Thondaradippodi
Thondaradippodi Alwar, urspünglich Vipranarayana genannt, gilt als der zehnte der zwölf Azhwar-Heiligen Südindiens, die als große Anhänger des Vaishnavismus bekannt sind. Er lebte vermutlich zwischen dem 5. und 9. Jahrhundert. Als hingebungsvoller Verehrer der Gottheit Ranganatha betete er selbst den Staub von den Füßen der Anhänger dieser Tradition an und kam so zu dem Namen Thondaradippodi.
Swami Sivananda über Thondaradippodi Alwar
Artikel aus dem Buch “Lives of Saints” der Divine Life Society
Thondaradippodi Alwar - die frühen Jahre
Thondaradippodi Alwar wurde in einer Familie von Choliya-Brahmanen in Thirumandangudi geboren. Das traditionelle Datum seiner Geburt ist Dienstag, Krishna-Paksha, Chaturdasi, Margazhi, Prabhava, im 289. Jahr des Kaliyuga. Er wurde Vipranarayana genannt und war Verehrer des Gottes Ranganatha Srirangam. Er gilt als die Inkarnation der Tulsi-Girlande von Lord Hari. Er hatte einen Blumengarten in Srirangam und bot dem Herrn täglich Girlanden an. In der vedischen Kunde war Thondaradippodi Alwar sehr bewandert und lebte Vairagya intensiv. Er wohnte in einer Hütte in seinem Garten, ernährte sich von den Opferspeisen des Herrn Ranganatha und besang die Herrlichkeit des Herrn.
Thondaradippodi und die schöne Tänzerin Devadevi
Eines schönen Tages besuchten eine Tänzerin, eine Prostituierte namens Devadevi, und ihre ältere Schwester den schönen Garten des Vipranarayana. Vipranarayana war gerade damit beschäftigt, die Pflanzen zu gießen. Er rezitierte den Namen Gottes und schaute nicht auf die Mädchen.
Die ältere Schwester sagte: "Sein Geist ist immer auf den Herrn fixiert, keine Frau kann ihn verführen." Devadevi erwiderte: "Ich mache ihn zu meinem Sklaven." Darauf sprach die ältere Schwester: "Es ist eine eitle Hoffnung. Wenn du ihn tatsächlich verführen kannst, werde ich dir sechs Monate lang als Sklavin dienen." Devadevi antwortete: "Wenn es mir nicht gelingt, diesen Mann zu verführen, werde ich sechs Monate lang deine Sklavin sein."
Devadevi legte die Tracht einer Sannyasini (Nonne) an und stand vor Vipranarayana. Vipranarayana sagte: "Devi, wer du bist? Was willst du?"
Die Sannyasini sprach: "0h, anbetungswürdiger Verehrer Gottes! Meine Mutter wünscht, dass ich das Leben einer Prostituierten führe. Ich habe mich schlichtweg geweigert, dies zu tun. Ich komme, um bei Euch Zuflucht zu suchen. Bitte beschützt mich. Ich werde am Fuße dieses Baumes leben, mich um den Garten kümmern, Girlanden für den Herrn fertigen und die Reste von Eurem Teller essen. Ich werde Euch in jeder Hinsicht dienen." Vipranarayana hatte Mitleid mit Devadevi und so erlaubte er ihr, in einigem Abstand im Garten zu leben.
Thondaradippodi als Sklave der Lust
Eines Tages gab es einen sehr starken Regenfall. Das einzige Gewand der armen Sannyasini war vom Regen durchnässt und sie zitterte. Von ihrem erbärmlichen Zustand gerührt bat Vipranarayana sie, in sein Haus zu kommen und gab ihr seine trockene Kleidung. Beide waren allein und so kam es, dass er ihrem Zauber erlag, sie ihn zu ihrem Sklaven machte und ihn Gott fast vergessen ließ. Schließlich ging er zu ihr nach Hause und lebte mit ihr. Er verlor all sein Hab und Gut, seine Tugend, seine Hingabe, seinen Garten und den Herrn Ranga. Er wurde zum Sklaven der Lust und zum Sklaven von Devadevi.
Geld und Leidenschaft
Vipranarayana gab Devadevi alles. Eines Tages war er ohne Geld und klopfte an ihre Tür. Devadevi sagte: "Wer ist da?" Vipra antwortete: "Dein Liebhaber." "Was hast du dabei?" "Geliebte Devadevi, ich bringe dir meine Leidenschaft." Devadevi fragte: "Hast du Geld dabei?" Da sprach Vipra: "Ich habe dir alles gegeben. Ich habe nicht einmal mehr einen Kuchen ." Devadevi aber erwiderte: "Verschwinde. Komme in Zukunft nicht mehr her." Doch Vipra rief: "Öffne die Tür, Devadevi. Ich sterbe vor Leidenschaft." Devadevi entgegnete ihm jedoch nur: "Gehe sofort." Vipra dachte immerzu nur an Devadevi.
Gott Rangariatha nahm einen vergoldeten Teller, der zum Tempel gehörte, und klopfte an die Tür von Devadevi. "Wer ist da?" fragte sie.
Gott Ranganatha und der goldene Teller
Gott Ranganatha sprach: "Ich bin der Diener Vipras." Devadevi fragte: "Was ist los?" Der Gott antwortete: "Vipra schickt dir einen vergoldeten Teller." "Komm herein!" Devadevi öffnete die Tür und sagte: "Bitte sage meinem geliebten Vipra, dass er sofort kommen soll. Sag ihm, dass ich Sehnsucht nach ihm habe." "Gut." Gott Ranganatha ging zu Vipra. Dieser war in einem Zustand der Ohnmacht. Ranga sagte: "Steh auf, Vipra! Devadevi ist immens zufrieden mit dir. Sie ruft nach dir." Da lief Vipra zu ihr. Sie behandelte ihn mit viel Respekt und er blieb in dieser Nacht bei ihr.
Vipra im Gefängnis
Am Morgen wurde im Tempel der Verlust des Tellers festgestellt. Die Polizei startete eine intensive Suche. Der Teller wurde in Devadevis Haus gefunden. Devadevi sagte, dass Vipra ihr diesen Teller durch seinen Diener geschickt hatte. Vipra sagte, dass er keinen Diener habe und ihr nie einen vergoldeten Teller habe schicken lassen. Der Teller wurde dem Tempel zurückgegeben. Devadevi wurde dafür bestraft, einen gestohlenen Gegenstand akzeptiert zu haben und Vipra wurde im Auftrag des Königs von Nisulapuri ins Gefängnis geworfen. (W Oraiyur, Tiruchirapalli).
Der Traum des Königs
In der Nacht hatte der König einen Traum, in dem ihm Gott Ranganatha erschien und sprach: "Ich habe Devadevi den Teller gegeben. Ich tat dies, um meinen Verehrer zu erlösen. Vipra ist ganz unschuldig. Schick ihn zurück zu seinem Garten." Der König entließ Vipra umgehend.
Vipra fragte heilige Männer, was die Sühne für seine Sünden wäre. Sie sagten ihm, dass das Reinigen der Füße der Vaishnavas und das Trinken dieses Waschwassers die höchste Sühne sei. Vipra handelte entsprechend und wurde als Thondaradippodi Alwar bzw. als derjenige bekannt, der den Staub von den Füßen der Gottesverehrer auf seinem Kopf trug.
Reue und Buße
Reuevoll und mit Tränen in den Augen ging Thondaradippodi Alwar zum Tempel des Herrn Ranganatha und sagte: "Oh, Herr Ranga! Vergib mir meine Sünden. Ich geriet in die Klauen einer Frau und verlor Sinne und Verstand. Ein elender Kerl wurde ich und habe dich vergessen. Ich habe dich nicht angebetet und deine Herrlichkeit nicht besungen. Oh, Herr des Mitgefühls! Du hast mich erlöst. Du hast mich gerettet. Ich bin dein Knecht. Lass deine Gnade sich über mich ergießen. Du bist Pathithapavana. Du bist Bhaktavatsala. Du bist mir Vater, Mutter, Guru, Meister und Freund. Ich werde deine Lotosfüße nicht verlassen. Dir allein gebe ich mich vollkommen hin, Herr Ranga!" Von da an ging er täglich in den Tempel, rezitierte von Herzen die Namen des Herrn und besang dessen Herrlichkeit. Er sang das Lied des Erwachens: "Ranga, erhebe dich, erhebe dich in meinem Herzen!"
Thondaradippodi Alwar lebte 105 Jahre in Srirangam und erlangte dann die Wohnstatt des Herrn Hari. Seine schönen Hymnen sind Thirumalai und Thiruppalliezhuchi.
Thondaradippodi Alwar und Thirumangai Alwar waren Zeitgenossen; daher lebte Thondaradippodi Alwar vermutlich ebenfalls im 6. Jahrhundert. Devadevi war ebenfalls von ihrem unmoralischen Leben angewidert. Sie gab ihr Vermögen dem Tempel und wurde zu einer demütigen Verehrerin des Herrn Ranganatha.
Siehe auch
Literatur
- Lives of Saints von der Divine Life Society, Yoga-Vedanta Forest Academy Press, Himalaya, Indien, 2009
- Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit von Swami Sivananda
- Inspirierende Geschichten von Swami Sivananda
- Yoga Geschichten, nacherzählt von Sukadev Bretz
Weblinks
- Samadhi Yoga/ Kapitel I: Sadhana von Swami Sivananda
- Göttliche Erkenntnis - Göttliche Wonne von Swami Sivananda
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