Krankheit und Karma
Krankheit und Karma Das Gesetz des Karma in seinen vielfältigen Aspekten kann einiges sagen und Hilfestellungen geben, um mit Krankheiten besser umzugehen. Angemessene Yogaübungen können unterstützend wirken.
Krankheit und Karma
• Was ist die Ursache der Krankheit?
• Wer ist Schuld an einer Krankheit?
• Hat die Krankheit einen gewissen Sinn?
Das sind Fragen, die sich Menschen stellen, wenn sie (oder ein/e Angehörige/r) erkranken.
Einstellung zur Krankheit
Es ist aber wichtig, dass man eine demütige Einstellung hat. Wir wissen es nicht genau! Wir wissen nicht, was die Ursache einer Krankheit ist, was der Sinn der Krankheit ist. Wir können aber Hypothesen aufstellen, und wir können manchmal demütig feststellen, dass ein bestimmtes Krankheitsgeschehen uns geholfen hat, auf dem spirituellen Weg und können dann hoffen, dass es auch anderen hilfreich ist.
Verschiedene Aspekte des Karmas
Es gibt verschiedene Aspekte des Karmas, die man berücksichtigen kann, wenn man überlegen will: „Warum werde ich krank?“, und noch wichtiger: „Was kann ich tun, um gesund zu werden?“
Karma ist letztlich die Überzeugung, dass alles, was kommt, eine Ursache hat, dass alles, was wir tun, eine Wirkung hat, und dass alles, was uns geschieht, einen Sinn hat und uns irgendwie auf dem Weg der Entwicklung helfen will. Yogis gehen noch dazu davon aus, dass es viele Leben gibt (viele Inkarnationen). Was in einem Leben ungerecht erscheint, als sinnloses Leid, ist dann (so können wir zumindest hoffen) vom Standpunkt von tausenden (vielleicht von millionen) Leben vielleicht eine Episode, die dann doch im großen kosmischen Mosaik den Sinn ergibt.
Gesetze des Karmas
Im Yoga können wir sagen: Es gibt 5 Gesetze des Karmas, die alle Einfluss haben auf Krankheit, und die wir alle auch für Heilung nutzen können.
Die 5 Gesetze des Karmas sind:
• Die direkten Gesetze
• Das Gesetz der Gedankenkraft
• Das Gesetz der Kompensation
• Das Gesetz der Evolution
• Das Gesetz der Gnade
Die direkten Gesetze des Karma
Sie besagen: Der Lebensstil beeinflusst das eigene Leben. Hier gibt es ein gewisses Kausalitätsprinzip, und auf dieser Ebene ist es wissenschaftlich nachweisbar und nachvollziehbar. Ein Beispiel: Jemand, der jeden Tag 30 Zigaretten raucht, setzt damit eine Ursache. Wenn dies nach Jahren oder Jahrzehnten zu einer chronischen Bronchitis führt, zu Bluthochdruck, Arteriosklerose, Lungenemphysemen oder letztlich auch zu Raucherlunge oder Herzinfarkt, dann ist das nachvollziehbar. So gilt es, die direkten Gesetze des Karma zu beachten, d.h.: Richtige Ernährung, richtige Körperübungen, Entspannung und Atemübungen, einen guten Rhythmus von Aktivität und Ruhen, ausreichend Schlaf, frische Luft und wenig Umweltgifte usw. Diese direkten Gesetze des Karma sollten wir beachten, und Yoga ist ja auch ein gesunder Lebensstil und somit Prävention. Umgekehrt können die direkten Gesetze des Karma natürlich auch heilend wirken. Wenn man z.B. Gelenkprobleme hat, dann kann man mit richtigen Körperübungen, mit Dehnungen, Muskelstärkung, Minibewegungen usw. etwas tun, dass diese Gelenke mobilisiert werden. Wer Kopfweh aufgrund von Nahrungsmittelunverträglichkeiten hat, profitiert davon, diese zu meiden und vielleicht auch Entspannungsübungen zu machen.
Die direkten Gesetze des Karma sind das, was medizinisch direkt nachvollziehbar ist.
Gesetz der Gedankenkraft
Gedanken sind Kräfte. Wenn du z.B. beständig Angst hast, dass dir was Schlimmes passieren könnte, dann erhöht das die Wahrscheinlichkeit, dass dir auch was Schlimmes passiert. Wenn du ständig ängstlich durch die Welt gehst, dann hat das eine Wirkung. Das ist inzwischen auch von der Psychosomatik und der Psychoneuroimmunologie bestätigt worden: Gedanken sind nicht nur abstrakt, sondern sie beeinflussen den Körper. Manche sagen sogar, dass bis zu 80% der Heilwirkung eines Medikamentes oder einer Behandlung der Placebo-Effekt ist. Auch sollten Ärzte den sog. Nocebo-Effekt vermeiden, d.h. den Patienten keine negative Prognosen geben, die dann selbsterfüllende Prophezeiungen werden.
Im Yoga gilt es, die positive Gedankenkraft zu nutzen und sich z.B. am Abend zu sagen: „Ich freue mich darauf, dass es mir morgen viel besser geht.“ Oder sich zu sagen: „Ich mache jetzt diese Übung, damit es mir besser geht.“ Man kann auch visualisieren, dass man bald lächeln und voller Freude sein wird. Mit positiven Gedanken können also positive Effekte erzielt werden. Wenn jemand Yogalehrende/r ist, dann ist es wichtig, diese Gedankenkraft auch positiv zu nutzen, den Schülern also nicht unnötig Angst einzujagen, sondern mit positiven Affirmationen zu wirken.
Gesetz der Kompensation
Man könnte es auch nennen: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.“ Das heißt: Wenn du jemand anderem etwas Schlimmes angetan hast, dann wird auch dir etwas angetan werden, damit du merkst, wie das ist und dich hoffentlich nicht mehr so verhältst.
Du hast vielleicht jemanden geringschätzig behandelt, der eine Krankheit hat – und vielleicht liegst du ein paar Wochen später im Bett und stellst fest: Es ist gar nicht so einfach und angenehm, auf Hilfe angewiesen zu sein.
Man sollte dieses Gesetz aber auch nicht übertreiben. Manchmal, wenn Menschen von Karma hören, reduzieren sie es auf das Gesetz der Kompensation, und fragen sich auch selbst, was sie falsch gemacht haben (i.S.v. „Ich muss etwas falsch gemacht haben, deshalb werde ich jetzt durch diese Krankheit bestraft.“). Aber das Gesetz der Kompensation ist nur eines der vielen Gesetze. Am praktischsten kannst du es vielleicht nutzen, wenn du siehst, dass jemand anderes nicht freundlich zu dir war. Dann kannst du auch sagen: „Wenn er es wirklich aus Bösartigkeit heraus gemacht hat, dann wird das Karma es schon wieder zurecht rücken. Und evtl. habe ich auch schon mal etwas gemacht, was nicht so freundlich war. Jetzt erfahre ich, wie es ist, und ich nehme mir vor, so nicht mehr zu handeln.“
Im Sinne von Krankheit heißt das Gesetz der Kompensation auch: Angenommen, du hast etwas Schlechtes getan, dann ist es gut, das ganze wieder zurechtzurücken - vielleicht einen Fehler einzugestehen, um Entschuldigung zu bitten, den Fehler wieder gut zu machen. Wenn du das Negative, was du getan hast, nicht gegenüber dem Menschen gutmachen kannst, dem du es angetan hast (weil er vielleicht nichts mehr mit dir zu tun haben will), dann kannst du dich in einer gemeinnützigen Stiftung oder Verein engagieren, du kannst Spenden geben, oder jemanden helfen, der sich vielleicht in einer Situation befindet, in die du jemand anderes hinein gebracht hast. Du kannst also das Gesetz der Kompensation auch nutzen, um zurechtzurücken, was du selbst getan hast.
Gesetz der Evolution
Dieses Gesetz ist vielleicht vom yogischen Standpunkt aus besonders wichtig. Wir wachsen durch Erfahrung. Wir sind auf der Welt, um spirituell zu wachsen. Mensch muss Erfahrungen machen, um zu wachsen. Es gibt eine Interpretation von Karma und Reinkarnation, die besagt, dass jeder Mensch durch jede wichtige Lebenssituation, jede menschliche und zwischenmenschliche Situation zumindest einmal im Laufe aller Leben gekommen sein muss, bis er die Erleuchtung erreicht. So haben wir angenehme und unangenehme Erfahrungen. In diesem Sinne sind Erfahrungen keine Strafe, sondern sie gehören einfach dazu, um spirituell zu wachsen.
So könntest du dich nicht fragen: „Was habe ich falsch gemacht, um diese Krankheit zu erleben?“, sondern: „Welche Erfahrungen werden durch diese Erkrankungen ermöglicht?“
• Es gibt beispielsweise Menschen, die immer viel für andere da sind, und dann haben sie eine Erkrankung und sind auf die Hilfe anderer angewiesen. Da könntest du sagen: „Durch diese Erkrankung habe ich gelernt, Hilfe anzunehmen, und auch wie es ist, schwach zu sein. Ich habe gelernt, wie schön es ist, dass andere sich um mich kümmern.“
• Oder du erfährst umgekehrt, dass Menschen sich nicht um dich kümmern. Dann kannst du dich besser in Menschen hineinversetzen, die verloren sind.
• Oder es gibt Krankheiten, die dich zwingen aktiv zu werden, wo du dich nicht einem Ärztesystem einfach nur hingeben kannst. Du musst selbst aktiv werden und kannst nicht einfach nur alles über dich ergehen lassen.
•Manchmal musst du einfach nur alles über dich ergehen lassen. Unterschiedliche Erkrankungen geben unterschiedliche Erfahrungen, aber das Gesetz des Karma besagt: Jede Krankheit schenkt dir Erfahrungen, anhand derer du wachsen kannst.
Im Umgang mit dir selbst ist das etwas sehr hilfreiches, im Umgang mit anderen ist es eher bedingt hilfreich. Es ist nicht gut, mit erhobenem Zeigefinger den Menschen zu sagen: „Das will dir etwas sagen! Denk mal darüber nach!“ Gegenüber anderen ist es am klügsten, Mitgefühl zu zeigen, ein offenes Ohr, eine tätige Hand – und ihm zu signalisieren: „Ich will dir helfen, ich bin für dich da.“
Gesetz der Gnade Gottes
Das Gesetz der Gnade Gottes ist verknüpft mit dem Gesetz der Evolution. Man kann sagen, dass es manchmal einen Kontakt zum Göttlichen gibt und man diese Gnade erfährt. Gerade bei körperlichen, geistigen und spirituellen Problemen wird Gott manchmal erfahrbar.
Ich kenne viele Menschen, die in einer schweren Erkrankung plötzlich Gottes Gegenwart spürten. Als nichts mehr da war, worauf sie hätten bauen können, ist plötzlich eine tiefe spirituelle Erfahrung gekommen, die sie auf einen anderen Weg gebracht hat. In diesem Sinn kann eine Krankheit manchmal wie eine göttliche Gnade kommen, um dich aus etwas heraus zu holen, was vielleicht abgeschlossen ist, und dir einen neuen Weg zu geben. So kannst du auf dieses Gesetz der Gnade und der Evolution hoffen.
Was tun, um Krankheiten zu vermeiden
Um Krankheiten zu vermeiden und um ihnen vorzubeugen, würde gelten:
• Lebe ein gesundes Leben und beachte die direkten Gesetze des Karmas.
• Nutze deine Gedankenkraft positiv. Führe eine freudvolles, optimistisches Leben. Habe positive Affirmationen, nutze den Placebo-Effekt aus, und schaffe weder für dich noch für andere einen Nocebo-Effekt.
• Nutze das Gesetz der Kompensation. Sei mitfühlend und freundlich zu anderen, und wenn du mal etwas falsch gemacht hast, dann rücke es zügig wieder zurecht.
• Nutze das Gesetz der Evolution. Sei dir bewusst: Du kannst von allem lernen! Und manchmal, wenn du mit dem großen Wunsch zu lernen durch die Gegend gehst, werden Lektionen kommen, ohne dass du erkranken musst. Oft ist es so, dass schon in der Atmosphäre auf subtile Weise klar wird, dass da etwas zu lernen ist. Und manchmal ist es so, dass – wenn du diese Winke des Schicksals nicht beachtest – es massiver kommt, und dann kann es zur Krankheit kommen. Manche Krankheiten sind aber nicht vermeidbar – sie gehören zu deinem spirituellen Wachstum dazu.
• Und als letztes gilt eben auch: Halte deinen Geist immer bei Gott und richte dich auf Gott aus. So erfährst du vielleicht auch Gottes Gegenwart, ohne deshalb erkranken zu müssen.
Was tun, wenn man erkrankt ist
Wenn du erkrankt bist, dann kannst du auch die 5 Gesetze des Karmas nutzen:
• Mache die Dinge, die notwendig sind, um wieder zu gesunden. Übe die angemessenen Yoga Praktiken und Ayurveda Techniken, mache das, was die Naturheilkunde sagt, und nutze die Schulmedizin, soweit sie hilfreich ist. Hab einen gesunden Menschenverstand und nutze das, was dich gesund machen kann.
• Nutze als zweites auch die Gesetze der Gedankenkraft mit Affirmationen und Visualisierungen, nutze den Placebo-Effekt usw.
• Nutze das Gesetz der Kompensation und tue Gutes, so weit du kannst.
• Nutze das Gesetz der Evolution, indem du dir bewusst machst, dass die Krankheit einen Sinn haben wird. Zermartere dir aber nicht unbedingt den Kopf – manchmal kann der Sinn der Krankheit nämlich auch sein, dass du mal die Erfahrung der Ohnmacht hast, dass nichts unter deiner Kontrolle ist und du auch den Sinn nicht verstehst. Im Akzeptieren der eigenen Ohnmacht und der Unfähigkeit, etwas zu begreifen, liegt manchmal auch der Sinn der Krankheit.
• Bitte um Gottes Hilfe und vertraue auf Gott.
Siehe auch
- Krankheit aus der Sicht des Kundalini Yoga
- Krankheit aus der Sicht des Raja Yoga
- Krankheit aus der Sicht des Ayurveda
- Krankheit aus der Sicht des Bhakti Yoga
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