Kunst

Aus Yogawiki
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Unter Kunst versteht man ganz allgemein formuliert, jede Tätigkeit, die mit einer gewissen Konzentration und Ernsthaftigkeit mit Wissen, Übung oder Intiution ausgeübt wird. Es ist das Ergebnis einer kreativen Auseinandersetzung mit einem Thema.

Kunst - Der Ausdruck des Göttlichen

Artikel von Swami Sivananda

Alle Wesen, egal wie niedrig in der Entwicklung, alle Taten, egal wie belanglos sie in ihrer Art sind, alle Dinge, egal wie leblos sie erscheinen mögen, tragen den Stempel des göttlichen Lichts. Das Gesetz der Schönheit tanzt in allem. Die Herrlichkeit der Wahrheit scheint gleichermaßen in der ganzen Schöpfung – in dem Mann, der sich auf dem Felde plagt, in den Vögeln in der Luft, in den Tieren des Waldes, in den Blüten des Gartens, in den Wellen des Meeres. Es gibt nur ein Lebensgesetz, das in den Adern aller Dinge des gesamten Universums pulsiert: die Verherrlichung des Göttlichen.

Jeder in dieser wunderschönen Schöpfung ist ein Kunstwerk für sich; alles, was wir sehen, ist nur eine Manifestation Seiner Kunst. Wir sind Seine Kunst, beleben Seine Allmacht, spiegeln Seine Schönheit wider und bringen Seine Erhabenheit zum Ausdruck. Jedermann hat die Augen eines Malers und Dichters; in jedem Herz schlummert ein Gefühl für Schönheit und für das Erkennen von Vollkommenheit. Jedes Fleckchen im Universum ist reich an unerschöpflicher Fülle von Güte, Frömmigkeit und Schönheit. Man muss sein Bewusstsein ausdehnen und seinen Geist vertiefen, um in allen Dingen das Göttliche sehen zu können. Die Wirklichkeit offenbart sich selbst aus dem Unwirklichen heraus. Dieser Welt der Begrenzungen zu entfliehen (während wir noch auf Erden weilen) in die grenzenlose Welt der Freiheit und Schönheit, der Allmacht und des Glanzes, das ist der Sinn unseres Lebens.

Denn für einen, der Augen hat um zu sehen, ist alles göttlich, ist alles lieblich, alles ist schön, alles ist voller Anmut; was immer er wahrnimmt, es ist einheitlich und harmonisch. Kinder des Lichts! Sieh das Funkeln des Diamanten im dunkelsten Kohlebergwerk; sieh den Glanz der Augen im hässlichsten Gesicht; rieche den Duft der Lotusblume im stinkenden Teich; spüre die Allgegenwart Deines Lebens in der niedrigsten Natur, die sich im Dreck suhlt; entdecke die Geistesgröße in der einfachen und bescheidenen Familie, die in Armut lebt. Wer über Erkenntnis verfügt wird alles, was immer ihm begegnet, mit dem Auge des göttlichen Malers betrachten, mit dem Auge des höchsten Künstlers, der sich selbst durch unendliche und unbeschreibliche Schönheit ausdrückt.

Kunst gibt es nicht um der flüchtigen menschlichen Freude willen, sie ist auch nicht als Trost für die in Sorgen verstrickten Herzen gedacht, noch ist sie ein rein ästhetisches Vergnügen. Kunst ist mehr als all das – es ist ein systematisches und wissenschaftliches Leben in absoluter Schönheit, in unendlicher Harmonie, in vollkommenem Frieden, in immerwährender Freude. Kunst ist ein Reich des intensiven Fühlens, einem Gefühl, in dem man sich der unteilbaren göttlichen Essenz des Lebens bewusst ist. Kunst ist majestätisch und mystisch, idealistisch und symbolisch, übernatürlich und übersinnlich, ein Ausdruck des Unsichtbaren im Sichtbaren und durch das Sichtbare.

Jene Kunst erblüht zur Perfektion, die frei ist von allen sinnlichen Wünschen und physischen Belangen. Im Namen der Kunst sollte man sich nicht im Kerker von Professionalität und Sinnlichkeit fesseln. Der Künstler sollte bewegt sein von der Schönheit der Wahrheit und seine Kunst sollte mehr und mehr schöpferisch und spirituell vielsagend sein. Es sollte die Offenbarung eines Augenblickes inspirierter Vision und völliger Selbsthingabe sein. In seiner kreativen Stimmung sollte der Künstler hoch aufsteigen – hoch in den Himmel leuchtender Vorstellung und herrlichen Seins, vollkommen blind gegenüber allen weltlichen Irrsinns. Gereinigt vom Herzen her, sollte man den Zauberstab der Kunst schwenken, bei dessen Berührung alles in die Schönheit des Jenseits verwandelt wird.

Lasst die Malstuben angefüllt sein mit den Schwingungen der höchsten spirituellen Ideale, die die Kraft und Schönheit eines neuen Lebens von Freude und Frieden in uns ergießen. Lasst die Meister der Malerei frei sei von allem Stolz, von Selbstsucht und allem, was in Bezug zur Sinneswelt steht, so dass das Göttliche sie ausfüllen möge mit Seinem Willen. Mögen sie Bilder malen, die heilende Kraft und tröstenden Balsam auf die Betrachter verströmen, so dass diese von der Erkrankung des Herzens und des Geistes befreit werden. Lass‘ deine Kunst ein Licht von unsterlicher Schönheit und leuchtendem Glanz werden, die die Dunkelheit aus den Seelen vertreibt, welche die sorgenvollen Gesänge dieser Welt singen.

Eine Kunst, die die niedrigen Gelüste der Menschen befriedigt, die nicht darauf zielt, den Sinn des Lebens zu entdecken, die nicht das spirituelle Bewusstsein im Herzen der Menschen erweckt, ist ohne Seele und daher nicht heilsam in ihrer Auswirkung und schlecht in ihrem Einfluss. Der Test für wahre Kunst wird angedeutet in ihrer tiefgreifendsten Anregung. Wahre Kunst sollte das Beste der Begabung des Künstlers verkörpern, das Beste von ihm und den Betrachter auf eine feinere Ebene der Läuterung und Begeisterung erheben. Jede Kunst, die diesen großartigen Zweck verfehlt, ist weltlich und vergänglich.

Die Kunst des Malers ist Pinsel Yoga

Artikel von Swami Sivananda

Die Konzentration des Geistes, für die der Yogi, der das Yoga von Patanjali Maharishi praktiziert, sich sehr anstrengen muss, kommt leicht und mühelos zum Pinsel-Yogi. Die Landschaft vor ihm und die Inspiration in ihm unterdrücken mit einem Schlag alle anderen Vrittis (Gedankenwellen) und nur das Vritti der perfekten Schönheit bleibt übrig.

Perfekte Schönheit ist die größtmögliche Annäherung an Gott oder das Absolute. Durch Erfahrung und genaue Beobachtung entdeckt der Maler oder Künstler das Besondere und Einzigartige in jedem Objekt, das er sieht. Er hat die gewöhnliche, allgemeine Natur aller Objekte klar erkannt, und durch lange und intensive Kontemplation hat er herausgefunden, dass in jedem Objekt ein ganz bestimmter Defekt ist, der in keinem anderen Objekt anzutreffen ist. Das Besondere und Einzigartige in einem Objekt ist dessen Glanzlicht; der Defekt dessen dunkle Stelle. Der Maler, der nach perfekter Schönheit in diesen Objekten strebt, versucht die Natur zu rekonstruieren, indem er all die großartigen Eigenschaften aus verschiedenen Objekten synthetisiert und indem er alle Fehler entfernt, die die Schönheit dieser Objekte mindern. So erreicht er ideale Schönheit, und die Methode, die er anwendet, ist genau dieselbe, die der Jnana Yogi einsetzt, um im Bewusstsein des Absoluten anzukommen. (Zum Beispiel die Methode, alle Unvollkommenheiten, die in den Sinnesobjekten existieren, zu negieren, durch das Ausrichten des Geistes auf die Perfektion, die unter diesen Unvollkommenheiten liegt: Schließlich wird durch tiefes Eintauchen in diese Perfektion das Absolute entdeckt, das perfekt, unendlich und unsterblich ist.)

Was dem Jnana Yogi seine Höhle ist, ist dem Maler sein Atelier. Diese ideale Schönheit ist aber nicht das Produkt des begrenzten Intellekts des Malers. Kein Maler, so sehr er sich mithilfe seines kleinen Intellekts auch anstrengen mag, kann damit jemals die ideale Schönheit erreichen. Ideale Schönheit ist das Licht, das in sein Bewusstsein herabsteigt, wenn der Intellekt seine Funktion einstellt. Lange und ausgedehnte Konzentration auf die Perfektion, die das Substrat aller Unvollkommenheiten in der Natur ist, ununterbrochene Anwendung der „Neti, neti“ Doktrin, durch die alle Unvollkommenheiten und Fehler (als „Nicht dieses, nicht jenes“) negiert werden, führen den Maler zur Ebene des Überbewusstseins, wo sich die ungedachte Wahrheit seinem Herzen enthüllt. In einem so erleuchteten Herz wird wahre Kunst geboren. Dieser Maler ist daher ein Dhyana-Yogi oder Raja-Yogi. Diese Methode des Erreichens idealer Schönheit schließt aus, dass der Künstler an irgendeinem bestimmten Objekt oder einer bestimmten Vorstellung anhaftet. Der wahre Künstler sollte mit dem Schwert der Unterscheidungsfähigkeit ausgerüstet sein, mit dem er rücksichtslos die Makel und Begrenzungen ausmerzt, die den Funken der Vollkommenheit verhüllen, der die Realität jedes Objekts ist. Er nimmt ein Objekt wahr und trennt sofort die Realität von der Erscheinung, das Substrat von der Hülle, die Wahrheit von den Begrenzungen.

Ohne Zweifel hat ihn das Objekt inspiriert, aber sein inneres Bewusstsein empfängt es nicht so, wie es erscheint, sondern als die Wahrheit, die dahinter liegt. Dann wird dieser Funke des Wissens dem Vorrat des Wissens, der in ihm bereits vorhanden ist, hinzugefügt, und das Ideal wird innerlich klarer. Irgendwann hat der Künstler die höchste Sprosse der Leiter erklommen, das Ziel aller Kunst verwirklicht. Er erkennt, dass die Kunst seine Vision in eine innere Suche nach Wahrheit verwandelt. Diese Suche nimmt nun eine ganz andere Richtung. Er fühlt, dass ideale Schönheit nur im Selbst existiert, dem Schönsten der Schönen. Deswegen strebt er nun, das Selbst zu verwirklichen, und lässt am Ende sogar die Kunst hinter sich, die nur als Leiter zur Türschwelle der Selbstverwirklichung diente. Das ist wahrlich das Ziel des glorreichen Pinsel Yoga. Es beinhaltet nicht nur die Kunst des Malens, sondern auch alle anderen plastischen Künste wie Bildhauerei, Architektur und sogar Photographie.

Wenn du die Stadien genau analysierst, die der Geburt eines großen Kunstwerks vorausgehen, wirst du leicht entdecken, dass Kunst eine Art von Upasana oder praktizierter Hingabe ist. Zuerst kommt der Maler in Stimmung, sein Geist wird ruhig und gelassen. Es ist wie das Stadium, in dem der Aspirant für die Meditation bereit wird. Mit diesem stillen Geist beginnt der Maler dann über ein konkretes Objekt zu kontemplieren, die Sache, die er in seinem Kunstwerk ausdrücken will. Das ist der Beginn der Meditation. Im dritten Stadium wird das Objekt innerhalb des Bewusstseins des Malers in ein Symbol transformiert. Der Name und die Form haben ihren Wert verloren, und aus ihnen erhebt sich ein Symbol, ein Ideal. Dieses Ideal, das innerhalb des Bewusstseins des Malers aufsteigt, zieht wie Kristall eine Anzahl anderer idealer Konzepte an sich. Das ist Meditation. Das nächste Stadium, wenn man es so bezeichnen will, ist jenseits von Gedanken. Es ist das Feld der Intuition. Das Kunstwerk wird intuitiv im Bewusstsein des Künstlers geboren, es ist wie Samadhi. Dann kommt der Maler zum äußeren Bewusstsein zurück und überlegt sich, die Vision in eine künstlerische Form zu übersetzen. Er sucht das Material und die Methode aus, um sein Ziel zu erreichen. Das gleicht dem Lokasamgraha Karma des Weisen oder dem Dienst an der Menschheit. Das letzte Stadium ist natürlich die tatsächliche Reproduktion des Symbols, das intuitiv im Bewusstsein des Künstlers geboren wurde, auf der Leinwand oder in Stein. Das ist das tatsächliche Lokasamgraha Karma eines Jivanmukta.

Von Natur aus teilen alle Kunstwerke die Unvollkommenheit der Phänomene, weil diese intuitive Erkenntnis des Malers aus einem Bereich weit jenseits des Weltlichen kommt, und kein Pinsel kann sie malen und kein Meißel formen. Dieser Faktor führt dazu, dass sich der unzufriedene Künstler jedes Mal selbst übertrifft und am Ende die Schönheit der Schönheiten in seinem eigenen Selbst entdeckt. Der Maler ist auch ein großer Karma Yogi. In wie vielen Herzen wird nicht durch ein großes Kunstwerk die Hingabe zu Gott erweckt? Wie wundervoll sind Ravi Varmas Bilder von Gott! Wie bezaubernd ist das Bild von Murali Manohar, das von Sri Nathu Ram gemalt wurde! Das Bild ist so anziehend, dass sich der Sadhaka sehr einfach darauf konzentrieren, auf Gott meditieren und ihn erreichen kann. Das Bild spricht zu ihm: Es ist nicht das Bild, sondern Gott, der in dem Bild gegenwärtig ist. Solche inspirierenden Formen zu produzieren ist ein großer Dienst an der Welt, diese Künstler haben der Welt den größten Dienst erwiesen. Sie sind große Yogis. Ehre den Pinsel-Yogis! Möge Gott sie alle segnen!

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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