Lebensmittel
Aus dem Buch "Altindisches Leben: Die Cultur der vedischen Arier", nach den Samhita dargestellt von Heinrich Zimmer, Berlin 1879
Kapitel 9: Lebensmittel
Speisen
Der Speisezettel des vedischen Volkes ist wegen seiner Einfachheit leicht zu machen. Viehzucht und Ackerbau lieferten hinlänglich genug für die bescheidenen Ansprüche der Familie.
Die Speise wird eingetheilt in mantha (Rührtrank, hom. kikeón Gerstenmehl in Milch verrührt), kshira (Milch), akrshtapacya (die auf unbestelltem Boden reifende: wildwachsende Körnerfrucht und Obst) und dhanya (angebautes Getreide) Av. 5, 29, 7; dieselbe wird roh (ama) genossen wie z. B. die Milch, gut reif (supakva) wie das Obst, gemischt (çabala): Brei, Grütze, und gar gekocht (vipakva) Av. 5, 29, 6. Fleisch wird also hier als Speise gar nicht erwähnt. Fleischnahrung trat neben der Milch- und Pflanzenkost sehr zurück. Charakteristisch ist daher der Wunsch des Sängers: »Durch Rinderreichthum wollen wir glücklich bösartige Armuth, durch Getreide (yavena), o vielgerufener, jeden Hunger überwinden« Rv. 10, 42, 10.
Hauptnahrungsmittel für Jung und Alt bildete die Milch (payas, go, kshira), daher die Milchkuh (dhenu) so hoch geschätzt war, wie wir sahen. »Eine Speise gab Prajapati den Thieren, das ist die Milch« sagt ein Brahmana; »denn Menschen und Thiere leben zuerst von Milch. Deshalb gibt man auch neugeborenen Kindern im Anfang Ghrta zu lecken und erst später gibt man ihnen die Brust, auch ein neugeborenes Kalb nennt man atrnada ,kein Gras fressend'. In ihr beruht Alles, was athmet und nicht athmet; denn auf der Milch beruht dies Alles, was athmet und was nicht athmet« Çatap. Br. 14, 4, 3, 4 ff.
Sie wurde entweder ohne weitere Zubereitung, wie sie von der Kuh kam, genossen oder zur Herrichtung verschiedenartiger Milchgerichte benutzt. So kochte man Getreidekörner in ihr und gewann einen wohlschmeckenden Brei (kshirapakamodanam) Rv. 8, 77, 10 ; Av. 13, 2, 30. Wurde derselbe durch Verwendung einer grösseren Quantität Milch flüssig, so entstand ein Trank wie der eben erwähnte Mantha. Über die Wichtigkeit der Butter im Haushalt des vedischen Volkes sowie die Verwendung der sauren Milch ist schon oben gehandelt; die Verwerthung der frischen Milch bei der Zubereitung des Somatrankes wird gleich besprochen werden.
Getreidekörner (dhana = lit. dunà Brot) röstete man (bhrajj) Rv. 4, 24, 7; sie wurden auch den Göttern vorgesetzt: »Die von Tag zu Tag gleichen Getreidekörner verzehre, o Indra« Rv. 3, 35, 3; ebenso sollen Indras Rosse davon bekommen: »Ausgebreitet ist dir die Opferstreu, gepresst, o Indra, der Soma, bereit die Getreidekörner deinem Falbenpaar zum Verzehren« Rv. 3, 35, 7. Laja geröstetes Korn V. S. 19, 13. 81; 21, 42; parivapa gerösteter Weizen V. S. 19, 22. Masara V. S. 19, 14. 82; 20, 68 ist nach Mahidhara zu V. S. 19, 14 eine Vereinigung der Brühe von gekochtem Reis und Hirsen mit dem Mehl aus Grashalmen, geröstetem Korn und Hefe (vrihiçyamakaudanacamayoh çashpatokmalajanagnahucurnaih samsargo masaram); eine ausführliche Beschreibung der Zubereitung gibt er zu V. S. 19, 1. Weiteres über die vegitabilische Nahrung sowie die Gewinnung derselben ist schon Seite 238 ff. bei Darstellung des Ackerbaues zur Sprache gekommen.
Zwischen zwei Steinen — der obere hiess upala Rv. 9, 112, 3, der untere drshad, dhrshad — wurde das Getreide zu Mehl zerrieben : »Damit du freudig gestimmt uns (Dativ) hingiessest (d. h. reichlich spendest) ganz wie der Mühlstein die Mehlstäubchen« Rv. 8, 49, 4 ; cf. 7, 104, 22. »Alle (krmi) zerrieb ich zu Staub (mashmashakaram) wie mit dem Mühlsteine (drshada) die Khalvafrucht« Av. 5, 23, B. Der aus Mehl gebackene Opferkuchen (purodaç) war jedenfalls auch Speise der Menschen; ebenso der apupa, der mit Butter zubereitet wurde: »Wer dir heute, o du mit glückverheissender Flamme, einen Kuchen mit Butter bereitet, den führe vorwärts zum Glück« Rv. 10, 45, 9.
Als besonderes Gericht sei hier noch der im Rigveda öfters genannte karambha erwähnt. Er war eine Art Mus oder Brei, dessen wesentlichster Bestandtheil (rûpa) nach V. S. 19, 22 in Gerste (upavakah) bestand; aus Sesamkörnern wird er zugerichtet nach Av. 4, 7, 3 (? tirya = tilya ?). Man setzte ihn vorzugsweise dem Hirtengott Pûshan vor, der daher karambhad »Musverzehrer« heisst. Doch wird das Gericht neben gerösteten Körnern und Kuchen auch dem Indra zum Somatrunke angeboten Rv. 3, 52, 1; 8, 91, 2, wie es ja mit dhanah, parivapah, purodaçah, payasya des Opfers Fünffachheit (panktatva) ausmacht T.S. 6. 5, 11, 4.
Auch Obst diente als Nahrung; die reife Baumfrucht heisst phala, pakva phala, sie wird mit Haken von den Bäumen geschüttelt: »Wie ein mit einem Haken versehener Mann die reife Frucht vom Baume schüttelt, so schüttle du Indra zum Ziele führendes Gut.« Rv. 3, 45, 4.
Fleisch (mamsa) genoss man nur bei den grössern Festen und Familienfeierlichkeiten wie z. B. Hochzeit (Rv. 10, 85, 13). bei denen Thieropfer dargebracht wurden. Das Fleisch des Rindviehes (ukshan, mahisha, vrshabha), die gewöhnliche Opferspeise der Götter, war auch des Menschen hauptsächlichste Fleischnahrung.
Seltener wird wohl der Genuss des Pferdefleisches gewesen sein, da diese Opfer weniger häufig vorkamen. Die Noth brachte manchmal dahin, sonst verachtete Speise zu geniessen; so klagt in einem Rv. 4, 18, 13 aufbewahrten Bruchstück ein Rishi (?Indra): »Aus Noth (Herabgekommenheit) kochte ich eines Hundes Eingeweide, nicht fand ich bei den Göttern einen Erbarmer; ich sah die Gattin, die nicht mehr herrlich war (d. h. die auch durch den Mangel gelitten hatte), da brachte mir der Falke das Madhu.«
Roh (ama) genoss man das Fleisch nicht mehr; man hatte einen Abscheu davor: kravyad (Fresser von rohem Fleisch) wird mit Dämonen und Zauberern zusammen genannt Rv. 7, 104, 2; 10, 87, 2 u. ö. im Av. Man briet (pac) es vielmehr am Feuer an Bratspiessen (çula; ni-han abhi çûlam an den Bratspiess stecken); waren die einzelnen Glieder des Thieres gar (pacyamana) und begannen den eigenthümlichen Bratengeruch zu entwickeln, so nahm man das Fleisch ab (ni-har): »Welche genau achten auf das Ross, ob es gebraten ist, welche dann sagen : es duftet lieblich (surabhi), nimm es herunter, welche die Bitten um Fleisch des Rosses erwarten: deren Preisgesänge sollen uns fördern« Rv, 1, 162, 12. Andere Theile wurden in Töpfen (ukha mamspacani) gekocht (pac); ob das Fleisch gar (çrtapaka) sei, untersuchte man mit einem Spiess - oder gabelähnlichem Geräthe (nikshana). Die Fleischbrühe (yushan , cf. lat. jus) wurde in Schüsseln und Töpfe (patra, asecana) gegossen und zweifelsohne genossen (Rv. 1, 162, 13).
Fische können nach dem, was an verschiedenen Stellen schon bemerkt ist, in vedischer Periode noch nicht zu den Nahrungsmitteln gerechnet werden; wohl aber in späterer Zeit, der die Yajustexte entstammen : Çatarudriya (V. S. 16 = T.S. 4, 5, 1-11) und Açvamedhakanda (V. S. 30).
Koch- und Essgeräthe waren einfach; patra und asecana lernten wir eben kennen; ersteres war aus Holz nach Rv. 1, 175, 3: »Gewaltig brenne den gottlosen Dasyu nieder mit der Flamme wie ein patra «; es diente auch als Trinkgefäss. Irdene patra sowohl ungebrannt als gebrannt waren gleichfalls im Gebrauch nach Av. 4, 17, 4. Der caru war ein mit Deckel (apidhana) versehener Kessel; er hatte Haken (anka), vermittelst welcher er übers Feuer gehängt wurde Rv. 1 , 162, 13. Zum Opfer sowie zum Hausgebrauch diente der gharma; er war ehern (ayasmaya) und wurde ans Feuer gesetzt (pra-varj Rv. 5, 30, 15); Agni wird einem Kessel (gharma), der voll Speise ist (vajajathara), Rv. 5, 19, 4 verglichen. Suna diente zum Fleischtragen (Rv. 1, 161, 10 ; Av. 5, 17, 14) und war wohl ein geflochtener (siv) Korb. Die ukha war irden, aus Thon gemacht (mrnmayi) V. S. 11, 59, ebenso wohl die sthali V. S. 19, 27. 86: »Schleudere sie hinweg (die Unholde) mit der Ferse wie eine ausschlagende Kuh einen Topf (sthali) Av. 8, 6, 17. Eine Reihe Kochgeräthe finden sich noch erwähnt Av. 9, 6, 17.
Getränke
Durst hat den vedischen Arier immer mehr gequält als Hunger. Überschwenglich werden zwar die Wasser gepriesen Rv. 1, 23, 16-23: in ihnen liegt amrta, in ihnen liegen alle Heilmittel und der allerfreuende Agni, sie gewähren dadurch dem Körper Gesundheit, Schutz und langes Schauen der Sonne — den Durst jedoch mit ihnen zu löschen, fiel dem vedischen Volke ebensowenig ein wie den alten Germanen. Man badete sich in denselben (Rv. 1, 23, 23; 10, 9, 9) und die Kühe tranken von ihnen (Rv. 1, 23, 18); der Mann hatte anderes Getränke: Soma (= altb. haoma) und Sura (= altb. hura). Ersterer Trank entspricht annähernd unserm Wein, letzterer ist ein Gebräu wie Branntwein.
Hauptgetränk ist der S o m a. Kami hi virah sadamasya (sc. somasya) pitim »immerdar begehrt der Held von ihm zu trinken« heisst es Rv. 2, 14, 1 von Indra; gewiss ist dies aber auch aus dem Sinne eines jeden vedischen Ariers gesprochen. Soma ist der männererfreuende (nrmadana), ist eine weit bessere Arzenei noch als die »alle Heilmittel enthaltenden« Wasser (Rv. 1, 23, 20): »Vom Soma, o Mitra und Varuna, habe ich bei Sonnenaufgang genommen; das ist Arzenei für den Kranken« Rv. 8, 72, 17. Kräftige Räusche (çushmin mada) kamen vor; trank doch Indra den Helden zum Vorbild sich solche an: »Wenn diese dann (die 100 oder 1000 Züge) zu starkem Rausche im Bauche sind, dann nimmt er (Indra) einen Umfang an wie der Samudra« Rv. 1, 30, 3. Sein somatrinkender Bauch, in den er das Getränk in Strömen hinuntergiesst (a varsh Rv. 10, 96, 13), schwillt auf wie der Samudra Rv. 1, 8, 7. Man nahm tüchtige Züge, dass sich die Backen füllten; hundert, tausend solcher Züge lässt Indra hinunter strömen (a-ri Rv. 1, 30, 2) wie die Flüsse in die Niederung; er ist daher çiprin »backig« und Freund seiner gleichfalls backigen, somatrinkenden Genossen (Rv. 1, 30, 11).
Der Soma wirkte auf den Geist belebend ein, er gab Muth und Selbstvertrauen: »Im Rausche komme ich mir vor wie ein Reicher« sagt ein Sänger Rv. 8, 48, 6 ; im Rausche war man freigiebig : »Denn Rinder schenkt des reichen (Indra) Rausch« Rv. 1, 4, 2. Die Hülfe preist der Sänger am meisten, die die Açvin im Somarausch verleihen Rv. 1, 46 , 12. Der Soma verhüllt, was nackt ist, er heilt, was beschädigt: der Blinde sieht, der Lahme kommt von der Stelle (wenn er sich an ihm berauscht hat) Rv. 8, 79, 2; er verlängert das Leben endlos (ibid 6.).
Begeistert schildert Pragatha die Wirkungen des Somagenusses: »Wir tranken Soma, unsterblich wurden wir, zur Herrlichkeit gelangten wir, fanden die Götter: was kann uns jetzt Missgunst anhaben, was Beschädigung eines Sterblichen, o Unsterblicher? Wohl bekomm uns, o Tropfen, wenn du getrunken bist, freundlich, o Soma, wie der Vater gegen den Sohn, wie der Freund dem Freunde weise, o weithin Gebietender, verlängere unsere Lebenszeit, o Soma. Ihr glänzenden, hilfreichen Tropfen, von mir getrunken, fügtet mich zusammen an den Gelenken wie Riemen den Wagen; sie sollen mich behüten, dass mein Fuss nicht strauchelt, sie sollen Siechthum fern von mir halten. Wie durch Reiben erzeugten Agni entflammtest du mich; erleuchte uns, mache uns glücklicher, denn von dir berauscht, o Soma, komme ich mir vor wie ein Reicher: möge ich zu Wohlstand gelangen. Verschwunden sind Siechthum und Krankheiten, in Furcht entwichen zitternd sie die beklemmenden; der Soma stieg mächtig in uns empor, wir sind angekommen, wo man das Leben verlängert (d. h. wir sind in dem Stadium des Rausches angekommen, wo man Sorge und Krankheit vergisst, wo man der Zeit nicht mehr achtend fröhlich weiter trinkt?) Rv. 8, 48, 3-6. 11. Der von blinder Leidenschaft hingerissene Spieler weiß nichts Höheres und Kostbareres dem Würfel an die Seite zu setzen als ein Trunk Soma, der vom Berge Mujavant kommt Rv. 10. 34, 1 ; »Kühe gelten mir als Bhaga, Kühe gelten mir als Indra, Kühe sind wie ein Trunk des besten Soma« preist Rv. 6, 28, 5 ein Sänger den Inbegriff seiner Wünsche.
Öfters kam der Mann nach dem Vorbilde Indras wohl etwas angetrunken (çushmin) nach Hause: »Angeschirrt sei dein rechtes und linkes Ross, hundertkräftiger Indra; auf ihm (dem Wagen) eile zur geliebten Gattin, nachdem du dich am Soma berauscht hast« Rv. 1, 82, 5. Die Unterhaltung der Männer auf dem Nachhausewege war dann nicht immer die ruhigste : »Das reden lärmend die Presssteine bei der Einkehr und auf dem Gange (d. h. bei ihrer Arbeit) wie Trinker (anjaspa Schnelltrinker, Säufer) mit Lärm auf dem Wege« Rv. 10, 94, 13. »Wie ein Trunkener unverständlich redend (vi-lap) geht er hinweg« Av. 6, 20, 1. Die Räusche (mada) werden Av. 6, 30, 2 einigermaßen klassificiert in solche, welche (d. h. bei welchen die Menschen) herabhängende Haare haben (avakeça), solche, welche struppige Haare haben (vikeça) und endlich die, welche den Menschen lächerlich machen (abhihasya).
Zwar flehten die Sänger zu Soma, dass er ihnen wohl bekomme (Rv. 8, 48, 12 ; 17, 6) : »Soma verweile gern in unserm Magen (rarandhi no hrdi) wie Kühe auf grasreicher Weide, wie ein Gatte in seinem Heim« Rv. 1, 91, 13; ihre Bitten wurden jedoch nicht immer erhört. Die Somatränke toben nicht nur im Innern, machen Lärm, wie Nackte in der Kälte schnattern, sie streben auch hinaus (Rv. 8, 2. 12; 1, 168, 3). Ein etwas ominöser Name ist daher Vamra (der Speier) Rv. 1, 112, 15, besonders noch durch das Epitheton vipipaná »der zu verschiedenen Malen (d. h. zu viel?) getrunken hat«.
Dem schwachen Sterblichen war es gewiss nicht übel zu nehmen, wenn er vom göttlichen Soma überwältigt und gezwungen wurde, ihn wieder frei zu geben; widerfuhr dies doch auch einmal dem Heldenvorbild Indra: »Indra hatte einst vom Soma des Tvashtar übergewaltig getrunken und ging nach allen Seiten auseinander (schwoll auf); in Folge dessen wurde er der Sinne und auch des getrunkenen Somas beraubt. Was er oben ausspie (udavamit), daraus entstanden die Hirsen (cyamakah). Er ging nun den Prajapati um Hülfe an; der brachte für ihn das aus Hirsenkörnern zubereitete Opfermus (caru) dar, das Soma und Indra angehört, und verlieh ihm dadurch Sinnesvermögen und Somatrunk. Der Sinneskraft und des Somatrunkes geht der verlustig, wer Soma ausspeit; für ihn den Somaspeier (somavamin) soll man das Soma und Indra angehörige aus Hirsenkörnern zubereitete Opfermus darbringen. Soma und Indra geht er dadurch, einen jeden mit dem gebührenden Theil um Hülfe an, und sie verleihen ihm wieder Sinneskraft (indriya) und Somatrunk« T.S. 2, 3, 2, 5. 6.
Als eine Krankheit, die die Folge des zuviel genossenen Somatrunkes war, lernen wir V. S. 19, 10 Vishucika kennen: Indigestion mit Ausleerungen nach beiden Seiten d. h. nach oben und unten. Nach Wise System pag. 300 ist es die Cholera in ihrer sporadischen Form. Die Sprüche für die Sautramani d. h. die Ceremonie, die ursprünglich zur Sühne der üblen Folgen des zuviel genossenen Somatrunkes bestimmt war, finden sich V. S. 19-21.
Die wunderbare Kraft dieses berauschenden Trankes auf den Geist belebend einzuwirken, wurde schon im hohen Alter¬thum als etwas Göttliches in ihm angesehen; er wurde daher Opfertrank und vergöttlicht, in allen Wesen, selbst den Aditya, ist er wirksam: »Durch Soma sind die Aditya stark, durch Soma ist die Erde gross« Rv. 10, 85, 2. Vgl. Whitney Journ. of Americ. Or. Soc. 3, 299.
In spätem Liedern des Rigveda bezeichnet Soma auch den Mond; über Entstehung dieses Gebrauches siehe Wtb. s. indu. Die Bezeichnung entsprang nicht dem Volke und ist auch unter ihm nicht verbreitet; als Frucht und Eigenthum priesterlicher Speculation ergibt sie sich aus Rv. 10, 85, 3: »Soma zu trinken meint einer, wenn man das Kraut auspresst; der Soma, den je¬doch die Priester kennen (brahmanah), von dem geniesst nimmer einer«. Die Stellen, in denen Soma im Rigveda »Mond« be¬deutet, sind gesammelt im Wtb.; doch lassen einige derselben auch andere Erklärung zu. Vergleiche Muir ST. 5, 270 ff.
Der berauschende Trank wurde gewonnen aus dem Kraute (andhas, amgu) einer Pflanze: soma.* Heutigen Tages benutzt man in Indien, wo der Somatrank nur noch beim Opfer ver¬wendet wird, eine milchhaltige Art Sacrostemma; nach Haug ist es ein kriechender und sich etwas schlingender Halbstrauch mit einer Reihe von blattlosen Schossen, die einen säuerlichen Milch¬saft enthalten. Es ist jedoch höchst zweifelhaft, ob dieses Kraut in den hohen Sitzen des vedischen Volkes oder gar der Indo¬Éranier wuchs; vermuthlich hat im Laufe der Zeit mit verän¬derten Wohnsitzen auch die Pflanze gewechselt. Çatap. Br. 4. 5, 10, 4 erfahren wir geradezu, dass, für den Fall man keine Somapflanzen (çyenahrta, vgl. çyenabhrta soma Rv. 1, 80, 2) er¬langen könne, man adara pressen solle ; Kath 34, 3 und Çatap. Br. 14, 1, 2, 12 wird auch picttka als Substitut genannt; noch andere Pflanzen Katy. Çr. 25, 12, 19.
Aus dem Buch "Altindisches Leben: Die Cultur der vedischen Arier", nach den Samhita dargestellt von Heinrich Zimmer, Berlin 1879
Siehe auch
- Heinrich Zimmer
- Kapitel 1: Land
- Kapitel 2: Klima
- Kapitel 3: Produkt
- Kapitel 4: Volk
- Kapitel 5: Siedlung
- Kapitel 6: Staat und Recht
- Kapitel 7: Volkswirtschaft
- Kapitel 8: Kleidung und Schmuck