Wahnsinnige Liebe

Aus Yogawiki

Wahnsinnige Liebe ist umgangssprachlich eine besonders intensive Liebe, eine besonders machtvolle Liebe. Wahnsinnige Liebe kann aber auch eine Liebe sein, die krankhaft übersteigert ist und die Züge einer Psychose hat. Frische Liebe, Verliebtsein kann Charakteristika von Wahnsinn annehmen, einschließlich Wahrnehmungsverschiebung, Allmachtsphantasien, übersteigerte Gefühle etc., ohne deshalb krankhaft zu sein. Als wahnsinnige Liebe wird auch ein Liebesstil im Konzept der sechs Liebesstile bezeichnet.

Frau bekommt Blumenstrauß aus dem Laptop überreicht

Wahnsinnige Liebe als großartige Liebe

Der Ausdruck Wahnsinn, wahnsinnig, hat im Deutschen eine Doppelbedeutung. Ursprünglich heißt Wahnsinn geistige Verwirrung, psychische Krankheit, Psychose. Umgangssprachlich hat der Ausdruck aber auch eine Bedeutungswandlung erfahren: "Mir geht es wahnsinnig gut". "Ich liebe ihn wahnsinnig". "Sie hat eine wahnsinnige Liebe zu ihm". "Die beiden haben eine Wahnsinnsliebe". "Er hat eine Wahnsinns-Liebe zu ihr". Hier ist es dem Ausdruck "wahnsinnig" ähnlich ergangen wie dem Ausdruck "toll". Heutzutage wird toll meist als großartig angesehen: "Er ist einfach toll". Früher hieß toll aber wahnsinnig, geistig verwirrt. Tollheit war Verrücktheit. Auch der Ausdruck verrückt kann ja auch positiv verwendet werden.

In dieser umgangssprachlichen positiven Verwendung von Ausdrücken, die eigentlich psychische Erkrankung bezeichnen, steckt eine gewisse Weisheit: Das Außergewöhnliche erscheint oft krankhaft. Die Grenzen zwischen Genie und Wahn sind fließend. Jemand, der auf einem Gebiet außergewöhnlich ist, ist oft eben nicht normal. Eine Wahnsinns-Leistung ist eben eine Leistung, die aus einem nicht mehr normalen Geisteszustand und einer nicht mehr normalen Anstrengung her rührt. Normal ist eben der Durchschnitt, das Mittelmäßige. Das Großartige aber ist nicht normal - und kann daher Wahnsinn sein, wahnsinnig toll sein - und ist oft entstanden, indem man eben intensiver ergriffen von etwas ist, als normal ist. In diesem Sinn ist eine wahnsinnige Liebe, eine Wahnsinns-Liebe eine außergewöhnlich große Liebe, eine tolle Liebe, eine, auf die man sogar ein klein wenig eifersüchtig sein kann.

Wahnsinnige Liebe als krankhaft übersteigerte Liebe

Wahnsinnige Liebe kann aber auch tatsächlich krankhafte Liebe sein. Wahnsinnige Liebe verschiedenes sein:

  • Eine wahnsinnige Liebe kann eine Liebe sein, die vom anderen nicht erwidert wird, die der andere aber ausnutzt
  • Wahnsinnige Liebe kann sich die Liebe des anderen einbilden: Jemand meint, dass der andere einen liebt, ohne dass er es tut, und lässt sich von nichts davon abbringen. Diese eingebildete Liebe kann jemanden in einem eigenen Universum gefangen nehmen
  • Wahnsinnige Liebe kann sich auf jemanden beziehen, den es gar nicht gibt, oder der gestorben ist und dessen Tod geleugnet wird
  • Wahnsinnige Liebe kann eine Liebe sein, die nicht erwidert wird, und die im Extremfall zu Stalking in kriminelle Handlungen führen kann

Wahnsinnige Liebe als frische Liebe

Frische Verliebtheit, intensives Verliebtsein, hat Charakteristika des Wahnsinns, ohne deshalb krankhaft zu sein. In diesem Sinne kann man bei intensiver neuer Liebe von wahnsinniger Liebe sprechen. Hier ein paar Beispiele:

  • Jemand frisch Verliebtes sieht den anderen mit rosaroter Brille und ist gegenüber anderslautenden Aussagen immun. Er übersieht andere Signale - und übersteigert das Positive im anderen
  • Verliebtheit führt zu einer Neubewertung des Lebens - die ganze Wirklichkeit wird anders wahrgenommen
  • Jemand frisch Verliebtes ist aus dem Alltag heraus gehoben - er fühlt sich in einer anderen Wirklichkeit
  • Jemand frisch Verliebtes hat intensive Gefühle, eine Wahrnehmungseinengung
  • Jemand frisch Verliebtes ist oft der Vernunft nicht mehr zugängig
  • Die Intensität der Erfahrung kann in dieser Erfahrung auch in anderer Hinsicht zu einer veränderten Wahrnehmung führen. Scheinbare oder echte Gotteserfahrung, spirituelle Erfahrungen sind möglich
  • Frisch Verliebte neigen manchmal zu irrationalen Handlungen und sind bereit, vieles was sie bisher sich mühsam erarbeitet haben, auf's Spiel zu setzen

Diese Art von wahnsinniger Liebe, die frische Liebe, die Verliebtheit, ist natürlich keine Psychose. Sie hebt den Menschen aus dem Alltag heraus. Die meisten Menschen denken an ihre eigene intensive Phase der Verliebtheit mit Wehmut zurück und freuen sich mit frisch Verliebten mit.

Wahnsinnige Liebe als einer der sechs Liebesstile

Der kanadische Soziologe, Sozialpsychologe und Gay Aktivist John Alan Lee postuliertein den 1970er Jahren das Konzept der sechs Liebesstile. Dieses Konzept wurde seitdem genauer erforscht, empirisch belegt und kann mit standardisierten Fragebögen wie z.B. dem Marburger Inventar der Liebesstile (MEIL) erfasst werden und eine Grundlage sein für Partnerberatung, Partnertherapie, Eheberatung. Einer der sechs Liebesstile in diesem Konzept ist Mania. Der Ausdruck Mania kann übersetzt werden als wahnsinnige Liebe, eifersüchtige Liebe, rasende Liebe. Die anderen Liebesstile nach Lee sind:

Mehr zu dem Konzept von Lee findest du im Hauptartikel Sechs Liebesstile. Mehr zu wahnsinniger Liebe als einem der sechs Liebesstile findest du unter den Stichwörtern Mania und Eifersüchtige Liebe.

Gottesliebe als wahnsinnige Liebe

Die Gottesliebe ist neben der Nächstenliebe das wichtigste Charakteristikum eines spirituellen Menschen. Diese Gottesliebe kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Im Extremfall wird die Gottesliebe so stark, dass sie den Menschen vorübergehend aus dem Alltag heraushebt, in andere Sphären des Bewusstseins hebt. Viele Mystiker und Yoga Meister hatten solche Phasen der wahnsinnigen Liebe zu Gott. Beispiele sind Franz von Assisi, Ramakrishna Paramahamsa, Ananda Mayi Ma. Die Übergänge zwischen solch mystischer Erfahrung und Wahnsinn sind fließend. In der heutigen Zeit neigt man eher dazu, intensive Gottesliebe als Wahnsinn zu klassifizieren und mit Psychopharmaka zu behandeln. Es existiert eine geringere Toleranz zu abweichendem Verhalten und Gefühlen als in vielen traditionellen Gesellschaften - weshalb Mystiker heute seltener geworden sind als früher.

Auch in spirituellen Gemeinschaften stellt sich immer die Frage, wie man mit Menschen umgehen soll, die durch eine Gottesliebe aus dem Normalen herausgehoben werden: Inwieweit sind übersteigerte Freude, übersteigerte Gotteserfahrung, Unfähigkeit die täglichen Pflichten zu erfüllen, Ausdruck göttlicher Gnade? Oder inwieweit sind sie Ausdruck, dem täglichen Leben entfliehen zu wollen, sich nicht seinen eigenen Themen stellen zu wollen? Wann ist eine spirituelle Erfahrung spiritueller Wahn, religiöser Wahn oder einfach eine Übersteigerung des Ego? Meist gibt es heutzutage eine Neigung dazu, auf Pflichterfüllung großen Wert zu legen, und auf Erdung zu bestehen, auch um Skandale zu vermeiden, auch aus Fürsorge, dass der andere nicht in den Wahnsinn, eine Psychose, abkippt. Wird dadurch die Entwicklung von echten Mystikern verhindert? Dies ist eine Frage, die sich auch in spirituellen Lebensgemeinschaften immer wieder stellt.

Siehe auch

Literatur

  • Swami Sivananda, Shrimad Bhagavad Gita. Erläuternder Text und Kommentar von Swami Sivananda (1998)
  • Swami Sivananda, Gedanken zur Kontemplation (1996)
  • Swami Sivananda, Hatha-Yoga. Der sichere Weg zu guter Gesundheit, langem Leben und Erweckung der höheren Kräfte (1964)
  • Swami Sivananda, Sadhana – Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit

Weblinks

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