Sanskrit Kurs Lektion 8: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 11. April 2018, 09:07 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Der Satz

Ein vollständiger Satz (Vakya) kann im Sanskrit aus einem einzigen Wort bestehen, nämlich aus einem Verb (Akhyata). Das Verb, also ein Wort, das eine Handlung (Kriya) ausdrückt ("was geschieht"), ist somit aus Sicht der altindischen Grammatik der Kern eines jeden Satzes.

Normalerweise wird eine Handlung noch näher beschrieben, also wer etwas tut, womit, mit wem, wozu, wo, wann usw. Diese näheren Umstände der Handlung, die sogenannten Handlungsfaktoren (Karaka), werden im Sanskrit durch die einzelnen Fälle (Vibhakti) ausgedrückt.

In den folgenden Übungen wird gezeigt, wie aus einem einzelnen Verb (einem "Ein-Wort-Satz") nach und nach ein immer komplexerer Satz entsteht, in dem wir mehr und mehr über die näheren Umstände der Handlung erfahren.


Übung 1

  • wissenschaftliche Transliteration: gacchati |
  • vereinfachte Transkription: gachchhati |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: (Er, sie, es) läuft (Verb).

Erläuterungen

  • Die Verbform gacchati ("er, sie, es geht, läuft") ist die 3. Person Singular (Indikativ Präsens Aktiv bzw. Parasmaipada) von der Verbalwurzel gam ("gehen, laufen").
  • Je nach Kontext bezeichnet die Verbalendung -ti einen männlichen (er), weiblichen (sie) oder sächlichen (es) Handelnden (Agens, Kartri).


Übung 2

  • wissenschaftliche Transliteration: kanyā gacchati |
  • vereinfachte Transkription: kanya gachchhati |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Das Mädchen (Kanya, Nominativ) läuft (Verb).

Erläuterungen

  • Dieser einfache Satz enthält neben dem Verb als Hauptbestandteil noch das logische Subjekt der Handlung (Kartri). Dieses steht in aktiver Konstruktion (Kartari Prayoga) im Nominativ.
  • Der Nominativ (Prathama) antwortet auf die Frage "Wer?"
  • Das Substantiv kanyā (Kanya, "Mädchen") ist weiblich (f., Femininum) und bildet im Singular den Nominativ kanyā, der identisch mit der Stamm- bzw. Wörterbuchform ist.


Übung 3

  • Devanagari: कन्या नगरं गच्छति |
  • wissenschaftliche Transliteration: kanyā nagaraṃ gacchati |
  • vereinfachte Transkription: kanya nagaram gachchhati |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Das Mädchen (Kanya, Nominativ) in die Stadt (Nagara, Akkusativ) läuft (Verb), d.h. "Das Mädchen läuft in die Stadt."

Erläuterungen

  • Der Satz aus Übung 2 wurde um einen weiteren Handlungsfaktor erweitert, das Objekt (Karman) des Ziels bzw. der Richtung, welches im Akkusativ steht.
  • Der Akkusativ (Dvitiya) antwortet hier auf die Frage "Wohin?"
  • Das Substantiv nagara (Nagara, "Stadt") ist sächlich (n., Neutrum) und bildet im Singular den Akkusativ nagaram.


Übung 4

  • Devanagari: कन्या पिटकेन नगरं गच्छति |
  • wissenschaftliche Transliteration: kanyā piṭakena nagaraṃ gacchati |
  • vereinfachte Transkription: kanya pitakena nagaram gachchhati |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Das Mädchen (Kanya, Nominativ) mit einem Korb (Pitaka, Instrumental) in die Stadt (Nagara, Akkusativ) läuft (Verb), d.h. "Das Mädchen läuft mit einem Korb in die Stadt."

Erläuterungen

  • Der Satz aus Übung 3 wurde abermals um einen Handlungsfaktor erweitert, das Instrument der Handlung (Karana, hier einen die Haupthandlung "läuft" begleitenden Gegenstand), welches im Instrumental steht.
  • Der Instrumental (Tritiya) antwortet auf die Frage "Mit wem?" bzw. "Womit?"
  • Das Substantiv piṭaka (Pitaka, "Korb") ist sächlich (n., Neutrum) und bildet im Singular den Instrumental piṭakena.


Zusammenfassung und Vertiefung

  • Das Verb (Tätigkeitswort, Akhyata) ist das Wichtigste in einem Satz (Vakya).
  • Das Geschehen bzw. die Handlung (Kriya) eines Satzes kann mithilfe von sogenannten Handlungsfaktoren (Karaka) näher beschrieben werden.
  • Diese Handlungsfaktoren sind Substantive (Nomen, Naman), die durch ihren entsprechenden Fall (Kasus, Vibhakti) ihre jeweilige Beziehung zur Handlung ausdrücken.
  • Die Regeln für den korrekten grammatischen Zusammenhang aller Bestandteile eines Satzes bezeichnet man als Syntax (Anvaya).
  • Die Verbform (hier gacchati "läuft") steht in der Regel am Ende des Satzes, ganz gleich, um wieviele Handlungsfaktoren (Karaka) der Satz erweitert wird.


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