Amar Das
Guru Amar Das (5. Mai 1479 – 1. September 1574) war der dritte indische Sikh Guru und wurde für seine Weisheit und Frömmigkeit sehr verehrt. Er wurde im Alter von 73 Jahren Guru und wurde ausgezeichnet für seine missionarischen Bemühungen, den Sikhismus zu verbreiten und für die Aufteilung der Punjab in 22 Diözesen.
Um den Glauben zu stärken, bestellte er drei großartige Sikh-Feste jedes Jahr und machte die Stadt Goindwal zum Zentrum der Sikhs. Er dehnte die kastenlose Gemeinschaftsküche aus und verlangte, dass jeder, der ihn sehen wollte, zuerst dort speisen musste. Er sprach sich für einen Mittelweg zwischen dem extremen Asketentum und sinnlichen Vergnügungen aus. Er reinigte den Sikhismus von Hindu Praktiken, unterstützte Hochzeiten zwischen Kasten, erlaubte Witwen, wieder zu heiraten und verhinderte Witwenverbrennungen.
Swami Sivananda über Amar Das
Artikel aus dem Buch "Lives of Saints" von Swami Sivananda, Divine Life Society, 2009.
Guru Amar Das war ein Angehöriger der Khatri Kaste vom Bhalla Klan. Er wurde 1479 v.Chr. in Basarke, in dem Phananah von Amritsar geboren. Amar Das war ein Mann von kleiner Statur. Er half sich selber, indem er ein kleines Pony mietete, welches er benutzte, um Gegenstände zu unterschiedlichen Plätzen zu transportieren.
Er begleitet ungemein gerne Heilige und war auf der Suche nach einem noblen spirituellen Lehrer. Er war ein Vaishnava. Eines Tages hörte er eine Rezitation von einer besonderen Hymne von Guru Nanak und war so sehr begeistert, dass er nach Khadur kam und im Alter von 62 Guru Angad Dev als seinen Guru akzeptierte. Er diente seinem Guru von ganzem Herzen und gab all seinen eigenen Luxus auf. Jede Mitternacht brachte er vom Fluss Beas, der circa vier Meilen von Khadur entfernt war, frisches Wasser für die Morgenwäsche seines Gurus. Täglich verrichtet er seine Arbeit ohne Fehler, bei jedem Wetter in jeder Saison. Er ging in den Wald und brachte Feuerholz für die Küche. Er war immer damit beschäftig den Namen des Herren in seinem Geiste zu wiederholen, sogar dann, wenn er schon von seinen Aufgaben entlassen war.
Amar Das hat niemals irgendetwas aus dem Lager seines Gurus gegessen. Seine Ehrfurcht vor dem Guru war gar so groß, das er ihm und seinem Haus niemals den Rücken zukehrte. Bei jeder Gelegenheit lief er rückwärts, mit seinem Gesicht dem Haus seines Guru zugewandt. Sogar während der nächtlichen Märsche zum Fluss lief er rückwärts und nutzte auch hier jede Gelegenheit dazu, sein Gesicht in Richtung des Hauses des Gurus zu wenden. Er versuchte nie, auch nur ein bisschen Aufmerksamkeit auf seine Dienste zu ziehen.
Eines Tages kam Amar Das mit Wasser vom Fluss zurück. Es war eine dunkle Nacht und es blitze, donnerte und regnete. Unglücklicherweise stolperte Amar Das über einen Pflock in der Nähe des Haus des Webers. Er fiel in die Webstuhl Grube und kletterte trotzdem mit vollem Wasser wieder aus der Grube. Der Weber hörte den Radau und fragte seine Frau: "Wer ist der Mann, der in der Dunkelheit der Nacht umherwandert?" Sie antwortete: "Es muss dieser erbärmliche Obdachlose Amar Das sein, der für den Guru für ein Stück Brot dient."
Diese Nachricht erreichte die Ohren des Gurus Angad. Er sagte "Amar Das ist nicht obdachlos. Er ist das zu Hause der Obdachlosen, die Festung für die Hilflosen, der Schutz der Schutzlosen, die Festung für die Schwachen, der Unterstützer derer, die nicht unterstützt werden, der Freund derer, die keine Freunde haben und eine Stütze für die Welt und ihren Glauben. Die, die Ihm folgen werden, werden Ihr zu Hause beim Herrn finden. Daraufhin wurde Amar Das zum Nachfolger von Guru Angad erklärt. Guru Angad kniete vor Amar Das nieder und präsentierte Ihm 5 Pasteten und eine Kokosnuss und ging, genauso wie es Guru Nanak damals bei ihm getan hatte, viermal um ihn herum.
Nach dem Tod von Guru Angad Dev versuchte dessen Sohn Datu, den Platz seines Vaters an sich zu reißen. Er verkündete folgendes: "Amar Das ist alt. Er ist mein Diener. Ich bin der Prinz aus der Guru Linie. Der Thron des Guru ist meiner." Die Sikhs erkannten Datu jedoch nicht an. Datu wurde eifersüchtig wegen des Ruhms von Amar Das, trat ihn und schmiss ihn vom Thron im Goindwal. Er sagte: "Gestern warst du der Wasserträger in unserem Haus und heute sitzt du hier als der Guru." Der Guru antwortete sanftmütig: "Oh großer König. Entschuldigen sie mich. Das muss ihren Fuß verletzt haben." Er verließ Goindwal und ging zurück zu seiner Heimat in Basarka.
Die Sikhs zollten Datu keinen Respekt. Sie brachten keine Gaben mehr und Datu blieb nichts anderes übrig, als alle Reichtümer aus Amar Das' Haus auf eine Kamel zu laden und nach Khadur aufzubrechen. Auf dem Weg wurde er von Banditen angegriffen. Sie nahmen all seinen Besitz. Als er protestierte, schlug Ihm ein Bandit mit seinem Stock auf genau den Fuß, mit dem er zuvor Armardas getreten hatten. Der Fuß schwoll enorm an und bereitete Datu schreckliche Schmerzen.
Amar Das ließ sich daraufhin wieder in Goindwal nieder, dem Sitz seines Gurus. Er erhielt große Reputation als Lehrer und Priester und konvertierte viele. Kaiser Akbar selbst hörte seine Vorträge mit verzückter Aufmerksamkeit. Amar Das war weise, demütig und geduldig und verbreitete die Mission von Guru Nanak weiter. Er verfasste viele wunderschöne Hymnen, die aufgrund ihrer sprachlichen Einfachheit und gedanklichen Reinheit sehr geschätzt wurden und später in die Adi Granth (Heilige Schrift des Sikhismus) übernommen wurden.
Amar Das trennte die inaktiven Udasis (religiöser Zweig der Sadhus) welche von Srichand, dem Sohn von Nanak gegründet wurden, von den dynamischen und aktiven Sikhs. Er organisierte und unterhielt eine große öffentliche Küche. Sie war geöffnet für all Klassen und Glaubensbekenntnisse. Brahmanen, Kathris, Vaishyas und Sudras aßen zusammen im selben Raum und standen in derselben Warteschlange ohne jedwede Unterscheidungen. Jegliche Einnahmen von den Angeboten wurde täglich wieder in die Küche investiert. Keiner konnte fragen, ob das Essen von Brahmanen oder einer niederen Sikh Kaste zubereitet wurde. Amar Das erteilte die Anweisung, dass ihn keiner besuchen konnte, der nicht auch das gekochte Essen in der Küche gegessen hatte. Dem Raja von Haripur im Kangra Distrikt wurde erst erlaubt, den Guru zu sehen, nachdem er das Essen in der Küche gegessen hatte.
Sogar Kaiser Akbar nahm auch das Essen aus der Küche. Er bot an, Amar Das zwölf Dörfer in Jagir für die Unterhaltung der Küchen zur Verfügung zu stellen. Guru Amar Das lehnte dieses Angebot jedoch ab. Er sagte, dass Gott die Küche unterhielt und keine äußere Hilfe notwendig sei. Akbar schenkte die Dörfer daraufhin Gurus Tochter Bibi Bheni.
Amar Das lehnte das traditionelle Selbstmordritual der Witwen, Sati, ab. Er änderte die Form der Heirats- und Todeszeremonien. Amar Das baute in Goindwal einen Bawali, ein großes rechteckiges Reservoir mit 84 Stufen, einem Anlegeplatz und Räumen für die Zelte der Reisenden. In dem Reservoir zu baden während man den Japji wiederholt, wird als verdienstlich angesehen. Zwei Feste werden jährlich hier gefeiert in Erinnerung an den Guru. Unzählbare Sikhs nehmen an diesen Festen teil.
Bei einer Gelegenheit fragten die Sikhs den Guru: "Oh verehrungswürdiger Guru, was sind die Eigenschaften eines wahren Sikhs?" Guru Amar Das antwortete: "So wie die Perlmutter, die einen Regentropfen bekommt, zufrieden ist und zum Grund abtaucht um Perlen zu produzieren, so sollte ein Sikh zufrieden sein wenn er das Mantra eines Gurus bekommt und den Namen Gottes zur Wiederholung. Er sollte immer den Namen Gottes wiederholen. Er sollte anerkennen, dass die Welt und ihr Reichtum Gott gehört. Er sollte einen ausgeglichenen Geist in Wohlstand und Not haben. Er sollte den Gott anbeten, der als einziger fähig ist, irgendetwas zu bewirken. Er sollte Ihm bedingungslos vertrauen. Er sollte nicht ein Grab oder einen verbrannten Boden anbeten."
Bei einer anderen Gelegenheit saßen ein Goldschmied und seine Frau zu den Füßen des Gurus und baten ihn um ein Kind. Der Guru lächelte und fragte: "Behalte ich immer Kinder bei mir um sie dann Menschen zu geben?" Der Goldschmied antwortete: "Das sind Kinder im reinen Wort des Gurus." Guru Amar Das war erfreut über den Goldschmied und sagte: "Du sollst zwei Kinder haben." Die Frau des Goldschmiedes gebar in kurzer Zeit zwei Söhne.
Amar Das selber atte zwei Söhne, Mohan und Mohri, und zwei Töchter, Dani und Bibi Bheni. Bheni wurde mit Ramdas verheiratet, der allgemein Jetha genannt wurde. Dani wurde mit Rama aus der Familie von Guru Nanak verheiratet.
Amar Das sagte zu Jetha, er möge zwei weitere Reservoirs ausgraben. Jetha lehnte die Aufgabe des Gurus ab. Amar Das baute dennoch beide Reservoirs. Einer hieß Santoksar oder der Fluss der Zufriedenheit, der andere hieß Amritsar oder Fluss des Nektars. So wurde die berühmte Stadt Amritsar gegründet.
Amar Das beschloss, seine beiden Stiefsöhne zu testen. Er wies sie an, für ihn jeweils zwei Plattformen zu errichten, eine, auf der er am Morgen sitzen konnte und eine, auf der er am Abend sitzen konnte. Ramas’ Plattform war als erstes fertig, aber der Guru lehnte sie ab und ordnete ihn an, diese wieder abzubauen und eine andere zu errichten. Rama handelte dementsprechend aber der Guru war wieder unzufrieden und brachte ihn dazu, auch diese wieder abzubauen. Rama gehorchte. Aber als der Guru sie zum dritten Mal ablehnte, baute Rama die Plattform ab und weigerte sich, eine weitere zu bauen.
Der Guru behandelte Jetha genauso. Jetha riss die Plattformen sieben Mal ab ohne zu murren und baute sie wieder neu. Der Guru umarmte Ihn und sagte: "Sieben mal hast du hast du meinen Anweisungen Folge geleistet und diese Plattform gebaut. Also werden deine nächsten sieben Generationen auf dem Guru Thron sitzen."
Bibi Bheni erhielt das Versprechen ihres Vaters, dass die Erbfolge in Ihrem Besitz bliebe. 1574 n.Chr. erklärte Guru Amar Das Jetha als seinen Nachfolger. Zwei Tage später starb er im Alter von 95 in Goindwal. Er hatte angefangen, Guru Angad Dev im Alter von 62 Jahren zu folgen, hatte ihm 12 Jahre gedient und weitere 22 Jahre selber als Guru gelehrt.
Siehe auch
Literatur
- Annemarie Schimmel: Sufismus: Eine Einführung in die islamische Mystik
- Idries Shah: Die Weisheit der Narren: Geschichten der Sufimeister
- Irina Tweedie: Der Weg durchs Feuer
- Sayed O. Ali-Shah: Sufismus für den Alltag
- Andre Ahmed Al Habib: Sufismus: Das mystische Herz des Islam. Eine Einführung
Weblinks
- Swami Sivananda
- Swami Vishnu-devananda
- Paramahamsa Yogananda
- Anandamayi Ma
- Shankara
- Swami Chidananda
- Swami Krishnananda
- Ramana Maharshi
- Poonjaji
- Mata Amritananda Mayi
- Sathya Sai Baba
Seminare
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