Beziehung setzen mit anderen:

Vasudevanand Saraswati - auf dem Weg hin zur Erleuchtung ist niemand vor Fehler gefeit

Synonyme Unbeholfenheit - ähnliche Eigenschaften

Synonyme Unbeholfenheit sind zum Beispiel Link, Tölpelei, Ungeschicklichkeit, Tollpatschigkeit, Ungeschicktheit, Dummheit, Inkompetenz, Unangemessenheit, Unbeweglichkeit, Ungelenkigkeit, ungelernt, Unwissenheit, Unklarheit, Schläfrigkeit .

Man kann die Synonyme in zwei Gruppen einteilen, solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation:

Synonyme mit negativer Konnotation

Synonyme, die gemeinhin als negativ gedeutet werden, sind zum Beispiel

Synonyme mit positiver Konnotation

Synonyme mit positiver Konnation können helfen, eine scheinbare Schattenseite auch positiv zu sehen. Synonyme mit positiver Konnotation sind zum Beispiel

Antonyme Unbeholfenheit - Gegenteile

Antonyme sind Gegenteile. Antonyme, also Gegenteile, von Unbeholfenheit sind zum Beispiel Begabung, Genie, Talentiertheit, Eignung, Kapazität, Erfahrenheit, Gewandtheit, Kompetenz, Kunst, Kunstfertigkeit, List, Macht, Wirkmacht, Leistungsfähigkeit . Man kann auch die Antonyme, die Gegenteile, einteilen in solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation.

Antonyme mit positiver Konnotation

Antonyme, also Gegenteile, zu einem Laster, einer Schattenseite, einer negativen Persönlichkeitseigenschaft, werden gemeinhin als Gegenpol interpretiert. Diese kann man kultivieren, um das Laster, die Schattenseite zu überwinden. Hier also einige Gegenpole zu Unbeholfenheit, die eine positive Konnotation haben:

Antonyme mit negativer Konnotation

Nicht immer ist das Gegenteil einer Schattenseite, eines Lasters, gleich positiv. Hier einige Beispiele von Antonymen zu Unbeholfenheit, die aber auch nicht als so vorteilhaft angesehen werden:

Eigenschaften im Alphabet davor oder danach

Hier einige Eigenschaften, die im Alphabet vor oder nach Unbeholfenheit stehen:

Eigenschaftsgruppe

Unbeholfenheit kann gezählt werden zu folgenden beiden Eigenschaftsgruppen:

Verwandte Wörter

Verwandte Wörter zu Unbeholfenheit sind zum Beispiel das Adjektiv unbeholfen, das Verb helfen, sowie das Substantiv Unbeholfener.

Wer Unbeholfenheit hat, der ist unbeholfen beziehungsweise ein Unbeholfener.

Siehe auch

Gottvertrauen entwickeln Yoga Vidya Seminare

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