Sanskrit Kurs Lektion 52: Unterschied zwischen den Versionen

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| '''[[bhishaj|bhiṣaj]]''' || Arzt || '''bhiṣajya-''' || '''bhiṣajyati''' || er heilt, er ist Arzt
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==Übung==
*[[Devanagari]]: '''गोपाभावे तत्पुत्रो गोकुलं गोपायति |'''
*wissenschaftliche Transliteration: '''gopābhāve tatputro gokulaṃ gopāyati |'''
*vereinfachte Transkription: '''gopabhave tatputro gokulam gopayati |'''
*Wort-für-Wort-Übersetzung: '''Bei Abwesenheit des Kuhhirten''' ([[Gopa]]-[[Abhava]], Lok. Sg. m.) '''dessen Sohn''' ([[Tad]]-[[Putra]], Nom. Sg. m.) '''die Kuhherde''' ([[Gokula]], Akk. Sg. n.) '''hütet''' (Verb, [[Gopay|gopāy]]), d.h. '''"Bei Abwesenheit des Kuhhirten hütet dessen Sohn die Kuhherde."'''
===Erläuterungen===
*Der Lokativ ([[Saptami]]) '''gopābhāve''' ist ein Kompositum ([[Samasa]]) des Typs [[Tatpurusha]], das die zeitlichen Umstände der Handlung näher bezeichnet. Es setzt sich aus '''gopa''' "Kuhhirt" und '''abhāva''' "Abwesenheit" zusammen.
*Der Nominativ ([[Prathama]]) '''tat-putraḥ''' ist ebenfalls ein Kompositum des Typs [[Tatpurusha]], das aus [[Tad]] "das, dessen" und [[Putra]] "Sohn" gebildet ist. Es ist das logische Subjekt (Agens, [[Kartri]]) der Verbalhandlung '''gopāyati'''.
*Der Akkusativ ([[Dvitiya]]) '''go-kulam''' ist ein aus [[Go]] "Kuh" und [[Kula]] "Herde, Familie" gebildeter [[Tatpurusha]], der logisches Objekt ([[Karman]]) der Verbalhandlung '''gopāyati''' ist.
*Die Verbform '''gopāyati''' ("er hütet, beschützt") ist die 3. Person Singular [[Indikativ]] (Präsens [[Aktiv im Sanskrit|Aktiv]] bzw. [[Parasmaipada]]) eines Denominativums, das von dem Substantiv '''gopa''' "Kuhhirt" abgeleitet ist.
*'''[[Sandhi]]''': Die Form '''tat-putro''' steht für '''tat-putraḥ''', da auslautendes '''-aḥ''' vor stimmhaften Konsonanten (hier: '''g''') zu '''-o''' wird.  Die Endung '''m''' von '''go-kulam'''geht vor folgendem Konsonanten ([[Vyanjana]]) in [[Anusvara]] ('''ṃ''') über, welcher vereinfachend wie '''m''' ausgesprochen werden kann.





Version vom 9. August 2016, 17:07 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Das Denominativum

Ein Denominativum (Plural: Denominativa, Sanskrit: Pratyayadhatu) ist ein von (de-) einem Nomen abgeleitetes Verb. Ein Denominativum verwandelt gewissermaßen ein Substantiv oder Adjektiv in ein Verb, das ein Tun, Sein, Werden oder Wünschen ausdrückt, das mit der Bedeutung des Nomens in Zusammenhang steht. Auch eine Ähnlichkeit im Aussehen oder Verhalten kann durch ein Denominativum zum Ausdruck gebracht werden.


Bildung

Im Sanskrit kann von jedem Nomen, also einem Substantiv oder Adjektiv, ein Denominativstamm gebildet werden, von dem die jeweiligen konjugierten Verbformen abgeleitet werden.

Beim häufigsten Bildungsttyp wird der Denominativstamm durch den Antritt der Silbe bzw. des Infix (Vikarana) -ya- an den (mitunter modifizierten) Nominalstamm gebildet. Hieran treten dann die Personalendungen (Vibhakti) des Parasmaipada bzw. Atmanepada, d.h. die Endungen des Aktivs, Passivs oder Mediums.


So wird vom Nomen bzw. Substantiv Tapas "Askese, Buße" durch Antritt des Infix (Vikarana) -ya- der Denominativstamm tapasya- "Askese üben" gebildet, an den dann die jeweiligen Personalendungen treten:

  • tapas (Substantiv) "Askese, Buße" > tapasya- (Denominativstamm) + -ti (Personalendung 3. Person Singular Parasmaipada) > tapasyati "er (sie, es) übt Askese, tut Buße".


Vom Nomen bzw. Adjektiv Taruna "jung, frisch" wird durch Antritt des Infix (Vikarana) -ya- der Denominativstamm taruṇā- "jung sein, jung bleiben" gebildet, an den wiederum die jeweiligen Personalendungen treten:

  • taruṇa (Adjektiv) "jung, frisch" > taruṇā- (Denominativstamm mit Längung des Stammauslautes) + -te (Personalendung 3. Person Singular Atmanepada) > taruṇāyate "er (sie, es) wird oder bleibt jung".


Übersicht: Einige typische Denominativa

In der folgenden Übersicht erscheinen einige typische Denominativa unter folgenden Aspekten: Nomen (Substantiv bzw. Adjektiv) und seine Hauptbedeutung(en), der davon abgeleitete Denominativstamm, die gebeugte (konjugierte) Form der 3. Person Singular im Indikativ Aktiv der Gegenwart (Präsens, Vartamana):

Nomen Bedeutung Denominativstamm 3. Person Singular Übersetzung
taruṇa jung, frisch taruṇā- taruṇāyate er (...) wird oder bleibt jung, verjüngt sich
kaluṣa schmutzig, Schmutz kaluṣaya- kaluṣayati er beschmutzt
aśva Pferd aśvāya- aśvāyati er sucht Pferde, wünscht sich Pferde
gopa Kuhirt gopāya- gopāyati er beschützt, spielt den Hirten
vyādha Jäger vyādhāya- vyādhāyate er spielt den Jäger, ist wie ein Jäger
parigha Querbalken, Türriegel parighāya- parighāyate er ist wie ein Querbalken
vāgurā Fangstrick, Netz vāgurāya- vāgurāyate er ist wie ein Fangstrick
rājapatha Hauptstraße ("Königsweg") rājapathāya- rājapathāyate er stellt eine Hauptstraße dar
rājan König rājāya- rājāyate er führt sich auf wie ein König
putra Sohn putrīya- putrīyati er wünscht sich einen Sohn
nārī Frau nārīya- nārīyate er wird zur Frau
vasu Besitz, Reichtum vasūya- vasūyati er wünscht sich Reichtum
śatru Feind śatrūya- śatrūyati er spielt den Feind, tritt feindlich auf
tapas Askese, Buße tapasya- tapasyati er übt Askese, tut Buße
bhiṣaj Arzt bhiṣajya- bhiṣajyati er heilt, er ist Arzt

Übung

  • Devanagari: गोपाभावे तत्पुत्रो गोकुलं गोपायति |
  • wissenschaftliche Transliteration: gopābhāve tatputro gokulaṃ gopāyati |
  • vereinfachte Transkription: gopabhave tatputro gokulam gopayati |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Bei Abwesenheit des Kuhhirten (Gopa-Abhava, Lok. Sg. m.) dessen Sohn (Tad-Putra, Nom. Sg. m.) die Kuhherde (Gokula, Akk. Sg. n.) hütet (Verb, gopāy), d.h. "Bei Abwesenheit des Kuhhirten hütet dessen Sohn die Kuhherde."

Erläuterungen

  • Der Lokativ (Saptami) gopābhāve ist ein Kompositum (Samasa) des Typs Tatpurusha, das die zeitlichen Umstände der Handlung näher bezeichnet. Es setzt sich aus gopa "Kuhhirt" und abhāva "Abwesenheit" zusammen.
  • Der Nominativ (Prathama) tat-putraḥ ist ebenfalls ein Kompositum des Typs Tatpurusha, das aus Tad "das, dessen" und Putra "Sohn" gebildet ist. Es ist das logische Subjekt (Agens, Kartri) der Verbalhandlung gopāyati.
  • Der Akkusativ (Dvitiya) go-kulam ist ein aus Go "Kuh" und Kula "Herde, Familie" gebildeter Tatpurusha, der logisches Objekt (Karman) der Verbalhandlung gopāyati ist.
  • Die Verbform gopāyati ("er hütet, beschützt") ist die 3. Person Singular Indikativ (Präsens Aktiv bzw. Parasmaipada) eines Denominativums, das von dem Substantiv gopa "Kuhhirt" abgeleitet ist.
  • Sandhi: Die Form tat-putro steht für tat-putraḥ, da auslautendes -aḥ vor stimmhaften Konsonanten (hier: g) zu -o wird. Die Endung m von go-kulamgeht vor folgendem Konsonanten (Vyanjana) in Anusvara () über, welcher vereinfachend wie m ausgesprochen werden kann.


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