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Aktuelle Version vom 7. April 2020, 17:38 Uhr
Yoga in jedem Lebensalter: Yoga kann von Menschen jeden Lebensalters geübt werden - von der Empfängnis bis zum Tod, ja sogar darüber hinaus… Das ist ja das Großartige am Yoga: es kann das Leben von jedem Menschen bereichern, eine neue Tiefe geben, eine neue Dimension eröffnen.
Bei Lebensübergängen und Herausforderungen ist die Frage nie: Kann ich jetzt noch Yoga machen? Vielmehr ist die Frage: Wie kann ich Yoga üben? Wie kann ich meine Yoga Praxis so gestalten, dass sie mir hilfreich ist? Und wer sich mal in einer "Yogakrise" befindet, kann sich fragen: Will Yoga vielleicht anders geübt werden? Wäre es an der Zeit, andere Aspekte des Yoga zu entdecken, zu erleben?
Was ist Yoga?
Yoga heißt Einheit. Yoga heißt Vereinigung. Yoga heißt Verbindung, Harmonie. Yoga ist vor allem ein Übungssystem für Körper, Geist und Seele.
Die 3 Wirkungsebenen des Yoga
Yoga wirkt auf 3 Ebenen, egal in welchem Lebensalter du dich befindest:
- Harmonie
- Erweckung
- Spiritualität
Harmonie: Viele Menschen verbinden Yoga heute mit dem Wunsch nach Harmonie, was auch Gesundheit, Gelassenheit, innere Ruhe und Entspannung mit einschließt. Wenn Menschen an einer Yogastunde teilnehmen, erleben sie oft als Erstes ein tiefes, oft vorher noch nie gekanntes Erleben von Entspannung, Ruhe und Gelassenheit.
Erweckung: Wer Yoga eine Weile übt, wird merken, dass sich in ihm einiges entwickelt, einiges Neues manifestiert: Menschen werden feinfühliger, energiegeladener. Yoga Übende spüren ihre Kreativität, die Inspiration etwas Neues zu beginnen. Manche trauen sich plötzlich zu, eine Führungsposition anzugehen. Andere gründen eine Familie. Wieder andere spüren die Kraft für eine neue berufliche Karriere, evtl. eine Selbständigkeit, evtl. auch als Yogalehrer/in. Andere wiederum bekommen den Mut, das aufzugeben, was nicht zu ihnen passt. Für viele öffnen sich neue Dimensionen, Zugang zu anderen Wirklichkeiten, eine neue Schönheit und Tiefe des Universums und des Seins, eine noch nicht gekannte Freude und Liebe.
Spiritualität: Die vornehmste Wirkung des Yoga ist die spirituelle Erfahrung. Als spirituelle Erfahrung kann man jedes Erleben bezeichnen, das über das individuelle Ich hinausgeht. Yoga lässt das Göttliche, das Kosmische, eine Höhere Wirklichkeit, erfahrbar machen. Aus dieser Erfahrung kommt eine tiefe Gewissheit und letztlich ein tieferer Sinn im Leben. Wer einmal die Großartigkeit einer überbewussten Erfahrung erlebt hat, einmal in die Höhere Wirklichkeit eingetaucht ist, der spürt ein Aufgehoben sein in diesem übergeordneten Ganzen - und will auch nach Abklingen dieses Erlebens weiterhin sein Leben darauf ausrichten.
Die Yoga Praktiken
Yoga kennt viele Praktiken. Yoga ist ja zuallererst ein Übungssystem, ein Praxissystem. Die meisten Menschen im Westen lernen Yoga als Hatha Yoga kennen, also als Körperübungen (Asanas), Atemübungen (Pranayama) und Tiefenentspannung (Shavasana). Aber zum Yoga gehört auch mehr:
- Zum Hatha Yoga gehören neben Asana, Pranayama, Shavasana, auch Reinigungsübungen (Kriyas), Ratschläge zur Ernährung sowie ein reiner Lebensstil
- Zum Raja Yoga, dem psychologischen Yoga, gehören insbesondere Meditation, verschiedene Bewusstseinsübungen, Training der Achtsamkeit sowie Psychotechniken wie Affirmation, Visualisierung, Selbsthypnose, Kultivierung von Selbstakzeptanz, Mitgefühl (Maitri) und ethischem Verhalten (Yamas und Niyamas). Vor allem gehört zum Raja Yoga auch, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, zum Herrscher (Raja) über sein Leben zu werden - und dann auch wieder loszulassen (Ishwara Pranidhana)
- Zum Bhakti Yoga gehören Kultivierung der Gottesliebe, Singen von Mantras, Ausführen von Ritualen wie Arati (Lichtzeremonie), Gebet und die bewusste Wahrnehmung von Schönheit und Großartigkeit in der Welt
- Karma Yoga ist das verhaftungslose Wirken und das uneigennützige Handeln. Wer anderen dient, der übt Karma Yoga.
- Kundalini Yoga ist der Yoga der Energie. Chakra (Energiezentrum) Arbeit, Prana Aktivierung, Öffnen der Nadis (Energiekanäle), all das gelingt durch die verschiedenen Praktiken des Kundalini Yoga
- Jnana Yoga ist der Yoga des Wissens, der Yoga der philosophisch-metaphysischen Ergründung der tiefen Fragen des Lebens: Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist das Ziel des Lebens? Was war vor der Geburt? Was kommt nach dem Tod? Gibt es eine Höhere Wirklichkeit? Ist diese erfahrbar und wenn ja, wie komme ich da hin? Jnana Yoga ist auch nicht reine Philosophie: Durch spezielle Meditationstechniken und Bewusstseinsübungen kommen die Antworten auf diese Fragen fast von selbst.
Yoga in den verschiedenen Lebensaltern
Was heißt das jetzt für unser Thema, Yoga in jedem Lebensalter? Grundsätzlich können alle Aspekte des Yoga, oder auch nur ein Aspekt, in jedem Lebensalter geübt werden:
Yoga im Mutterleib
Das erste Lebensalter ist - Leben im Mutterleib... Yoga im Mutterleib ist eine Art passives Yoga: Die sich inkarnierende Seele, der Embryo, bekommt mit, was Mutter (und Vater) macht. Gute Gewohnheiten werden im Mutterleib geschaffen. Es ist also wünschenswert, dass die werdende Mutter sich gesund ernährt, täglich meditiert, liebevoll mit sich und anderen umgeht. Gerade die Hatha Yoga Übungen sind auch für das Kind gut: Die Asanas sind sanfte Massagen und Stimulierungen und fördern die Entwicklung des Embryos, insbesondere das Nervensystem und das Gehirn. Wenn der Embryo einen ruhigen Tagesablauf erfährt, Liebe erfährt, dann kann er mit einem Urvertrauen auf die Welt kommen. Und wer in der Schwangerschaft in einen Ashram geht, Mantras singt oder beim Mantra singen dabei ist, stärkt die spirituellen Tendenzen (Samskaras) des werdenden Kindes.
Yoga für Säuglinge und Babys
Nach der Geburt beginnt das zweite Lebensalter des Menschen, das Leben als Säugling und Baby: Auch für Säuglinge ist Yoga ein passives Yoga. Auch hier gilt: Gesundes Leben und spirituelles Leben von Mutter und Vater sind für die Entwicklung und für die gesunden Gewohnheiten sehr wichtig. Ein liebevoller Umgang der Partner insbesondere in der Gegenwart des Kindes, sowie mit dem Baby sind sehr hilfreich für die Zukunft. Wenn Mutter täglich zu gleichen Zeiten meditiert und ihre Yoga Übungen macht, auch wenn die Zeiten sich typischerweise verkürzen, der wird bemerken, dass das auch dem Baby nutzt. Manche Eltern halten bei Meditation und Pranayama das Baby am Körper.
Ab einem gewissen Alter beginnen Babys die eine oder andere Yoga Übung mitzumachen, in die Kobra zu krabbeln, oder sich bewusst an die Mutter in den Yoga Übungen und in der Meditation anzukuscheln. Mutter kann das liebevoll geschehen lassen, ohne allzu viel auf das Baby einzugehen. Babys lieben auch die Ayurveda Babymassage - auch das ist eine Form von Yoga.
Yoga für Kleinkinder
Im Kindergartenalter können Kinder anfangen, Yoga selbst zu üben. Oft werden Kinder dabei sein, wenn ihre Eltern Yoga üben - und manche der Übungen nachmachen. Im Kindergartenalter kann es auch schon richtige Kinderyoga Stunden geben. Kinderyoga ist dabei typischerweise spielerisch, vermittelt Körpergefühl und Spaß. Gerade im Lebensalter des Kleinkinds macht Yoga besonders viel Freude.
Yoga für Kinder im Grundschulalter und in der Orientierungsstufe (6-11 Jahre)
In diesem Lebensalter beginnt heutzutage ein klein wenig der Ernst des Lebens. Für Yoga gilt jedoch: Auch im Grundschulalter ist der Yoga Unterricht weiterhin spielerisch. Er muss abwechslungsreich sein. Es wäre wünschenswert, wenn Kinderyoga in den Regelunterricht der Grundschule eingeführt würde: Kinderyoga führt zu einem gesunden Körpergefühl. Wer im Grundschulalter Yoga übt, hat, auch später als Teenager, weniger Rückenprobleme, Kopfschmerzen, Asthma etc. Gerade in der heutigen Zeit, in der Kinder sich so wenig bewegen, braucht es eine Körperübungspraxis, die alle Muskeln dehnt, fordert, dabei das Körpergefühl und die Freude an der Bewegung und für sich selbst kultiviert. Im Grundschulalter folgen Kinder auch weiterhin fast von selbst der Spiritualität der Eltern, beginnen neugierig zu sein für spirituelle Fragen, haben Freude am Mantrasingen, an Ritualen wie Puja und Arati.
Yoga für Jugendliche (12-18 Jahre)
Dies ist das Lebensalter, in dem die Jugendlichen durch verschiedene Umstellungsprozesse hindurchgehen. In dieser Zeit kann Yoga all diese Umstellungsprozesse erheblich vereinfachen. Jugendliche, die Yoga üben, haben ein stärkeres Einfühlungsvermögen für sich selbst und andere. Die hormonellen Veränderungen, die Umorganisation im Gehirn, die Veränderung im Energiesystem, all das geht besser vonstatten, wenn Jugendliche Asana, Pranayama, Tiefenentspannung und Meditation üben. In der heutigen Zeit werden Jugendliche in der Schule ganz außergewöhnlich gefordert. Yoga und Meditation sind da ein wichtiger Ausgleich. In diesem Alter können Jugendliche im Wesentlichen schon üben wie Erwachsene. Der/die Yogalehrer/in muss aber darauf achten, dass der Yoga Unterricht interessant ist, auf tiefe und intensive Erfahrungen ausgerichtet ist. Und die Jugendlichen machen schnellere Fortschritte in den Asanas als 40-Jährige. Vor allem wollen sie sich nicht langweilen.
Yoga im Erwachsenenalter
Die Zeit 19-50 Jahre ist das Lebensalter, in welchem Yoga "ganz normal" geübt werden kann. Je nach inneren Bedürfnissen kann die Yoga Praxis entspannter oder fordernder, meditativer oder dynamischer, körperbetonter oder spiritueller geübt werden. Wer jüngere Gruppen unterrichtet, sollte sich bewusst sein, dass die Teilnehmenden schnellere Fortschritte machen - und dementsprechend auch zu fortgeschritteneren Asanas angeleitet werden wollen. Wer Yoga immer sehr sanft unterrichtet und immer darauf hinweist, dass man bestimmte Übungen bei bestimmten körperlichen Problemen nicht machen kann, braucht sich nicht zu wundern, wenn in seinen/ihren Yogagruppen das Durchschnittsalter auf die 60 Jahre ansteigt… Man kann es nicht allen recht machen: Wer jüngere Teilnehmer/innen unterrichten will, sollte seinen Yoga Unterricht auch entsprechend körperlich fordernd gestalten, und die Übenden dazu anleiten, über bisher gedachte körperliche Grenzen hinauszugelangen. Viele gründen zwischen 20 und 30 Jahren eine Familie. Hier gilt es, sich trotzdem Zeit zu nehmen für seine Yoga Praktiken: So bekommt man die Entspannung und die Energie für die oft Mehrfachherausforderung Beruf, Kinder, später oft pflegebedürftige Eltern. In der Zeit zwischen 18 und 70 ist Karma Yoga, der Yoga des verhaftungslosen uneigennützigen Wirkens, von besonderer Wichtigkeit in seiner Gestalt als Transformation des Alltags in spirituelle Praxis.
Yoga ab 50
Ab dem Lebensalter von 50 Jahren stellen sich bei dem einen oder anderen die einen oder anderen körperlichen Beschwerden ein, die zu einem ständigen oder immer wiederkehrenden Begleiter werden. Es gilt, die Yogapraxis darauf einzustellen. Zwar machen auch Menschen, die mit 65 Jahren mit Yoga beginnen, schnell große Fortschritte in Entspannung, Körpergefühl, Flexibilität und Kraft. Aber die Fortschritte gehen meist nicht so weit wie bei den 20-Jährigen. Andererseits fällt es ab 50 Jahren leichter zu meditieren - auch wenn der kreuzbeinige Sitz oft nicht mehr so einfach ist. Wichtig ist aber, dass auch 60-Jährige sich körperlich fordern: Der menschliche Körper ist ein Organismus, der sich an die Herausforderungen der Umwelt anpasst. Wer zwischen 50-70 seinen Körper gut fordert und sich sehr gesund ernährt, der wird im Alter ab 70 wacher, gesünder und körperlich und geistig fit bleiben. Es gilt also gerade in diesem Alter, den inneren Schweinehund zu überwinden, nicht zu bequem zu werden oder sich gar ganz auf die Meditation zurückzuziehen. Gerade bei Frauen in den Wechseljahren hat sich gezeigt, dass diese Zeit der hormonellen und psychischen Umstellung mit Yoga zu einer intensiv positiv erlebbaren Lebensphase wird.
Yoga ab 70
Ab dem Lebensalter von 70 Jahren zeigen sich meist etwas stärkere körperliche Einschränkungen. Allerdings ist es gar nicht selten, dass auch 70-Jährige in normale Yogagruppen gehen, in denen 18-80-Jährige zusammen üben. Das ist ja gerade das Besondere am Yoga Vidya Stil: Hier können Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Flexibilität und Fitness zusammen üben. Für jede Yoga Übung gibt es verschiedene Variationen. Nicht selten zeigen die 70-Jährigen den 20-Jährigen, wieweit man mit einer konzentrierten, bewussten Übungspraxis kommen kann. Ab 65-70 leben die meisten Menschen von ihrer Rente, haben aber noch einige Jahre eine gewisse Fitness. Hier gilt es, der Versuchung zu widerstehen, etwaigen Töchtern oder Schwiegertöchtern in die Erziehung ihrer Kinder bzw. Enkelkinder reinzureden. Stattdessen ist das eine Zeit, in der man mehr Zeit in einem Ashram verbringen, mehr Yoga Unterricht geben, das Studium von Mantras und Yoga Texten vertiefen kann. Ab 70 ist die Zeit gekommen, sein Leben immer mehr auf die Spiritualität auszurichten. Auch die Zeit der Meditation kann man weiter ausbauen. Um die Energie subtiler zu machen, gilt es ganz auf eine gesunde Ernährung zu achten, Pranayama zu üben. Etwaige körperliche Einschränkungen gilt es mit Humor anzunehmen und die Yoga Praxis sowie den Alltag daran anzupassen. Wichtig ist zu wissen: Yoga Praxis reduziert die Nebenwirkung von notwendigen schulmedizinischen Medikamenten und verbessert ihre Wirksamkeit. Und wenn doch einmal eine chirurgische Operation notwendig ist, sollte man die angebotenen Reha Maßnahmen annehmen, schnell körperlich wieder aktiv werden und auch gleich wieder (nach Absprache mit dem Arzt, der Ärztin) die Hatha Yoga Praxis aufnehmen. Sprich: Langes Ausruhen ist nicht angesagt! (Manches hier Gesagte gilt auch schon für manche Menschen ab 50 - und für andere erst ab 90…)
Yoga bei Verlust der Mobilität
Heutzutage verlieren die meisten Menschen irgendwann im fortgeschrittenen Lebensalter schrittweise ihre Mobilität. Aufstehen und Hinlegen wird schwierig oder gar ohne Hilfe unmöglich. Auch jetzt ist Yoga wichtig und hilfreich: Mindestens die Atemübungen, die Meditation und die Bewusstseinsübungen gehen immer. Die Körperübungen kann man an das Machbare anpassen. Für Yogalehrende ist es eine sehr erfüllende Erfahrung zu erleben, was Yoga gerade bei Senioren im Pflegeheim bewirken kann. Spirituelle Menschen, die nach jahrelanger oder gar jahrzehntelanger spiritueller Praxis langsam die Herrschaft über den Körper verlieren, werden sich noch mehr auf die spirituellen Aspekte des Yoga konzentrieren. Statt enttäuscht zu sein, dass man trotz Yoga die Gesundheit schwinden sieht, gilt es, diese Phase als Chance zu begreifen, alles loszulassen, Identifikationen hinter sich zu lassen, sich ganz Gott anzuvertrauen. Mantra Rezitation, Mantra singen oder das Anhören von Kirtans (spirituelle Lieder)über CDs oder das Internet gehen sogar dann, wenn die Klarheit des Geistes z.B. durch Medikamente etwas herabgesetzt ist. Durch das vollständige Aufgeben aller Verhaftungen und das vollständige Hingeben an Gott, können dann die letzten Schritte auf dem spirituellen Weg gegangen, die Befreiung und Erleuchtung erlangt werden.
Yoga im Moment des Todes
Leben in der physischen Welt endet mit dem Tod. Dieser kann in jedem Lebensalter eintreten. Sollte vor dem Tod die Erleuchtung noch nicht erreicht sein, kann man das noch nachholen: Wer bemerkt, dass der Tod naht, kann sich innerlich von allem lösen, innerlich allen Menschen, Tieren, Besitz, Lebewohl sagen. Dann kann man sich nach innen wenden, in das Herz, zur Tiefe der eigenen Seele. Hier gilt es, das Mantra zu wiederholen und sich ganz Gott hinzugeben. Schließlich wirst du bemerken, dass ein Licht, ein Lichttunnel kommt. Es gilt, in dieses Licht einzutreten, sich diesem anzuvertrauen - und dann im Licht aufzulösen. Eventuell spürst du auch die Gegenwart deines Meisters, die Gegenwart eines Lichtwesens oder die Gegenwart Gottes. Lass dich von diesen ins Licht führen, lass alles hinter dir, löse dich im Unendlichen auf.
Yoga nach dem Tod
Falls du auch beim Tod noch nicht die Erleuchtung erlangt hast, kannst du nach dem Tod weiter praktizieren: Ohne Körper tut nichts Körperliches mehr weh. Du kannst in deinem Astralkörper ein Mantra wiederholen, zu Gott beten, um die Führung durch deinen Guru bitten. Insbesondere kannst du intensiv meditieren. So verbindest du dich mit anderen Meditierenden. Eventuell gelingt dir dann, Videha Mukti, die Befreiung ohne Körper zu erlangen. Oder du wirst in deinem nächsten Leben mit viel Prana (Energie) und spirituellem Elan beginnen, vielleicht in eine Familie geboren werden, die Yoga praktiziert oder gar in einem Ashram lebt. Auch wenn du bemerkst, dass du auf die Erdebene zurückgezogen wirst, gilt es, Mantras zu wiederholen, deinen neuen Eltern Licht zu schicken, um göttlichen Segen zu bitten. Irgendwann gilt es loszulassen, du wirst generellen Gedächtnisverlust spüren - und wieder mit passivem Yoga (im Mutterleib) beginnen…
Zusammenfassung: Yoga in jedem Lebensalter
Du kannst Yoga in jedem Lebensalter beginnen, in jedem Lebensalter fortsetzen. Es gibt so viele Weisen Yoga zu praktizieren wie es Yoga Übende gibt. Finde in jedem Alter heraus, wie du Yoga jetzt üben kannst. Und wenn du Yoga unterrichtest, denke auch daran, dass du jedem Menschen Yoga zeigen kannst. Es ist nie die Frage, ob jemand Yoga machen kann. Es ist immer nur die Frage, wie jemand Yoga üben kann. Yoga führt zu mehr Harmonie, zur Entfaltung von Fähigkeiten - und irgendwann in die transzendente Ebene des reinen Seins, des reinen Bewusstseins, unendlicher Glückseligkeit.
Autor dieses Artikels: Sukadev Bretz
Sukadev Bretz ist Gründer und spiritueller Leiter von Yoga Vidya. Er versteht es wunderbar, tiefe Weisheit humorvoll weiterzugeben. Seine besondere Stärke ist es, Aspiranten zu intensiver Praxis zu motivieren, hinter allem einen höheren Sinn zu sehen und mehr Energie und Herz in den Alltag zu bringen.
Quelle
Dieser Artikel ist erschienen im Yoga Vidya Journal Herbst/Winter 2017.