Sanskrit Kurs Lektion 55: Unterschied zwischen den Versionen

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:'''mahati''' : mächtiger, gewaltiger ([[Mahat]], Lok. Sg. m.)
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:'''śrūyamāṇe''' : wenn gehört wird (Partizip Präsens von [[shru|śru]], Lok. Sg. m.)
:'''śrūyamāṇe''' : wenn gehört wird (Partizip Präsens [[Atmanepada]] von [[shru|śru]], Lok. Sg. m.)
:'''api''' : auch, selbst ([[Api]], Verbindungspartikel)
:'''api''' : auch, selbst ([[Api]], Verbindungspartikel)
:'''megha-bhery-ādike''' : wie von einer (Gewitter-)Wolke ([[Megha]]), einer Kesselpauke ([[Bheri]]) usw. ("zum Anfang habend", [[Adika]], Lok. Sg. m.)
:'''megha-bhery-ādike''' : wie von einer (Gewitter-)Wolke ([[Megha]]), einer Kesselpauke ([[Bheri]]) usw. ("zum Anfang habend", [[Adika]], Lok. Sg. m.)
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:Selbst wenn ein lauter (inner) Ton wie der einer Gewitterwolke oder einer Kesselpauke usw. gehört wird,  
:Selbst wenn ein lauter (inner) Ton wie der einer Gewitterwolke oder einer Kesselpauke usw. gehört wird,  
:soll man die Aufmerksamkeit auf den allersubtilsten* Klang richten.
:soll man die Aufmerksamkeit auf den allersubtilsten* Klang unter all diesen Klängen richten.


'''*Anmerkung:''' Der Komparativ '''sūkṣmataram''' (Akk.) bezieht sich auf den [[Akkusativ]] '''nādam'''. Wörtlich bedeutet der Ausdruck '''sūkṣmāt''' ([[Ablativ]]) '''sūkṣmataraṃ nādam''' "auf den Klang, der '''subtiler als subtil''' ist", was sich mit "auf den '''allersubtilsten''' Klang" übersetzen lässt. Diese Form entspricht im Deutschen wiederum einer '''Elativ''' genannten Sonderform des [[Superlativ]]s.
'''*Anmerkung:''' Der Komparativ '''sūkṣmataram''' (Akk.) bezieht sich auf den [[Akkusativ]] '''nādam'''. Wörtlich bedeutet der Ausdruck '''sūkṣmāt''' ([[Ablativ]]) '''sūkṣmataraṃ nādam''' "auf den Klang, der '''subtiler als subtil''' ist", was sich mit "auf den '''allersubtilsten''' Klang" übersetzen lässt. Diese Form entspricht im Deutschen wiederum einer '''Elativ''' genannten Sonderform des [[Superlativ]]s.
===Erläuterungen===
*[[Anvaya|Syntax]]: Alle vier Lokative ([[Saptami]]) des ersten Halbverses ('''mahati śrūyamāṇe meghabheryādike dhvanau''') bilden zusammen einen [[Absoluter Lokativ|absoluten Lokativ]], der die Voraussetzung für die nachfolgende Aussage beschreibt. Dieser besteht aus einem Substantiv ('''dhvanau''', das hier noch durch ein Adjektiv und eine Apposition erweitert wurde) und einem Partizip ('''śrūyamāṇe'''). In der deutschen Übersetzung wird ein solcher absoluter Lokativ häufig mit "wenn" eingeleitet.
*Das [[Sanskrit Adjektiv‏‎|Adjektiv]] ([[Visheshana]]) '''mahati'''  ist eine nähere Bestimmung zu '''dhvanau''' und steht daher ebenfalls im Lokativ Singular Maskulinum.
Das [[Partizip Präsens]] ([[Atmanepada]]) '''śrūyamāṇe''' ("der gehört werdende", Wurzel [[shru|śru]]) bezieht sich ebenfalls auf '''dhvanau''' und steht gleichfalls im Lokativ Singular Maskulinum.
Die Stellung der in der Regel nachgestellten [[Nipata|Verbindungspartikel]] '''api''' ("auch, selbst") nach '''śrūyamāṇe''' ist hier durch das Metrum]] bedingt, sie bezieht sich semantisch auf '''mahati'''.
*Das Kompositum ([[Samasa]]) '''megha-bhery-ādike''' ist eine Apposition zu '''dhvanau''' und steht daher ebenfalls im Lokativ Singular Maskulinum.
Der Lokativ '''dhvanau''' ist innerhalb des absoluten Lokativs das logische Objekt ([[Karman]]) der als Partizip Präsens ausgedrückten Verbalhandlung '''śrūyamāṇe''' ("gehört werdend").
*Das [[Sanskrit Adverb|Adverb]] '''tatra''' "dort, unter diesen" bezieht sich auf '''megha-bhery-ādike dhvanau''' im zweiten Versviertel ([[Pada]]).
*Der Ablativ ([[Panchami]]) '''sūkṣmāt''' bezieht sich auf den Komparativ '''sūkṣmataram'''.
Der Komparativ '''sūkṣmataram''' bezieht sich als Adjektiv auf '''nādam''' und steht daher ebenfalls im Akkusativ Singular Maskulinum.
*Der Akkusativ ([[Dvitiya]]) '''nādam''' ist logisches Objekt ([[Karman]]) der Verbalhandlung '''parāmṛśet'''.
*Die [[Nipata|emphatische Partikel]] '''eva''' "eben, gerade" hebt das vorangehende Wort ('''nādam''') hervor oder steht, wie in diesem Falle, in der Bedeutung "nur".
*Die [[Sanskrit Verb‏‎|Verbform]] '''parāmṛśet''' ("man soll/möge achten") ist die 3. Person Singular [[Optativ]] der Gegenwart der [[Sanskrit Verbalwurzel|Verbalwurzel]] ([[Dhatu]]) [[mrish|mṛś]], die in Verbindung mit dem '''Verbalpräfix''' ([[Upasarga]]) '''parā''' "achten, die Aufmerksamkeit richten " bedeutet. Der '''Optativ''' drückt einen Wunsch oder eine Möglichkeit, eine höfliche Aufforderung oder - wie in diesem Falle - eine neutrale Anweisung aus.





Version vom 19. September 2016, 11:27 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Der Komparativ 2

In Lektion 54 haben wir die Bildung und Verwendung des Komparativs betrachtet. Der folgende Beispielvers enthält einen Komparativ.


Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika

Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß (Chhandas) der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein Vers aus dem vierten Kapitel (Upadesha), das der Praxis der Meditation und Versenkung (Samadhi) gewidmet ist. Der 87. Vers steht im Kontext der Meditation auf den inneren Ton (Nada).


महति श्रूयमाणेऽपि मेघभेर्यादिके ध्वनौ |
तत्र सूक्ष्मात्सूक्ष्मतरं नादमेव परामृशेत् || ४.८७ ||


  • wissenschaftliche Transliteration:
mahati śrūyamāṇe'pi meghabheryādike dhvanau |
tatra sūkṣmāt sūkṣmataraṃ nādam eva parāmṛśet || 4.87 ||


  • vereinfachte Transkription:
mahati shruyamane'pi meghabheryadike dhvanau |
tatra sukshmat sukshmataram nadam eva paramrishet || 4.87 ||


  • Wort-für-Wort-Übersetzung:
mahati : mächtiger, gewaltiger (Mahat, Lok. Sg. m.)
śrūyamāṇe : wenn gehört wird (Partizip Präsens Atmanepada von śru, Lok. Sg. m.)
api : auch, selbst (Api, Verbindungspartikel)
megha-bhery-ādike : wie von einer (Gewitter-)Wolke (Megha), einer Kesselpauke (Bheri) usw. ("zum Anfang habend", Adika, Lok. Sg. m.)
dhvanau : ein Ton, Klang (Dhvani, Lok. Sg. m.)
tatra : bei diesen (verschiedenen Klängen, Tatra)
sūkṣmāt : als subtil, fein (Sukshma, Abl. Sg. n.)
sūkṣmataram : der subtiler, feiner ist (Sukshmatara, Akk. Sg. m.)
nādam : auf den Klang (Nada, Akk. Sg. m.)
eva : nur (Eva, Partikel)
parāmṛśet : man soll achten, die Aufmerksamkeit richten (parā + mṛś, Verb)


  • Übersetzung:
Selbst wenn ein lauter (inner) Ton wie der einer Gewitterwolke oder einer Kesselpauke usw. gehört wird,
soll man die Aufmerksamkeit auf den allersubtilsten* Klang unter all diesen Klängen richten.

*Anmerkung: Der Komparativ sūkṣmataram (Akk.) bezieht sich auf den Akkusativ nādam. Wörtlich bedeutet der Ausdruck sūkṣmāt (Ablativ) sūkṣmataraṃ nādam "auf den Klang, der subtiler als subtil ist", was sich mit "auf den allersubtilsten Klang" übersetzen lässt. Diese Form entspricht im Deutschen wiederum einer Elativ genannten Sonderform des Superlativs.


Erläuterungen

  • Syntax: Alle vier Lokative (Saptami) des ersten Halbverses (mahati śrūyamāṇe meghabheryādike dhvanau) bilden zusammen einen absoluten Lokativ, der die Voraussetzung für die nachfolgende Aussage beschreibt. Dieser besteht aus einem Substantiv (dhvanau, das hier noch durch ein Adjektiv und eine Apposition erweitert wurde) und einem Partizip (śrūyamāṇe). In der deutschen Übersetzung wird ein solcher absoluter Lokativ häufig mit "wenn" eingeleitet.
  • Das Adjektiv (Visheshana) mahati ist eine nähere Bestimmung zu dhvanau und steht daher ebenfalls im Lokativ Singular Maskulinum.

Das Partizip Präsens (Atmanepada) śrūyamāṇe ("der gehört werdende", Wurzel śru) bezieht sich ebenfalls auf dhvanau und steht gleichfalls im Lokativ Singular Maskulinum.

Die Stellung der in der Regel nachgestellten Verbindungspartikel api ("auch, selbst") nach śrūyamāṇe ist hier durch das Metrum]] bedingt, sie bezieht sich semantisch auf mahati.

  • Das Kompositum (Samasa) megha-bhery-ādike ist eine Apposition zu dhvanau und steht daher ebenfalls im Lokativ Singular Maskulinum.

Der Lokativ dhvanau ist innerhalb des absoluten Lokativs das logische Objekt (Karman) der als Partizip Präsens ausgedrückten Verbalhandlung śrūyamāṇe ("gehört werdend").

  • Das Adverb tatra "dort, unter diesen" bezieht sich auf megha-bhery-ādike dhvanau im zweiten Versviertel (Pada).
  • Der Ablativ (Panchami) sūkṣmāt bezieht sich auf den Komparativ sūkṣmataram.

Der Komparativ sūkṣmataram bezieht sich als Adjektiv auf nādam und steht daher ebenfalls im Akkusativ Singular Maskulinum.

  • Der Akkusativ (Dvitiya) nādam ist logisches Objekt (Karman) der Verbalhandlung parāmṛśet.
  • Die emphatische Partikel eva "eben, gerade" hebt das vorangehende Wort (nādam) hervor oder steht, wie in diesem Falle, in der Bedeutung "nur".
  • Die Verbform parāmṛśet ("man soll/möge achten") ist die 3. Person Singular Optativ der Gegenwart der Verbalwurzel (Dhatu) mṛś, die in Verbindung mit dem Verbalpräfix (Upasarga) parā "achten, die Aufmerksamkeit richten " bedeutet. Der Optativ drückt einen Wunsch oder eine Möglichkeit, eine höfliche Aufforderung oder - wie in diesem Falle - eine neutrale Anweisung aus.


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Dr. phil. Oliver Hahn

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