Prajnanam Brahma
Prajnanam Brahma (Sanskrit: प्रज्ञानं ब्रह्म prajñānaṃ brahma) "Bewusstsein (Prajnana) ist Brahman" ist eines der vier großen aus den Upanishaden stammenden Mahavakyas (Affirmationen des Vedanta).
"Prajnanam Brahma" aus der Aitareya Upanishad 3.3 des Rigveda
"Dieses ist Brahman, dieses ist Indra, dieses ist Prajapati, dieses ist:
alle Götter, die fünf Elemente..., alles, was lebt, was da geht und fliegt und was bewegungslos, - alles dieses ist vom Bewusstsein gelenkt, im Bewusstsein gegründet; vom Bewusstsein gelenkt ist die Welt, das Bewusstsein ist ihr Grund, das Bewusstsein ist Brahman!"
Die anderen drei Mahavakyas sind:
"Tat Twam Asi - Das bist Du".
"Aham Brahmasmi – Ich und Gott sind eins".
"Ayam Atma Brahma - Dieses Selbst ist Gott".
Sukadev über Prajnanam Brahma
Niederschrift eines Vortragsvideos (2015) von Sukadev über Prajnanam Brahma
Prajnanam Brahma ist eine der vier Mahavakyas, der vier großen Aussprüche aus den Upanishaden. Vakya ist Ausspruch, Mahavakya – großer Ausspruch. Es gibt vier Mahavakyas, einer davon ist "Prajnanam Brahma". Prajnanam heißt Bewusstsein. Brahma bzw. Brahman ist das Absolute. Was ist das Absolute? Das Absolute ist Prajnana, also ist Bewusstsein. Wenn du wissen willst: "Wer bin ich?" Dann heißt es: "Aham Brahmasmi. Ich bin Brahman." Oder: "Ayam Atma Brahman. Dieses Selbst ist Brahman." Aber was ist Brahman? Brahman ist Bewusstsein. Du bist nicht der Körper, du kannst den Körper beobachten. Du bist nicht die Psyche, du kannst die Gedanken und Emotionen beobachten. Du kannst an deinem Charakter arbeiten, du kannst dich verändern.
Aber etwas in dir bleibt gleich. Und das, was gleich bleibt, das ist das, was alles beobachtet und verändert, das bist du wirklich. Und das, was alles beobachtet, was alles verändert, was alles wahrnimmt, das ist Prajnana, das heißt, dein Bewusstsein. Und dieses Bewusstsein, Prajnana, ist eins mit Brahman, ist letztlich Brahman. Und Brahman ist Prajnana, das Bewusstsein hinter allen Wesen und hinter der ganzen Welt. Auf der Ebene des Bewusstseins bist du mit allem verbunden, auf der Ebene des Bewusstseins bist du eins mit Gott, daher: "Prajnanam Brahman. Bewusstsein ist Brahman, Bewusstsein ist Gott."
Mehr über diese Mahavakya, wie auch über Vedanta, die höchste Erkenntnis der Wahrheit, findest du auf unseren Internetseiten, auf www.yoga-vidya.de. Da findest du auch die anderen Mahavakyas erläutert: "Aham Brahmasmi. Tat Tvam Asi. Ayam Atma Brahman." "Tat Tvam Asi. Das bist du. Aham Brahmasmi. Ich bin dieses Brahman. Ayam Atma Brahman. Dieses Selbst ist Brahman."
Prajñānaṃ brahma Mahāvākya Meditation
Meditation über das Mahāvākya prajñānaṃ brahma, um dich selbst als Bewusstsein und damit als eins mit Brahman zu erfahren und die Erkenntnis zu vertiefen, dass die Welt eine Überlagerung über Brahman, über das reine Bewusstsein, ist.
Der Ablauf
- Wiederhole prajñānaṃ brahma als Mantra.
- Denke nach über prajñānaṃ brahma – Bewusstsein ist Brahman:
- Bilder und Worte sind Projektionen
- Zeit und Raum sind Projektionen
- Beispiel Leinwand, auf die Bilder projiziert werden
- Beispiel Traumwelt als reine Projektion
- Lasse alle Vorstellungen los.
- Erfahre reine Bewusstheit in der Stille.
Setze dich gerade hin. Singe dreimal oṃ und lasse die Kraft des Oṃ auf dich wirken
- oṃ oṃ oṃ
- dhyāna-mūlaṃ guror mūrtiḥ ' pūjā-mūlaṃ guroḥ padam /
- mantra-mūlaṃ guror vākyaṃ ' mokṣa-mūlaṃ guroḥ kṛpā
Schritt 1: Sitzhaltung
- Sitze ruhig und gerade für die Meditation.
- Wirbelsäule aufgerichtet.
- Schultern entspannt, Kiefergelenke entspannt, Augen entspannt.
- Lächle von innen her.
Schritt 2: Atmung
- Atme ein paar Mal tief ein und aus.
Schritt 3: Prajñānaṃ brahma Mahāvākya
- Meditiere über prajñānaṃ brahma – Bewusstsein ist Brahman.
- Brahman ist Bewusstsein.
- Das Göttliche ist das Bewusstsein hinter allem.
Projektion von Zeit und Raum
- Es gibt nichts anderes als Brahman, nichts anderes als Bewusstsein.
- Worte und Bilder sind Projektionen über Brahman. Brahman ändert sich nicht.
- Zeit und Raum sind nur Projektionen auf Brahman. Brahman ist unendlich und ewig, dauernd, überall.
Ein paar Momente lang
Leinwand, Traum
- Auf einer reinen Leinwand mag ein Kinofilm projiziert werden, aber die Leinwand verändert sich dadurch nicht.
- Im Traum mag eine ganze Welt entstehen mit vielen Namen und Formen. Nichts davon existiert wirklich außerhalb von Bewusstsein.
- Ein paar Momente lang
Loslassen ins reine Bewusstsein
- Mach dir bewusst: Prajñānaṃ brahma - Bewusstsein ist Brahman.
- Lasse alle Worte, alle Bilder immer wieder los.
- Alle Vorstellungen.
- Alles was einen Anfang hat, hat ein Ende. Lasse es los.
- Erfahre dich selbst als Bewusstsein an sich. Unendlich und ewig, eins mit der Weltenseele, das Göttliche an sich.
10-15 Minuten stille Meditation (oder länger oder kürzer)
- oṃ oṃ oṃ
- prajñānaṃ brahma - prajñānaṃ brahma - prajñānaṃ brahma
- oṃ śāntiḥ śāntiḥ śāntiḥ
Übungsaufgabe für den Alltag
- Spüre immer wieder: Hinter allem ist ein unendliches Bewusstsein – Prajñā.
- Und mache dir klar, die Vorstellung einer Welt ist Adhyāropa, Projektion, Darüberstülpung.
- Analysiere, wie viele Zusatz-Adhyāropas du dir schaffst: Ängste, Befürchtungen, Beleidigt sein, usw.
Übungsaufgabe für die Meditation
- Übe mit dieser Prajñānaṃ brahma Mahāvākya Meditation.
- Erfahre dich als jenseits aller Projektionen als reines Bewusstsein, eins mit der einzigen Wirklichkeit.
Video - Prajñānaṃ brahma Mahāvākya Meditation
Meditation über das reine Bewusstsein - Anleitung und längere Stille - 20 Minuten
Bedeutung von Prajnaman Brahma
Das Mahavakya Prajnaman Brahma wird übersetzt als "Brahman ist das höchste Wissen". Der Ausdruck betont den Fakt, dass Kenntnis der absoluten Realität das höchste Wissen ist. Brahman wird auch als das Wissen gesehen, aus dem anderes Wissen hervorgeht. Es gibt viele Arten von Wissen, die man erreichen kann. Allerdings sind sie alle von einem höheren Wissen abgeleitet und eingestuft. Nur das absolute Wissen ist das höchste und außergewöhnlich. Dieses Wissen wird absolut genannt, da es von nichts anderem abgeleitet ist. Das höchste Wissen ist der Boden, aus dem die Vielfalt von Wissen und Erfahrung wächst. Die Pflanze, die getrennt erscheint, ist aus den Elementen des Bodens gemacht.
Viele Experten beschreiben diese Sichtweise auf das höchste Wissen, wie es in Prajnaman Brahma beschrieben ist. Es wird also eine Metapher, ein Gleichnis, verwendet, um die Bedeutungsessenz zu erfassen und mitzuteilen. Prajnaman Brahma sagt, dass man mit dem Erklimmen der Wissensleiter das höhere Wissen auf der Ebene Brahmans findet oder die Einheit des universellen Bewusstseins.
Über niederes Wissen zu reflektieren, kann einen Eindruck vermitteln. Zum Beispiel ist es eine Art von Wissen zu wissen, wie man Rad fährt. Dieses Wissen basiert aber auf dem höheren Wissen wie man einen Körper bewegt. Das Wissen um komplexe mathematische Zusammenhänge basiert auf dem höheren, ursprünglicheren, vorausgesetzten Wissen, welches den Denkprozess selbst ermöglicht. Wenn man eine Person wahrnimmt und als Freund erkennt, dann war da zuerst die Fähigkeit zu sehen und zu abstrahieren, welches eine höhere Form des Wissens ist. Intuitiv erkennt man, dass es Bewusstsein gibt, oder welchen Begriff auch immer Du verwenden möchtest, welches höher, grundsätzlicher oder Voraussetzung zu allen Formen niederen Wissens ist. Die höchste Stufe dieser Leiter wird höchstes Wissen oder Prajna genannt und es wird gesagt, dass es dasselbe wie Brahman, die Einheit, ist.
Ein weiterer Fakt, der in der Mahavakya Prajnaman Brahman enthüllt wird, ist, dass es sich nicht um einen Prozess des Intellektualisierens handelt. Das Wissen bezieht sich auf wissen oder gewärtig sein, nicht nur auf einen linearen, kognitiven Denkprozess. Das Wissen, welches durch die Mahavakya gewonnen wird, ist mehr wie das Erkennen eines Objektes als Baum als das Addieren einer Zahlenliste. Es gibt keine einfache Erklärung außer zu sagen, dass es bedeutet, den Baum zu kennen. Es gibt zwei Arten von Menschen, die diesem Konzept begegnen können. Die einen sind intellektuell oder Kopfmenschen, während die anderen emotional oder Herzmenschen sind. Obwohl diese Unterschiede zwischen den Menschen real sein mögen, beschreibt Prajnaman Brahma ein universelles Prinzip, das auf alle Menschen anwendbar ist. Die Übungen selbst können von allen Menschen angewandt werden, egal ob sie eher dem Kopf oder dem Herz zuneigen. Natürlich werden verschiedene Menschen verschiedene Erfahrungen haben, die jedoch zu denselben letztendlichen Erkenntnissen führen.
Prajnaman Brahma oder das Kennen der absoluten Realität ist das höchste Wissen und beinhaltet das Reflektieren über die Natur des absoluten Wissens, die ewige Basis allen anderen Wissens. Der Geist wird viele Erinnerungen, Eindrücke, Bilder, Sinneseindrücke, Gedanken und Gefühle präsentieren. All dies ist eine Form von Wissen, allerdings nicht das höchste Wissen.
Diese Art der Reflektion hinterlässt eine Ruhe, in der die Wahrnehmung der Existenz des höheren Wissens zu entstehen beginnt. Die Wahrnehmung vertieft sich mit der Übung. Diese Stille ist nicht Lethargie oder Faulheit, sondern Klarheit und Ehrlichkeit. Die Erkenntnis der eigentlichen Bedeutung von Prajnaman Brahman bringt ein Lächeln in das Gesicht und das Herz, während sich das Feld des Wissens langsam in Richtung der Weisheit des expliziten Mahavakya erweitert.
Siehe auch
- Mahavakya
- Jnana Yoga
- Vedanta Schulen
- Vedantalehre
- Adwaita Vedanta
- Vedanta Sadhana
- Vedanti Mahadeva
- Veda
- Wer bin ich
- Erkenntnis
- Satchidananda
- Glückseligkeit
- Selbstverwirklichung
- Erfahrung
- Mumukshu
- Moksha
- Samadhi
Literatur
- Sukadev Bretz: Die Bhagavad Gita für Menschen von heute
- Swami Sivananda: Bhagavad Gita
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Swami Sivananda: Erfolgreich leben und Gott verwirklichen
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- Sri Shankaracharya: Das Kronjuwel der Unterscheidung
- Sri Shankaracharya: Atma Bodha und Aparoksha Anubhuti auch als eBook
Weblinks
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Die vier Mahavakyas
Aham Brahmasmi – Ich bin Eins mit der Höchsten Wirklichkeit
Mahavakya Meditation – Meditation über die Lehren der Upanishaden
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