Passivität: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 16:07 Uhr
Passivität ist die Fähigkeit abzuwarten. Passivität als positive Eigenschaft ist ein gewisses Vertrauen, eine Geduld, ein Abwartenkönnen. Passivität kann aber auch Ausdruck von Trägheit, Unfähigkeit und Teilnahmslosigkeit sein. Im Yoga spricht man dann von Tamas, von zu überwindender Trägheit.
Passivität - eine Tugend. Was ist Passivität ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Passivität gut? Was sind ihre Grenzen? Wie kann man sie kultivieren? Was ist das Gegenteil von Passivität ?
Passivität als hilfreiche Tugend
Auszug aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Heute geht es um Passivität. Ausgerechnet im Tugenden-Lexikon, würde man Passivität nicht eher als Laster bezeichnen? Es heißt doch: "Müßiggang ist aller Laster Anfang." Manchmal ist aber auch Passivität eine Tugend, manchmal ist Passivität auch die Fähigkeit, abzuwarten. Manchmal ist Passivität einfach die Fähigkeit, Vertrauen zu haben.
Wenn du Vertrauen hast, dann kannst du auch mal abwarten. Manchmal geht es drunter und drüber, manchmal denkst du, du musst springen usw. Aber wenn du darüber nachdenkst, kannst du eigentlich nicht viel machen. Passivität ist dann das einzig Richtige, vielleicht nicht das einzig Richtige, aber ist vielleicht das Richtige.
Manchmal ist es auch nicht deine Aufgabe und auch dort gilt es, Passivität zu üben, also einfach loszulassen, einfach zu warten. Es gibt so einen Ausdruck in der Bhagavad Gita, wo Krishna sagt: "Besser ist es, die eigene Pflicht schlecht zu erfüllen, als die Pflicht eines anderen gut zu erfüllen."
Das hat natürlich auch nur begrenzte Aussagekraft, aber es heißt im Wesentlichen, tue deine Aufgabe und mische dich nicht in die Aufgaben anderer ein. Umgekehrt, achte darauf, dass du das, was du tust, zum richtigen Zeitpunkt tust. Natürlich muss man wieder aufpassen, Passivität ist nicht immer das Richtige und manchmal muss man auch einschreiten, wenn jemand anders etwas macht, was nicht so gut ist, sei es, weil er sich in Probleme bringt, sei es, weil er andere in Probleme bringt.
Aber oft ist die Fähigkeit, auch passiv zu bleiben, eine Tugend, nicht automatisch Reiz-Reaktionsketten zu folgen, also nicht einfach, weil etwas passiert, sofort zu reagieren. Manchmal muss man etwas erdulden können. Passivität kommt ja auch vom Lateinischen "etwas erdulden können".
Es hängt ja auch mit Geduld, englisch "patience" oder "patience" französisch zusammen, auch da ist Passivität, etwas erdulden können und erleiden können und abwarten können. All das steckt in Passivität dahinter. Du kannst selbst überlegen, bist du jetzt vielleicht in einer Situation, wo du nicht allzu viel machen kannst, oder vielleicht in einem Aspekt deines Lebens, wo du einfach abwarten musst, wo du vielleicht Vertrauen haben musst, wo du warten musst.
Dann musst du es auch aushalten können, Passivität zu üben. Natürlich, - Passivität ist oft auch ein Laster, nichts zu tun, wenn du reagieren müsstest, ist auch nicht gut. Oder dich nicht zu engagieren, zu passiv zu sein, deine Aufgaben nicht zu erfüllen, das ist auch nicht richtig. Es ist nur manchmal gut, Passivität zu üben, und meistens ist es besser, voller Pflichtgefühl zu sein, aktiv zu sein, mit Kreativität Dinge umzusetzen und Dinge zu gestalten, Aufgaben zu erfüllen. Manchmal braucht es aber die Option der Passivität.
Passivität und andere Tugenden
In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und geistigen Eigenschaften beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Passivität in Beziehung zu anderen Tugenden und geistigen Eigenschaften sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Passivität
Ähnliche Eigenschaften wie Passivität, also Synonyme zu Passivität sind z.B. Bequemlichkeit, Abwarten, Geduld, Zuversicht, Vertrauen.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Passivität übertrieben kann ausarten z.B. in Apathie, Desinteresse, Gleichgültigkeit, Abgestumpftheit. Daher braucht Passivität als Gegenpol die Kultivierung von Aktivität, Eifer, Tatendrang, Euphorie.
Gegenteil von Passivität
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Passivität, Antonym zu Passivität :
- Positive Gegenteile von Passivität, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Aktivität, Eifer, Tatendrang, Euphorie
- Negative Gegenteile von Passivität, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Aktivismus, Getriebenheit, innere Unruhe, Reizbarkeit, Panik
Passivität im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Passivität gehört zur Tugendgruppe 6 Gelassenheit, Ruhe. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Gelassenheit und Ausgeglichenheit
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Passivität zum Persönlichkeitsfaktor C1 Gewissenhaftigkeit hoch: effektiv, organisiert, verlässlich, auch N1 Neurotizismus/Labilität hoch: emotional, verletzlich, ängstlich
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Passivität zur Grundverhaltenstendenz G - Gewissenhaftigkeit
- Im Ayurveda zählt man Passivität zum Kapha Temperament bzw. Dosha.
Entwicklung von Passivität
Passivität kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Passivität in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:
- Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Passivität zu kultivieren. Du kannst nicht mehrere Tugenden auf einmal entwickeln. Aber es ist möglich, jede Woche eine Tugend, eine Eigenschaft, wachsen zu lassen.
- Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Passivität kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein passiverer Mensch zu sein.
- Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Passivität ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt.
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Passivität ". Mehr Möglichkeiten zu Affirmationen findest du weiter unten.
- Am Tag wiederhole immer wieder eine solche Affirmation:
- Ich bin passiv.
Affirmationen zum Thema Passivität
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Affirmationen für mehr Passivität . Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr darüber.
Klassische Autosuggestion für Passivität
Hier die klassische Autosuggestion:
- Ich bin passiv.
Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:
- Ich bin passiv. Om Om Om.
- Ich bin ein Passiver, eine Passive.
Entwicklungsbezogene Affirmation für Passivität
Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin passiv " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:
- Ich entwickle Passivität.
- Ich werde passiv.
- Jeden Tag werde ich passiver.
- Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Passivität.
Dankesaffirmation für Passivität
- Ich danke dafür, dass ich jeden Tag passiver werde.
Wunderaffirmationen Passivität
Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren, die Sukadev Volker Bretz als Wunderaffirmationen bezeichnet:
- Bis jetzt bin ich noch nicht sehr passiv. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Passivität entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
- Ich freue mich darauf, bald sehr passiv zu sein.
- Ich bin jemand, der passiv ist.
Gebet für Passivität
Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Passivität:
- Lieber Gott, bitte gib mir mehr Passivität.
- Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein passiver Mensch werde.
- Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Passivität mehr und mehr zum Ausdruck bringe.
Was müsste ich tun, um Passivität zu entwickeln?
Du kannst dich auch fragen:
- Was müsste ich tun, um Passivität zu entwickeln?
- Wie könnte ich passiv werden?
- Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Passivität.
- Angenommen, ich will passiv sein, wie würde ich das tun?
- Angenommen, ich wäre passiv, wie würde sich das bemerkbar machen?
- Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Passivität kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als passiver Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?
Vortragsmitschnitt zu Passivität - Audio zum Anhören
Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Passivität, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.
Siehe auch
- Tugend
- Raja Yoga
- Yoga Psychologie
- Meditation - Viele Infos und praktische Anleitungen
- Yoga Übungen
- Yogaschulen und Yoga Zentren
Eigenschaften im Alphabet vor Passivität
Eigenschaften im Alphabet nach Passivität
Literatur
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
- Swami Sivananda: Inspirierende Geschichten
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Swami Sivananda: Licht, Kraft und Weisheit
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Die Wissenschaft des Pranayama
- Swami Sivananda: Die Überwindung der Furcht
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Göttliches Elixier
- Swami Sivananda: Götter und Göttinnen im Hinduismus
Weblinks
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