Baschkl: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Klassische Schriften des Yoga: Veden, Upanishaden, Smritis, Puranas und Itihasas'''
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Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 15:37 Uhr

Baschkl, auch Bashkala Upanishad, ist eine Upanishad, die in der Oupnek'hat-Sammlung aufgeführt wird. Medhatithi wird von Indra, der in Form eines Widders erscheint, entführt und bittet den wundersamen Widder, sich zu erkennen zu geben.

Indra: "Lichtartig bin ich, ewig, ohne Fesseln, was war und ist und sein wird, - ich bin alles." Zitat: Baschkl

Baschkl (Bashkala Upanishad) mit Erläuterungen von Paul Deussen

Artikel aus "Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 1001 - 1007.

Einleitung

Der Name dieser, nur im Oupnek'hat als Baschkl oder Baschkel erhaltenen Upanishad wird von Weber, wohl mit Recht, als Bashkala Upanishad gedeutet und auf die halbverschollenen Bashkalas, eine Schule des Rigveda (zu dem unsere Upanishad gehören will) bezogen, wiewohl die vorliegende Upanishad keinerlei Beziehung zu dem zeigt, was über die Bashkalas bekannt ist, auch ihrem Inhalt nach unmöglich in die Zeit zurückgehen kann, in welcher die Upanishaden, als Anhänge der Brahmanas oder Aranyakas, die dogmatischen Textbücher bestimmter Vedaschulen bildeten.

Eine Shadv. Br. 1, 1 auftauchende (vielleicht auf dem mißverstandenen Verse Rigv. 8, 2, 40 beruhende, vgl. Ind. Stud. IX, 40) Legende berichtet, daß Indra Medhatithim ha Kanvyayanam mesho bhutva jahara, "in Gestalt eines Widders den Medhatithi, Sohn des Kanva, entführt habe". An diese Legende knüpft (ganz ähnlich wie die Kathaka Upanishad an die Naciketas-Legende) unsere Upanishad an, um durch den sich selbst offenbarenden Indra, welcher (ähnlich wie Kaush. 3) als Vertreter des Atman erscheint, die wesentlichen Grundgedanken der Upanishadlehre aussprechen zu lassen. Die Form war, vielleicht bis auf die Anfangsstellen, allem Anschein nach metrisch. Für die Abfassungszeit ist, mehr noch als die Anklänge an Rigv., Brih., Chand., Kath., Svet., charakteristisch, daß die Fünffeuerlehre (Chand. 5, 10) als bekannt vorausgesetzt wird, daß der Atman wiederholt als der "Zuschauer" (Sakshin, zuerst Svet. 6, 11) bezeichnet, und daß sogar das im Ozean brennende Feuer (Aurva) erwähnt wird, welches sonst in keiner uns bekannten Upanishad vorkommt. Möglicherweise könnte dies, wie manches andere, Zusatz des von den persischen Übersetzern mehrfach, namentlich wohl zu Anfang, eingeflochtenen Kommentars sein; zu der übergroßen Treue der Anquetil'schen Übersetzung steht in merkwürdigem Kontrast die übergroße Freiheit, mit welcher sie den Text hier wie anderweitig behandelt haben, und welche es, solange der Sanskrittext nicht gefunden sein wird, nicht möglich macht, die vorliegende Upanishad anders als wie durch einen Nebel hindurch zu sehen.

Baschkl

Es begab sich, daß dem Medhatithi, dem Sohn des Kanva, der weise Indra in Gestalt eines Widders sich nahte und denselben wider seinen Willen emporhob und zur Himmelswelt trug. Da sprach Medhatithi, ungehalten über seine gewaltsame Entführung, zu Indra das erregte Wort: "Du weißt, wer du bist; ich weiß nur, daß du stark bist und schnell dahineilst. Wer dich so sieht, wird nicht glauben, daß du einer der Widder bist, wie sie auf der Erde wandeln, während du, ohne die Erde zu berühren, dahinfährst. Niemand vermag mit einem Körper behaftet zu den oberen Welten zu fliegen, wie du es tust. Allweise bist du, darum sage mir, wer du bist; wo nicht, so werde ich, ein Brahmane, mit meinem Zorn dich treffen.

Zeichnung von Indra auf seinem Elefantenberg, Airavata, ca. 1820
Der mächt'ge Indra, allschauend,
Wunschgewährend, der Feinde Schar
Besiegend, alles fortraffend,
Um den das Tapas ich geübt,
Der sieht mich, wo es auch sein mag,
Er trägt den Blitz in seiner Hand,
Zu treffen den, der, abweichend
Vom Recht, krumme Wege geht!
Nachdem ich gegen mein Wollen
In deine Hand geraten bin,
Du Wunderherr, wohin wirst du
Mich führen, und wo ist dein Reich?
Wo weilt mein Vater wohl? schläft er,
Daß er von dir, der du mich raubst,
Und von mir, den du ihm raubtest;
Keine Kunde erhalten hat?
Und die Götter im Lichthimmel,
In West und Süd, in Ost und Nord,
Und die nach oben hin wohnen,
Ob sie wissen, daß du mich raubst?
Wenn ich recht ihren Dienst übte,
Warum befreien sie mich nicht?
Worin mag ich gefehlt haben,
Daß sie jetzt mir nicht helfend nahen?"

Da lächelte Indra, und, um den Zweifel aus seinem Herzen zu verscheuchen, sprach er: Wer, glaubst du, hält dich jetzt in Schutz und Gewahrsam? Du fühlst dich von mir bedrängt und weißt doch nicht, wer ich bin, und daß ich dich erlösen kann, ohne dich zu meiner Stätte zu bringen.

Ich bin es, der die Opferwerke lohnt,
Der Mantra bin ich, der das Opfer heiligt,
Das Feuer, das verzehrt die Opfergaben,
Bin ich, bin der Zuschauer aller Dinge.
Ich nähre auch die Götter; alle Welten,
Das Brahman-Ei, schuf ich als meine Stätte.
von allem in der Welt bin ich getrennt,
Und doch auch allem in der Welt verbunden.[1]
Ich bin die große Rede, die, zerteilt,
Als mannigfache Reden sich verbreitet.[2]
Ich bin es, der den Dämon Vritra[3] schlug,
Als er als Schlange im Gebirge hauste[4].
Mit meinem Donnerkeile schreck' ich alle.
Ich mache Nahrung wachsen, bin der Fittich
Des Fliegenden; die Siege, welche Indra
Mit seiner Schar errang, — ich bin ihr Sieger!
Wer könnte mich erkennen, wer erklären?
Ich schlug die Feinde alle, mich schlug niemand.
Ich spende Nahrung; wer vermöchte wohl
In allen Welten meine Macht zu schauen?
Ich bin der Eine, bin das Licht, erscheine,
Durch Zauberkräfte vielfach mich gestaltend[5]
Ich fürchte nichts; bin allem innerlich
Als inn'rer Lenker[6], als Zuschauer[7] aller.
Mich überragte keiner je an Größe,
Ich habe Erd' und Himmel ausgebreitet.
Den Weltherrn schaffe Nahrung ich durch Opfer;
Denen, die freudig opfern, spende Lohn ich.
Ich weiß der Erde Mitte, bin Urvater
Der Vater und die Mutter dieser Welten.
Ich mache, daß es von dem Himmel regnet,
Den Tau, der aus dem Luftraum fällt, ich schaff' ihn.
Ich weiß die Veden, Opfer, die Versmaße,
Und Schätze, bin im Meere jenes Feuer (Aurva),
Das stets brennt; bin das Naciketa-Feuer,
Das reine, das sie auf dem Altar schichten.
Ich bin die Priester, die beim Opferwerke
Am frühen Morgen, eh' die Vögel fliegen,
Die Opferspenden in das Feuer gießen
Und laut des Feuers Preis ertönen lassen.
Einrädrig ist der Wagen mit zwölf Speichen[8],
Der sich im Lauf des Jahrs am Himmel umschwingt;
Die Sonne ist's, die in zwölf Monaten
Die Welt umkreist, - ich bin ihr Wagenlenker.
Und er, der Tag um Tag sein Licht vermehrt,
Anschwillt an Leib und wieder regnen läßt
Die Wasser, die des Lebens Ursprung sind[9],
Ich bin auch dieses Wesen, bin der Mond.
Indra: "Nicht durch die Werke bin ich zu erlangen, nicht durch Schriftwissen, nicht durch vieles Fasten, auch nicht durch Wohltun, vielfach ausgeübt, - doch alles kommt zu mir auf allen Wegen." Zitat: Baschkl
Und er, der in der Welt der Lebewesen (Jagat)
Dahinfährt zwischen ihnen, über ihnen,
Der durch das ganze Weltall läuternd streicht,
Ich bin auch dieses Wesen, bin der Wind.
Und jene, die in ihren Eingeweiden
Die Welt der Pflanzen wohlgeborgen hält,
Und sie emporschickt zur Befriedigung
Des Opferbringers, ich bin es, die Erde.
Ich bin es, der, zum Lebenshauch geworden,
Eingeht in große und in kleine Formen
Und hoch und tief in allen Wesen umläuft.
Wer mich im Herzensraum weiß, wird zu mir
Fünffach und zehnfach[10] bin ich, eins und tausend,
Unendlichfach in dieser Welt verbreitet.
Wer dieses weiß, wird wie ich ausgebreitet,
Wer es nicht weiß, der kennt sich selber nicht.
Nicht durch die Werke bin ich zu erlangen[11],
Nicht durch Schriftwissen, nicht durch vieles Fasten,
Auch nicht durch Wohltun, vielfach ausgeübt, -
Doch alles kommt zu mir auf allen Wegen.
Wer ist's, der tötet und gefangen nimmt?
Wer ist der Widder, der dich führt von dannen?
Ich bin es, der in dieser Form erscheint,
Ich bin es, der erscheint in allen Formen.
Wenn einer fürchtet sich vor was auch immer
Ich bin's, der fürchtet und der fürchten macht;
doch in der Größe ist ein Unterschied:
Ich esse alle, aber mich ißt niemand.
Du hast, Medhatithi, um meinetwillen
Viel Buße und Selbstpeinigung erduldet;
Zur Wahrheit dich, zum reinen Sein zu führen,
Bin ich als Widder zu dir abgestiegen.
Auf jenem Wege, der zur Wahrheit führt,
Auf dem sollst du zur Wahrheit jetzt gelangen:
Lichtartig bin ich, ewig, ohne Fesseln,
Was war und ist und sein wird, - ich bin alles.
Was ich bin und was du bist, ich und du
Und du und ich, das, wisse, bin ich alles!
Nicht zweifle mehr! Vordem warst du nichtwissend,
Jetzt bist erfahren du; nicht zweifle ferner!
Indra: "Von allen Seiten bin ich Angesicht, das All umfassend, Herr, Zuschauer bin ich. Allgegenwärtig, gütig gegen alle, der Eine bin ich; was da ist, ich bin es!" Zitat: Baschkl
Ich bin es, der ernährt, und der Vergeltung
An allen Werken übt, ich bin es, der
Das Weltall hält in seiner Hut beschlossen;
Ich bin zu dieser ganzen Welt gestaltet.
Als Rudra bin ich dieser Welt Zerstörer,
Erschütternd alles; ich bin auch der Tod,
Bin der Verhänger aller Not und Plage;
Ich bin der Herr der Welt, bin ihre Seele (Hamsa)
Von Kummer bin ich frei und frei von Alter,
Ich bin der Alte, frei bin ich von allem;
Wahrlich, ich bin das Weltall.
ich bin es auch, der darbringt alle Opfer.
Von allen Seiten bin ich Angesicht (Rigv. 10, 81, 3),
Das All umfassend, Herr, Zuschauer bin ich.
Allgegenwärtig, gütig gegen alle,
der Eine bin ich; was da ist, ich bin es!"

Fußnoten

  1. Als der Atman, das Subjekt des Erkennens, ist er mit allem Objektiven verbunden und steht ihm doch als ein Anderes getrennt gegenüber.
  2. Vgl. Rigv. 10, 125, 3.
  3. Occidens Bratr nomine schaittani.
  4. Rigv. 1, 32, 2: Ahim parvate sisriyanam.
  5. Vgl. Rigv. 6, 47, 18: Indro mayabhih pururupa' iyate.
  6. Als Antaryamin, Brih. 3, 7.
  7. Als der Sakshin, Svet. 6, 11.
  8. Vgl. Rigv. 1, 164, 2. 11 (Allg. Gesch. d. Phil. I, 108. 111).
  9. Vgl. Chand. 5, 3-10, oben S. 137f
  10. Chand. 7, 26, 2, oben S.186.
  11. Vgl. Kath. 2, 23, oben S.275.

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Siehe auch

Literatur

Weblinks

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