Kala

Aus Yogawiki
Brahma, Vishnu und Shiva, die Hindu Trinität

Kala ist im Hinduismus der Gott der Zeit. Kala ist derjenige, der alles schafft und auflöst. Kala ist ein Beiname für den Totengott Yama sowie für Shiva, den Gott der Auflösung.

Verschiedene Schreibweisen für Kala

Sanskrit Wörter werden in Indien auf Devanagari geschrieben. Damit Europäer das lesen können, wird Devanagari transkribiert in die Römische Schrift. Es gibt verschiedene Konventionen, wie Devanagari in römische Schrift transkribiert werden kann Kala auf Devanagari wird geschrieben " काल ", in IAST wissenschaftliche Transkription mit diakritischen Zeichen " kāla ", in der Harvard-Kyoto Umschrift " kAla ", in der Velthuis Transkription " kaala ", in der modernen Internet Itrans Transkription " kAla ".

Kala कला kalā Aussprache

Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Kala, कला, kalā ausgesprochen wird:

Das Sanskritwort Kala

1. Kala (Sanskrit: काल kāla adj. und m.) schwarz, blauschwarz; Zeit, Zeitpunkt; Tod; Schicksal; Senna sophera (Kasamarda). Ein Beiname von Yama, Richter über die Toten, und von Shiva. Im Atharvaveda wird die ´Zeit` als der Ursprung und der Herrscher über alle Dinge verstanden. "Es ist Kala, der alle Welten abzeichnete und sie umgab. Da er ihr Vater war, wurde er ihr Sohn. Es gibt keine höher gestellte Macht als ihn." Die Vishnu, Bhagavata und Padma Puranas sagen aus, dass Brahma in der Gestalt der Zeit lebte. "Im Allgemeinen anerkennen die Puranas Zeit nicht als ursprünglichstes Element".

Windrose der Zeit, Quint, 1992

2. Kala (Sanskrit: काला kālā f.) Indigopflanze (Nili); Langer Pfeffer (Pippali); Echter Schwarzkümmel (Krishnajiraka); Indischer Krapp (Manjishtha); Schlafbeere (Ashvagandha); Trompetenblumenbaum (Patali); ein Beiname der Göttin Durga; Name einer Tochter des Daksha.

3. Kala (Sanskrit: कल kala adj.) stumm; fein, zart, undeutlich, unverständlich, leise, lieblich (im Ton), süß, melodiös.

4. Kala ( Sanskrit कला kalā f. ) Abschnitt, kleiner Teil eines Ganzen; ein Sechzehntel, ein Sechzehntel der Mondsscheibe (Chandrakala); die feine Mondsichel vor bzw. nach Neumond; Kunst, Kunstfertigkeit (es werden traditionell 64 verschiedene Künste aufgezählt); Geschicklichkeit; Zunge (Jihva); Strahl; Zins; Minute eines Grades; eine Mora in der Prosodie (Matra); Atom; Bezeichnung der Substrate der sieben Hauptbestandteile (Dhatu) des menschlichen Leibes; ein einen Tag alter Embryo; die monatliche Reinigung, Regelblutung; Bezeichnung der drei Bestandtheile einer Zeremonie (Mantra, Dravya u. Shraddha); Unwissenheit (Avidya); Boot, Schiff; Gestalt, Körper; (im kaschmirischen Shivaismus) das 30. der 36 Tattvas, das Prinzip der Beschränkung; ein Synonym für Tattva; Bezeichnung der Organe, mit denen die Seele sich an die Welt klammert; steht im śivaitischen Yoga häufig für amṛta-kalā, Unsterblichkeitselixir, das im Verlauf des Kuṇḍalinīyogas im Kopf der Übenden produziert wird; in der Hindi-Dichtung: Licht, Glanz, Schönheit.


Sukadev über Kala

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über die verschiedenen Bedeutungen von Kala

Himmel Farben Sonnenaufgang.JPG

Kala (mit einem kurzen "a" am Anfang und einem langen "a" am Ende) ist der Teil von etwas, ist ein Strahl, ist der sechzehnte Teil von etwas. Mit diesem Vortrag beginnt eine Serie von Vorträgen, die drei verschiedene Wörter beinhalten, die alle ähnlich geschrieben werden, insbesondere in der Transkription oft gleich geschrieben, aber etwas anders ausgesprochen werden.

Und hier sind wir bei Kala (mit langem "a" am Ende) und Kala ist ein Teil von etwas. Kala ist der sechzehnte Teil von etwas, Kala ist aber auch ein Strahl. Wenn die Sonne strahlt, dann gehen von ihr Strahlen aus. Gerade wenn die Sonnenstrahlen mal gebrochen werden, z.B. durch die Blätter eines Baumes, sieht man dort einzelne Strahlen. Und so ist Kala ein Strahl und Kala ist auch ein Teil davon. Ein Beispiel: Es gibt die Avatare von Vishnu. Da gibt es Dasha Avatar, die zehn Haupt-Avatare. Und da wird in der Bhagavatam und in späteren Schriften auch erzählt, wie viele Teile von Vishnu sich inkarniert haben.

Krishna z.B. gilt als der Purna-Avatar, der vollständige Avatar, alle sechzehn Kalas von Vishnu sind dabei inkarniert. Und es gibt andere Avatare, da ist nur ein Teil Inkarnation, wo also nur ein paar Strahlen von Vishnu sich inkarnieren, Teile von ihm. Also, nur ein Teil des Lichtes strahlt hindurch. Und da gibt es auch noch Amsha-Avatare, das sind Avatare, die nur Teile von Vishnu sind und da ist vielleicht nur ein oder zwei der Strahlen von Vishnu inkarniert. Das heißt, die inkarnieren nur einen besonderen Anteil, eine besondere Kraft von Vishnu. Krishna ist der Purna-Avatar, alle sechzehn Teile von Vishnu inkarnieren sich. Shat-Dasha-Avatar wird es auch genannt, also der sechzehnfache Avatar. Also, alle sechzehn Kalas werden inkarniert. Kala – Teil, Strahl. Kala – ein Teil von etwas, einer der sechzehn Strahlen.

Kala (mit einem langen „a“ am Anfang und einem kurzen „a“ am Ende) heißt schwarz. Daher kommt auch nachher Kali, die schwarze Göttin. Also, Kala heißt einfach schwarz. Ein weiblicher Aspekt, Kali – die Schwarze.

Kala heißt zum einen schwarz, Kala (ebenfalls mit einem langen "a" am Anfang und einem kurzen "a" am Ende") heißt aber auch die Zeit. Kala symbolisiert, alles, was einen Anfang hat, hat ein Ende. Dinge, die wir sehen, hatten einen Anfang, hatten irgendwann ein Ende. Kala ist aber auch eine Bezeichnung von Shiva, denn Shiva ist auch die Zeit. Kala ist auch ein Beiname von Yama, dem Todesgott. Und auch Krishna sagt im 11. Kapitel der Bhagavad Gita: „Ich bin Kala, die Zeit, gekommen, die Welten zu zerstören. Nichts, was jetzt existiert, wird dauerhaft existieren.“

Kali, die schwarze Göttin

Wenn man über die Zeit nachdenkt, dann hilft das, alles in die richtige Perspektive zu rücken. Es heißt so schön: „Erinnere dich an Gott und wenn du dich nicht an Gott erinnern kannst, dann erinnere dich an den Tod.“ Gott ist deine wahre Natur, Gott ist das Ewige hinter allem. Und manchmal hilft es, Gott hingegeben zu sein, an Gott zu denken. Wenn es dir schwerfällt, an Gott zu denken, dann denke an den Tod. Denke daran, der physische Körper wird nicht dauerhaft sein. Du weißt noch nicht mal, ob du das Ende dieses Vortrages hören wirst. Plötzlich kann die Decke dir auf den Kopf stürzen, plötzlich kann dein Herz stillstehen, plötzlich kann irgendetwas passieren. Das mag unwahrscheinlich klingen, aber die unwahrscheinlichen Dinge passieren immer wieder.

Du weißt nicht, ob du geliebte Menschen wiedersehen wirst. Du weißt nicht, ob das, was du aufgebaut hast, morgen noch existiert. Und langfristig wird alles vorbei sein. Manches geht schneller vorbei, manches geht langsamer vorbei. Aber Kala ist die Zeit, auch der Gott der Zeit, und das gilt es, zu beachten. Vor dem Hintergrund der Vergänglichkeit, vor dem Hintergrund, dass Kala alles wieder auflöst – Kala bringt alles, Kala löst alles wieder auf – vor diesem Hintergrund, strebe nach dem, was ewig und unendlich ist. Kala gilt deshalb als ein großer Lehrmeister. Kala rückt alles in die richtige Perspektive, deshalb ist Kala nicht nur einfach Zeit, sondern Kala ist ein großer Lehrmeister, Kala ist letztlich Gott, daher ist Kala auch Beiname von Shiva. Kala – Beiname auch von Yama, Totengott, denn Kala beseitigt letztlich alles. Und Kala ist auch Beiname von Krishna. So liebevoll Krishna ist, so freudevoll er ist, so viel Humor er hat, er sagt auch: „Ich bin Kala, die Zeit, gekommen, alles aufzulösen.“

Die Yoga Sutras von Patanjali

बाह्याभ्यन्तरस्तम्भवृत्तिर्देशकालसंख्याभिः परिदृष्टो दीर्घसूक्ष्मः || 2.50 ||

bāhyābhyantara-stambha-vṛttir deśa-kāla-saṃkhyābhiḥ paridṛṣṭo dīrgha-sūkṣmaḥ || 2.50 ||

(Die Atemregelung) besteht aus den Vorgängen (Vritti) des Ausatmens, Einatmens und Anhaltens (Stambha), und sie ist lang (Dirgha) oder subtil (Sukshma), wenn Ort (Desha), Dauer (Kala) und Zählung (Samkhya) beobachtet werden.

Anm.: Die Begriffe des Ausatmens und Einatmens lauten wörtl.: äußerliche (Bahya) Atemfunktion (Vritti), innerliche (Abhyantara) Atemfunktion (Vritti).

Bilder zu Kala (Schlafbeere)

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Siehe auch

Weblinks

Pranayama

Literatur

  • Dowson, John: A Classical Dictionary of Hindu Mythology and Religion – Geography, History and Religion; D.K.Printworld Ltd., New Delhi, India, 2005
  • Swami Sivananda: Die Kraft der Gedanken; Books. ISBN 3-922477-94-1
  • Swami Sivananda: Shrimad Bhagavad Gita, Erläuternder Text und Kommentar von Swami Sivananda; Mangalam Books. ISBN 3-922477-06-2
  • Swami Sivananda: Hatha-Yoga / Der sichere Weg zu guter Gesundheit, langem Leben und Erweckung der höheren Kräfte; Heinrich Schwab Verlag. ISBN 3-7964-0097-3
  • Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis; Mangalam Books. ISBN 3-922477-00-3
  • Swami Sivananda: Sadhana; Mangalam Books. ISBN 3-922477-07-0
  • Swami Sivananda: Autobiographie von Swami Sivananda; Bad Mainberg 1999. ISBN 3-931854-24-8
  • Martin Mittwede, Spirituelles Wörterbuch Sanskrit-Deutsch
  • Wilfried Huchzermeyer, Das Yoga-Lexikon

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Sanskrit Kala - Deutsch stumm, undeutlich, unverständlich, leise, zart, lieblich, (im Ton)
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