Yamas und Niyamas: Unterschied zwischen den Versionen

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Yamas und Niyamas sind Hilfen (nach den [[Meister]]n und Patanjali) um zu [[Wissen]], [[Weisheit]] und [[Wonne]] zu gelangen. Auf dem Weg sollen die Yamas und Niyamas sehr [[hilfreich]] sein.
Yamas und Niyamas sind Hilfen (nach den [[Meister]]n und Patanjali) um zu [[Wissen]], [[Weisheit]] und [[Wonne]] zu gelangen. Auf dem Weg sollen die Yamas und Niyamas sehr [[hilfreich]] sein.


==Video - Vorträge über die Yamas und die Niyamas==
==Videos - Vorträge über die Yamas und die Niyamas==


Hier einige Videovorträge zu allen Yamas und Niyamas von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe [[Yoga Vidya Schulung]], Vorträge zum ganzheitlichen [https://www.yoga-vidya.de/yoga/ Yoga].
Hier einige Videovorträge zu allen Yamas und Niyamas von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe [[Yoga Vidya Schulung]], Vorträge zum ganzheitlichen [https://www.yoga-vidya.de/yoga/ Yoga].
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[[Ishwara Pranidhana]] - Yoga Sutra 2. Kapitel, Vers 45
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== Yamas und Niyamas - Das vergessene Fundament des Yoga ==
[[Datei:Luft Himmel Wolken.jpg|thumb|Vayu Mudra aus [https://www.yoga-vidya.de/yoga/ Yoga] Sicht]]
'''- Ein Beitrag aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 43, Winter 2021 von Gauri Daniela Reich -''' 
Die meisten Menschen verbinden mit dem Wort Yoga körperliche Übungen wie Sonnengrüße, Kopfstand, Schulterstand, Vorwärtsbeuge usw. Ja, selbst viele YogalehrerInnen benutzen das Wort Yoga synonym für Asanas.
Wenn wir jedoch genauer hinschauen und einen Blick in die Yoga Sutras von Patanjali –eine der wichtigsten Schriften des Yoga – werfen, stoßen wir gleich im zweiten Vers des ersten Kapitels auf die Definition von Yoga. Yoga ist der Zustand, in dem die Gedanken im Geist zur Ruhe gekommen sind. Später im zweiten Kapitel zeigt uns Patanjali ein ganzheitliches Übungssystem auf, mit dessen Hilfe wir diesen Zustand erreichen können, wenn wir ihn nicht willentlich einfach so herbeiführen können. Dieses Übungssystem nennt sich Ashtanga Yoga und beinhaltet unter anderem die uns so gut bekannten Asanas, Pranayama und Meditation. Dieses System besteht aus acht Stufen, von denen die Yamas und Niyamas die ersten beiden darstellen (danach kommen Asana, Pranayama, Dharana, Dhyana und Samadhi). Sie sind also die Basis unserer spirituellen Praxis und begleiten uns nicht nur auf der Yoga-Matte, sondern durch unser ganzes Leben.
=== Die Yamas sind Regeln für den Umgang mit unseren Mitmenschen: ===
* ahimsa Gewaltfreiheit in Gedanken, Worten und Taten
* satya Wahrhaftigkeit in Gedanken, Worten und Taten
* astheya Nicht stehlen, kein Neid
* brahmachariya sexuelle Zurückhaltung
* aparigraha keine Habgier, nichts horten
=== Niyamas sind Regeln für die eigene Lebensführung: ===
* shaucha körperliche, geistige und emotionale Hygiene
* santosha Zufriedenheit
* tapas die Fähigkeit, die Yoga-Praxis auch unter schwierigen Umständen aufrecht zu erhalten, einfache Lebensführung, Disziplin
* svadhyaya Studium der Schriften
* ishvara pranidhana sich in den Dienst des Höchsten stellen, dem Wohl der Menschheit und allen Lebens dienen, einen Beitrag zum Leben auf der Erde leisten
=== Warum sind die Yamas und Niyamas so wichtig? ===
Die Yamas und Niyamas hauchen unserer Praxis Leben ein und geben ihr eine Richtung. Sie geben uns einen Rahmen, anhand dessen wir uns selbst hinterfragen und beobachten und  dadurch unsere Beziehung zu anderen Menschen und zu uns selbst reinigen können. Dazu ist es hilfreich zu verstehen, dass Yoga eine geistige Praxis ist. Man kann sagen, Yoga ist ganzheitliche Psychologie, die einen körperlichen (Asanas), einen energetischen (Pranayama) und einen geistigen Aspekt (Meditation) beinhaltet.
Unser Geist wurde seit frühester Kindheit permanent mit Eindrücken gefüttert, die alle im Unterbewusstsein gespeichert sind und unsere Wahrnehmung und unser Verhalten in der Gegenwart beeinflussen. Diese Eindrücke im Unterbewusstsein werden Samskaras genannt. Positiv bewertete Samskaras bewirken, dass wir etwas immer wieder haben oder tun wollen, negative, dass wir etwas vermeiden möchten oder sogar Angst davor haben.
So wird unser Leben mehr und mehr zu einem Spießrutenlauf, in dem wir versuchen, das, was mir mögen, zu bekommen und das, was wir nicht mögen, zu vermeiden. Mit Freiheit hat das natürlich nichts zu tun. Unser Leben wird zu großen Teilen von Eindrücken aus der Vergangenheit bestimmt.
Durch die Yoga-Praxis befreien wir uns von den Samskaras und werden wieder zu freieren Menschen, die in der Gegenwart leben. Die Samskaras werden zwar zunächst im Geist gespeichert, zeigen sich jedoch mit der Zeit auch in unserem Energiesystem und im Körper,  zum Beispiel durch Störungen der Chakras und Krankheiten verschiedenster Art. Deshalb beinhaltet eine ganzheitliche Yoga-Praxis Asanas, Pranyama und Meditation, um auf allen diesen drei Ebenen simultan von Samskaras zu befeien. Asanas reinigen und heilen den Körper. Pranayama tut das Gleiche für unser Energiesystem und Meditation reinigt den Geist.
=== Aber wie findet man die störenden Samskaras? - Durch die Yamas und Niyamas! ===
Die Yamas zwingen uns zu ehrlicher Selbstreflektion und zeigen uns, wo unsere Beziehungen durch Gewalt, Lügen, Neid, Lust und Gier vergiftet sind. Wenn wir merken, dass wir gegen eine oder mehrere der Regeln verstoßen und ehrlich darüber nachdenken, warum wir das tun, kommen unsere verborgenen Wünsche und Ängste schnell ans Licht und wir können uns bewusst damit auseinander setzen.
Wenn du ein Thema gefunden hast, kannst du ganz konkret eine Intention für deine Asana-, Pranyama- und MeditationsPraxis setzen, indem du beispielsweise die kosmische Intelligenz darum bittest, dich von deiner Angst, Gier, Stolz, Verurteilung etc. zu befreien.
In diesem Moment bekommt die Praxis einen konkreten Inhalt und eine Richtung. Und wir wissen ja: Die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Zusätzlich zeigen uns die Niyamas Unreinheiten in unserem Geist in Form von unheilsamen Gedanken und Gefühlen sowie das Fehlen von Dankbarkeit und Durchhaltevermögen. Tapas zeigt uns, wenn unser Leben zu kompliziert ist und macht Körper und Geist stark. Das Studium der Schriften gibt uns intellektuelles Verständnis über die Zusammenhänge und zu guter Letzt finden wir durch ishwara pranidhana unsere göttliche Bestimmung, den Sinn unseres Lebens.
Wichtig ist noch zu sagen, dass es bei den Yamas und Niyamas nicht darum geht, sich selbst zu verurteilen, wenn man sich dabei erwischt, dass man schlecht über sich oder einen anderen Menschen denkt, auf die coolen Schuhe der Nachbarin neidisch ist oder mal wieder ein kleines bisschen geflunkert hat.
Das macht dich zu keinem schlechten Menschen. Du kannst dir sicher sein, dass es den meisten Menschen so geht. Jetzt hast du mit den Yamas und Niyamas und deiner Yoga-Praxis jedoch die Möglichkeit, das zu verändern!
Wenn dir auffällt, dass du gegen eine Regel verstoßen hast, kannst du dich freuen, dass du es gemerkt hast! Wie oft ist es schon passiert, ohne dass du dir dessen bewusst warst?
Einsicht ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung und so kannst du dich jetzt auf den Weg nach Innen begeben und schauen, welche Samskaras, Glaubenssätze und Gedankenmuster dazu geführt haben und sie auflösen.


==Siehe auch==
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Version vom 25. Dezember 2021, 17:00 Uhr

Ein ethisches Leben ist die Grundlage für spirituelles Wachstum

Yamas und Niyamas bilden im Yoga die Grundlage der Yoga Praxis. Yamas ist das ethische Fundament im Umgang mit anderen. Niyamas ist der persönliche Lebensstil, geprägt von Einfachheit, Zufriedenheit, Bewusstheit und Hingabe. Die Yamas und Niyamas werden beschrieben in den Versen 30-45 im zweiten Kapitel des Yoga Sutra von Patanjali.

Yamas und Niyamas

Yamas - Verbote

→ Empfehlungen, Ratschläge im Umgang mit anderen

1.) Ahimsa: Nichtverletzen, Gewaltlosigkeit
2.) Satya: Wahrhaftigkeit
3.) Brahmacharya: Keuschheit, Enthaltsamkeit
4.) Aparigraha: Nicht- Annehmen von Geschenken, Unbestechlichkeit
5.) Asteya: Nichtstehlen

Niyamas - Gebote

→ Empfehlungen, Ratschläge für das Privatleben

1.) Saucha: Reinheit
2.) Santosha: Zufriedenheit (und aus allem das Beste machen)
3.) Tapas: Askese (bewusst Dinge tun, die wir nicht mögen; Führen eines einfachen Lebens)
4.) Swadhyaya: Studium religiöser Schriften (Selbststudium)
5.) Ishwarapranidhana: Verehrung Gottes

- die Yamas und Niyamas sind die beiden ersten Stufen im Raja Yoga - Yamas sind die „mahavratas“ (die großen Gelübde), die für alle gelten. Spirituelle Aspiranten sollten sie beherzigen - unterschiedliche Umsetzung der yamas, je nach Lebensumständen (Berufs-Familienleben – Entsagung; Polizist – Priester) - wenn durch intensive Kundalini- und/oder Sadhana- Praxis Energie erweckt wird, sollte den yamas und niyamas Beachtung geschenkt werden. - Yamas und Niyamas wichtige Vorbereitung für höhere Bewusstseinsstufen. Wenn wir auf Energieerweckung vorbereitet sind, kann dies entscheiden, ob Erweckungen als angenehm oder unangenehm empfunden werden beziehungsweise ob sie stattfinden - für intensive Sadhana gelten verschärfte Regeln. Gilt auch für Meditation.

Yamas - Verhalten gegenüber anderen

Die Regeln kennen und leben

Ahimsa:

Nichtverletzen

„Wenn Nichtverletzen fest begründet ist, wird Feindschaft in der Gegenwart des Yogis aufgegeben“.

a.) Der Yogi strahlt so viel Liebe und Mitgefühl aus, dass Menschen in seiner Umgebung friedlich werden (zum Streiten gehören immer 2).
b.) Der Yogi empfindet es nicht als Feindschaft, weil er so in Frieden gegründet ist („Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“)
  • vollkommenes Ahimsa nicht möglich
  • Verhältnismäßigkeit der Mittel (Sannyas – Polizist)
  • ein Gefühl des Wohlwollens anderen Menschen gegenüber
  • nicht verletzen zu wollen verursacht, andere zu lieben

Satya:

Wahrhaftigkeit

„Wenn Wahrhaftigkeit fest begründet ist, erlangen wir die Frucht der Handlung, ohne zu handeln“.

  • Mit anderen Worten: Unsere Gedanken werden so stark, dass Dinge allein durch unsere Gedanken geschehen.
  • Wenn wir wahrhaftig sind, bekommen unsere Gedanken eine sehr starke Kraft. Damit auch unsere Worte.
  • Arabisches Sprichwort: „Bevor du etwas sagst, überprüfe erstens, ob es wahr ist, zweitens, ob es freundlich ist, und drittens, ob es notwendig ist. Und nur dann, wenn es hilfreich und notwendig ist, dann sage etwas.“
  • Satya wird gemildert durch Ahimsa: Nicht die Wahrheit sagen, wenn sie verletzt und nicht notwendig ist. Ahimsa ist die höchste Pflicht.

Brahmacharya:

Keuschheit, Enthaltsamkeit

„Ist Brahmacharya fest begründet, erlangen wir große Lebenskraft.“

  • Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens
  • In verschiedenen Lebensumständen und Kulturen jeweils etwas anders
  • Für Sannyas bedeutet es vollständige Enthaltsamkeit
  • Für Partner Treue (sattwige Bedürfnisbefriedigung)
  • Im Kundalini- Yoga bemühen wir uns, Apana Vayu in Ojas umzuwandeln. Sexuelles Fehlverhalten wirkt da kontraproduktiv.

Aparigraha:

Unbestechlichkeit, Nichtannehmen von Geschenken (Aufgabe von Gewinnsucht und Nichthorten von Dingen)

„Ist Aparigraha fest begründet, verstehen wir den Sinn des Lebens“.

  • Geschenke, die selbstlos aus Liebe gegeben werden, können wir selbstverständlich annehmen. Liebe öffnet das Herz und kann auch dadurch ausgedrückt werden.
  • Keine Geschenke annehmen, durch die wir manipuliert werden sollen, die uns zu etwas verpflichten.
  • Nicht mehr haben wollen als wir brauchen.
  • Etwas Geld zurückzulegen, um finanziell unabhängig zu sein, ist für viele Menschen sinnvoll.
  • Für Swamis gilt die vollständige Aufgabe allen Besitztums.
  • Sivananda hat Geschenke angenommen, aber gleich weitergegeben.
  • Wenn wir viel Geld/ Besitztümer haben, müssen wir uns auch darum kümmern. Dabei geht viel Energie verloren.
  • Geld macht nicht glücklich, das ist auch wissenschaftlich erwiesen.

Asteya:

Nichtstehlen

„Ist Nichtstehlen fest begründet, kommen alle Kostbarkeiten wie von selbst“.

  • In dem Moment, wo wir nichts mehr stehlen, auch nicht mehr unbedingt etwas haben möchten, bekommen wir alles, was wir brauchen.
  • Ist auch das Gesetz der Entsagung.
  • Wir haben in unseren unterschiedlichen Lebensumständen auch unterschiedliche Wünsche (Kama, Artha, Dharma, Mokshas), die befriedigt werden sollen.
  • wir brauchen einen gewissen finanziellen Spielraum, um den Geist für die Spiritualität frei zu haben
  • Mit Geld können wir viel Gutes tun. Geld ist das, was wir damit machen.
  • ehrlich verdientes Geld/ Wohlstand ist OK
  • Dinge wegnehmen schafft tamasiges Karma, so dass uns wieder etwas weggenommen wird, materiell und/oder emotional
  • Begriff ist zum Teil wörtlich zu nehmen, aber bedenkt auch, im positiven Sinn, zu teilen. Die Yamas haben in logischer Schlussfolgerung immer auch einen positiven aktiven Sinn.
  • Lakshmi- Prinzip: je mehr wir geben, umso mehr bekommen wir.
  • Auch nicht mit dem Ruhm, den Federn anderer schmücken
  • Wenn wir geben, bekommen wir alles, was wir brauchen.

Niyamas - Umgang mit sich Selbst

Wie möchtest du leben?

Saucha:

innere und äußere Reinheit

„Durch Reinigung entsteht Ekel gegenüber eigenem Körper und eine Abneigung gegenüber physischem Kontakt mit anderen.“

Santosha:

Zufriedenheit

„Aus Zufriedenheit gewinnen wir unübertroffenes Glück.“

  • Aus Zufriedenheit entsteht Freude.
    • Tamasig: „Ist sowieso alles egal.“
    • Rajasig: „Ich bin zufrieden.“ „Mir geht es besser.“ (Ego)
    • Sattwig: „ich mache aus allem das Beste.“
  • Aktive Einstellung: selbst etwas tun, bewegen, aber Tätigkeit loslassen, weil wir Ausgang nicht bestimmen können. Wie auch immer es kommt, es ist gut für uns (Gnade, Karma).

Tapas:

Askese, Selbstzucht

„Durch Tapas werden Unreinheiten aufgelöst und Kräfte des Körpers und der Sinne herbeigeführt.“

  • Sollte zur Reinigung führen
  • Patanjali würde regelmäßige Asana- und Pranayama-Praxis bereits als Tapas bezeichnen
  • Quälerei ist nicht gemeint
  • Selbstzerstörung“ ist tamasig
  • Wird in anderen Zusammenhängen auch als intensive spirituelle Praxis bezeichnet.
  • Einfaches Leben. Auf überflüssigen Komfort verzichten, auf das Nötigste beschränken.

Swadhyaya:

Studium religiöser Schriften, Selbststudium

„Selbststudium führt zur Verbindung zum persönlichen Gott.“

  • Selbstbefragung und Versuch, mehr nach innen zu kommen
  • Bedeutet weniger, Fehler zu analysieren als zu erfragen, wer ich bin.
  • Studium von Schriften hebt den Geist und lenkt ihn auf Gott. Helfen, den Geist nach innen zu lenken.

Ishvarapranidhara:

Verehrung Gottes

„Hingabe zu Gott führt zur Fähigkeit, Samadhi zu erreichen.“

Yamas und Niyamas sind Hilfen (nach den Meistern und Patanjali) um zu Wissen, Weisheit und Wonne zu gelangen. Auf dem Weg sollen die Yamas und Niyamas sehr hilfreich sein.

Videos - Vorträge über die Yamas und die Niyamas

Hier einige Videovorträge zu allen Yamas und Niyamas von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga.

Yamas und Niyamas – Yoga Sutra 2. Kapitel, Verse 30-34

Ahimsa - Yoga Sutra 2. Kapitel, Vers 35

Satya - Yoga Sutra 2. Kapitel, Vers 36

Asteya - Yoga Sutra 2. Kapitel, Vers 37

Brahmacharya - Yoga Sutra 2. Kapitel, Vers 38

Aparigraha Unbestechlichkeit - Yogasutra 2. Kapitel, Vers 39

Shaucha Sattva - Yoga Sutra 2. Kapitel, Vers 40-41

Santosha Zufriedenheit - Yoga Sutra 2. Kapitel, Vers 42

Tapas - Yoga Sutra 2. Kapitel, Vers 43

Svadhyaya - Yoga Sutra 2. Kapitel, Vers 44

Ishwara Pranidhana - Yoga Sutra 2. Kapitel, Vers 45

Yamas und Niyamas - Das vergessene Fundament des Yoga

Vayu Mudra aus Yoga Sicht

- Ein Beitrag aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 43, Winter 2021 von Gauri Daniela Reich -

Die meisten Menschen verbinden mit dem Wort Yoga körperliche Übungen wie Sonnengrüße, Kopfstand, Schulterstand, Vorwärtsbeuge usw. Ja, selbst viele YogalehrerInnen benutzen das Wort Yoga synonym für Asanas.

Wenn wir jedoch genauer hinschauen und einen Blick in die Yoga Sutras von Patanjali –eine der wichtigsten Schriften des Yoga – werfen, stoßen wir gleich im zweiten Vers des ersten Kapitels auf die Definition von Yoga. Yoga ist der Zustand, in dem die Gedanken im Geist zur Ruhe gekommen sind. Später im zweiten Kapitel zeigt uns Patanjali ein ganzheitliches Übungssystem auf, mit dessen Hilfe wir diesen Zustand erreichen können, wenn wir ihn nicht willentlich einfach so herbeiführen können. Dieses Übungssystem nennt sich Ashtanga Yoga und beinhaltet unter anderem die uns so gut bekannten Asanas, Pranayama und Meditation. Dieses System besteht aus acht Stufen, von denen die Yamas und Niyamas die ersten beiden darstellen (danach kommen Asana, Pranayama, Dharana, Dhyana und Samadhi). Sie sind also die Basis unserer spirituellen Praxis und begleiten uns nicht nur auf der Yoga-Matte, sondern durch unser ganzes Leben.

Die Yamas sind Regeln für den Umgang mit unseren Mitmenschen:

  • ahimsa Gewaltfreiheit in Gedanken, Worten und Taten
  • satya Wahrhaftigkeit in Gedanken, Worten und Taten
  • astheya Nicht stehlen, kein Neid
  • brahmachariya sexuelle Zurückhaltung
  • aparigraha keine Habgier, nichts horten

Niyamas sind Regeln für die eigene Lebensführung:

  • shaucha körperliche, geistige und emotionale Hygiene
  • santosha Zufriedenheit
  • tapas die Fähigkeit, die Yoga-Praxis auch unter schwierigen Umständen aufrecht zu erhalten, einfache Lebensführung, Disziplin
  • svadhyaya Studium der Schriften
  • ishvara pranidhana sich in den Dienst des Höchsten stellen, dem Wohl der Menschheit und allen Lebens dienen, einen Beitrag zum Leben auf der Erde leisten

Warum sind die Yamas und Niyamas so wichtig?

Die Yamas und Niyamas hauchen unserer Praxis Leben ein und geben ihr eine Richtung. Sie geben uns einen Rahmen, anhand dessen wir uns selbst hinterfragen und beobachten und dadurch unsere Beziehung zu anderen Menschen und zu uns selbst reinigen können. Dazu ist es hilfreich zu verstehen, dass Yoga eine geistige Praxis ist. Man kann sagen, Yoga ist ganzheitliche Psychologie, die einen körperlichen (Asanas), einen energetischen (Pranayama) und einen geistigen Aspekt (Meditation) beinhaltet.

Unser Geist wurde seit frühester Kindheit permanent mit Eindrücken gefüttert, die alle im Unterbewusstsein gespeichert sind und unsere Wahrnehmung und unser Verhalten in der Gegenwart beeinflussen. Diese Eindrücke im Unterbewusstsein werden Samskaras genannt. Positiv bewertete Samskaras bewirken, dass wir etwas immer wieder haben oder tun wollen, negative, dass wir etwas vermeiden möchten oder sogar Angst davor haben.

So wird unser Leben mehr und mehr zu einem Spießrutenlauf, in dem wir versuchen, das, was mir mögen, zu bekommen und das, was wir nicht mögen, zu vermeiden. Mit Freiheit hat das natürlich nichts zu tun. Unser Leben wird zu großen Teilen von Eindrücken aus der Vergangenheit bestimmt.

Durch die Yoga-Praxis befreien wir uns von den Samskaras und werden wieder zu freieren Menschen, die in der Gegenwart leben. Die Samskaras werden zwar zunächst im Geist gespeichert, zeigen sich jedoch mit der Zeit auch in unserem Energiesystem und im Körper, zum Beispiel durch Störungen der Chakras und Krankheiten verschiedenster Art. Deshalb beinhaltet eine ganzheitliche Yoga-Praxis Asanas, Pranyama und Meditation, um auf allen diesen drei Ebenen simultan von Samskaras zu befeien. Asanas reinigen und heilen den Körper. Pranayama tut das Gleiche für unser Energiesystem und Meditation reinigt den Geist.

Aber wie findet man die störenden Samskaras? - Durch die Yamas und Niyamas!

Die Yamas zwingen uns zu ehrlicher Selbstreflektion und zeigen uns, wo unsere Beziehungen durch Gewalt, Lügen, Neid, Lust und Gier vergiftet sind. Wenn wir merken, dass wir gegen eine oder mehrere der Regeln verstoßen und ehrlich darüber nachdenken, warum wir das tun, kommen unsere verborgenen Wünsche und Ängste schnell ans Licht und wir können uns bewusst damit auseinander setzen.

Wenn du ein Thema gefunden hast, kannst du ganz konkret eine Intention für deine Asana-, Pranyama- und MeditationsPraxis setzen, indem du beispielsweise die kosmische Intelligenz darum bittest, dich von deiner Angst, Gier, Stolz, Verurteilung etc. zu befreien.

In diesem Moment bekommt die Praxis einen konkreten Inhalt und eine Richtung. Und wir wissen ja: Die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Zusätzlich zeigen uns die Niyamas Unreinheiten in unserem Geist in Form von unheilsamen Gedanken und Gefühlen sowie das Fehlen von Dankbarkeit und Durchhaltevermögen. Tapas zeigt uns, wenn unser Leben zu kompliziert ist und macht Körper und Geist stark. Das Studium der Schriften gibt uns intellektuelles Verständnis über die Zusammenhänge und zu guter Letzt finden wir durch ishwara pranidhana unsere göttliche Bestimmung, den Sinn unseres Lebens.

Wichtig ist noch zu sagen, dass es bei den Yamas und Niyamas nicht darum geht, sich selbst zu verurteilen, wenn man sich dabei erwischt, dass man schlecht über sich oder einen anderen Menschen denkt, auf die coolen Schuhe der Nachbarin neidisch ist oder mal wieder ein kleines bisschen geflunkert hat.

Das macht dich zu keinem schlechten Menschen. Du kannst dir sicher sein, dass es den meisten Menschen so geht. Jetzt hast du mit den Yamas und Niyamas und deiner Yoga-Praxis jedoch die Möglichkeit, das zu verändern!

Wenn dir auffällt, dass du gegen eine Regel verstoßen hast, kannst du dich freuen, dass du es gemerkt hast! Wie oft ist es schon passiert, ohne dass du dir dessen bewusst warst?

Einsicht ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung und so kannst du dich jetzt auf den Weg nach Innen begeben und schauen, welche Samskaras, Glaubenssätze und Gedankenmuster dazu geführt haben und sie auflösen.

Siehe auch

Literatur

Seminare

Raja Yoga, positives Denken, Gedankenkraft

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