Stress
Stress wird durch sogenannte Stressoren erzeugt, die auf den Körper, die Psyche oder das Immunsystem wirken. Durch diese Stressoren wird der Sympathikus aktiviert, ein automatischer menschlicher Impuls, der dafür sorgt, dass alle Leistungssysteme des menschlichen Körpers hochgefahren werden. Dieser Impuls wird auch Flucht-Kampf-Mechanismus genannt. Wenn er ständig aktiviert ist, empfindet ein Mensch Stress. Je nachdem wie viel Stress ein Mensch empfindet und wie lange er schon diesem Syndrom ausgesetzt ist, können unterschiedliche Krankheitsbilder entstehen: Muskelschmerzen, Müdigkeit, Reizbarkeit, Magengeschwüre, Verdauungsprobleme, Bluthochdruck, Krebs, Allergien, Erkältungen, Burnout bis hin zum Tod. Mit einem gesunden Stressmanagement und der Veränderung des Lebensstils kann man lernen, den Stress zu mindern.
Stress-Modell
Der Leistungsdruck und das Wertesystem, dem jeder Mensch im normalen beruflichen Alltag, in der Beziehung oder in der eigenen Familie ausgesetzt ist, lösen sehr viel Unsicherheit und Stress aus. Die viele Zeit, die man in das Berufsleben steckt, lässt einen Menschen oft sozial verarmen, was das Stress-Potential noch einmal erhöht. Dadurch wird der Sympathikus, der für die nach außen gerichtete Handlungsbereitschaft zuständig ist, sehr stark stimuliert und der Mensch fängt an, seine Muskeln zu verspannen. Durch diese Hyperaktivität wird ein ganz natürlicher Impuls im Menschen aktiviert, der die Bereitschaft zu Flucht oder Kampf anspricht. Was in Urzeiten ein sinnvoller Impuls war, um sein Leben zu retten, ist heutzutage destruktiver Stress für den menschlichen Körper. Adrenalin wird ausgeschüttet, der Herzschlag und der Blutdruck beschleunigt, die Atemfrequenz wird erhöht, und man schwitzt viel mehr. Dadurch dass die Energie in eine als „lebensbedrohlich“ eingeschätzte äußere Situation hineinfließt, bleibt weniger Energie für die Verdauung übrig, und diese verlangsamt sich. Der Flucht-Kampf-Mechanismus ist im heutigen Großstadtdschungel permanent aktiviert und damit auch das Stresssyndrom.
Jörg Blume: Vom Stress zur Gesundheit
Hans Selye (26.01.1907 – 16.10.1982), Stressforschung
Der Begriff „Stress“ kommt ursprünglich aus der Physik (lat. „stringere“, anspannen, engl.: Druck, Anspannung). Er bezeichnete eigentlich die Anspannung, Verzerrung und Verbiegung von Metallen oder anderen Materialien. Hans Selye, der „Urvater“ der Stressforschung entlehnte den Begriff „Stress“ 1936 aus der Physik. Im biologisch-medizinischen Bereich bedeutet er Belastung und Anstrengung. Stress bezeichnet eine psychische und physiologische Reaktion von Tieren und Menschen auf bestimmte Reizfaktoren (Stressoren). Die Stressoren können physischer, psychischer oder endogener Natur sein.
Physische Stressoren
- Verletzungen
- schwere körperliche Arbeit
- Überlastung durch Nachtarbeit oder Schichtarbeit
- Hunger
- Durst
- zu viel künstliches Licht und zu wenig natürliches Sonnenlicht
- Lärm
- Kälte
- Hitze
- zu wenig Schlaf, zu wenig Erholung
Psychische Stressoren
- Angst
- Tod von Angehörigen oder Freunden
- Zeit- und Leistungsdruck
- Überforderung oder Unterforderung
- Soziale Vereinsamung
- Mobbing
- häufiger Wechsel des Umfeldes: der Mitarbeiter, der Arbeitszeit, des Arbeitsbereiches
Endogene Stressoren
- Viren
- Bakterien
- Parasiten
- Pilze
Wie ein Mensch mit Stress umgeht, hängt damit zusammen, welche Veranlagung er mit sich bringt, welche Fähigkeiten er hat, wie das Umfeld sich gestaltet, wie er erzogen wurde, in welcher momentanen Verfassung er sich befindet und wie viel Belastung er insgesamt aushalten kann.
Wenn ein Mensch eine bestimmte Art von Stress als positiv empfinden kann, spricht man von Eustress, wenn er den Stress als negativ empfindet, von Disstress. Positiver Stress könnte beispielsweise viel Arbeit sein, die jemand als angenehm und motivierend empfindet. Negativer Stress wäre in jedem Fall ein Todesfall, Mobbing oder Angst, die einen lähmt. Derselbe Stressor kann für eine Person positiv, für die andere negativ sein. Manche Menschen können bei zu viel Arbeit negativen Stress empfinden und vollkommen unproduktiv sein. Selbst ein und derselbe Mensch kann je nach Tagesform an einem Tag viel Arbeit als angenehm empfinden und an einem anderen Tag ist er damit vollkommen überfordert.
Wenn ein Stressfaktor immer wieder den Sympathikus aktiviert, dann spornt dieser den Körper zu immer mehr Leistungsbereitschaft an. Der Organismus bereitet sich auf Flucht oder Kampf vor: Er schüttet Adrenalin aus, erhöht die Muskelspannung, die Herz- und Atemfrequenz und die Schweißabsonderung. Der Sympathikus hemmt alle parasympatischen Aktivitäten. Er wird auch „Leistungsnerv“ genannt und sorgt für Flucht oder Kampf, Anspannung, Verschleiß und Stresshormone. Der Parasympathikus ist der „Ruhenerv“, der für Fressen, Brüten, Entspannung, Regeneration, Relaxhormone zuständig ist.
Stufen des Stress-Syndroms
Viele Menschen haben durch die Anforderungen unserer Gesellschaft einen sehr aktiven Sympathikus und damit einen stark ausgeprägten Flucht-Kampf-Mechanismus. Je länger der Sympathikus aktiv ist, je weniger Entspannung stattfindet, umso stärker wird auch das Stressempfinden. Und dann spricht man von einem Stress-Syndrom. Das Stress-Syndrom ist unterschiedlich ausgeprägt:
- Einfache Aktivierung des Flucht-Kampf-Mechanismus
- Anhaltende Muskelverspannungen und dadurch falsche Atemgewohnheiten
- Muskelschmerzen, Schmerzen insbesondere im Schulterbereich, im Nacken und im unteren Rücken
- Geistige Müdigkeit, Angespanntheit, Reizbarkeit, alles wird zu viel
- Organische Probleme: Magengeschwüre, Verstopfung, Bluthochdruck, Kopfweh
- Alle anderen Krankheiten werden durch Stress begünstigt oder verursacht: Krebs, Allergien, alle Verdauungsprobleme, Hautkrankheiten, Immunschwäche, Erkältungskrankheiten, Grippe und andere
- Nervenzusammenbruch, Burnout, körperlicher Zusammenbruch
- Tod
Stressmanagement
Im Stressmanagement geht es darum, sich bewusst zu entspannen und den Parasympathikus zu aktivieren. Man versucht körperliche Verspannungen durch Bewegung und Dehnung zu lösen oder zumindest zu reduzieren. Dabei kann man ein besseres Körperbewusstsein entwickeln. Wenn der Körper entspannter ist, kann man viel gelassener durchs Leben gehen und ruht mehr in sich selbst. Das fördert auch sehr stark das Selbstbewusstsein, so dass man sich nicht mehr so schnell überfordert fühlt. Allgemein betrachtet ist ein gutes Stressmanagement auch eine gute Gesundheitsprophylaxe.
Da Stress den Flucht-Kampf-Mechanismus aktiviert, sämtliche Leistungssysteme des Organismus hoch fährt und das Nervensystem sehr stark beansprucht, braucht der menschliche Körper einen Impuls, der diesen Prozess aufhält. Diesen nennt man „Relaxation – Response“ oder Entspannungsimpuls. Diesen Entspannungsimpuls können wir bewusst setzen: Wir können uns Entspannungstechniken aneignen, mit positiven Affirmationen arbeiten, unsere physischen Konditionierungen überwinden und mit der Kraft der Suggestion arbeiten. Ein Spaziergang in der Natur, entspannende Musik, Massagen und Wärme sind ebenfalls sehr hilfreich. Wenn man den Entspannungsimpuls bewusst setzt, schafft er es, den Sympathikus zu überwinden und führt eine parasympathische Entspannung herbei.
Stress lösen durch Muskelanspannung und -entspannung
Entspannungsübung auf dem Stuhl - Yoga zum Mitmachen
Stressbewältigung durch die Veränderung des Lebensstils
- Um das Gestresst-Sein in den Griff zu bekommen, ist es gut, zumindest in der Freizeit einen stressfreien Ausgleich zu suchen, der Spaß macht, aber nicht so extrem die Nerven beansprucht und keinen Leistungsdruck mit sich bringt.
- Sport hilft, Stress abzubauen, denn der menschliche Körper braucht die Bewegung, um Stress abzubauen.
- Die Yoga Asanas sind die besten Körperübungen. Durch Dehnung werden Verspannungen beseitigt und alle Muskeln werden gleichzeitig entwickelt. Im Yoga gibt es keinen Leistungsdruck, jeder führt die Asana soweit aus, wie es ihm möglich ist. Dabei entwickelt man auch ein besseres Bewusstsein für seinen Körper. Die Energiezentren werden harmonisiert, man fühlt sich gut und entspannt danach.
Yoga hilft mit Stress besser umzugehen
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Yoga-Stunde Relax - 10 Minuten entspannendes Yoga
- Es gibt gewisse Genussmittel, die die Stressanfälligkeit verstärken: Alkohol, Rauchen, Fleisch, Zucker, Auszugsmehle, Koffein. Ingwer und Zitronentee beleben positiv. Und es gibt zahlreiche Kräutertees, die einem dabei helfen können, den Körper zu entspannen. Die Stressresistenz wird erhöht, wenn man sich vollwertig ernährt. Es wäre wichtig auf „Stress-Essen“ zu verzichten, insbesondere darauf, zwischendrin zu naschen. Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen, um das Essen zu genießen.
- Es ist wichtig, seinen Arbeitsplatz so zu gestalten, dass er einem nicht schadet, sondern vielmehr bei der Arbeit förderlich ist. Viele Verspannungen entstehen durch Bildschirmarbeit und einem schlecht eingerichteten Arbeitsplatz. Augenübungen und häufige Pausen sind ebenfalls wichtig.
- Um nicht in die soziale Isolation zu gehen, wäre es wichtig, sich einen intakten Freundeskreis zu schaffen und ihn zu pflegen. Dieser kann zu einem wichtigen Ausgleich zum Berufsleben werden. Angenommen man verliert eines Tages seinen Job, dann fällt man in kein so großes Loch, wenn man einen Freundeskreis hat, der einen auffängt.
Geistige Einstellung und Stress
Es gibt geistige Einstellungen, die den Stress negativ beeinflussen und ihn fördern: Wenn man beispielsweise zu perfekt sein möchte und der innere Antreiber sehr stark ist, kann der Stress leicht ins unermessliche wachsen. Wenn du eine sehr negative Einstellung gegenüber einer Situation oder dem Leben überhaupt hast, wenn du alles in Schwarz siehst, dann wird es auch so kommen, und der Stress stellt sich dann auch noch „schwärzer“ ein. Wenn du immer und in jeder Situation einen sehr hohen Anspruch hast, dann wirst du praktisch in jedem Lebensbereich Stress empfinden.
Wenn du dich aber entscheidest, positiv durch das Leben zu gehen, mit Leib und Seele bei dem zu sein, was du gerade tust – wenn du Verantwortung übernimmst und nicht in eine Opferhaltung gehst, dann wird sich dein Leben viel stressfreiere entwickeln. Das heißt nicht, dass du keine Herausforderungen wirst meistern müssen, das heißt nur, dass du ihnen anders begegnen wirst, und du wirst auf Gott vertrauen, darauf dass immer das Richtige geschieht. Du wirst Freude empfinden und dein Leben einfach als einen Lernprozess sehen können und dich deinem Karma stellen. Du wirst dich dabei auch vielmehr sozial getragen fühlen und Liebe für das Leben und jedes Lebewesen empfinden.
Siehe auch
- Burnout
- Depression
- Tiefenentspannung
- Jon Kabat-Zinn
- MBSR
- Gesundheit
- Wissenschaftliche Studien Tiefenentspannung
- Wissenschaftliche Studien Meditation
Weblinks
- Entspannungs und Stressbewältigung
- Yoga Psychologie Stress
- Burnout - Yoga Psychologie hilft
- Yoga Videos über Stress
- Yogatherapie zur Sträkung der Stressresistenz
- Yoga Psychologie: Asana bei Stress
- Yoga Psychologie: Pranayama bei Stress
- Stressmanagement
- Yogatherapie: Stresreduktion
- Stressmanagement, Diplomarbeit von Elke Krauss
- Mp3 Vorträge mit Sukadev zum Thema