Sanskrit Kurs Lektion 16: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel [[Sanskrit]]. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen [[Umschrift]] (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel [[Devanagari]]. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.'''   
'''Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze in die [[Sanskrit Grammatik|Grammatik]] des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel [[Sanskrit]]. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen [[Umschrift]] (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel [[Devanagari]]. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.'''   


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Version vom 15. Oktober 2015, 15:16 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Das Adjektiv (2)

Neben einer Reihe von ursprünglichen Adjektiven wie nava "neu" (Nava) oder nīla "blau" (Nila) gibt es im Sanskrit auch eine Menge von Adjektiven, die von Verbalwurzeln (Dhatu) abgeleitet sind. Hierzu zählen z. B.:


  • vṛddha "alt" (Vriddha, abgeleitet von Wurzel vṛdh "wachsen, gedeihen"
  • rakta "rot" (Rakta), abgeleitet von Wurzel raj/rañj "(sich) röten, färben"
  • yukta "konzentriert, gesammelt" (Yukta), abgeleitet von Wurzel yuj "(sich) verbinden"
  • śuddha "rein, geläutert" (Shuddha), abgeleitet von Wurzel śudh "rein werden, klar werden"
  • śānta "ruhig, still" (Shanta), abgeleitet von Wurzel śam "sich beruhigen"
  • mukta "frei" (Mukta), abgeleitet von Wurzel muc "befreien, frei werden"


In den folgenden drei Beispielsätzen, die einen kleinen zusammenhängenden Text bilden, stimmen diese Adjektive mit den jeweiligen Substantiven, auf die sie sich beziehen, in Fall (Kasus), Zahl (Numerus) und Geschlecht (Genus) überein. Diese grammatische Übereinstimmung (Kongruenz) kann sich über mehrere Sätze (Vakya) erstrecken.


Übung 1

  • Devanagari: वृद्धो योगी रक्ते पद्मे युक्त आस्ते |
  • wissenschaftliche Transliteration: vṛddho yogī rakte padme yukta āste |
  • vereinfachte Transkription: vriddho yogi rakte padme yukta aste |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Der alte Yogi (Vriddha Yogin, Nom. Sg.) auf eine rote Lotosblüte (Rakta Padma, Lok. Sg.) konzentriert (Yukta, Nom. Sg.) sitzt (Verb, ās), d.h. "Der alte Yogi sitzt, konzentriert auf eine rote Lotosblüte."

Erläuterungen

  • Der Nominativ Singular yogī (von yogin Yogin m.) ist das logische Subjekt (Kartri) der Verbalhandlung āste ("er sitzt").
  • Das Adjektiv vṛddhaḥ (von vṛddha Vriddha "alt") ist eine nähere Bestimmung (Visheshana) zu yogī und steht daher ebenfalls im Nominativ Singular Maskulinum.
  • Das Adjektiv yuktaḥ (von yukta Yukta "verbinden, sich konzentrieren") ist eine weitere nähere Bestimmung zu yogī und steht daher ebenfalls im Nominativ Singular Maskulinum.
  • Der Lokativ Singular padme (von padma Padma n.) beschreibt den Ort (Adhikarana) der Verbalhandlung näher.
  • Das Adjektiv rakte (von rakta Rakta "rot") ist eine nähere Bestimmung zu padme und steht daher ebenfalls im Lokativ Singular Neutrum.
  • Sandhi: Die Form vṛddho steht für vṛddhaḥ, da auslautendes -aḥ vor stimmhaften Konsonanten (hier: v) zu -o wird. Die Form yukta steht für yuktaḥ, da Visarga vor langem ā ausfällt.


Übung 2

  • Devanagari: तस्य मनः शुद्धं शान्तं च भवति |
  • wissenschaftliche Transliteration: tasya manaḥ śuddhaṃ śāntaṃ ca bhavati |
  • vereinfachte Transkription: tasya manah shuddham shantam ca bhavati |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Dessen (Tad, Gen. Sg.) Geist (Manas, Nom. Sg.) rein ruhig (Shuddha Shanta, Nom. Sg.) und (Partikel) wird (Verb, bhū), d.h. "Sein Geist wird rein und ruhig."

Erläuterungen

  • Das Demonstrativpronomen tasya ist der Genitiv Singular von Tad ("das, dieses"). Es bezieht sich auf yogī, das logische Subjekt in Übung 1.
  • Der Nominativ Singular manaḥ (von manas Manas n.) ist das logische Subjekt (Kartri) der Verbalhandlung bhavati ("er wird").
  • Das Adjektiv śuddham (von śuddha Shuddha "rein") ist eine nähere Bestimmung (Visheshana) zu manaḥ und steht daher ebenfalls im Nominativ Singular Neutrum.
  • Das Adjektiv śāntam (von śānta Shanta "sich beruhigen") ist eine weitere nähere Bestimmung zu manaḥ und steht daher ebenfalls im Nominativ Singular Neutrum.
  • Die Verbindungsartikel (Nipata) ca ("und") steht nicht zwischen den beiden Adjektiven, sondern hinter dem zweiten (bzw. letzten) aufgezählten Adjektiv.
  • Die Verbform bhavati ("er wird") ist die 3. Person Singular (Indikativ Präsens Indikativ bzw. Parasmaipada) von der Verbalwurzel (Dhatu) bhū "sein, werden".
  • Sandhi: Die Form manaḥ steht für manas, da auslautendes -s vor Zischlauten (Ushman, hier: ś) zu Visarga () wird. In der Aussprache wird Visarga hier aber dem folgendem ś angeglichen (assimiliert), sprich: manaś śuddham.


Übung 3

  • Devanagari: सर्वेभ्यो ऽन्तरायेभ्यो मुक्तः समाधिं विशति |
  • wissenschaftliche Transliteration: sarvebhyo 'ntarāyebhyo muktaḥ samādhiṃ viśati |
  • vereinfachte Transkription: sarvebhyo 'ntarayebhyo muktah samadhim vishati |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Von allen Hindernissen (Sarva Antaraya, Abl. Pl.) frei (Mukta Nom. Sg.) in die Versenkung (Samadhi, Akk. Sg.) er tritt ein (Verb, viś), d.h. "Von allen Hindernissen frei, tritt er in Samadhi ein."

Erläuterungen

  • Das Adjektiv muktaḥ (von mukta Mukta "frei") ist eine nähere Bestimmung (Visheshana) zum logischen Subjekt yogī in Übung 1 und steht daher ebenfalls im Nominativ Singular Maskulinum.
  • Der Ablativ Plural antarāyebhyaḥ (von antarāya Antaraya m.) bezieht sich auf muktaḥ ("frei") und antwortet hier auf die Frage "frei wovon"? Syntaktisch bezeichnet der Ablativ (Panchami) den Ausgangspunkt der Handlung (Apadana).
  • Das Adjektiv sarvebhyaḥ (von sarva Sarva "alle") ist eine nähere Bestimmung zu antarāyebhyaḥ und steht daher ebenfalls im Ablativ Plural Maskulinum.
  • Der Akkusativ Singular samādhim (von samādhi Samadhi m.) ist das logische Objekt (Karman) der Verbalhandlung viśati ("er tritt ein").
  • Die Verbform viśati ("er tritt ein") ist die 3. Person Singular (Indikativ Präsens Indikativ bzw. Parasmaipada) von der Verbalwurzel (Dhatu) viś "eintreten, hinein gehen".
  • Sandhi: Die Formen sarvebhyo 'ntarāyebhyo stehen für sarvebhyaḥ antarāyebhyaḥ, da auslautendes -aḥ vor kurzem a bzw. stimmhaften Konsonanten (hier: m) zu -o wird. Das kurze anlautende a wiederum fällt nach -o aus und wird graphisch durch Apostroph ( ' ) bzw. Avagraha () dargestellt.


Siehe auch