Rückständigkeit

Aus Yogawiki

Rückständigkeit - Überlegungen und Tipps. Rückständigkeit ist die Bezeichnung dafür, dass jemand, ein Staat, eine Gruppe von Menschen, hinter der ökonomischen, der gesellschaftlichen, der wirtschaftlichen, der kulturellen Entwicklung hinterher hinkt. Das Wort Rückständigkeit hängt eng mit dem Fortschrittsglauben zusammen: wer denkt, dass die Gesellschaft gut voranschreitet, dass heute alles besser ist als früher, der empfindet Menschen und Gruppen von Menschen, die nicht so voranschreiten als rückständig. Aber da ist natürlich die Frage:

Barmherzigkeit, nicht immer einfach im Umgang mit Rückständigkeit

Sind Menschen, die in steinzeitlichen Kulturen im Miteinander mit der Natur ein gutes Gleichgewicht eingegangen sind, wirklich rückständig? Oder zeigen sie uns nicht vielmehr, wie eine Gesellschaftsordnung langfristig sein sollte? Vielleicht ist der moderne Fortschrittsglaube längst schon rückständig geworden? Nicht alles Alte ist deshalb schon schlecht, weil es alt ist. Gerade im Yoga lernt man, dass die ältesten Schriften der Menschheit, die Veden, alle wichtige Weisheit enthalten. Was ist hier rückständig? Was einfach nur Überheblichkeit?

Umgang mit Rückständigkeit Anderer

Sukadev mit ein paar Tipps

Vielleicht hast du tolle Ideen. Und du hälst dich immer auf dem neusten Stand der Technik und du hast so viele Ideen. Und um dich herum sind Menschen, deren Rückständigkeit du gräßlich findest. Du findest mit dieser Rückständigkeit kann doch unmöglich dein Team, dein Verein, deine spirituelle Gemeinschaft vorankommen. Mein Tipp: wertschätze die anderen. Nicht alles was früher war ist deshalb schlecht. Wenn du Menschen wertschätzt und von ihrer Erfahrung profitierst und sie um Rat bittest sind sie auch bereit, deine Neuerungen anzuhören. Wertschätze du andere. Frage sie um Rat. Bitte sie um Hilfe. Und dann bringe deine Ideen ein. Gegenseitiges Geben und Nehmen, gegenseitige Wertschätzung ist oft ein guter Schritt um gemeinsam etwas bewirken zu können.

Rückständigkeit und spirituelles Wachstum

Ein Vortrag von Sukadev Bretz im Jahre 2016

Rama und Bharata - rechts im Hintergrund Lakshmana und Sita

Menschen haben eine spezielle Neigung, die Vergangenheit entweder zu verherrlichen oder schlecht zu machen. Rückständigkeit kann man der Vergangenheit vorwerfen oder man kann die Vergangenheit als ein goldenes Zeitalter annehmen. Beides ist irgendwo nicht ganz korrekt. Weder war die Vergangenheit die große Welt, noch sind die Menschen, die nicht in die Moderne hineingegangen sind, wirklich so rückständig. Es gab in der Vergangenheit Kriege und es gibt heute leider auch weiterhin Kriege. Es gab in der Vergangenheit Menschen, die Gutes getan haben und Menschen die weniger Gutes getan haben. Und das ist auch heute weiterhin so. Es gibt auch heute Menschen, die Gutes tun und es gibt auch heute Menschen, die nicht so Gutes tun. Daher war die Vergangenheit weder das goldene Zeitalter, noch kann man sagen, die Vergangenheit wäre rückständig.

Manchmal könnte man überlegen: „Ja, die Menschen – früher so rückständig.“. Auf der einen Ebene kann man das ja sagen. Wenn du früher Zahnweh hattest, das war schwierig. Vor dem Zeitalter von Anästhesie, vor dem Zeitalter von Bohren und Füllungen, hieß Zahnweh grenzenlose Schmerzen und die einzige Behandlung war, den Zahn zu ziehen und zwar ohne Betäubung. Oder gebrochene Knochen – wenn so ein komplexer Bruch war - hieß relativ schnell Lähmung für den Rest des Lebens. Eine Infektion konnte relativ schnell den Tod bedeuten und ohne Brille waren Menschen früher oft im Alter nicht mehr sehend. So kann man sagen: „Ja, es ist gut, dass wir nicht mehr so rückständig sind.“ Die Vergangenheit war in diesem Sinn tatsächlich rückständig.

Aber wenn man die ganz großen Werke der spirituellen Literatur durchliest, stellt man fest, so rückständig war die Vergangenheit nicht. Wenn du die Baghavad Gita liest oder das Yoga Sutra wirst du feststellen, da steht alles drin. Wenn du die wichtigsten Upanishaden anschaust, da steht alles drin. Über 2.000 Jahre alt und klingt so modern. Da ist keine Rückständigkeit. Oder wenn du aus der Bibel manche Texte liest, die Bergpredigt, manche Gleichnisse von Jesus, hochaktuell. Wunderbar geschrieben.

In diesem Sinne, nicht alles in der Vergangenheit ist von Rückständigkeit gekennzeichnet. Vieles ist heute sehr modern. Und so sollte man vom spirituellen Standpunkt aus, die Vergangenheit nicht verherrlichen. Nicht alles in der Vergangenheit war gut und auch nicht alles in der spirituellen Literatur ist großartig. Es gibt in den Veden manche Passagen, da würde man sich heute an den Kopf fassen und sagen: „und das soll eine heilige Schrift sein?“.

Auch unter der Mahabharata und in der Ramayana gibt es Passagen, wo man sagen würde: „Glücklicherweise sehen wir das heute anders.“ Aber das was die eigentliche Spiritualität ausmacht, das ist weiterhin hochmodern. Daher sucht der spirituelle Mensch, wenn er in alten Schriften liest, das was weiterhin hochmodern ist. Er stört sich nicht an dem, was rückständig ist und er versucht auch nicht, jede Passage einer alten Schrift wörtlich zu nehmen. Sondern wir müssen schauen, was in den Schriften die ewigen Wahrheiten sind, genauso aktuell wie heute. Was in den Schriften ist aus der damaligen Zeit verstehbar? Was ist heute vielleicht überholt? Was ist dort vielleicht einfach nur ein Kennzeichen von Rückständigkeit und woraus können wir wirklich lernen. Diese differenzierte Betrachtungsweise von alten Schriften und von spirituellen Aussagen ist heute so wichtig wie immer.

Mehr Informationen zum Yoga findest du auf unseren Internetseiten auf www.yoga-vidya.de. Dort kannst du auch einiges finden über die Schriften. Du kannst eigentlich jede wichtige Yoga-Schrift eingeben, Yoga Sutra, Bhagavad Gita, Hatha Yoga Pradipika, Upanishaden. Wenn du den Begriff auf das Suchfeld auf unseren Seiten eingibst, findest du Videovorträge und Audiovorträge. Du kannst die Schriften lesen entweder auf Sanskrit, in deutscher Übersetzung, Kommentare, viele praktische Tipps, um spirituell zu wachsen.

Rückständigkeit in Beziehung zu anderen Persönlichkeitsmerkmalen

Rückständigkeit gehört zur Gruppe der Persönlichkeitsmerkmale, Schattenseiten, Laster und Tugenden. Um dieses Charaktermerkmal besser zu verstehen, wollen wir es in Beziehung setzen mit anderen:

Synonyme Rückständigkeit - ähnliche Eigenschaften

Synonyme Rückständigkeit sind zum Beispiel Verbrauchtsein, unmodern, unterentwickelt, fortschrittsfeindlich, rückschrittlich, altertümlich, antiquiert .

Man kann die Synonyme in zwei Gruppen einteilen, solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation:

Synonyme mit negativer Konnotation

Synonyme, die gemeinhin als negativ gedeutet werden, sind zum Beispiel

Synonyme mit positiver Konnotation

Synonyme mit positiver Konnation können helfen, eine scheinbare Schattenseite auch positiv zu sehen. Synonyme mit positiver Konnotation sind zum Beispiel

Antonyme Rückständigkeit - Gegenteile

Antonyme sind Gegenteile. Antonyme, also Gegenteile, von Rückständigkeit sind zum Beispiel Modernität, Fortschrittlichkeit, Zeitgeschmack, Mitläufertum, Anpasser, . Man kann auch die Antonyme, die Gegenteile, einteilen in solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation.

Antonyme mit positiver Konnotation

Antonyme, also Gegenteile, zu einem Laster, einer Schattenseite, einer negativen Persönlichkeitseigenschaft, werden gemeinhin als Gegenpol interpretiert. Diese kann man kultivieren, um das Laster, die Schattenseite zu überwinden. Hier also einige Gegenpole zu Rückständigkeit, die eine positive Konnotation haben:

Antonyme mit negativer Konnotation

Nicht immer ist das Gegenteil einer Schattenseite, eines Lasters, gleich positiv. Hier einige Beispiele von Antonymen zu Rückständigkeit, die aber auch nicht als so vorteilhaft angesehen werden:

Eigenschaften im Alphabet davor oder danach

Hier einige Eigenschaften, die im Alphabet vor oder nach Rückständigkeit stehen:

Eigenschaftsgruppe

Rückständigkeit kann gezählt werden zu folgenden beiden Eigenschaftsgruppen:

Verwandte Wörter

Verwandte Wörter zu Rückständigkeit sind zum Beispiel das Adjektiv rückständig , sowie das Substantiv Rückständiger.

Wer Rückständigkeit hat, der ist rückständig beziehungsweise ein Rückständiger.

Siehe auch

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