Klesha

Aus Yogawiki
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Klesha (Sanskrit: क्लेश kleśa m. "Leiden") Qual, Plage, Schmerz, Leiden, Beschwerde, Übel. Klesha bezieht sich auch auf die fünf Kleshas, die Patanjali am Anfang des zweiten Kapitels des Yogasutra beschreibt. Ein Synonym für Klesha im Yogasutra ist Viparyaya.

Klesha क्लेश kleśa Aussprache

Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Klesha, क्लेश, kleśa ausgesprochen wird:

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Über Klesha

Klesha heißt erstmal Schmerz, Leiden, Übel, aber es sind auch die Ursachen der Schmerzen, der Leiden und des Übels. Patanjali erwähnt fünf Kleshas.

Da gibt es zunächst mal Avidya, Unwissenheit, die erste der Kleshas. Als zweites gibt es Asmita, Identifikation, wenn man sagt: „Ich bin dieses und jenes.“ Asmita: „Ich bin das. Ich brauche das. Usw.“ Das ist Asmita, Identifikation. Aus Asmita kommt die dritte Klesha, Raga. Weil man sich mit etwas identifiziert, mag man etwas. Raga heißt Mögen und Wunsch. Und wenn du etwas magst, logischerweise gibt es andere Sachen, die magst du nicht. Deshalb gibt es Dvesha, Abneigung, Ablehnung. Und schließlich folgt dann Abhinivesha und Abhinivesha heißt zunächst mal Furcht vor dem Tod, im weiteren Sinn ist es jede Art von Angst und jede Art von Furcht. Das sind die fünf Leiden.

Avidya

Das erste Leiden ist Avidya, du hast vergessen, wer du wirklich bist, du hast vergessen, dass du das unsterbliche Selbst bist.

Asmita

Daraus folgt Asmita, die zweite Klesha. Sie heißt Identifikation. Wir identifizieren uns. Wir identifizieren uns mit dem Körper, der Psyche, der Persönlichkeit und mit vielem mehr. Wir identifizieren uns noch nicht mal mit dem Körper, so wie er ist, sondern so wie unser Körperbild ist. Im Extremfall gibt es Menschen, die schon zu dünn sind und denken, sie wären zu dick. Oder es gibt Menschen, die andere schön finden, aber sie selber denken von sich, sie bräuchten noch Botox, um schöner zu sein oder sie benötigen eine Fettabsaugen an einer Stelle, und das Fett auffüllen an einer anderen Stelle.

Viele Menschen besitzen ein mangelndes Selbstbewusstsein. Sie denken, sie haben alle möglichen Talente nicht, dabei besitzen sie diese. Wir identifizieren uns mit Körper und Psyche, was wir eigentlich nicht sind. Aber noch schlimmer ist die Identifikation mit unserem Selbstbild vom Körper. Es gibt es auch, dass Menschen sich mit Fähigkeiten identifizieren, die momentan noch nicht so entwickelt sind. Sehr viele Menschen identifizieren sich mit mangelnden Fähigkeiten. Sie besitzen Fähigkeiten, aber sie identifizieren sich damit, dass sie sie noch nicht haben. In den meisten Fällen hilft es Menschen etwas glücklicher zu machen, indem ihr Selbstwertgefühl gesteigert wird. Aber selbst wenn wir ein kongruentes Selbstwertgefühl haben und unsere Talente und Fähigkeiten richtig einschätzen können und auch wissen, wie wir sie entwickeln können, hat das ihre Grenzen, denn unsere Psyche hat ihre Grenzen. Wir wollen aber mehr.

Raga und Dwesha

Aus all dem entstehen Raga und Dwesha, Mögen und Nicht-Mögen. Das mögen wir und das mögen wir nicht. Wir mögen es, dass Menschen uns so sehen und wir mögen es nicht, dass Menschen es auf eine bestimmte Weise machen. Interessanterweise wollen die meisten Menschen dafür gelobt werden, womit sie sich identifizieren. Das ist auch schon ein Zeichen dafür, dass unsere Interpretation fehlerhaft ist, wenn wir Bestätigung von anderen benötigen.

Angenommen jemand denkt er ist sehr musikalisch. Dann ist es für ihn sehr wichtig, dass andere seine musikalische Genialität erkennen und loben. Wenn dagegen jemand musikalisch ist und er identifiziert sich nicht zu sehr mit seinem Körper und man erzählt ihm, was er für eine tolle Frisur hat, das wird dem überhaupt nicht interessieren. Es wird ihn fast kränken, dass man an seine Frisur denkt, wo er doch gerade so ein schönes Lied gepfiffen hat.

Oder angenommen, jemand identifiziert sich mit der Klarheit seines Geistes. Einem IQ von mindestens 160, einer Auffassungsgabe, die einfach genial ist und wenn dann jemand anderes über sein Hemd erzählt, dann ist er weit darüber erhaben. Aber wehe, jemand sagt zu ihm, „das hast du früher aber mal schneller verstanden“. Das gibt einen Stich ins Herz. Erschütterung tiefsten Grades.

Abhinivesha

Das letzte Klesha ist Abhinivesha, die Angst vor dem Tod. Erst mal vor Ängsten im Allgemeinen, aber im Besonderen die Angst vor dem Tod, nicht nur vor dem physischen Tod, sondern letztlich das zu verlieren, womit man sich identifiziert. Seine besonderen Eigenschaften und Fähigkeiten. Aber wir werden das verlieren, womit wir uns identifizieren. Der Körper wird sterben. Verschiedene geistige und körperliche Fähigkeiten ändern sich. Wenn wir Yoga üben, wer wir vermutlich flexibler bleiben als wenn wir kein Yoga üben. Aber wer vor 20 Jahren mit Yoga angefangen hat, der wird in 20 Jahren merken, dass er steifer ist als vor 10 Jahren. Ganz ist der Alterungsprozess nicht aufzuheben. So gilt es umgekehrt zu erkennen, dass wir nicht dieser Körper und diese Psyche sind. Es sind Fahrzeuge, um die es sich zu kümmern gilt. Es ist gut dafür zu sorgen, dass der Körper und der Geist gesund sind, dass sie als Instrumente funktionieren, dass wir eine harmonische Psyche haben, harmonisch mit uns selbst, unserer Umwelt, unseren Mitmenschen umgehen können. Dass wir aber auch erkennen, dass wir das unsterbliche Selbst sind. Dass wir immer wieder schauen, dass wir uns nicht identifizieren, dass wir mit unseren Wünschen und Abneigungen eher spielerisch umgehen. Ganz abschaffen werden wir sie nicht können. Selbst die selbstverwirklichten Meister hatten ihr Lieblingsgericht. Aber nicht besessen zu sein von den Wünschen, eher spielerisch. Es gehört zum Menschsein dazu. Genauso mit den Abneigungen umgehen. Dann können wir frei sein von der Identifikation mit Furcht. So haben wir Theraveda, wahres Wissen und aus diesem wahren Wissen, der wahren Erkenntnis kommt dann Anubhava, die höchste Verwirklichung der universellen Einheit.


Dann folgt Asmita, Ich-Macher, die Ich-Haftigkeit, das Ego. Du identifizierst dich mit dem Instrument der Wahrnehmung und dem Instrument der Erfahrung, dem Instrument des Handelns, also mit dem Körper, der Psyche usw. Asmita: Dann magst du einiges und anderes nicht, Raga und Dwesha. Zum Schluss, Abhinivesha - Furcht.

Es hilft, wenn du erkennst, das sind die Kleshas, Ursachen von Leiden, Dukha, ist jetzt nicht, weil andere Menschen unfreundlich zu dir sind, Ursache von Leiden, Dukha, ist nicht, weil du nicht bekommst, was du denkst, was du brauchst, sondern Ursache von Leiden ist Klesha, Unwissenheit, Identifikation, Mögen und Nicht-Mögen, und darauf aufbauende Ängste. Gehe über die Kleshas hinaus, und Patanjali gibt auch natürlich Hinweise, wie du die Kleshas beseitigen kannst.

Er sagt, zum einen kannst du die Kleshas überwinden, indem du den Kriya Yoga praktizierst. Du kannst auch die Kleshas beseitigen, indem du sie in ihren Ursprung zurückbringst. Oder du kannst meditieren über das Gegenteil, über Zufriedenheit, bedingungslose Akzeptanz, und letztlich Viveka, ständige Unterscheidung, die Unterscheidung zwischen dem, was du bist, und dem, was du nicht bist, zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen, zwischen wahrer Freude und Nicht-Freude. Also, Kleshas sind die Ursachen des Leidens, heißt Übel, Leid und Schmerz. Gehe darüber hinaus, erfahre letztlich AnandaFreude, erfahre Kaivalya. Praktiziere, um über die Kleshas hinauszukommen. (Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Klesha)

Raja Yoga Sutras von Patanjali

Im Yogasutra werden fünf Kleshas genannt:

  • Avidya (Nichtwissen, Unwissenheit)
  • Asmita (Identifizierung, Ego, Ich-Gefühl)
  • Raga (Mögen, Zuneigung)
  • Dvesha (Nichtmögen, Abneigung)
  • Abhinivesha (Anhaften am Leben, Todesfurcht).

Diese fünf Kleshas werden als Hauptursachen jedwedes menschlichen Leidens betrachtet.

अविद्यास्मितारागद्वेषाभिनिवेशाः क्लेशाः || 2.3 ||

avidyāsmitā-rāga-dveṣābhiniveśāḥ kleśāḥ || 2.3 ||

Unwissenheit (Avidya), Egoismus (Asmita), Anziehung (Raga) und Abneigung (Dvesha) sowie Furcht vor dem Tod (Abhinivesha) sind die Leiden, die Schmerz verursachen.

Das Nichtwissen (Avidya) ist die Wurzel der übrigen Kleshas:

क्लेशमूलः कर्माशयो दृष्टादृष्टजन्मवेदनीयः || 2.12 ||

kleśa-mūlaḥ karmāśayo dṛṣṭādṛṣṭa-janma-vedanīyaḥ || 2.12 ||

Die Ansammlung von Handlungsresten (Karma-Ashaya), deren Wurzel (Mula) die leidvollen Spannungen (Klesha) sind, wird in den sichtbaren (Drishta d.h. gegenwärtigen) und unsichtbaren (Adrishta d.h. vergangenen oder zufünftigen) Existenzen (Janma) erfahren.

Eine andere Bezeichnung für Klesha ist Viparyaya.

Kleshas, Leiden überwinden

Business Class und die Kleshas

Artikel von Hella Naura aus der Vierteljahresschrift „Yoga und ganzheitliche Gesundheit“, www.yoga-zeitschrift.de

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SIE kam aus China. Sie sah viel jünger aus als ihre 39 Jahre und war äußerst gepflegt. Nun war sie für zwei Monate nach Indien gekommen, um mehr über Yoga zu erfahren. Ihr Weg führte sie auch an das Bombayer Yoga Institut. Ob sie anderthalb Stunden Unterricht bekommen könne? Das Gespräch zwischen ihr und der herbeigerufenen Lehrerin floss schnell. Sie hätte Karriere gemacht. Sie stiege auf ihren Geschäftsreisen nur in 5-Star-Hotels ab und flöge nur Business Class. Wie ihr das gefiele? Sehr gut.

„Was interessiert Sie an Yoga?“

„Ich mache schon seit über einem Jahr Yoga. Ich muss unbedingt fit bleiben.“

„Was tun Sie in Ihrem Yoga-Unterricht?“

„Work-outs, fordernde, schwierige Übungen.“

„Machen Sie auch Entspannung? Wird über Yoga gesprochen?“

„Nein, das nicht. Wir machen nur Körperübungen.“

„Und möchten Sie jetzt mehr als nur Körperübungen?“

„Yoga kommt schließlich aus Indien. Ich habe mir Adressen aus dem Internet geholt. Wie gesagt, ich muss fit bleiben. Ich darf nicht krank werden. Ich will jung bleiben. Ich tue alles, was dafür nötig ist. Ich nehme alle Zusatzstoffe zum Essen. Ich trainiere hart.“

„Aber trotz aller Bemühungen kann man doch krank werden.“

„Ich darf nicht krank werden. Ich war vor anderthalb Jahren im Krankenhaus. Es war entsetzlich. Ich lag drei Wochen lang völlig allein und habe kein Wort gesprochen. Ich muss gesund bleiben.“

„Sie wollen Unmögliches! Alle Menschen altern. Meiner Ansicht nach kann man zwar das Altern durch richtiges Tun verlangsamen, aber man kann es nicht aus der Welt schaffen. Eines Tages wird man alt sein und dementsprechend aussehen. Vieles bringen wir schon bei der Geburt mit. Das kann auch die Anlage zu Krankheiten bedeuten. Man kann in einen Unfall verwickelt werden. Das liegt nicht in unserer Hand. Aber ich denke, es läge in Ihrer Hand, Ihr Leben so zu verändern, dass Sie bei einem nächsten eventuellen Krankenhausaufenthalt Besuch von Freunden bekämen. Nehmen Sie Ihre Mitmenschen wahr?“

„Ich traue keinem. In der Firma tun alle freundlich. Aber jeder will dem Nächsthöheren nur den Job wegnehmen.“

„Haben Sie Verwandtschaft?“

„Meine Eltern sind tot. Zu meiner Schwester habe ich kaum Kontakt.“

„Es gibt auch Menschen außerhalb Ihrer Firma. Suchen Sie da.“

„Dazu lässt mir mein Job keine Zeit. Ich hatte ab und zu Beziehungen zu Männern. Aber keine hat länger als drei Wochen gedauert. Ich will, dass alles ganz genau so ist, wie ich es will. Eine Sache muss an genau dem Platz stehen, an dem ich es will.“

„Könnte man sagen, dass Sie unter Zwängen leiden?“

„Früher war ich anders.“

„Vielleicht war das, bevor Sie so viel zu verlieren hatten und vor so vielem Angst hatten? Meiner Meinung nach brauchen Sie Entspannung mehr als alles andere. Sie sind voller ‚Ich-muss-ich-muss’.

Dann zeigt die Lehrerin Kapalarandhradhouti, die Stirnmassage, die die Frau jedoch sofort als zu einfach ablehnt. So eine kleine Sache könne doch nicht Yoga sein. Dann wird Savasana gezeigt, die Leichenhaltung, und Bhadrasana, die Thronhaltung, im Liegen mit auf dem Bauch verschränkten Händen. Würde ihr das gut tun? Nein, sie merke nichts. Nach einigem Strecken und Dehnen durch Talasana, die Palmenhaltung, und Yastikasana, die Stangenhaltung, wird Yogendra-Nishpanda-Bhava, das passive Lauschen, erklärt.

„Wie war das für Sie?“

„Da waren einige Sekunden, wo ich mich anders gefühlt habe, gut.“

„Dann wäre es doch schön, das weiter zu üben.“

„Aber was soll das denn nützen? Ich muss doch in der Realität leben.“

„Welche Realität meinen Sie? Die Realität ist doch, dass wir um die Sonne kreisen, dass Tag auf Nacht folgt, dass wir essen, trinken und atmen müssen und uns wohl in unserer Haut fühlen möchten. Natürlich gehören dazu auch die Lebensnotwendigkeiten. Die Realität, an die Sie denken, ist von Menschen geschaffen und variiert von einer Kultur zur anderen und von einer Gesellschaftsschicht zur anderen.“

„Ich habe eine sehr erfolgreiche Kollegin. Zu ihrem Geburtstag hat ihr Mann ihr eine Armbanduhr zu 90 000 Dollar geschenkt. Das ist die Realität.“

Sie hatte sehr gute Eigenschaften. Sie konnte hart arbeiten und sprach fast akzentfreies Englisch. Sie war selbstbeherrscht, zielstrebig, diszipliniert und tüchtig. Sie hatte eine Karriere mit hohem Gehalt geschafft. Sie konnte sich teilweise objektiv sehen und deutlich artikulieren. Trotz ihres erklärten Misstrauens gegen andere Menschen hatte sie der Lehrerin gegenüber offen über sich sprechen können.

Doch sie war die Gefangene ihrer eigenen Vorstellungen, Ambitionen und Werte. Sie war zwanghaft und unglücklich und konnte nicht davon lassen, das Unmögliche zu wollen. Nun hatte sie den weiten Weg in eine andere Kultur angetreten auf der Suche nach einer Lösung für ihre Probleme. Doch was diese Kultur ihr gerade angeboten hatte – ein paar Sekunden tiefer innerer Ruhe – konnte sie nicht annehmen. Ein paar Sekunden eines neuen Gefühls hatten ihr schon Angst eingejagt, aus ihrer „Realität“ herauszufallen.

Abhinivesa, Angst vor Verlust, ist der letzte der fünf Kleshas, d.h. der fünf Strukturen, die der menschlichen Psyche angeboren sind und letztlich Leid erzeugen. Angst vor Verlust beinhaltet auch die Angst vor dem Verlust des Status quo. Selbst wenn man sich nicht wohl fühlt mit seinen Umständen, hält man meist an ihnen fest, weil die Angst vor dem Unbekannten zu groß ist. Vieles soll zwar besser werden, aber doch nicht radikal anders. Sie hatte ihrem Gefühl nach so viel zu verlieren: ihre berufliche Stellung, die ihr andere streitig machen wollten; ihre relative Jugend, ihr Aussehen, ihre Gesundheit und mehr.

Eng verbunden mit Angst vor Verlust sind die beiden Kleshas Raga und Dwesah, d.h. starke Vorlieben und Abneigungen und entsprechendes Haften an beidem. Sie hing stark an ihren Privilegien beim Reisen, an dem Gefühl, bewundert oder beneidet zu werden, an ihrem Aussehen, an teuren Dingen und Statussymbolen, und entsprechend groß war ihre Abneigung gegen alles, was diese Dinge zu bedrohen schien, so z.B. ihre Abneigung gegen Kollegen, die sie nur als bekämpfenswerte Rivalen sehen konnte.

Und all dies erwächst aus dem zweiten Klesha, Asmita, d.h. dem Ego, dem Ich-Gefühl. Das Ego will sich selbst gegen alles und alle anderen behaupten. Es sorgt für das Gefühl der Trennung, das sich im ungünstigsten Fall zur äußersten Isolation steigern kann, so wie sie es bei ihrem einsamen Krankenhausaufenthalt erlebt hatte.

Und weiter sagt uns das Yoga Sutra des Patanjali, dass alle diese vier Kleshas aus dem ersten Klesha, nämlich Avidya erwachsen. Avidya bedeutet Unwissenheit in Hinblick auf die wahre Natur der Dinge sowie falsches – eingebildetes, verwirrtes, verzerrtes – Wissen. Und laut dem Yogasutra ist Avidya der Nährboden, aus dem alle anderen Kleshas erwachsen.

Das Grundproblem dieser erfolgreichen und doch unglücklichen Frau waren also ihre ausschließlich materialistischen Werte, an denen sie stark festhielt. Ein paar Sekunden eines bis dahin unbekannten Gefühls hatten sie schon verschreckt. Obwohl diese Sekunden gut gewesen waren, hatten sie Angst in ihr erweckt, die „Realität“ zu verlieren.

Solche Fehlschlüsse und Ängste können Außenstehende meist viel leichter erkennen als die Betroffenen selbst. Das ist auch nicht verwunderlich. Erstaunlicherweise – oder auch nicht – kommt Karl Marx, der so missverstandene Autor des berühmten Buches „Das Kapital“, aus einem ganz anderen Blickwinkel zu einer ähnlichen Erkenntnis. In einem Brief schreibt er, wenn subjektive Wünsche mit den Einsichten der Vernunft zusammenstießen, dann entstünde „Gewissensangst“.

Die subjektiven Wünsche dieser Frau waren stark. Ihre Vernunft hätte ihr sagen können, dass es ihr schlecht ging und sie nach Indien gekommen war, um eine Lösung zu suchen, damit es ihr besser ginge. Und für ein paar Sekunden hatte sie sich auch tatsächlich besser gefühlt. Deshalb wäre es nur vernünftig gewesen, in dieser Richtung weiter zu machen. Doch das schien sich nicht mit ihren stark ausgeprägten Wünschen zu vertragen. Und daraus war tatsächlich Angst entstanden, Angst aus der ihr bis dahin einzig denkbaren Realität heraus in ein Nichts zu fallen.

Bei einer solchen Sachlage helfen Work-outs nichts; im Gegenteil können sie den Gefühlspanzer um das Ego herum noch verstärken. Helfen könnte Entspannung, so dass man loslassen kann, loslassen auch von dem Drang, alles kontrollieren zu müssen. Dieser Drang will Unmögliches, denn es gibt Mächte, die stärker sind als der menschliche Wille. Je nach Mentalität kann man sich diese Mächte als die Zeit, die Natur, Gott oder den „Höheren Prozess“ vorstellen.

Arbeiten wir an uns, aber sorgen wir auch für Entspannung, Erholung und Freuden! Und beugen wir uns größeren Gesetzen!

Ich schrieb an die Tür meines Herzens: „Bitte nicht eintreten.“ Liebe trat lächelnd ein und sagte: „Leider kann ich nicht lesen.“ (Quelle unbekannt)

(Aus der Vierteljahresschrift „Yoga und ganzheitliche Gesundheit“, Jahresabo 20,- Euro. Mehr unter www.yoga-zeitschrift.de)

Siehe auch

Literatur

  • Die Yoga-Weisheit des Patanjali für Menschen von Heute von Sukadev Bretz. Petersberg 2005. ISBN 3-928632-81-7
  • Patañjali: Das Yogasutra; aus dem Sanskrit von R. Sriram, Stuttgart 2006. ISBN 3-7831-9525-5
  • Patañjali: Die Wurzeln des Yoga; aus dem Englischen von B. Bäumer; 2007. ISBN 3-502-61116-5
  • T.K.V. Desikachar: Über Freiheit und Meditation – Das Yoga Sutra des Patanjali. Petersburg: Verlag Via Nova (1997)
  • Swami Durgananda: Yoga-Sutren des Patanjali. Lautersheim: Mangalam Books (2003). ISBN 3-922477-79-8
  • Swami Prabhavananda & Christopher Isherwood: Gotterkenntnis – Die Yoga-Sutras des Patanjali. Berlin: Ullstein Verlag (1998)
  • Karl-Otto Schmidt: Selbsterkenntnis durch Yoga-Praxis, Patanjali und die Yoga-Sutren. Hammelburg: Drei Eichen Verlag (2009).
  • R. Sriram: Yogasutra. Theseus-Verlag (2006). ISBN 3-89620-292-8

Weblinks

Seminare

Raja Yoga, positives Denken, Gedankenkraft

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Multimedia

Drei Gründe für Leiden - Kommentar von Sukadev

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Welche Praxis vermindert Leiden? von Shivakami

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