Virashaivismus: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Kategorie:Hinduismus]]
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Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 16:27 Uhr

Der Virashaivismus, oder Lingayatismus ist eine Glaubensgemeinschaft des Shivaismus in Südindien, die sich gegen das Kastensystem und für die Gleichheit von Mann und Frau einsetzt.

Shiva wird besonders von den Anhängern des Virashaivismus verehrt

Da die Anhänger des Virashaivismus Shiva in Form eines Linga oder Lingam anbeten, werden sie auch Lingayaten, also "Träger eines Linga", genannt, das sie am Körper tragen. Durch Methoden der Meditation über den Shivalinga soll das Wissen über die Einheit von Gott und Schöpfung zurückerlangt werden.

Die Philosophie des Virashaivismus

Der Virashaivismus weist die Berechtigung der Veden zurück. Die Kannada Vachanas, welche die religiösen Lyriken in freien Versen sind, sind die wichtigsten Texte des Virashaivismus. Sie erkennen die Vorherrschaft der Brahmanen nicht an. Das Verbot der Kinderehe, die Erlaubnis für Witwen, erneut zu heiraten, Beerdigung statt Verbrennung und die Aufhebung der hinduistischen Hauptrituale zur Entfernung zeremonieller Unreinheit werden von den Virashaivisten befolgt. Jede Familie hat ihren eigenen geistigen Führer für das Astavarna, das achtgliedrige Sakrament.

Der Geist des Virashaivismus ist der Widerspruch zwischen Sthavara, das Beständige, und Jangama, das Bewegliche. Ahimsa (das Konzept der Gewaltlosigkeit) und ein vegetarischer Lebensstil werden befolgt.

Die Geschichte des Virashaivismus

Die frühe Geschichte ist unklar, doch es ist klar, dass sie als reformistische Shaiva-Sekte Mitte oder Ende des zwölften Jahrhunderts an der Grenze von Maharashtra und Karnataka erschienen. Diese Sekte war eine Reaktion der Draviden gegen die Herrschaft der Brahmanen. Basava gilt als Gründer des Virashaivismus, doch die Bücher in Kannada (Karanesisch) und Sanskrit über Virashaivismus nennen ihn nicht als Gründer. Ekanta Ramayya ist ein weiterer Reformer, der erwähnt worden ist. Beide Führer waren an der Verfolgung der Jaina beteiligt.

Fünf Sitze der fünf Gründer, das Panchacharya, wurden nah beieinander gegründet. Eine Matha-Hierarchie stammt von diesen fünf Haupt-Matha bis zur kleinen Dorf-Matha ab.

Symbole des Virashaivismus

Lingam, eine Form der Gottheit Shiva, um den Hals oder am Oberarm in einer silbernen Schatulle getragen, ist eines der Hauptsymbole des Virashaivismus. Der Guru der Familie beansprucht die Abstammung von Panchacharya. Er bindet das Linga an das Kind und es wird mit Vibhuti (heiliger Asche) bedeckt. Eine Halskette aus Rudraksha wird um den Hals gebunden und das Mantra gelehrt, das eine Ehrerbietung gegenüber Shiva ist. Das Kind wird Shiva in Gestalt eines Jangama präsentiert. Der Jangama wird verköstigt, und dem Kind wird Prasad (Opferspeisen) gegeben. Wenn das Kind das Alter von acht oder zehn Jahren erreicht, wird eine etwas andere Zeremonie wiederholt.

Ein persönliches Linga wird Ishtalinga genannt, und der Ritus seiner Anbetung ist eine einfache Meditation in einem Hausschrein. Ein Besuch Jangamas im Haus ist eine heilige Veranstaltung. Sein Fuß wird vom Haushaltsvorstand gewaschen und dieses Wasser wird über die anwesenden Menschen gesprenkelt. Die Zehen des Jangama werden mit Vibhuti und Patri-Blättern geschmückt. Wasser oder Kokosmilch wird über die Zehen gegossen und als Karunaprasad gesammelt, was der Jangama und der Anhänger trinken. Beim Initiationsritus von Jangama-Jungen und beim Hochzeitsritus aller Virashaivas, werden die fünf Panchacharya Pitha durch fünf Metalltöpfe, die mit Wasser und Betelblättern gefüllt sind, symbolisiert. Die Pattadevaru-Jangamas sitzen auf einem Thron und tragen Gold, während die asketischen Jangamas auf der Haut eines wilden Tigers sitzen.

Panchacharas

Die Panchacharas beschreiben die fünf Verhaltensweisen, die befolgt werden sollen:

  • Lingachara - tägliche Anbetung des persönlichen Shiva Linga
  • Sadachara - Aufmerksamkeit für Berufung und Aufgabe
  • Sivachara - Shiva als den einen Gott und Gleichheit unter Mitgliedern anerkennen
  • Bhrityachara - Menschlichkeit allen Geschöpfen gegenüber zeigen
  • Ganachara - Verteidigung der Gemeinschaft und deren Lehren

Shatsthala

Shatsthala ist das Konzept von sechs Phasen, das der Drehpunkt der Lingayat-Philosophie ist. Dadurch schreitet eine Seele in ihrer entscheidenden Suche der Erkenntnis des Höchsten voran. Das Shatsthala besteht aus Bhakta Sthala, Maheshwara Sthala, Prasadi Sthala, Pranalingi Sthala, Sharana Sthala und Aikya Sthala. Aikya Sthala ist das Stadium, in dem die Seele den körperlichen Leib verlässt und mit dem Höchsten verschmilzt.

Lingadharane

Lingadharane ist eine Initiationszeremonie von Lingayats. Sie wird durchgeführt, wenn ein Fötus in der Gebärmutter 7-8 Monate alt ist. Der Familien-Guru übergibt das Ishtalinga der Mutter, die es dann an ihrem eigenen Ishtalinga festbindet, bis das Kind geboren ist. Wenn das Kind das Alter von 8-11 Jahren erreicht, erhält es Diksha vom Familien-Guru. Das Kind trägt das Linga durchgehend, und es wird als persönliches Ishtalinga verehrt. Es soll auf der Brust getragen werden. Männer und Frauen gleichermaßen nehmen an diesen Zeremonien in Anwesenheit eines Gurus teil.

Basava und Nandikesvara ist ein wichtiges Symbol, besonders mit dem Virakta Matha. Es ist auf dem Prakara bei Srisailam zu finden. Der Srisailam Mallikarjuna Tempel in Andhra Pradesh ist einer der fünf Zentren des Panchacharya.

Die meisten Virashaivas leben in Karnataka, Andhra Pradesh, Nord-Tamil Nadu und im Virashaiva Matha im Himalaya und Varanasi. Das Hauptmatha des Panchacharya sind in Kedar im Himalaya, Varanasi, Srisailam in Andhra Pradesh und Ujjini sowie Rambhapuri in Karnataka.

Die von Lingayats gefeierten Feste sind Akkamahadhevi Jayanti, Allama Prabhu Jayanti, Channa Basaveshwara Jayanti, Channa Unnime und Shravana Masa.

Swami Sivananda über die Virashaiva-Philosophie

Der indische Weise Swami Sivananda erläutert hierzu:

Die Virashaiva-Philosophie ist lediglich eine Shakti-Visishtadwaita-Philosophie. Sie ist eine Phase des Agamanta. Sie erfuhr drastische Anpassungen oder Veränderungen durch den Einfluss von Shri Basavanna und seinen Kollegen. Basava war der erste Minister oder Premierminister eines Königs der Jain mit Namen Bijjala. Dieser herrschte über Kalyan (1157-1167); dieses Gebiet liegt etwa sechzig Meilen von Gulbarga entfernt im Staat Karnataka.

Basavanna war eine magnetische Persönlichkeit. Er übte einen sehr großen Einfluss auf seine Untertanen aus. Er hielt eine spirituelle Konferenz ab, auf der sich etwa dreihundert Virashaiva-Heilige versammelten, darunter etwa sechzig weibliche Heilige. Akka Mahadevi, die erhabene und berühmte weibliche Heilige, war ebenfalls zugegen bei dieser großartigen Zusammenkunft. Der Virashaivismus wurde unter der Führung von Basava zu Lingayatismus. Lingayatismus ist eine spezielle Glaubensrichtung innerhalb der karnatischen Virashaivas. Sharanas sind die Heiligen des Lingayat-Glaubens oder Kultes.

Der Virashaivismus oder Lingayatismus zeigt den Weg zur Erlangen von Lakshya oder von Gott Shiva. Shiva, Subrahmanya, König Rishabha, Santa Lingar, Kumara Devi, Shivaprakasa – sie alle haben ausführlich dieses Glaubens- oder Philosophiesystem erläutert. Viragama ist dabei die hauptsächliche Quelle dieses Philosophiesystems. In Karnataka lebt eine große Zahl begeisterter Anhänger dieser Philosophie.

Gewöhnliche Shaiviten (Shiva-Anhänger) bewahren den Shivalinga in einer Schachtel auf und beten ihn nur während einer Puja an. Die Lingayats jedoch tragen einen kleinen Linga in einer kleinen silbernen oder goldenen Schachtel mit einer Kette an ihrem Körper. Das Tragen des Lingas soll sie immer an Gott erinnern und ihnen dabei helfen, sich Gott immer zu vergegenwärtigen. Christen tragen das Kreuz genau zu dem gleichen Zweck um ihren Hals, nämlich, um sich immer an Gott zu erinnern.

Shakti ist in der Virashaiva Philosophie identisch mit Shiva. Shakti arbeitet und Shiva ist der teilnahmslose Zeuge. Shiva ist unendlich, selbstleuchtend, ewig und alldurchdringend. Er ist ein Ozean von Frieden. Er ist überwältigende Stille. Shiva erleuchtet alles. Er ist immer frei und vollständig. Die ganze Welt ist ein Ausdruck seines göttlichen Willens. In der Virashaiva-Philosophie ist die Bewegung in der Welt keine Illusion, sondern ein festes Spiel oder ein wichtiger Bestandteil.

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