Atmung: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 1. Oktober 2014, 08:58 Uhr
Die Atmung führt zur stufenweisen Verbrennung von Kohlenstoff und Wasserstoff mit Hilfe von Sauerstoff. Es handelt sich um einen Energie liefernden, zum Leben notwendigen Vorgang. Die Atemluft enthält etwa 20% Sauerstoff (O2), der Rest besteht aus Stickstoff. Die Edelgase (1%) können vernachläßigt werden. Mit zunehmendem Alter nimmt infolge des geringeren Stoffwechsels der Sauerstoffverbrauch ab. Bei Anstrengung steigt der Stoffwechsel und damit auch der Sauerstoffverbrauch an.
Bei der Verbrennung durch Atmung entsteht Kohlensäure (CO2), Wasserdampf, Wärme und freie Energie, die für Muskel- oder chemische Arbeit gebraucht werden kann. Dank der entstehenden Wärme haben wir eine Körpertemperatur zwischen 36,5 und 37 Grad. Steigt die Körpertemperatur über 42 Grad oder sinkt sie unter 35 Grad, so ist das Leben in Gefahr. Während eines Tages produziert der Mensch 1000l CO2. In einem geschlossenen Raum nimmt der Sauerstoffgehalt rasch ab. In der freien Natur regenerieren die grünen Pflanzen die Luft, indem sie die Kohlensäure verarbeiten.
Äußere und innere Atmung
Äußere Atmung
Mit Hilfe unserer Atmungsorgane atmen wir den Sauerstoff der Luft ein und atmen Kohlendioxyd und Wasserdampf aus. Dabei wird nur etwa 1/5 des verfügbaren Sauerstoffes ausgewertet. Der Austausch erfolgt in den Lungenalveolen. Der in das Blut übertretende Sauerstoff wird zur Hauptsache umkehrbar an das Hämoglobin der roten Blutkörperchen gebunden und so in den Kreislauf gebracht. Es wird beim Gasaustausch in den Lungen nur ein kleiner Teil der verfügbaren Kohlensäure abgegeben. Ein genügend hoher Kohlensäurespiegel im Blut ist zur ständigen Reizung des Atemzentrums unerläßlich.
Innere Atmung
Die Zellen nehmen den auf dem Blutweg herangeführten Sauerstoff auf und oxydieren mit Hilfe ihrer Atmungsenzyme organische Verbindungen. Diese Stoffwechselvorgänge sind sehr vielgestaltig und laufen mit Hilfe zahlreicher Enzyme ab, die je eine besondere Reaktion zu steuern haben. Ein Oxydationsvorgang kann durch Anfügen von Sauerstoff vor sich gehen (aerobe Reaktion). Er kann aber auch Abgabe von Wasserstoff (anaerobe Reaktion) bedeuten. Die Energieproduktion unter Sauerstoffverbrauch erfolgt in den Mitochondrien. Die ohne Beteiligung von Sauerstoff durch Gärung gewonnene Energie im Zytoplasma ist viel weniger bedeutend. In beiden Fällen wird als Energiespeicherstoff Adenosintriphosphat (ATP) gebildet.
Zusammensetzung der eingeatmeten und ausgeatmeten Luft
Die Atemluft ist ein Gasgemisch, sie besteht aus: 79% Stickstoff = Nitrogen = N 20% Sauerstoff = Oxygen = O2 0,04% Kohlendioxyd = CO2 Wasserdampf = 1% Spuren anderer Gase (Edelgase) Die ausgeatmete Luft besteht aus ca. demselben Prozentsatz von Stickstoff und vereinzelten Gasen, aber die anderen Bestandteile sind verschieden: 16% Sauerstoff, 4% Kohlendioxid + Wasserdampf Der wichtigste Atemaustausch ist die 4%ige Verringerung des Sauerstoffgehaltes und die gleichzeitige Vergrößerung des Kohlendioxydgehalts. Der Sauerstoffgehalt der eingeatmeten Luft wird nicht vollständig vom Blut aufgenommen (nur 1/5 des verfügbaren Sauerstoffes wird ausgewertet).
Pranayama, die Yoga-Atmung
Der Weise Patanjali definiert Yoga in seinen Yoga Sutras als “Chitta Vritti Nirodha” (Raja Yoga Sutras, 1.2), “Aufhören der Erscheinungsformen des Denkprinzips”. Das ist nicht möglich ohne Kontrolle über das Prana (Lebenskraft), das eng mit dem Geist verbunden ist. Wir können diese Verbindung leicht erkennen, wenn wir eine Person, die in tiefer Meditation oder in Gedanken versunken ist, beobachten. In diesem Zustand ist der Atem langsam oder hört manchmal fast auf. Ist der Geist aber von negativen Gefühlen wie Sucht, Ärger, Zorn, Sorge ergriffen, wird der Atem unregelmäßig und unruhig. Das steht in völligem Gegensatz zu dem langsamen, gleichförmigen Strom des Atems, wenn der Geist still ist. Diese Beobachtungen beweisen das Ineinandergreifen und Zusammenwirken von Prana und Geist.
Hatha Yoga ist als ‘praktischer Aspekt von Raja Yoga’ definiert worden, und in diesem System finden wir auch die verschiedenen Atemübungen, die die Kontrolle der vitalen Kraft oder Prana ermöglichen sollen. Alle Yogaübungen, ja das ganze Yogatraining, und die Ausübung von Pranayama haben diese Kontrolle des Prana zum Ziel.
Wir können die Wirkung der Kontrolle des Pranas an allen großen Heiligen, Propheten und Yogis beobachten, die durch die Kraft dieser angesammelten Energie (Prana) den Prozess der Entwicklung intensivieren und das allerhöchste Ziel des Lebens, die Freiheit oder das “Königreich des Himmels” erreichen konnten. Yogaatmung ist der Teil von Pranayama, der die Kontrolle über die physische Ma-nifestation des Pranas im physischen Körper anstrebt. Wenn der Schüler auf dem spirituellen Pfad fortschreitet, wir ihm gelehrt, das Prana, welches sich als geistige Energie manifestiert und nur mit geistigen Mitteln unter Kontrolle gebracht werden kann, zu meistern. Der Prozess der Kontrolle des Pranas durch geistige Konzentration wird Raja Yoga genannt.
Geschichte zur Yoga Atmung:
Eine kurze Geschichte veranschaulicht in vereinfachter Form die Ausübung von Pranayama.
Eines Tages sah ein müder, alter Holzfäller, dass die Zeit, in der er körperlich nicht mehr imstande sein würde, seiner Arbeit nachzugehen, nahe war. Er war ein guter und gläubiger Mann, und so betete er zu Gott um einen Diener, der stark genug wäre, alle diese schwierigen Aufgaben zu erledigen. Nachdem ein mitleidiger Gott die Klage seines ergebenen Dieners gehört hatte, erschien er ihm und sagte zu ihm: “Dein Wunsch soll Dir erfüllt werden. Ich will Dir einen Riesen als Diener schicken, der alle Arbeiten für Dich erledigen wird. Du mußt ihn nur immer beschäftigt halten, sonst wird er Dich auffressen, verstehst Du?” “Oh ja!, Ja! Mein Herr!”, antwortete der Holzfäller freudig. “Ich werde ihn immer beschäftigen.” Er ließ den Riesen sofort an die Arbeit gehen. “Putze mein Haus, Diener.” “Ja, Herr!” In fünf Minuten hatte der Riese das Haus seines Herrn bis zum letzten Winkel durch und durch gesäubert. “Sehr gute Arbeit”, bemerkte der Meister lächelnd. “Nun jäte das Unkraut im Garten.” “Ja, Herr!”, antwortete der Riese. Nach drei Minuten war der Garten wunderschön. “Wie herrlich”, bemerkte der Holzfäller, “mein Leben wird von nun an viel leichter sein.” Dem Riesen wurde nun die Aufgabe gestellt, aus dem zwanzig Meilen entfernten Dorf Waren zu bringen. “Das wird den Burschen nun eine Weile beschäftigen”, dachte der Holzfäller lächelnd bei sich. Aber nach einer Minute hatte der Riese seine Aufgabe vollendet und stand wieder vor ihm. “Was nun, Herr?”, fragte er drohend, “Welche andere Arbeit gibst Du mir nun? Schnell, oder ich fresse Dich auf.” Nun geriet der arme Holzfäller in Panik. Er war kaum fähig, den arbeitswütigen Riesen weiter zu beschäftigen. Langsam begannen ihm die Folgen seines Wunsches zu dämmern. Er erkannte, dass ihm bald keine Arbeit für den Riesen mehr einfallen würde - was dann? In seiner Verzweiflung ging er zu einem Weisen, der ihn nach seinem Problem fragte. Der Holzfäller beschrieb seine schreckliche Lage. Der Weise besann sich eine Weile, dann wandte er sich an den Holzfäller und sagte: “Befehle den Riesen hierher.” Der Holzfäller gehorchte. “Nun befiehl ihm, den größten Baum, den er finden kann, zu bringen.” Innerhalb von Sekunden kam der Riese, einen mächtigen Baum auf den Schultern tragend, zurück. “Nun sage ihm, dass er auf den Wipfel des Baumes klettern soll und dann so rasch er kann wieder hinunter”, ordnete der Weise an. “Fahre fort, Deine Befehle zu wiederholen.” Nachdem er die Befehle des Holzfällers gehört hatte, begann der Riese mit Höchstgeschwindigkeit, den Baum hinauf- und hinunterzuklettern. Nach einiger Zeit wurde er müde und erkannte die Ausweglosigkeit seiner Lage, und so fiel er vor dem Holzfäller auf die Knie. “Herr! Herr! Oh großer, gütiger Meister! Bitte, erlöse mich von dieser Aufgabe, ich bitte Dich, Herr, und ich verspreche Dir, Dich nicht aufzufressen.” Der alte Mann erklärte sich mit Freuden einverstanden und war nun ein freier und viel weiserer Mensch. In dieser kleinen Geschichte repräsentiert der Holzfäller den Menschen, der Riese den unsteten Geist, der den Frieden des Menschen unentwegt stört. Durch Yoga Praxis von Japa oder Wiederholung des Mantras, einer heiligen Silbe (das Hinauf- und Hinunterklettern), gibt der Geist endlich auf und wird ruhig und stetig. Das Prana kommt unter Kontrolle. “Das Aufhören der Erscheinungsformen des Denkprinzips” ist gelungen, und der Yogi erreicht Yoga (Vereinigung).
Das Wunder des Atems
Lieder regen den Menschen während der Arbeit an auszuatmen. So wird die Lunge vollständig von verbrauchter Luft befreit. Man kann nicht singen, ohne allmählich auszuatmen, und dabei werden Unreinheiten ausgeschieden, die Lungen geleert und freigemacht für einen frischen unwillkürlichen Atemzug.
Wirkliche Atemkontrolle bedeutet, dass Ausatmen gelernt wird, nicht Einatmen. Die Energie wird durch die normale Befreiung des Atems am besten erneuert, nicht durch gewaltsames Vollpumpen der Lungen mit Luft. So kannst Du, bei großer physischer Anstrengung - wie dem Tragen einer schweren Tasche, schnellem Gehen, beim Umgraben des Gartens - Deine Kräfte durch Konzentration auf das langsame Ausströmen der Luft aus den Lungen erholen.
Redner, Sänger, Schwimmer und Läufer wissen das. Wir anderen können es durch einfache Tests herausfinden. Zum Beispiel, wenn man unter die kalte Dusche geht, hat man das Bedürfnis, nach Luft zu schnappen und die Muskeln anzuspannen. Das verstärkt die Quälerei aber nur. Wenn Du statt dessen versuchst, langsam und gleichmäßig auszuatmen, wirst Du erstaunt sein, wie wenig die Temperatur des Wassers Dir ausmacht. Die Atmung hilft dem Körper, sich Veränderungen anzupassen.
Wenn Du das nächste Mal etwas Schweres heben mußt, sei es ein großer Suppentopf, eine Schreibmaschine oder ein Koffer, versuche, einen vollen, tiefen Atemzug zu tun und den Atem während des Hebens anzuhalten. Wahrscheinlich ist die Last dann viel leichter. Die Wirkung ist, wie wenn man erwartet, einen vollen Koffer zu heben, und dann feststellt, dass er leicht ist.
Jene, die das Levitationsspiel gespielt haben, haben gesehen, dass eine Person oder ein Tisch nur mit den Fingern gehoben werden kann, vorausgesetzt, dass alle Personen einer Gruppe während des Hebens tief und gleichmäßig atmen. Das zeigt die geheimnisvolle Hilfe, die von dem bewussten Ein-setzen des Atems kommt.
Sorgfältige Atemkontrolle, mit Betonung der Ausatmung, hilft uns, bei jeder Art von Anspannung oder Stress zu entspannen. Die meisten von uns sind “halbe Atmer”. Wir atmen ein, weil wir nicht anders können, aber wir atmen nicht vollständig aus. Das Resultat ist, dass wir viel seufzen, ein Zeichen unseres Bedürfnisses auszuatmen. Der Seufzer ist der Weg der Natur, unsere Lunge zu entleeren, wenn wir unseren Atemapparat lang genug vernachlässigt haben. Wir müssen lernen, auf systematische und geregelte Art zu seufzen. Wir wissen, dass jede Störung des Atems akuten Kummer erzeugt. Daraus folgt, wie der gesunde Menschenverstand und die Wissenschaft uns zeigen, dass jede Verbesserung unseres Atems Körper und Geist erhellen und heiter machen können. Normalerweise atmen wir, ohne sichtbare Anstrengung, ungefähr 18 Mal in der Minute, 1080 Mal pro Stunde, 25920 Mal pro Tag. Je mehr Luft wir ausatmen, um so mehr können wir auch wieder einatmen. Die Menge, die wir aufnehmen, heißt Vitalkapazität. Sie kann durch ein uhrengroßes Instrument, Spirometer genannt, gemessen werden.
Ein sorgfältiges Handhaben und Haushalten des Atems kann von praktischer, täglicher Hilfe sein, kann unsere Stimmung verbessern und sichtbar zu unserer Gesundheit und Vitalität beitragen. Jede Atemdisziplin dient dazu, unsere vitale Kapazität zu erhöhen. Das Bewusstwerden der Ausatmung wird zum wichtigsten Faktor. Die Hauptsache ist, diese Gewohnheit zu kultivieren. Atme aus, bevor Du etwas Neues beginnst. Wenn Du einmal die Grundgedanken des richtigen Atmens begriffen hast, wirst Du auf vielerlei Art dafür belohnt werden. Sogar in der Zeit der Rolltreppen und Aufzüge gibt es Stufen, die man erklimmen kann, gewöhnlich unter Keuchen und Stöhnen. Aber versuche folgendes: wenn Du die ersten zwei Stufen hinaufsteigst, halte die Schulterblätter unten, atme ein. Atme bei den nächsten zwei aus. In dem Rhythmus von zwei-ein und zwei-aus, kannst Du ganze Treppenfluchten hinaufgehen und oben ankommen, ohne nach Luft zu schnappen. Was geschieht? Indem wir während des Steigens die Atmung rhythmisch beschleunigen, scheiden wir eine große Menge von Kohlenstoff aus und führen dem Körper mehr Sauerstoff zu. Das Prinzip kann weiter erläutert und gefestigt werden, wenn wir unseren Atemrhythmus verkürzen, wenn wir einen Hügel oder einen langen Abhang hinaufwandern. In diesem Fall atme ein, während Du drei Schritte machst und atme aus, während der nächsten drei, drei-ein, drei-aus, halte die Schulterblätter hinten. Ein Hügel, bei dem Dir normalerweise der Atem ausgehen würde, kann durch diese einfache Veränderung des Atemtempos leicht bewältigt werden.
Wenn irgendeine Anstrengung ohne richtige Anpassung Dich außer Atem kommen lässt, gibt es einen einfachen Weg, den Atem wieder zu normalisieren. Atme schneller, hechle für ein paar Sekunden wie ein Hund. Dann atme ein paar Mal tief und leicht ein, hechle wieder und nimm ein paar volle Atemzüge. Das wird Deinen Atem viel schneller beruhigen, als gewaltsame Anstrengung, normal zu atmen. Wenn ein Läufer den sogenannten “zweiten Wind” bekommt, bedeutet das, dass er ab einem bestimmten Punkt ein vergrößertes Bedürfnis unbewusst abgeschätzt hat und die schnellere Ansammlung von Kohlendioxyd durch tieferes und stetigeres Aufnehmen von Sauerstoff ausgleicht.
Was die unglückliche Mehrheit von uns heutzutage braucht ist ein Atmungsprogramm, das uns an unseren Schreibtischen, Öfen oder Maschinen helfen kann. Spannung und sogar Depression kann durch folgende Übung überwunden werden. Gib die Schulterblätter nahe zusammen, wie es ohne Überanstrengung möglich ist, dann atme sanft und voll aus. Pausiere, dann atme mit einem tiefen, langsamen, sachten Atemzug ein, bis die Lungen angenehm gefüllt sind. Atme langsam, mit einem langen Seufzer durch die Nase aus, ohne die Stellung der Schulterblätter zu verändern. Warum? Weil Du Dein Gehirn stimuliert hast und die Nervenanspannung durch die vermehrte Aufnahme von lebensspendendem Sauerstoff erleichtert hast.
Bei dem sogenannten Lampenfieber scheint man oft an einer leichten Form des Erstickens zu leiden. Schauspieler und erfahrene Redner wissen um die Wohltaten der Atemkontrolle. Jeder von uns kann von der Gewohnheit des Schauspielers, vor dem Auftritt in der Kulisse stehen zu bleiben und sich selbst mit einigen tiefen Atemzügen zu stärken, bevor er die Bühne betritt, lernen. Eine andere wirksame Möglichkeit, seine Atmung zu kontrollieren, ist das Zählen. Sitze bequem in einer aufrechten Stellung, atme sachte und gleichmäßig zu einer Zahl von 5 ein. Pausiere eine Sekunde und atme dann zu einer Zahl von 12 aus. Das nächste mal atme zu einer Zahl von 5 ein und zu einer Zahl von 15 aus. Führe diese Praxis fort, bis Du einen guten Fortschritt siehst. Wenn Du einmal fähig bist, zu einer Zahl von 21 auszuatmen, wirst Du bemerken, dass Summen eine große Hilfe ist, um die Menge der ausströmenden Luft zu begrenzen. Das Summen beim Ausatmen, gibt Dir Deine eigene Art von Arbeitslied. Das wird Bhramari Pranayama genannt.
Es gibt viele Folgeerscheinungen des richtigen Ausatmens, aber die bedeutendste ist Bewusstheit. Richtiges Atmen bewirkt eine strenge Umstellung unserer täglichen Gewohnheiten und macht uns auf irgendeine Weise wieder zum Herrn unseres Körpers. Bewusstes Atmen bringt eine bewusste Kör-perhaltung mit sich. Du beginnst gewahr zu werden, dass Du nicht ganz vornüber gebeugt sitzen und dabei gut atmen kannst, weder ein noch aus. Der durchschnittliche Mensch geht herum mit weit auseinander stehenden Schultern. Wenn er seine Schulterblätter zusammengibt, folgt daraus ganz zufällig auch die richtige Haltung der Schultern. Aber er erreicht noch viel mehr. Er befreit die gesamte Bauchregion von unnötigem Gewicht und Druck und schafft die passenden Bedingungen für die richtige Bewegung des Zwerchfells. Das wird das Atmen sofort erleichtern, denn gewöhnlich verwenden wir einen Teil der Kraft unserer Einatmung dazu, das Gewicht von Rippen und Brust zu heben. Das Zusammenziehen der Schulterblätter gibt uns ein Gefühl der Leichtigkeit in der Bauchregion und veranlasst uns, tief zu atmen. Bei den anstrengenden Bedingungen des heutigen Lebens genügt automatisches Atmen unseren Bedürfnissen nicht. Sitzende Lebensweise oder monotone Arbeiten rufen nach neuer und bewusst kontrollierter Atemweise. Es würde sich lohnen, jeden Tag einen der hier angebotenen Vorschläge auszuprobieren. Wir werden bald erfahren, welchen konstruktiven Gebrauch wir von dieser, nun über-schaubaren Kraft machen können.
Pranayama: Die yogische Atem-Arbeit
Dein Atem ist dein engster Begleiter. Er ist die essenzielle Verbindung zwischen deinem Körper und deinem Geist. Dein Atem reagiert auf deine Emotionen sowie auf deine Gedanken und gleichzeitig beeinflusst er sie.
Yogische Atemübungen heißen „Pranayama“. Die wortwörtliche Übersetzung aus Sanskrit ist „Kontrolle von Prana“. Prana ist vitale Energie, Lebenskraft, die im Chinesischen als „chi“ und im Japanischen als „ki“ benannt wird. Das ist die subtile Energie, die in Akkupunktur, Shiatsu, Reiki, Tai Chi, Reflexologie und vielen östlichen Kampfkünsten angewendet wird.
Menschen benutzen diese Energie oft, ohne es zu wissen, im Alltag. Wenn dein Kind hinfällt, kannst du losspringen, um es zu „küssen“, wo es wehtut. Dadurch wird Prana übermittelt. Wenn du dein Knie stößt, hältst du instinktiv deinen Atem an und legst deine Hände auf die verletzte Stelle in unbewusster Bestrebung, zusätzliches Prana in den Bereich hinein zu führen.
Die regelmäßige Praxis von Pranayama, gibt dir die Möglichkeit, mit nicht-physikalischen feinen Energien in deinem Wesen bewusster umzugehen. Pranayama ermöglicht es, deinen Körper zu reinigen und zu stärken, während dein Geist ruhiger wird.
„Diese Atmungstechniken entblößen das Licht des puren Bewusstseins und bringen mentale Klarheit.“ - Raja Yogasutras von Patanjali, Kapitel 2, Vers 49 und 52.
Gesundheit und tiefe Atmung - Ausführungen von Swami Sivananda
Tiefe Atemübungen sind gut, um eine größere Lungenkapazität zu entwickeln und um sich richtiges tiefes Atmen anzugewöhnen. Die Atmungsorgane entwickeln sich durch tiefe Atmung gut. Es kommt mehr Sauerstoff in die Lungen und das Blut wird angereichert und bringt somit reicheres Material in die Gewebe.
Der gesamte Metabolismus hängt letztendlich vom Sauerstoff, den wir in die Lungen atmen, ab. Je tiefer und besser du atmest, desto besser ist die Sauerstoffversorgung, desto besser kann der Körper seine Aufgaben erfüllen, desto besser ist die Gesundheit. Tiefe Atmung vergrößert das Lungenvolumen. Kohlendioxid, das der Körper produziert, wird verdünnt. Wenn du den Bizeps entwickeln möchtest, musst du ihn trainieren. So ist es auch mit den Atmungsorganen. Um sie zu entwickeln, müssen sie trainiert werden. Tiefe Atmung ist die nützlichste und beste Übung für die Atemorgane.
Tiefe Atmung - praktisch
Setz dich in eine bequeme Sitzhaltung. Atme tief durch die Nase ein. Der Bauch weitet sich aus, dann der Brustkorb. Wenn du vollständig eingeatmet hast, dann halte den Atem 10 Sekunden lang an. Erhöhe die Anhaltephase stufenweise bis zu einer, zwei oder drei Minuten. Dann atme sehr langsam aus. Wenn du den Atem anhältst, wiederhole mit Hingabe geistig OM. Atme ein, solange wie bequem, dann halte den Atem solange wie möglich an. Wiederhole dies zehn bis zwanzig Mal.
Die tiefe Atmung kann auch im Liegen geübt werden.
Stehe gerade, Hände an den Hüften. Atme langsam und tief ein. Nimm einen vollen Atemzug. Hebe die Schultern so hoch wie möglich. Dann lasse die Schultern so tief wie möglich fallen. Atme langsam aus. Wiederhole dies je nach Kraft und Möglichkeit zehn bis zwanzig Mal.
Siehe auch
Literatur
- Die Wissenschaft des Pranayama
- Die große Kraft des Atems von André van Lysebeth
- Die Kundalini-Energie erwecken - Sukadev V. Bretz
- Licht auf Pranayama von B.K.S. Iyengar
- Atem Kraftquelle deines Lebens von Swami Saradananda
- Swami Sivananda: „Practice of Nature Cure“, Divine Life Society, ISBN 81-7052-229-3.
Weblinks
Seminare
Atem-Praxis
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Multimedia
Richtige Yoga Atmung
Richtige Yoga Atmung. Die fünf Hauptpunkte im Yoga. Lesung und Kommentar von Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya.
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Sitali - Harmonisierende Atmung
Cool down - das kannst du mit dieser Atemübung, Sitali Pranayama. Egal ob du wegen Ärgers etwas erhitzt bist, ob es draußen warm ist, du Sport gemacht hast, Heißhunger hast, Hitzewallungen oder Fieber: Sitali hilft, kühlt, beruhigt, harmonisiert. Probiere es aus. Die Übung wirkt zunächst etwas lustig - entfaltet aber dann doch schnell ihre Wirkung.
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Blitzentspannung: Atembeobachtung im Herzen
Eine schnell wirkende Entspannung und Meditation: Beobachte die Bewegung des Atems in den Lungen und im Herzen. Spüre, wie sich beim Einatmen die Empfindung im Brustkorb, in de Lungen und im Herzen, entwickelt bzw. verändert, Beeinflusse die Atmung dabei nicht, beobachte sie nur. Sukadev Bretz von Yoga Vidya leitet dich in dieser kurzen Übung dazu an. So kommst du in 1-2 Minuten zu einem Gefühl von Entspannung und Harmonie. Kleinere emotionale Verspannungen können sich auflösen, du bekommst wieder Zugang zu innerer Freude und Liebe. Du kannst sie zwischendurch am Tag als "Blitzentspannung" üben oder als Einleitung einer längeren Meditation. Diese mp3 endet mit Stille - du kannst also am Ende so lange verharren wie du willst und so z.B. zu einer 20-minütigen Meditation kommen.
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