Schamanismus in der Mongolei

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Schamanismus in der Mongolei Der Schamanismus ist in der Mongolei noch ein lebendiges animistisches Glaubenssystem, dessen Kern darin besteht, dass alles in der Natur wie Menschen, Tiere, Pflanzen sowie auch alle anderen Dinge beseelt sind. Das zentrale Element ist die Verehrung von Mutter Erde und des „blauen mächtigen ewigen Himmels“, Vater Himmel (Tenger). Der mongolische Schamanismus wird von den Mongolen Tengrismus genannt.

Schamanismus in der Mongolei

Schamanismus in der Mongolei

Seit Jahrhunderten hat sich der Schamanismus in der Mongolei auch stark mit dem lamaistischen Buddhismus vermischt. Im Tengrismus sind die Sonne und der Mond sind die Augen des Himmels. Sie werden auch als zwei Schwestern gesehen und ihre Wesen sind das Feuer und das Wasser. Der Sonnen- und der Mondzyklus stehen für die Kreisform der Zeit und aller Vorgänge in der Natur. Vielen zentralasiatischen Stämmen ist es bewusst, dass eines der wichtigsten Dinge, um die Welt im Gleichgewicht zu halten, der Respekt gegenüber Himmel, Wasser und der Erde ist. Die Welt ist voll von Seelen (Geistern), die in allen Dingen und an allen Plätzen präsent sind.


Zustand von Gleichgewicht und Harmonie

Es ist für die Mongolen sehr wichtig, das Leben richtig zu führen, d.h. sich gegenüber all diesen Seelen respektvoll und human zu verhalten. Dadurch befindet sich die Welt im Gleichgewicht und in Harmonie, was dazu beiträgt, dass unsere Kraft gestärkt wird. Vater Himmel und Mutter Erde mit allen ihren Seelen in der Natur sowie auch unsere Vorfahren versehen uns mit allem, was wir brauchen und beschützen uns. Die Schamanen spielen in der Wiederherstellung des Gleichgewichts in der Welt eine große Rolle.

„Wir Mongolen wissen, das All ist rund und es bezieht alle Lebewesen mit ein – auch die Bäume, die Gräser, die Steine, die Lüfte, die Winde… Alles ein einheitliches Rundes. Alles einbezogen in ein Wir. …Und ich, als Splitter von diesem großen heiligen Wesen, fühle mich geborgen und eins mit ihm.“ (Galsan Tschinag)

Das Universum der Mongolen kann durch einen Kreis visualisiert werden, nicht nur einen dreidimensionalen, sondern auch in der vierten Dimension der Zeit. Alles besitzt eine kreisförmige Bewegung: der Lauf der Sonne von einem Tag zum nächsten, der Jahreskreis von Jahr zu Jahr sowie auch der Kreis aller Seelen, wenn sie sich wieder und wieder reinkarnieren. Dazu gehört auch der Kreis der Achse mit den vier Himmelsrichtungen und die Achsen zur oberen Welt, des Ewigen Himmels und hinunter zur unteren Welt, zu Mutter Erde. Auf der Reise eines Schamanen kann der Schamane den Weltenbaum zur oberen Welt erklimmen oder dorthin fliegen und er kann über den Fluss hinunter zur unteren Welt reisen.

Animismus

Die mongolischen Schamanen beschäftigen sich mit der persönlichen Kraft der Menschen und Dinge und bringen ihnen eine gute Zukunft. Sie bringen die Menschen in die Mitte des Universums, dabei unterstützt von Mutter Erde und Vater Himmel und vielen Hilfsgeistern, mit der kosmischen Seele als heller weißer Stern und der Körperseele als roter Lichtpunkt. Sie bringen dadurch das Universum und das tägliche Leben ins Gleichgewicht.

Um die persönliche Kraft ins Gleichgewicht zu bringen, ist es gut zu beten und Rituale zu vollziehen. Wir können Gebete, Danksagungen und Ehrerbietungen dem Himmel, Mutter Erde und anderen Seelen (Geistern) sowie unseren Vorfahren und der Natur darbringen. Dabei ist es gut mit Salbei, Thymian, Wacholder und anderen Kräutern zu räuchern. Wir verlieren Energie und psychische Kraft, wenn wir Tabus brechen, indem wir den Seelen oder unseren Ahnen keinen Respekt zollen. Töten wir grundlos Tiere, so entweihen wir die Geister der Natur. Persönliche Handlungen können z.B. darin bestehen Menschen in Not unsere Hilfe anzubieten. Unsere Energie wird eben durch eine richtige Lebensweise erhöht.


Schamanen sind spirituelle Menschen

In der Mongolei sind die Schamanen sehr spirituelle Menschen. Es gibt neben den Schamanen noch Heiler, Knocheneinrichter und Hebammen. Man glaubt, dass alle diese Spezialisten irgendeine Form der Hilfe aus der Geisterwelt erhalten. Knocheneinrichter behandeln Rückenschmerzen, Eiterbeulen, wunde Stellen und andere Hautkrankheiten.

Es ist aber der Schamane, der die Welt der Seelen und Geister wirklich gut kennt. Der Schamane wird bei seiner Geburt von den Geistern auserwählt und erhält dann eine zusätzliche Seele die in diese Person eintritt. Diese Seele hilft dem Schamanen, die Hilfe anderer Geister zu erbitten. Ohne diesen Schutz, die Rituale und Geister sind die Weltenreisen sehr gefährlich. Die Hauptaufgabe des Schamanen besteht darin, das Gleichgewicht in seiner Gemeinschaft wiederherzustellen und zu erhalten. Schamanen sprechen Segnungen aus, vollziehen Schutzrituale, üben Jagdmagie, Zeremonien des Regenmachens und Weissagungen aus. Sie heilen Krankheiten spirituellen Ursprungs. Es ist ihnen sehr wohl bewusst, dass die physischen Symptome einer Krankheit ebenfalls behandelt werden müssen. Aus diesem Grund werden von ihnen zusätzlich zur spirituellen Heilung auch Heilkräuter verabreicht. Der spirituelle Aspekt der Krankheit ist aber insofern von Wichtigkeit, als die physischen Symptome allein nicht das wahre Problem sind.

„Der Heilende ist nur ein Mensch, ein lebendes Herz, ein verstehendes Herz und Hirn, das Schlüsselwort ist „Zuwendung“. (Galsan Tschinag)


Schamanische Werkzeuge

Für ihre Arbeit verwenden Schamanen verschiedene Werkzeuge. Ihr Kostüm und ihre Werkzeuge sind gleichzeitig auch die Behausungen für ihre Helfergeister. Sie verwenden eine einseitige, handgehaltene Trommel, um den Gesang, Obertongesang und den Tanz anzutreiben. Ein anderes wichtiges Werkzeug ist ein runder Spiegel aus Metall. Er wirkt wie ein Panzer und lenkt Angriffe durch Geister ab. Er kann auch Licht reflektieren, um damit einen Geist zu blenden, und er absorbiert auch Energie aus dem Universum, wodurch die Kraft des Schamanen gestärkt wird. Viele Schamanen haben einen ritueller Anhänger, ein Amulett, das dazu verwendet wird, Geister aus Patienten auszutreiben. Es gibt auch zahlreiche Musikinstrumente, die Maultrommel wohl die bekannteste. Manche Schamanen verwenden Masken. Schamanen sind ein wichtiger Helfer und Ratgeber für die Menschen in der Mongolei, sowohl auf dem Land als auch in der Stadt.

„Mit den Händen die Haut berühren, mit den Worten die Seele, und den Geist ein bisschen verwirren, dann geschieht Heilung wie von selbst und wie nebenbei…“ (Galsan Tschinag)

Mongolei


Alle Menschen und Tiere besitzen mehr als nur eine Seele

Im mongolischen Schamanismus Glauben sind viele Seelen notwendig, um einen physischen Körper zu bewohnen und lebendig zu machen. Die Stämme glauben, dass Menschen drei Seelen besitzen.

  • Die „Suld“ Seele, die nach dem Tod in der Natur verweilt
  • Die „Ami“ Körperseele, die wiedergeboren wird
  • Die „Suns“ Seele, die ebenfalls wiedergeboren wird

Diese drei Seelen befinden sich im Energiefeld, das den physischen Körper umgibt. Diese Sphäre besitzt eine aufrechte Achse in sich, die von sieben Löchern, die den sieben Chakren entsprechen, durchbohrt ist.


Suld Seele

Die Suld Seele befindet sich auf der Kopfkrone, wo es eine direkte Verbindung mit Vater Himmel durch den kleinen Tenger, der sich ebenfalls dort befindet, gibt. Die anderen beiden Seelen schwanken durch die Löcher der Körperachse in der Form einer Sinuskurve vor und zurück. Die Suld Seele ist die individualisierte der drei menschlichen Seelen. Sie lebt in einem physischen Körper nur einmal, danach lebt sie in der Natur weiter.

Ami Seele

Die Ami ist die Seele, die den Körper belebt. Sie ist mit der Fähigkeit zu atmen verbunden. Nach dem Tod kehrt sie zum Weltenbaum zurück, wo sie in seinen Ästen und Zweigen zwischen Himmel und Erde in der Form eines Vogels sitzt. Ami Seelen neigen dazu, unter Verwandten wiedergeboren zu werden. Obwohl die Ami zumindest vorübergehend etwa während einer Krankheit den Körper verlassen kann, verlässt sie diesen bis zum Tod des Menschen nie für immer.

Suns Seele

Die Suns Seele macht, so wie die Suld Seele, die Persönlichkeit des Menschen aus, aber sie trägt in sich auch die gesammelten Erfahrungen vergangener Leben. Die Suns bewohnt zwischen ihren Wiedergeburten die Untere Welt, kann aber als Geist zurückkehren, um Freunde oder Verwandte zu besuchen. Die Suns Seele kann den Körper ebenfalls vorübergehend verlassen und manchmal sogar bis zur Unteren Welt wandern.


Die Seelen von Tieren

Auch Tiere besitzen zwei Seelen, die Ami Körperseele und die Suns Seele, von denen beide wiedergeboren werden. Sie werden oft als Wiedergeburt ihrer Spezies reinkarniert. Sie besitzen Persönlichkeit, Sprache und auch psychische Fähigkeiten. Die Tiere mit dem höchsten Rang sind der Sibirische Tiger, der Schneeleopard und der Bär. Der Respekt gegenüber Tierseelen bestimmt auch die Jagdregeln. Die Jäger entschuldigen sich bei den Tieren, wenn sie diese töten und sagen diesen, dass sie sie töten, um zum Überleben Fleisch und Haut zu erhalten. Haustiere werden ebenfalls sehr respektvoll getötet

„Wir Mongolen wissen, das All ist rund und es bezieht alle Lebewesen mit ein - auch die Bäume, die Gräser, die Steine, die Lüfte, die Winde... Alles ein einheitliches Rundes. Alles einbezogen in ein Wir. ...Und ich, als Splitter von diesem großen heiligen Wesen, fühle mich geborgen und eins mit ihm.“ (Galsan Tschinag)

Heilige Berge, Bäume und Steine

Berge, Flüsse und Seen, Bäume, einzelne Felsen und Steine sind die Heimat der der Ort- und Naturgeister. Flüsse, Seen, Bäche und Quellen sind auch ein Durchgang für alle Seelen auf ihren Reisen in die untere Welt. Ein Baum symbolisiert die Weltenmitte, wo sich Himmel und Erde berühren, wo alle Zeiten und Orte miteinander verschmelzen. Diese können dadurch geehrt werden, dass man darauf ein Stück Tuch befestigt. Dieses Ritual verleiht dem Ort, an welchem auch immer es durchgeführt wird, Frieden und verringert Gewalt. Es sollte an so vielen Orten wie möglich durchgeführt werden, insbesondere an Orten, die eine Stätte des Todes – aufgrund von Krieg oder Gewalt – waren. Dabei werden die Naturgeister angerufen, um Inspiration zu bringen, die Herzen der Menschen zu beruhigen und Gedanken von Friede und Liebe in den Menschen einzupflanzen.

Bäume symbolisieren auch den Weltenbaum, der in der Mongolei durch eine Birke oder Weide versinnbildlicht wird. Einige dieser Bäume waren einmal die Seelen von Menschen, Ahnen aus einer sehr frühen Zeit. In ungewöhnlichen Felsen oder Bäumen sollen auch starke Geister wohnen, die man respektiert und denen man mit Gaben huldigt.

Owoo - ein Schrein für die Berggeister


Berggeister

Berggeister werden als sehr mächtig angesehen, und die Menschen beten um gute Jagd und ausreichend Nahrung. Diese Zeremonien werden gewöhnlich etwa um die Zeiten der Sonnenfinsternis und Sonnenwende gefeiert. Dabei handelt es sich um den Akt der Reinigung der Seele von Negativität. Berggeistern wird auch an speziellen Schreinen, die als Owoo bezeichnet werden, gehuldigt. Diese sind hohe Haufen aus Steinen. Wenn du mal in die Mongolei reist und an einem Owoo vorbeikommst, so gehst du drei Mal im Uhrzeigersinn um ihn herum und legst jedes Mal einen Stein darauf ab. Durch das Ablegen des Steins empfängst du von den Geistern Energie und Glück für deine Reise.

Owoos stehen an Straßenkreuzungen, auf Bergkuppen, an Seen und in Schluchten. Mal sind es große, mal kleine Steinhaufen und manchmal sind es mit blauen Seidenschals („khardags“) umwickelte Bäume oder Baumstämme. Sehr oft ist es eine Kombination aus Steinhaufen und Ästen. Die Farbe Blau symbolisiert dabei den „ewigen Himmel“ und steht auch für den Respekt vor der Natur.

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Videos

Siehe auch

Weblinks

Seminare

Naturspiritualität und Schamanismus

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Asanas als besonderer Schwerpunkt

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