Loslassen
Loslassen - ist ein Sich-Einsinken-lassen in der Meditation und Hingabe an den göttlichen Willen. Was bedeutet Loslassen? Wie wird dieses Wort verwendet? Wozu ist Loslassen gut? Welche anderen Substantive, welche Adjektive und Verben stehen im Zusammenhang mit dem Wort Loslassen?
Dieser Wiki-Artikel ist nicht nur trockene Linguistik, also Sprachkunde, sondern soll dich auch zum Denken anregen, vielleicht auch dazu, an dir selbst zu arbeiten. Hier zunächst die Kurzdefinition: Loslassen ist die Fähigkeit, an etwas nicht zu haften. Zunächst bedeutet Loslassen, den Griff um etwas zu lockern, das man festhält. Auf dem Yogaweg geht es auch darum, Verhaftungen loszulassen, Wünsche loszulassen, Vorurteile, Vorstellungen loszulassen. Das Loslassen von Wünschen und Identifikationen wird gerade in der Bhagavad Gita immer wieder thematisiert und als wichtiges Mittel für die Erleuchtung wertgeschätzt.
Loslassen als hilfreiche Tugend
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Losgelöstheit ist eine der vielen Übersetzungen von Vairagya. Vairagya wird übersetzt als Nicht-Anhaften, Verhaftungslosigkeit, Bindungslosigkeit und eben auch Losgelöstheit. Eine gewisse Losgelöstheit ist notwendig auf dem spirituellen Weg und ist auch ein wichtiges Mittel auf dem spirituellen Weg. Es gibt so viele Möglichkeiten, wie man sich verhaftet. Auf der einen Seite ist es gut, engagiert zu sein. So wie Krishna auch sagt: „Yoga Karmasu Kaushalam. Yoga ist Geschicktheit im Handeln.“ Aber Kaushala ist nicht nur Geschicktheit, es ist Intensität, es ist Engagement. Also, mit Intensität etwas zu tun, das ist Yoga. Aber er sagt auch: „Yoga ist Entsagung.“ Das heißt, Yoga ist auch Losgelöstheit. Mit Intensität etwas zu machen, mit allem, was du kannst und dann jederzeit auch bereit sein, loszulassen, das ist das Geheimnis echten Karma Yogas. Losgelöstheit gilt es, zu haben, gegenüber dem Ergebnis der Handlung, gegenüber den Früchten der Handlung und gegenüber der Handlung selbst, sogar gegenüber dem, was du zu tun hast. Wenn du etwas tust, tue es von ganzem Herzen, tue es intensiv, aber ob nachher du dafür eine Belohnung bekommst oder nicht, dort seist du gleichmütig. Mal werden Menschen sagen, „toll“, mal werden Menschen sagen, „das war ganz schlimm“. Mal werden Menschen dir ein Geschenk dafür geben und mal werden sie dich nachher betrügen für das, was du für sie gemacht hast. Losgelöstheit gegenüber den Früchten der Handlung, das ist etwas, was du üben kannst. Und manchmal kannst du dir eben bewusst werden: „Ah, da war ich nicht so losgelöst, da hat mich doch ein Wort sehr gekränkt.“ Wenn du alles mit ganzem Herzen tust und Gott darbringst, dann kannst du nachher loslassen. Losgelöstheit auch gegenüber dem Ergebnis der Handlung. Du tust so, als ob es dir ums Ziel geht, Zielorientiertheit ist ja durchaus etwas, was auch positiv ist. Und ich sage ja gerne, überlege, was sind deine Anliegen, was sind deine Ziele, und dann überlege: „Wo führt es hin?“ Noch besser ist, du kannst sagen: „Was ist die Aufgabe, die mir Gott gestellt hat? Was denke ich, was Gott mir gestellt hat an Aufgabe? Wie kann ich sie erledigen?“ Und dann tue sie so gut, wie du kannst. Und dann, wenn es nicht klappt, ok, dann lasse los. Vielleicht machst du einen zweiten Versuch, einen dritten Versuch, einen vierten Versuch, jedes Mal lernst du, und dann lasse los. Habe auch Losgelöstheit gegenüber der Handlung selbst. Du hast dir vorgenommen, etwas zu tun, und dann gibt es jemand anderes, der sich anbietet, es zu tun. Instinktiv würdest du sagen: „Das mache ich gerne selbst.“ Aber wenn der andere es gerne macht, überlasse es doch ihm oder ihr, dann kannst du etwas anderes machen. Es geht ja nicht darum, dass du es machst und du nachher Anerkennung bekommst, sondern es geht darum, dass es getan wird. Überlasse es also jemand anderem. Losgelöstheit gegenüber der Handlung. Auch Losgelöstheit gegenüber dir selbst. Du selbst, dir geht es mal gut und mal weniger gut, jetzt im Sinne von deiner Körperlichkeit und deiner Psyche. Mache dir nicht zu viel Sorgen, wie es deinem Körper geht. Kümmere dich um den Körper, er ist ein wertvolles Geschenk Gottes. Mache dir nicht so viel Sorgen, wie es deinen Emotionen geht. Emotionen kommen und gehen, es geht dir mal besser und mal weniger gut, was soll’s? Habe dort eine gewisse Losgelöstheit. Identifiziere dich nicht, wisse, du hast einen Körper, der wie ein Raumanzug ist, um auf dieser Erdwelt zu funktionieren, du hast eine gewisse Psyche, was irgendwo eine Rolle ist, die du angenommen hast, du hast Aufgaben und du hast Lektionen zu lernen. Und alles ist letztlich Lila, göttliches Spiel, du bist das unsterbliche Selbst und alles andere läuft ab. Deshalb, eine gewisse Losgelöstheit ist hilfreich.
Loslassen - Antonyme und Synonyme
Persönlichkeitsmerkmale und Tugenden versteht man am besten in ihrer Beziehung zueinander. Hier einige Hinweise, wie man Loslassen in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Loslassen - Synonyme
Ähnliche Eigenschaften wie Loslassen, also Synonyme zu Loslassen sind z.B. entbinden, freilassen, aufgeben, die Freiheit schenken, frei geben.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Loslassen übertrieben kann ausarten z.B. in Entfesselung, Hemmungslosigkeit, Zügellosigkeit, Exzess. Daher braucht Loslassen als Gegenpol die Kultivierung von halten, positiv beeinflussen, steuern.
Gegenteil von Loslassen - Antonyme
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Loslassen, Antonyme zu Loslassen :
- Positive Gegenteile von Loslassen, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: halten, positiv beeinflussen, steuern
- Negative Gegenteile von Loslassen, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Fesselung, starre Bindung, Unfreiheit
Loslassen Antonyme
Antonyme Loslassen sind, kurz zusammengefasst, halten, positiv beeinflussen, steuern, Fesselung, starre Bindung, Unfreiheit.
Loslassen als Teil von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Loslassen gehört zur Tugendgruppe 6 Gelassenheit, Ruhe. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Gelassenheit und Ausgeglichenheit
- Im Kontext des Persönlichkeitsmodell der Big Five gehört Loslassen zum Persönlichkeitsfaktor O1 Offenheit hoch: neugierig, erfinderisch, experimentierfreudig
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Loslassen zur Grundverhaltenstendenz ‘‘‘I - Initiative, Extravertiertheit, Enthusiasmus’’’
- Im Ayurveda zählt man Loslassen zum Vata Temperament bzw. Dosha.
Zitate zum Thema Loslassen
Oder auch ein Loslassen einer Aufgabe:
- "Das Aufgeben aller negativen Gefühle. Ich will nur ein negatives Gefühl nennen, das die liebenswürdigsten Menschen immer noch nicht aufgeben können, und dieses negative Gefühl ist die Sorge (...) ein nutzloses hin- und herwenden von Dingen, die wir nicht ändern können. (...) Gewohnheiten, die eine entkräftende Wirkung haben" (siehe versionen, gratis-online-Buch)
- "Die Mystik bringt den Menschen dahin, daß er sich nicht mehr mit diesem vordergründigen Ich identifiziert und dadurch frei wird für eine Wirklichkeit, (in der es..) keine Substanz hat (..) wird mit unserem Tod untergehen. Was bleibt, ist unsere wahre göttliche Identität. (..) nicht weniger Ich, sondern mehr. Zurücknahme nicht als Verlust; erscheint als etwas viel Kostbareres (...) Deshalb ermuntere ich die Menschen, die mit Zweifeln am Sinn des Lebens zu mir kommen: "Gib dich hinein (...) und vertraue darauf, dass es der Prozess ist." In der herkömmlichen religiösen Sprache heißt das, sich dem Willen Gottes fügen, aber nicht zähneknirschend, sondern mit dem rückhaltlosen Urvertrauen, dass das Leben Sinn macht. (..) Los-Lassen-Können, sich Öffnen den Menschen nahezubringen, scheint mir die wichtigste Aufgabe zu sein..."
- Willigis Jäger, Die Welle ist das Meer, Herder-Verlag-Spektrum, S 34f. S. 101.
Bewusste Entwicklung von Loslassen
Loslassen ist eine Tugend, die man stärken kann. Vielleicht willst du ja Loslassen in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:
- Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft des Loslassens mehr zum Ausdruck zu bringen.
- Du kannst z.B. den Entschluss fassen: "Während der nächsten Woche will ich Loslassen kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein loslassenderer Mensch zu sein."
- Nimm dir vor, jeden Tag mindestens etwas zu tun, was Loslassen ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Loslassen."
- Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin loslassend."
Affirmationen zum Thema Loslassen
Hier einige Affirmationen für mehr Loslassen. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen. Nicht alle unten aufgeführten Affirmationen passen - nutze diejenigen, die für dich stimmig erscheinen.
Klassische Autosuggestion für Loslassen Hier die klassische Autosuggestion:
- Ich bin loslassend.
Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:
- Ich bin loslassend. Om Om Om.
- Ich bin ein Losgelassener, eine Losgelassene OM.
Entwicklungsbezogene Affirmation für Loslassen Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin loslassend " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:
- Ich entwickle Loslassen.
- Ich werde loslassend.
- Jeden Tag werde ich loslassender.
- Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Loslassen.
Dankesaffirmation für Loslassen:
- Ich danke dafür, dass ich jeden Tag loslassender werde.
Wunderaffirmationen Loslassen Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:
- Bis jetzt bin ich noch nicht sehr loslassend. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Loslassen entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
- Ich freue mich darauf, bald sehr loslassend zu sein.
- Ich bin jemand, der loslassend ist.
Gebet für Loslassen
Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Loslassen :
- Lieber Gott, bitte gib mir mehr Loslassen.
- Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein loslassender Mensch werde.
- Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Loslassen mehr und mehr zum Ausdruck bringe.
Frage dich: Was müsste ich tun, um Loslassen zu entwickeln?
Du kannst dich auch fragen:
- Was müsste ich tun, um Loslassen zu entwickeln?
- Wie könnte ich loslassend werden?
- Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Loslassen.
- Angenommen, ich will loslassend sein, wie würde ich das tun?
- Angenommen, ich wäre loslassend, wie würde sich das bemerkbar machen?
- Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Loslassen kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als loslassender Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?
Siehe auch
- Bhagavad Gita
- Verhaftung
- Identifikation
- Raga
- Dvesha
- Tugend
- Raja Yoga
- Yoga Psychologie
- Verhaftungslosigkeit
- Vairagya
- Vertrauen
- Entspannung
- Vedanta
- Loslassen Sanskrit
- Byron Katie
Eigenschaften im Alphabet vor Loslassen
Eigenschaften im Alphabet nach Loslassen
Literatur
- Mantra-Buch: Zauberworte für alle Lebenslagen
- Sukadev Bretz, Ulrike Schöber: Der Königsweg zur Gelassenheit; 2014
- Sukadev Bretz: Karma und Reinkarnation
Weblinks
- Peace Pilgrim: Loslassen (OnlineBücher Yoga Vidya
- Sukadev Bretz: Vorwärtsbeuge, loslassen und hingegeben – HYP I.31
- The Work: Byron Katie und ihre Techniken zum Loslassen
Seminare
Depression
Der RSS-Feed von https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/depression/?type=2365 konnte nicht geladen werden: Fehler beim Parsen von XML für RSS
Atem-Praxis
Der RSS-Feed von https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/atem-praxis/?type=2365 konnte nicht geladen werden: Fehler beim Parsen von XML für RSS
Multimedia
Sukadev im Audio-Blog: Über das Loslassen in der Hatha Yoga Pradipika
<mp3player>http://yoga-inspirationen.podspot.de/files/33_Hathayoga_Pradipika.MP3</mp3player>
Yogastunde Mittelstufe: Loslassen und Ausdehnen
<mp3player>http://daricha.podspot.de/files/Yogastunde_Mittelstufe_Loslassen_Ausdehnung.mp3</mp3player>