Prüfen
Prüfen heißt etwas zu untersuchen, zu testen und Vor- und Nachteile abzuwägen. Es bedeutet auch eine Probe zu machen, auf Brauchbarkeit zu untersuchen und Kenntnisse eines anderen festzustellen.
Prüfen kommt ursprünglich vom mittelhochdeutschen brueven und bedeutet nachdenken, erwägen, beweisen, wahrnehmen aber auch berechnen oder bewirken. So wurde später aus dem brueven prüfen und daraus entstand etwas zu erproben. Ursprünglich kommt prüfen aus dem lat. probare, was zu erbroben, zu prüfen, zu untersuchen, als tüchtig oder untüchtig zu erkennen. Das lat. Wort probus heißt gut, tüchtig, brav. Wer geprüft wird ist ein Prüfling; derjenige der Prüft ist ein Prüfer. Dann gibt es noch einen Prüfstein, was ursprünglich ein Probierstein zur Ermittlung des Feingehalts von Gold- oder Silberlegierungen ist. Dann gibt es noch jemanden, der eine Prüfung abnimmt und jemanden, der einer Prüfung unterworfen wird.
Das Schicksal prüft dich immer wieder
Auf dem spirituellen Weg gibt es jede Menge Prüfungen. Das spirituelle Leben ist voller Prüfungen. Wenn du dein Leben als spiritueller Mensch lebst, dann richtest du dein Leben an spirituellen Prinzipien aus. Spirituelles Leben heißt zum einen davon auszugehen, dass es eine höhere Wirklichkeit gibt und dass in jedem Menschen diese höhere Wirklichkeit ist. Hier wirst du immer wieder geprüft, dass Menschen sich manchmal sehr eigenartig oder nicht positiv dir gegenüber verhalten. Dann wird geprüft, ob du in diesen Menschen auch das Göttliche siehst. Es gibt immer wieder Menschen, die leiden. Auch hier wird geprüft, ob du bereit bist, diesem Menschen zu helfen.
Ein zweiter Grundsatz des spirituellen Lebens ist, dass die Welt wie du sie siehst, nicht so ist. Hier wirst du auch immer wieder geprüft, indem sich eben immer wieder herausstellt, dass andere die Welt anders sehen, als du. Dass bestimmte Vorstellungen, die du hattest, sich als irrig erweisen. Wenn du dies feststellst, ist es auch eine Prüfung, wie du damit umgehst.
Eine dritte Aussage auf dem spirituellen Weg ist, dass hinter allem, was nicht auf spirituelle Prinzipien ausgerichtet ist, letztlich Leid ist. Und auch so wirst du immer wieder geprüft, indem du mit Leiden konfrontiert wirst. Bewahrst du inmitten des Leidens deine spirituelle Einstellung, wenn dir Dinge weggenommen werden, du krank wirst, Menschen dich enttäuschen, du Unfälle hast? Bleibst du bei deiner spirituellen Lebenseinstellung? So wurde zum Beispiel Hiob in der Bibel massiv geprüft. Es ist eine unglaubliche Geschichte, was ihm alles geschehen ist, ohne dass er irgendetwas Schlechtes getan hatte. Das Schicksal prüft uns.
Du wirst auch in deiner eigenen spirituellen Praxis geprüft. Im Yoga gelten Meditation, Pranayama und Asanas als spirituelle Praktiken. Manchmal fällt es leichter, manchmal fällt es schwerer. Manchmal hast du mehr Zeit, manchmal weniger. Manchmal gibt es Dinge, die du stattdessen machen könntest. Du wirst immer wieder vor Prüfungen gestellt. Es ist wichtig, dass du bei deinen spirituellen Praktiken bleibst, was auch immer kommt.
Du wirst manchmal auch in Versuchung geführt. Zum Yoga gehört auch eine Ethik und dazu gehören unter anderem Essensvorschriften. Es gehört auch dazu, dass du dich an die Prinzipien von Ahimsa, Satya, Asteya, Brahmacharya, Aparigraha hältst; also Nichtverletzten, Wahrhaftigkeit, Nichtstehlen, Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens, Unbestechlichkeit. Auch hier wirst du öfter in Versuchung geführt und du wirst so geprüft, ob du dich an die spirituellen Prinzipien hältst.
Ein spirituelles Prinzip ist auch die Überzeugung, dass Karma dir das bringt, was du an Erfahrungen brauchst, um zu wachsen. Auch diese Überzeugung wird immer wieder geprüft werden.
Du wirst öfter sagen:
- „Oh Gott, dein Wille geschehe, aber möge er so sein, wie ich ihn gerne hätte.“
- „Oh Gott, ich nehme alles an, aber bitte so, wie ich es gerne hätte.“
Dinge geschehen, die du nicht magst. Lektionen kommen, die du nicht erwartest. Es gilt diese Prüfungen anzunehmen. Manchmal musst du auch selbst prüfen:
- Was soll ich tun?
- Was ist meine Aufgabe?
- Was ist meine Pflicht?
- Was ist richtig?
- Was ist nicht richtig?
Viveka, Unterscheidungskraft, ist in diesem Sinne auch wichtig. Nicht nur du wirst geprüft, sondern auf dem spirituellen Weg musst auch immer wieder du prüfen, was das richtige ist.
Nach allem prüfen und in allem geprüft werden, ist letztlich die Hingabe das wichtigste. Oft weißt du nicht, was die Prüfung ist und wie du handeln kannst, um die Prüfung zu bestehen. Oft weißt du nicht, ob deine Prüfung der möglichen Handlungsalternativen, dich zur richtigen Entscheidung gebracht hat. Hier ist die Hingabe an Gott und das Darbringen von allem an Gott das, was man auf dem spirituellen Weg dann macht. So sagt auch Krishna in der Bhagavad Gita, 18. Kapitel, 66. Vers:
- sarvadharmānparityajya
- māmekaṃ śaraṇaṃ vraja
- ahaṃ tvāṃ sarvapāpebhyo
- mokṣayiṣyāmi mā śucaḥ
Nachdem du alles abgewogen hast, tue das, was du in deinem Herzen fühlst, was richtig ist. Dann übergib alles Gott und bring alles Gott dar. Dann begehst du keine Sünde, dann trifft dich keine Schuld. Ich werde dich zur Befreiung führen.
Prüfen Video
Vortragsvideo mit dem Thema Prüfen:
Einige Infos zum Thema Prüfen in einem kurzen Spontan-Videovortrag. Sukadev denkt laut nach über das Wort bzw. den Ausdruck Prüfen vom Standpunkt der Yoga Philosophie aus.
Prüfe deine Worte
- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien von James Swartz -
Analysiere unbewusste Denkmuster, die Dualität offenbaren. Von außen sind alle erleuchtet, bis sie zu sprechen beginnen. Sobald sie ein paar Sätze gesprochen haben, wird die Unwissenheit in Form der impliziten Bedeutungen von Wörtern sichtbar. Die Aussage „Du siehst heute gut aus“, impliziert, dass du gestern nicht gut ausgesehen hast, sonst hätte der Sprecher unmissverständlich gesagt: „Du siehst gut aus.“ Daraus kann ich schließen, dass die Person, die das gesagt hat, widersprüchliche Gefühle mir gegenüber hat, da sie mein „Ich“ mit meinem Aussehen gleichgesetzt hat, von dem dies aber frei ist.
Ebenso drückt der Kausalkörper, die Quelle aller Selbst-Ignoranz, in jeder wachen Stunde diese Selbst-Ignoranz aus. Zum Beispiel, wenn du sagst: „Ich denke, der Präsident ist ein Dummkopf“, was wahr sein kann oder auch nicht, je nach deiner Definition von Dummheit, sagst du eigentlich, dass das Selbst denkt. Aber das tut es nicht. Es ist handlungsloses Gewahrsein und hat weder Verstand noch Sinne. Die Aussage „Ich bin erleuchtet.“ ist ein klassisches Beispiel für Selbst-Ignoranz, denn das Selbst, das „Ich“, war nie unerleuchtet. Es erkennt sich immer mühelos selbst.
Wenn du mit dem starken Wunsch gesegnet bist, herauszufinden, wer du bist, einen einfachen Lebensstil pflegst, dein Geist überwiegend sattvig ist und du die Phase des Zuhörens (śravaṇa) abgeschlossen hast, gibt es wahrscheinlich kein wirksameres Werkzeug als die Analyse deiner Worte.
Siehe auch
Weitere Begriffe im Kontext mit Prüfen
Einige Begriffe, die vielleicht nur sehr lose in Beziehung stehen mit Prüfen, aber vielleicht doch von Relevanz sein können, sind z.B. Prozess, Protestierend, Produktion, Pullover, Qualifiziert, Quirlen.
- Yoga Reisen
- Bund der Yogalehrer
- Yoga Urlaub Deutschland
- Chakras Seminare
- Ayurvedische Marma Massage Ausbildung
Literatur
- Sukadev Bretz: Die Bhagavad Gita für Menschen von heute
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Swami Sivananda: Erfolgreich leben und Gott verwirklichen
- Swami Sivananda: Bhagavad Gita
- James Swartz: Yoga der drei Energien, auch als eBook
Seminare
Ernährung
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Prüfen - weitere Infos
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Zusammenfassung
Das Verb Prüfen kann gesehen werden im Kontext von Menschsein an sich und kann interpretiert werden vom Standpunkt von Yoga, Meditation, Ayurveda, Spiritualität, humanistische Psychologie..