Agama

Aus Yogawiki

Agama: (Sanskrit: आगम āgama m.) Herkommen, Herkunft; alte Schrifen zur Verehrung von Vishnu, Shiva und Shakti; heilige Überlieferung verschiedener Traditionen, auch der des Tantra. Patanjali erwähnt āgama in seinem Yogasutra als eines von drei gültigen Erkenntnismitteln.

Die Yoga Sutras von Patanjali

प्रत्यक्षानुमानागमाः प्रमाणानि ||1.7||

pratyakṣānumānāgamāḥ pramāṇāni ||1.7||

Die Mittel gültiger Erkenntnis (pramāṇa) sind direkte Wahrnehmung (pratyaksha), Schlußfolgerung (anumana) und Überlieferung (āgama).

Swami Sivananda über Agamas

Eine weitere Kategorie bekannter Schriften sind die Agamas. Die Agamas sind theologische Abhandlungen und praktische Leitfäden für die Verehrung Gottes. Die Agamas beinhalten die Tantras, Mantras und Yantras. Dies sind Abhandlungen, die die äußere Gottesverehrung in Form von Götterbildern, Tempeln etc. darlegen. Alle Agamas behandeln (i) Jnana oder Wissen, (ii) Yoga oder Konzentration, (iii) Kriya oder esoterische Rituale und (iv) Charya oder exoterische Rituale. Sie enthalten ebenfalls ausführliche Einzelheiten über Ontologie und Kosmologie, Befreiung, Hingabe, Meditation, Philosophie der Mantras, mystische Diagramme, Zaubersprüche und -formeln, den Bau von Tempeln, Herstellung von Bildern, heimische Bräuche, gesellschaftliche Regeln, Volksfeste etc.

Die Agamas sind in drei Abschnitte unterteilt: Die Vaishnava, die Shaiva und due Shakta. Die drei bedeutendsten Sekten des Hinduismus, nämlich Vaishnavismus, Saivismus und Saktismus stützen ihre Lehren und Dogmen auf ihre entsprechenden Agamas. Die Vaishnava Agamas oder Pancharatra Agamas verehren Gott als Vishnu. The Shaiva Agamas verehren Gott als Shiva und führten zu einer bedeutenden Philosophieschule, bekannt als Shaiva-Siddhanta, die in Südindien, vor allem in den Bezirken Tirunelveli und Madurai vorherrscht. Die Shakta Agamas oder Tantras verehren Gott als Mutter des Universums unter einer der vielen Namen Devis.

Die Agamas leiten ihre Autorität nicht von den Veden ab, stehen ihnen aber auch nicht entgegengesetzt gegenüber Sie sind alle im Geist und Charakter vedisch. Das ist der Grund weshalb sie als maßgeblich betrachtet werden.

Die Vaishnava Agamas

Die Vaishnava Agamas bestehen aus vier Kategorien: die Vaikhanasa, Pancharatra, Pratishthasara und Vijnanalalita. Brahma, Shaiva, Kaumara, Vasishtha, Kapila, Gautamiya und Naradiya sind die sieben Gruppierungen der Pancharatras. Der Naradiya Abschnitt der Santi-Parva in der Mahabharata ist die früheste Informationsquelle über die Pancharatras. Vishnu ist der höchste Gott in den Pancharatra Agamas. Die Vaishnavas betrachten die Pancharatra Agamas als die maßgebliche Schrift. Sie glauben, dass diese Agamas von Lord Vishnu höchstpersönlich offenbart wurden. Narada-Pancharatra sagt: “Alles, von Brahma bis zu einem Grashalm ist Lord Krishna.“ Dies entspricht der Aussage in den Upanishaden: “All dies ist wahrlich Brahman-Sarvam Khalvidam Brahma.“

Es existieren 215 dieser Vaishnava-Texte. Ishvara, Ahirbudhnya, Paushkara, Parama, Sattvata, Brihad-Brahma und Jnanamritasara Samhitas gehören zu den wichtigsten.

Die Shaiva Agamas

Die Shaivas erkennen 28 Agamas an, von denen der bedeutendste Kamika ist. Die Agamas sind ebenfalls die Grundlage des Kashmir Shaivismus, das Pratyabhijna-System genannt wird. Letztgenanntes Pratyabhijna-System zeigt eine deutliche Neigung zum Advaitismus. Der südliche Shaivism, d.h. Shaiva Siddhanta und der Kashmir Shaivism, betrachtet diese Agamas, neben den Veden, als maßgeblich. Jeder Agama verfügt über Upa-Agamas. Von diesen existieren nur 20 unvollständige Texte. Lord Shiva ist der zentrale Gott in den Shaiva Agamas. Sie sind für dieses Zeitalter, dem Kali Yuga, geeignet. Sie sind für alle Kasten und beide Geschlechter offen.

Die Shakta Agamas

Es existiert eine weitere Gruppe von Schriften, die als Tantras bekannt sind. Sie gehören zum Shakta Kult. Sie verehren Shakti als Mutter der Welt. Sie befassen sich näher mit dem Shakti (Energie) Aspekt Gottes und beschreiben die Abläufe zahlloser Verehrungsrituale der göttlichen Mutter in unterschiedlichen Formen. Es existieren 77 Agamas. Diese ähneln in mancher Hinsicht den Puranas. Die Texte sind zumeist Dialoge zwischen Shiva und Parvati. In einigen Dialogen beantwortet Shiva, die von Parvati gestellten Fragen und in anderen antwortet Parvati während Shiva fragt. Mahanirvana, Kularnava, Kulasara, Prapanchasara, Tantraraja, Rudra-Yamala, Brahma-Yamala, Vishnu-Yamala und Todala Tantra zählen zu den wichtigsten Werken. Die Agamas lehren verschiedene okkulte Praktiken, von denen einige Kräfte verleihen, während anderen Wissen und Freiheit schenken. Shakti ist die schöpferische Kraft von Lord Shiva. Shaktismus ist geradezu eine Ergänzung des Shivaismus. Unter den existierenden Büchern über die Agamas, gehören die Ishvara-Samhita, Ahirbudhnya-Samhita, Sanatkumara-Samhita, Narada-Pancharatra, Spanda-Pradipika und die Mahanirvana-Tantra zu den bekanntesten.

Quellen

(aus dem Buch „All About Hinduism“, von Swami Sivananda)

  • All about Hinduism by Swami Sivananda. Divine Life Society Publication, 1997, ISBN 81-7052-047-9

Siehe auch