Janaka
Janaka (Sanskrit: जनक janaka adj. u. m.) zeugend, erzeugend, hervorbringend, verursachend, bewirkend; Erzeuger, Vater; ein indischer Heiliger und König von Videha, der Ziehvater Sitas. Janaka gilt als das Ideal eines weisen Herrschers und Philosophen. Sein Priester und Ratgeber war Yajnavalkya.
Die Geschichte des Königs Janaka
Artikel aus Stories from Yoga Vasishtha von Swami Sivananda. The Divine Life Society Publication, 9. Auflage, Uttarakhand, 2009, S. 55-62.
Wir kennen zwei Wege oder Pfade, die der Rettung der Seelen am besten dienlich sind. Einer davon ist der Pfad, auf dem der Schüler sich strikt an die Anweisungen seines Lehrers hält. Die Rettung erfolgt entweder noch direkt während dieser Geburt und zwar durch die Einführung mittels des Gurus oder in einer der folgenden Geburten. Der zweite Weg ist das Erlangen von Wissen über eigene Disziplin. Wissen entsteht plötzlich in einem Menschen. Brahma Jnana dämmert in ihm herauf wie eine Frucht, die unerwartet vom Himmel fällt. Oh Rama! Ich werde dir jetzt eine alte Geschichte erzählen, in der Atma Jnana in einem erwuchs, so wie eine Frucht von Akasa fällt, genauso wie auf dem obengenannten zweiten Weg.
„Einst regierte ein mächtiger und tugendhafter König über das Land Videha. Sein Name war Janaka. Er war sehr reich, großzügig und edel. Er beschützte seinen Untertanen wie Vishnu. Er besaß viele Tugenden.
„Eines Tages während der schönen Frühlingszeit betrat er seinen hübschen Garten, der voll verschiedenster duftender Blumen war. Er ließ seine Minister und Diener draußen vor dem Garten und ging alleine um den Garten. Da vernahm er die Gesänge der Siddhas. Ich werde dir nun, oh Lotus äugiger Rama, die Gesänge der Siddhas wiedergeben, in denen ihre Erfahrungen geschildert werden.
„Der erste Siddha sang: „Der Wissende und das Wissen verschmelzen. Die individuelle Seele verschmilzt mit der Höchsten Seele. Daraus entsteht höchstes Wissen und Wonne. Dies ist Atma Jnana. Danach sollte man streben.“
„Ein anderer Siddha sang: „Man soll alle Vasans ausrotten, alle sichtbaren Dinge aufgeben und dann unablässig über Atman oder Brahman, der das Licht aller Lichter darstellt, meditieren.
„Ein dritter sang: „Wir sollten unaufhörlich auf das alles durchdringende, ewige Licht meditieren, dass alle anderen Dinge erleuchtet, dass inmitten von allem, das ist oder nicht ist, existiert und welches den freien Raum zwischen Sat (Existenz) und Asat (Nichtexistenz) besiedelt.
„Der vierte Siddha sang: „Wir meditieren auf jenen selbstleuchtenden Atman in allen Jivas oder individuellen Seelen, der sich selbst immer „Ich“ nennt, der mit dem Buchstaben A beginnt und mit H endet, mit dem Punkt M (das heißt Aham), welches wir mit dem Soham-Atem ständig ein- und ausatmen. „Einige Siddhas sangen: Wir verehren jene wirkliche Existenz, die alles ist; der alle Dinge gehören und durch die alle erschaffen sind. Wir verehren das, von dem alles abstammt, für das sie existieren; in dem sie fortbestehen, zu dem sie alle zurückkehren; und in das sie alle absorbiert werden.“ „Einige andere Siddhas bemerkten: „Jene, die den Gott innerhalb ihrer Herzen verlassen und den Gott außerhalb suchen, begeben sich wirklich auf die Suche nach Muschelschalen nachdem sie den kostbaren Kaustubha-Keim verließen, der sich direkt in ihren Händen befindet.“
„Eine andere Siddhagruppe sang: „Dieses Atman kann nur von jenen erlangt werden, die alle Wünsche vollständig ausgelöscht haben.“
„Eine weitere Gruppe sang: „Jene Menschen, die wider besseren Wissens über die Nichtexistenz des Glücks in allen weltlichen Gegenständen, dennoch ihren Geist auf diese richten, sind nur Dummköpfe und keine menschlichen Wesen.“
„Die fünfte Gruppe sang: „Die Schlangen des Indriyas (Organe oder Sinne), die immer wieder aus den körperlichen Hohlräumen zischend auftauchen, sollten mit der Lanze der Unterscheidungskraft genauso getötet werden, wie Indra mit seinem Vajra (Donnerkeil) die Hügel zerschmetterte.“
„Die letzte Gruppe der Siddhas sang: „Wer immer einen ruhigen Geist besitzt und mit gleicher Sicht ausgestattet ist, wird Atman oder das unsterbliche Selbst, welches die Verkörperung der Wonne, des Wissens und der absoluten Existenz ist, erreichen. Dies ist Moksha oder die letzte Befreiung.“ (Diese Gesänge der Siddhas bilden die Siddha Gita).
„Janaka war von den Gesängen der Siddhas tief bewegt. Sofort verließ er den Garten, schickte seine Minister und Diener fort und schloss sich in einen Raum im obersten Stockwerk seines Palastes ein. Hier begann er, tief über die wahre Bedeutung der von den Siddhas interpretierten Gesänge nachzudenken.
„Er sprach so zu sich selbst: „In welchem Glauben kann ich in dieser Welt Zuflucht finden und wie kann ich mich auf diese Welt verlassen, die nichts Substantielles in sich kennt, weder Freude noch Wirklichkeit? Und dennoch weiß ich nicht, weshalb mein Geist von ihr getäuscht ist. Ständig bin ich Qual und Pein ausgeliefert, obwohl ich unendlichen Reichtum besitze. Meine hundert Lebensjahre sind nichts als ein Moment in der Ewigkeit. Dennoch schätze ich mein Leben sehr. Mein Königreich ist im Vergleich mit dem unendlichen Universum nichts weiter als ein Atom. Ich bin zum Sklaven meiner Wünsche und Sinne geworden. Die Zeit meiner Königsherrschaft währt kurz. Weshalb fühle ich mich als gedankenloser Mensch sicher in seiner Fortdauer? Das momentane Leben ist zerstörungsanfällig und dennoch verlasse ich mich närrisch darauf. Was weit von mir weg liegt, also die Sinnesobjekte, scheint nah zu sein und was mir am nächsten liegt, nämlich meine innerste Seele, scheint aufgrund meines Unwissens am weitesten entfernt zu liegen. Ich muss die sinnlichen Objekte aufgeben, um meine innerste und ewige Seele zu erkennen.
„Alles ist vergänglich. Hier ist nicht von Dauer und von Vorteil. Denn sogar die höchsten Menschen werden im Laufe der Zeit zu den niedrigsten der niederen. Wann hat sich dieses Unwissen meiner Seele bemächtigt? Wozu dienen all diese Besitztümer und zahllosen Beziehungen, wenn ich in Not und Bedrängnis bin? Mein Wohlstand ist nur eine Seifenblase. Er ist eine falsche Erscheinung vor mir. Viele Kaiser und Könige sind samt ihrem Besitz dahingeschieden. Viele Indras sind wie Blasen im Ozean der Ewigkeit verschlungen worden. Daher gibt es keine Zuverlässigkeit in nichts.
„Millionen Brahmanen sind dahingegangen. Die Könige der Erde werden zu Staub. Worauf beruht das Vertrauen in mein Leben und seine Stabilität? Die Welt ist nichts als ein langer Traum und der sinnesfreudige Körper eine geistige Fehlvorstellung. Wenn ich mich auf meinen Körper und die Gegenstände verlasse, bin ich wirklich zu tadeln. Zahllose Universen, Brahmas und Jivas kommen und gehen. Oh Geist! Wo also ist die Dauerhaftigkeit deiner Existenz? Die Vorstellung meiner selbst und die Wahrnehmung anderer Gegenstände sind falsche Einbildungen meines Geistes. Mein Egoismus hat von mir Besitz ergriffen. Ich erniedrige mich durch meine Wünsche, meinen Egoismus und meine Verhaftung an den Körper selbst zu diesem unwissenden Zustand. Ich bin ein Narr. Meine Lebensdauer wird jeden Moment gemessen. Tage und Nächte vergehen und dennoch erkenne ich mein wahres, unvergängliches Selbst nicht. Der Gaukler der Zeit spielt mit allen Menschen auf dem Spielplatz der Welt und wirft sie wie Bälle. Es ist mehr als genug meiner bereits gelebten Leben!
„Ein Unglück nach dem anderen trifft uns und doch sind wir so schamlos, uns selbst uns von diesem elenden, weltlichen Leben nicht abgestoßen zu fühlen. Wir erkennen, dass alle Gegenstände vergehen und dennoch suchen wir nicht das Unvergängliche. Unwissende Menschen begehen täglich schmutzige, sündige Taten. In der Jugend versinken sie im Unwissen, im Jugendalter brennen sie vor Leidenschaft und verheddern sich in den Maschen der Frauen; im Alter drückt sie die Sorge um ihre Familien nieder. Sie jammern unter der Bürde Samsaras. Leid und Bedauern überkommt sie und sie sterben. Wann werden sie die Zeit finden, gute Taten zu begehen und den Herrn zu verehren?
„Wir suchen ständig nach dem, was größere Freude bringt und länger währt als anderes. Nie suchen wir das unsterbliche Selbst, welches jenseits all unserer weltlichen Sorgen liegt. Frauen mit ihren Lotus ähnlichen Augen und bezaubernden Lächeln welken rasch und sterben. Wenn viele Brahmas und Vishnus mit dem Zwinkern eines Auges erschaffen und zerstört werden, was bin ich – eine mickrige Kreatur - vor ihnen? Bei den Weisen heißt es, dass diese Welt ein endloses Jammertal ist. Wie kann also irgendwer hier Glück erwarten?
„Der Geist bildet die Baumwurzel von Samsara, welches sich in alle Richtungen mit Blüten besteckten Zweigen, Ranken, Früchten usw. verästelt. Wie kam es zu dieser Maya? Der Geist tanzt im Welttheater, das Sankalpa heißt. Der Geist ist ein Bündel an Sankalpas. Wenn die Sankalpas vernichtet sind, wird auch der Baum von Geburt und Tod zerstört. Nun habe ich den Dieb gefunden, der mich meiner atmischen Perle beraubte. Nun bin ich erwacht. Ich entdeckte den Räuber meiner Seele. Sein Name heißt Geist. Lange habe ich unter diesem betrügerischen Schuft gelitten. Ich erlaube mir nicht länger, von diesem Geist getäuscht zu werden. Ich bin entschlossen, ihn zu töten. Ich werde den Geist mit der Nadel der Unterscheidung aufspießen und ihn mit den Tugenden der Selbstkontrolle und Leidenschaftslosigkeit fesseln. Ich bin nun zum spirituellen Wissen erwacht und verfolge jetzt meine spirituelle Suche. Nun habe ich meine lange verlorene Seele wieder gefunden. Ich werde mich immer in dem reinen, unsterblichen Atman vertiefen und höchsten Frieden erlangen. Ich werde meinen mächtigen Feind, den Geist, unterdrücken und die Vorstellungen aufgeben, dass ich dieser Körper bin und diese Eigenschaften und Besitztümer mir gehören.“
„Ich habe durch das Hören der die Seele bewegenden Gesänge der Siddhas (der Siddha Gita) sämtliche spirituellen Erfahrungen gewonnen. Ich betrachte sie als meine Gurus. Ich habe meinen Geist vollkommen ausgelöscht. Ich genieße nun die Wonne des Ewigen. Ich bin vollkommen frei von Schmerzen und Anfechtungen. Dualitäten, Unterschiede und Unterscheidungen sind verschwunden. Ich nehme das eine Selbst überall wahr. Ich habe immerwährenden Frieden.
„Die Vorstellungen des „ich, er, du, hier, dort, nun, und dann“ sind vergangen. Ich verehrte Atma Jnana, der mein Unwissen zerstört und mich in diesen unbeschwerten Zustand erhoben hat.“
„Janaka verblieb auf diese Weise lange Zeit in Samadhi oder dem Zustand des Überbewussten. Er kehrte aus Samadhi zurück und sagte: „Überall erkenne ich jetzt nur den einen, unteilbaren Brahman. Ich bleibe immer in meinem eigenen Selbst verankert. Nichts kann mich stören. Ich kenne weder Liebe noch Hass. Ich sehne mich nicht nach weltlichen Gegenständen. Ich bin wunschlos. Ich hege gleiche Sicht der Dinge. Ich besitze Gleichmut.“
„Dann kümmerte er sich um die Angelegenheiten des Staates ohne wirklich zu glauben, der Handelnde zu sein. Er erledigte die königlichen Pflichten, da sie sich ihm ohne Hinblick auf ihren Lohn oder in Erwartung dessen darboten. Er wurde zu Lebzeiten befreit. Er kümmerte sich weder um die Vergangenheit noch um die Zukunft.
„Oh Rama“! Das Wissen über das Selbst kann nur durch ständige atmische Befragung und nicht durch Handlungen erreicht werden. Der weltlich ausgerichtete Mensch hängt an Sinnesobjekten. Die Sehnsucht nach Selbstverwirklichung beruht auf den Anstrengungen während der jeweiligen vorhergehenden Geburten. Man sollte das schmutzige Ajnana, das Leid und Wiedergeburt erzeugt, zerstören.“
„Wer immer auch das Höchste Selbst erlangen möchte, sollte zunächst alle Wünsche, Sehnsüchte und den Egoismus zerstören.
„Nachdem die Wolke des Egoismus aufgelöst ist, scheint das Göttliche Licht so strahlend wie die Sonne. Wer das Selbst erkannt hat, ist von den Gedanken an die äußere Welt befreit. Er unterliegt weder der Freude noch dem Bedauern dieser Welt. Er ist von Liebe und Hass befreit. Die dichte Wolke des Egoismus, die die Sonne Brahmans ausblendete, ist von Atma Jnana aufgelöst worden. Der kostbare Juwel Jnana, der in der Herzhöhle der Jnanis verwahrt ist, bringt augenblicklich wie ein Kalpa Baum alles, was sie sich gerade vorstellen.
„ Nur das Spiel der Chit scheint wie diese Welt. Diese Welt ist von Brahman nicht getrennt. Sie stellt keine davon abgetrennte Einheit dar. Sie existiert nicht aus sich heraus. Die Welt als Welt gibt es überhaupt nicht. Diese Welt ist nichts als Brahman. Brahman erscheint durch den Spiegel des Geistes als dieses Universum.
„Leidenschaftslosigkeit in Verbindung mit dem Wissen über die Einheit zerschmilzt die Substanz des Geistes und bringt den besten und höchsten Zustand des Glücks. Man verweilt im Höchsten Selbst, welches das Hauptziel des Lebens ist.
„Nun, oh Lotus äugiger Rama! Denke nach und meditiere über das Selbst wie es Janaka tat und erlange Atma Jnana. So schloss Vasishtha.
Swami Sivananda über König Janaka
Anekdote aus Swami Sivananda: Practice of Karma Yoga
König Janaka befahl einmal einem schwerkriminellen Brahmanen, sein Königreich sofort zu verlassen. Der Brahmane sagte: „Oh König, nenne mir freundlicherweise die Grenzen deines Königreiches. Dann werde ich deinen Staat verlassen und mich im Gebiet eines anderen Königs niederlassen.“ Janaka gab keine Antwort. Er seufzte schwer. Er dachte konzentriert nach. Dann fiel er plötzlich in Ohnmacht. Nach fünfzehn Minuten erlangte er wieder das Bewusstsein. Dann sagte er: „Ich habe den Staat von meinem Vater geerbt. Er steht unter meiner Kontrolle, aber nichts gehört mir ausschließlich. Ich finde nirgendwo etwas, das ausschließlich mir gehört, nicht einmal in Mithila und auch nicht meine eigene Nachkommenschaft. Nun dämmert mir wirkliche Weisheit. Ich habe den Eindruck, dass ich entweder überhaupt kein Königreich besitze, oder dass alles mein Reich ist. Entweder ist dieser Körper nicht meiner oder die ganze Welt gehört mir und ebenso der anderer auch. Oh Bester der zwei Mal geborenen! Das ist meine feste Überzeugung. Bleibe in meinem Reich so lange, wie du magst und vergnüge dich.“
Der Brahmane fragte: „Oh König! Wie kommst du darauf, dass dieses Königreich dir nicht gehört, oder dass alles dir gehört? Wie hast du dieses Gefühl des „Meinseins“ in diesem Königreich deiner Vorfahren, das du nun regierst, verloren?“ Janaka erwiderte: „Alles auf der physischen Ebene ist vergänglich. Das Leben ist flüchtig. Alles vergeht. Ich kann nichts benennen, das ich mein eigen nennen könnte. Ich entsinne mich des vedischen Textes: „Es gehörte irgend jemandem.“ In diesem Sinne sann ich nach und gab so die Vorstellung des „Meinseins“ auf. Höre nun gut zu, wieso ich mein Reich überall sehe. Ich hege keinen Wunsch nach gut riechenden Gegenständen: So habe ich die Erde erobert. Ich wünsche keine gut schmeckenden Dinge, schöne Formen, weiche Kissen oder Musik: Deshalb habe ich das Wasser, das Feuer, die Luft und den Äther bezwungen. Ich verlange nichts für den Geist, deshalb befindet er sich vollkommen unter meiner Kontrolle. Ich handle für die Devas, die Vorfahren, für alle Wesen und für jene, die an meiner Tür klopfen.“
Dann lächelte der Brahmane und sagte: „Oh König! Ich bin verkleidetes Dharma. Ich bin gekommen, um etwas über dich zu erfahren. Du bist die einzige Person, die dieses Rad drehen kann, dessen Name Brahman ist, dessen Speiche die Vernunft ist, die niemals umkehrt und auf Kurs gehalten wird durch die Qualität seines Umfangs.“ (Anugita: Kap. 17)
Janaka, Ein idealer Karma Jnana Yogi
Anekdote aus: Swami Sivananda: Practice of Karma Yoga
Ein Sadhu ging zum Hof von König Janaka und beobachte all seine Aktivitäten. Er dachte dann innerlich: „Wie können wir König Janaka einen Jnani nennen? Wieso halten wir ihn für einen spirituellen Menschen? Er ist nur ein weltlicher Mensch. Er ist in so viele weltliche Dinge gefangen. Er spricht über weltliche Themen.“ König Janaka verstand durch Divya Drishti (innere Schau) die Mentalität des Sadhus.
Nachdem er den Sadhu zu sich gerufen hatte, sagte Janaka: „Du scheinst schuldig zu sein. Du bist es nicht würdig, die Kleidung eines Heiligen zu tragen. Du denkst nicht an Gott. Die Eigenschaft der Fehlersuche ist tief in dir verwurzelt. Ich habe die Todesstrafe über dich ausgesprochen. Innerhalb einer Woche wirst du gehängt.
Der König befahl seinen Dienern, dem Sadhu täglich salzloses Gemüse, süßes Fleisch mit Chilli und köstlichen Kheer, Mandeln und Rosinen mit Tamarinden zu reichen. Der Sadhu war höchst alarmiert. Er verbrachte schlaflose Nächte. Er wurde sehr nervös. Immer dachte er an den Galgen. Täglich träumte er, dass sein Hals im Seil steckte. Er wurde sehr dünn und blass.
Raja Janaka sandte einen Diener, um den Sadhu am siebten Tag zur Exekution zu holen. Der Sadhu konnte nicht vor dem König stehen. Er zitterte und fiel besinnungslos zu Boden. Er gelangte nach zehn Minuten wieder zu Bewusstsein, als ihm Janaka Früchte und eine Tasse Milch mit Salz reichte. Der Sadhu trank sie, aber er dachte nur an den Galgen.
Der weise König sagte dann: „Schau her, oh Sadhu! Wie schmeckt dir die Milch nun? War sie gut? Enthielt sie genügend Zucker? Wie schmeckte dir das Essen die letzten sieben Tage?“ Der Sadhu antwortete: „Oh Raja, ich schmeckte überhaupt nichts im Essen oder in der Milch, welche du mir eben gabst. Mein Geist hängt ständig am Galgen. Ich sehe überall Galgen. Ich bin dem Gedanken an den Galgen zum Opfer gefallen. Ich wusste nicht, ob das Gemüse oder die Suppe Salz oder Zucker enthielt.“ König Janaka sagte: „Oh Sadhu, so wie dein Geist immer beim Galgen ist, so ist auch mein Geist durch intensive Praxis von Nididhyasan ständig in Brahman, obwohl ich mit verschiedenen weltlichen Aktivitäten beschäftigt bin. Obwohl ich in der Welt bin, bin ich immer weg von der Welt. Verstehst du meinen geistigen Zustand? Schau in Zukunft nicht mehr auf die Fehler der anderen. Kümmere dich immer um deine eigenen Angelegenheiten. Schaue auf die guten Seiten der anderen. Verehre die anderen. Meditiere intensiv. Verwirkliche dich. Arbeite ohne Verhaftung für diese Welt, so wie ich es tue. Nun kannst du gehen.“
Der Sadhu freute sich sehr über die Aussagen des Königs. Nun begriff er seine Dummheit und den wahren Ruhm König Janakas. Er verstand völlig, das Janaka ein wunderbarer Brahma-Nishtha war und inmitten vielfältiger Aktivitäten einen vollkommen ausgewogenen Geist hatte. Er verbeugte sich immer wieder vor ihm und ging. Dann übte er intensiv Sadhana, verwirklichte sich Selbst und folgte dem Beispiel König Janakas, der Welt zu dienen.
König Janaka war durch und durch ein Jnani, auch wenn er in der Welt arbeitete. Sein Jnana bestand den Test. Er befand sich in der Durbar Hall als ein Bote ihm die Nachricht über das Feuer in der Stadt überbrachte. Janaka sagte: „Mein Reichtum ist unbegrenzt, und doch habe ich nichts. Auch wenn ganz Mithila verbrennt, verliere ich nichts.“
Der Name von König Janaka ist immer mit Karma Yoga und Karma Nishtha verbunden. In der Gita sprach Krishna zu Arjuna: „Janaka und andere erreichten Vollkommenheit wahrlich alleine durch handeln; auch zum Schutze der Menschen musst du handeln. Was ein bedeutendet Mensch tut, das tun auch die anderen; was er zur Regel erhebt, dem folgen die Menschen. Daher handle ohne Verhaftung, tue das, was getan werden muss; denn durch verhaftungsloses Handeln erreicht der Mensch das Höchste Selbst.“ (Kap. III-20,21,19.)
Durch seine äußeren Handlungen alleine, ist es sehr schwierig, einen Jnani zu erkennen. Jnana ist ein rein geistiger Zustand. Es ist eine innere Verassung. Nur ein Jnani kann einen anderen Jnani verstehen. Atma Jnana ist unvergänglicher und unauslöschlicher Reichtum. Der Reichtum der drei Welten ist nichts, im Vergleich zu den unbezahlbaren Schätzen von Atman. Deshalb war Janaka von der Zerstörung der Stadt Mithila überhaupt nicht berührt. Er stand hartnäckig auf dem Fels des Atma Jnana.
Die Geschichte vom König Janaka
aus „Der Weg zum Selbst“ von Heinrich Zimmer
Einmal ließ sich König Janaka von seinem Hauspriester einen philosophischen Traktat vorlesen. Darin wurde beiläufig berichtet, dass ein Reiter, der gerade den Fuß in einen Steigbügel gesetzt hatte und dabei in innere Betrachtung über die Wirklichkeit des Selbst versank, vom unmittelbaren Innewerden des Selbst über-rascht wurde, ehe er noch den anderen Fuß in den zweiten Steigbügel brachte: so jäh und geschwind ist diese Wirklichkeit, wenn sie den Menschen überkommt.
König Janaka ließ seinen Pandit im Lesen innehalten und bat ihn, ihm diese Geschichte praktisch zu beweisen, Der Pandit mußte bekennen, er sei nur ein Bücherwurm und außerstande, ihn praktische Erfahrung und Wissen über dergleichen zu lehren, Da behauptete Janaka, die Geschichte im Text sei falsch oder übertrieben, Der Pandit wollte keines von beiden gelten lassen: er selber könne die Wahrheit des Textes zwar nicht demonstrieren, aber der Text könne weder falsch noch übertrieben sein, es seien die Worte von Weisen vergangener Zeiten. Janaka ärgerte sich über den Pandit und ließ ihn in einem Anfall von Wut in den Kerker werfen, Die gleiche Strafe verhängte er über jeden gelehrten Brahmanen, der sich für einen Weisen ausgab und unfähig war, praktisch zu erweisen, was im Traktat geschrieben stand.
Manche gelehrte Brahmanen zogen freiwillig aus dem Lande in die Verbannung, aus Angst, in den Kerker geworfen zu werden, und zwei oder drei dieser Pandits stießen bei ihrer Wanderung durch dichte Wildnis auf den heiligen Ashtavakra1 und klagten ihm ihre Not, Er erbot sich, dem König die Schriftstelle zu erklären und die gefangenen Brahmanen zu befreien. Seine kühne Zusicherung machte ihnen Mut, und sie brachten ihn vor den König. Beim Anblick des Heiligen erhob sich König Janaka und grüßte ihn ehrfürchtig, Ashtavakra aber hieß ihn alle Pandits freilassen.
Janaka fühlte, dieses strikte Geheiß könne nur von einem kommen, der imstande sei, seinen Zweifel zu lösen, und gab alle Brahmanen frei, Dann bat er Ashtavakra, ihm die Wahrheit der Schriftstelle zu beweisen, und setzte dabei einen Fuß in den Steigbügel seines Pferdes.Da fragte ihn der Heilige, ob die Stellung, in der sie beide sich gerade befänden, irgendwie ihrem Verhältnis von Meister und Schüler entspreche, wie die heiligen Schriften es beschreiben, und Janaka begriff sogleich den Sinn der Frage, stieg ab, verneigte sich von Ashtavakra und bat ihn um Belehrung.
Da lehrte Ashtavakra ihn, daß ein Schüler, ehe er die Erkenntnis des Brahman (Brahma-Jnâna) gelehrt werden könne, seinem Lehrer alles, was ihm gehöre, zu übergeben habe: sich selbst und allen Besitz, Da übergab ihm König Janaka alles, und Ashtavakra sagte dazu: »gut!« Im gleichen Augenblick war König Janaka wie geblendet und betäubt und stand starr wie eine Bildsäule. Ashtavakra aber war verschwunden.
Die Zeit ging hin; die Untertanen warteten auf ihren König, und er kam nicht. Sie vermißten ihn, sorgten sich um ihn und suchten nach ihm, Sie kamen und fanden ihn, wie er reglos dastand, und waren überrascht und bestürzt, daß er sie gar nicht gewahr ward und taub gegen ihr verzweifeltes Fragen blieb. Sie forschten nach Ashtavakra, der ihnen ein Charlatan deuchte, der ihren König mit einem Zauber verhext hatte, und schworen ihm Rache, Der Zustand des König dauerte sie, und um ihm zu helfen, brachten sie ihn in einer Sänfte in die Stadt, Der König aber blieb reglos, wie zuvor.
Die Minister flehten Ashtavakra an, den angeblichen Zauber vom König zu nehmen und ihn in seinen gewohnten Zustand zu-rückzuversetzen, Zugleich aber machten sie ihn dafür verantwortlich, den Zauber gewirkt zu haben. Ashtavakra strafte ihre ahnungslosen Bemerkungen mit Verachtung und rief nur »Janaka!« — und der König reagierte sogleich auf diesen Ruf und grüßte ihn ehrerbietig. Die Minister standen starr vor Staunen.
Ashtavakra sagte dem König, das Volk zeihe ihn böswillig der Hexerei, er habe den König in diesen bedauernswerten Zustand gebracht, und forderte den König auf, sein gewohntes Leben wieder aufzunehmen. »Die Erkenntnis des Brahman«, fuhr er fort, »läßt sich nur einen lehren, der für sie reif ist«, und da König Janaka die Probe bestanden habe, wolle er sie ihn lehren. So sprach er und verfaßte die »Ashtavakra Gîtâ«, deren Hauptthema ist: Das Brahman ist nichts Besonderes, von einem Verschiedenes, und es bedarf keiner besonderen Zeit noch eines Raumes, um der Wirklichkeit des Brahman innezuwerden. Ashtavakra schloß seine Belehrung mit dem Worte » Tat Tvam Asi «: DAS BIST DU, worin »DAS« (Tat) das ewige und grenzenlose Selbst bezeichnet.
Am anderen Morgen erlebten die Minister, daß der König sie wie gewöhnlich zur Audienz befahl und sein Amt wie früher ausübte. Vor versammeltem Hofe fragte Ashtavakra den König, ob sein Zweifel behoben sei, daß die Erkenntnis des Brahman so geschwind und jählings eintreten könne, wie jene heilige Schrift es behaupte; wenn dem so sei, solle er sein Pferd bringen lassen und den Wahrheitsbeweis antreten, Der König aber war jetzt ganz demütig und sagte: »0 Herr, in meiner Unreife bezweifelte ich die Richtigkeit der Schriftstelle. Jetzt begreife ich, daß jedes Wort daran wahr ist, OM! OM! OM!«
Siehe auch
Literatur
- Swami Sivananda: Stories from Yoga Vasishtha, The Divine Life Society Publication, 9. Auflage, Uttarakhand, 2009.
- Der Weg Zum Selbst von Heinrich Zimmer, Rascher Verlag Zürich, 1944, 1. Auflage
Weblinks
- Geschichten von Sukadev und König Janaka
- Sita
- "Andere Gleichnisse" aus Swami Sivanandas Buch "Parabeln"
- "Karma Yoga Sadhana" aus Swami Sivanandas Buch "Sadhana"
Seminare
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Janaka und Sukadev – Geschichten über Weisheit und Liebe
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