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In der Ritualwissenschaft der [[Mimamsa]] wird das Wirken des ''Apurva'' ausgiebig untersucht und dessen Existenz mit philosophischen Mitteln zu beweisen gesucht. Demnach ist es, aus der Sicht des [[Veda|vedischen]] Opferkultes, eine wünschenswerte Auswirkung eines korrekt ausgeführten Opfers und somit eines vorbildlichen religiös-spirituellen Lebens, im Himmel ([[Svarga]]) die religiösen bzw. spirituellen Verdienste ([[Dharma]] bzw. [[Punya]]) auszukosten. | In der Ritualwissenschaft der [[Mimamsa]] wird das Wirken des ''Apurva'' ausgiebig untersucht und dessen Existenz mit philosophischen Mitteln zu beweisen gesucht. Demnach ist es, aus der Sicht des [[Veda|vedischen]] Opferkultes, eine wünschenswerte Auswirkung eines korrekt ausgeführten Opfers und somit eines vorbildlichen religiös-spirituellen Lebens, im Himmel ([[Svarga]]) die religiösen bzw. spirituellen Verdienste ([[Dharma]] bzw. [[Punya]]) auszukosten. | ||
Dies führt allerdings nicht zur endgültigen Erlösung ([[Moksha]]) aus dem Kreislauf der Wiedergeburt ([[Samsara]]), da man auf der Erde wiedergeboren wird, sobald das "gute Karma" bzw. Verdienst ([[Punya]]) aufgebraucht ist. Daher legt die erslösungsorientierte Philosophie des [[Vedanta]], [[Sankhya]] und [[Yoga]] wenig bis gar keinen Wert auf das Erschaffen religiös-spirituellen Verdienstes durch Opferrituale im herkömmlichen [[Veda|vedischen]] Verständnis (diese Opferzeremonien behalten ihre beschränkte Bedeutung im Rahmen häuslicher Zeremonien wie der Eheschließung und verschiedener Übergangsriten), sondern stellt die spirituelle Praxis ([[Sadhana]]) in den Vordergrund. | Dies führt allerdings nicht zur endgültigen Erlösung ([[Moksha]]) aus dem Kreislauf der Wiedergeburt ([[Samsara]]), da man auf der Erde wiedergeboren wird, sobald das "gute Karma" bzw. Verdienst ([[Punya]]) aufgebraucht ist. Daher legt die erslösungsorientierte Philosophie des [[Vedanta]], [[Sankhya]] und [[Yoga]] wenig bis gar keinen Wert auf das Erschaffen religiös-spirituellen Verdienstes durch Opferrituale im herkömmlichen [[Veda|vedischen]] Verständnis (diese Opferzeremonien behalten ihre beschränkte Bedeutung im Rahmen häuslicher Zeremonien wie der Eheschließung und verschiedener Übergangsriten), sondern stellt die spirituelle Praxis ([[Sadhana]]) in den Vordergrund. | ||
Diese hat das Ziel, die auf Unwissenheit ([[Avidya]]) bzw. falscher Erkenntnis ([[Viparyaya]]) beruhende, irrtümliche Bindung ([[Bandha]]) an die Auswirkungen des [[Karma]] zu lösen, was mit dem Bewusstwerden ([[Sakshatkara]]) der subtilen Eindrücke ([[Samskara]] bzw. [[Vasana]]) und leidvollen Täuschungen ([[Klesha]]) einhergeht. | |||
Aus der Sicht der Philosophie des [[Sankhya]] und [[Yoga]] erlischt die Macht des ''Apurva'' bzw. [[Karman]], sobald der Praktizierende die Erkenntnis ([[Jnana]]) der ursprünglichen und ewigen Trennung ([[Viyoga]]) von [[Purusha]] und [[Prakriti]] bzw. von [[Drashtri]] und [[Drishya]] erlangt hat. Dies bedeutet das Ende der irrtümliche Identifikation des reinen Bewusstseins ([[Chit]]) mit den Wandlungen ([[Parinama]]) oder "Produkten" ([[Karya]]) der Urnatur ([[Prakriti]]), was im [[Yogasutra]] als [[Kaivalya]], "absolute Freiheit", bezeichnet wird. | |||
Dann erschafft der nunmehr "Lebend-Erlöste" ([[Jivanmukta]]) kein neues [[Karma]] mehr, was ihn zu einer erneuten Wiedergeburt ([[Punarjanman]]) führen würde. Daher heißt es im [[Yogasutra]] (4.6), das [[Karma]] eines [[Yogin]] sei weder "weiß" noch "schwarz", d.h. weder spirituell verdienstvoll noch das Gegenteil. Lediglich das bereits in diesem Leben begonnene, sogenannte [[Prarabdha]]-Karma bleibt aktiv und muss noch aufgebraucht werden. Dies beschreiben das [[Sankhya Sutra]] (3.83) und die [[Sankhya Karika]] (Vers 67) mit dem Bild einer Töpferscheibe, die sich noch eine Weile weiterdreht, auch wenn der Töpfer ihr keinen neuen Schwung (in Form des Erschaffens von neuem [[Karma]]) gibt. | |||
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==Verschiedene Schreibweisen für Apurva == | |||
Sanskrit Wörter werden in Indien auf [[Devanagari]] geschrieben. Damit Europäer das lesen können, wird Devanagari transkribiert in die Römische Schrift. Es gibt verschiedene Konventionen, wie Devanagari in römische Schrift transkribiert werden kann Apurva auf Devanagari wird geschrieben " अपूर्व ", in IAST wissenschaftliche Transkription mit diakritischen Zeichen " apūrva ", in der [[Harvard-Kyoto]] Umschrift " apUrva ", in der [[Velthuis]] Transkription " apuurva ", in der modernen Internet [[Itrans]] Transkription " apUrva ". | |||
==Video zum Thema Apurva== | |||
Apurva ist ein Sanskritwort. Sanskrit ist die Sprache des [https://www.yoga-vidya.de/yoga/ Yoga] . Hier ein Vortrag zum Thema Yoga, [https://www.yoga-vidya.de/meditation/ Meditation] und Spiritualität | |||
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Aktuelle Version vom 3. Juni 2018, 11:47 Uhr
Apurva (Sanskrit: अपूर्व apūrva adj., m. u. n.) keinen Vorderen habend, kein Vorderes habend; keinen Vorgänger habend; noch nicht dagewesen, ganz neu, unvergleichlich, beispiellos, außergewöhnlich, wunderbar, unbekannt, fremd; ein bestimmtes Opfer; eine Bezeichnung für die Allseele (Parabrahman); die wundertätige Wirkung einer religiösen Handlung; Bezeichnung für den Einfluss eines Opfers, welches auf der materiellen Ebene eine spirituelle Realität manifestiert, die vorher nicht in Erscheinung getreten ist; die zeitlich versetzt eintretende Auswirkung einer Tat (Karman); spirituelles Verdienst (Punya) und spirituelle Schuld (Apunya]).
Apurva - das Wirken des Karma
Apurva - das "noch nicht dagewesene, Wunderbare" - bezeichnet das unsichtbare (Adrishta) Wirken des Gesetzes der Tatvergeltung (Karma). In diesem Zusammenhang bedeutet es auch eine spirituell verdienstvolle Handlung (Dharma), d.h. das, was man gemeinhin als "gutes Karma" bezeichnet, sowie dessen Gegenteil (Adharma).
In der Ritualwissenschaft der Mimamsa wird das Wirken des Apurva ausgiebig untersucht und dessen Existenz mit philosophischen Mitteln zu beweisen gesucht. Demnach ist es, aus der Sicht des vedischen Opferkultes, eine wünschenswerte Auswirkung eines korrekt ausgeführten Opfers und somit eines vorbildlichen religiös-spirituellen Lebens, im Himmel (Svarga) die religiösen bzw. spirituellen Verdienste (Dharma bzw. Punya) auszukosten.
Dies führt allerdings nicht zur endgültigen Erlösung (Moksha) aus dem Kreislauf der Wiedergeburt (Samsara), da man auf der Erde wiedergeboren wird, sobald das "gute Karma" bzw. Verdienst (Punya) aufgebraucht ist. Daher legt die erslösungsorientierte Philosophie des Vedanta, Sankhya und Yoga wenig bis gar keinen Wert auf das Erschaffen religiös-spirituellen Verdienstes durch Opferrituale im herkömmlichen vedischen Verständnis (diese Opferzeremonien behalten ihre beschränkte Bedeutung im Rahmen häuslicher Zeremonien wie der Eheschließung und verschiedener Übergangsriten), sondern stellt die spirituelle Praxis (Sadhana) in den Vordergrund.
Diese hat das Ziel, die auf Unwissenheit (Avidya) bzw. falscher Erkenntnis (Viparyaya) beruhende, irrtümliche Bindung (Bandha) an die Auswirkungen des Karma zu lösen, was mit dem Bewusstwerden (Sakshatkara) der subtilen Eindrücke (Samskara bzw. Vasana) und leidvollen Täuschungen (Klesha) einhergeht.
Aus der Sicht der Philosophie des Sankhya und Yoga erlischt die Macht des Apurva bzw. Karman, sobald der Praktizierende die Erkenntnis (Jnana) der ursprünglichen und ewigen Trennung (Viyoga) von Purusha und Prakriti bzw. von Drashtri und Drishya erlangt hat. Dies bedeutet das Ende der irrtümliche Identifikation des reinen Bewusstseins (Chit) mit den Wandlungen (Parinama) oder "Produkten" (Karya) der Urnatur (Prakriti), was im Yogasutra als Kaivalya, "absolute Freiheit", bezeichnet wird.
Dann erschafft der nunmehr "Lebend-Erlöste" (Jivanmukta) kein neues Karma mehr, was ihn zu einer erneuten Wiedergeburt (Punarjanman) führen würde. Daher heißt es im Yogasutra (4.6), das Karma eines Yogin sei weder "weiß" noch "schwarz", d.h. weder spirituell verdienstvoll noch das Gegenteil. Lediglich das bereits in diesem Leben begonnene, sogenannte Prarabdha-Karma bleibt aktiv und muss noch aufgebraucht werden. Dies beschreiben das Sankhya Sutra (3.83) und die Sankhya Karika (Vers 67) mit dem Bild einer Töpferscheibe, die sich noch eine Weile weiterdreht, auch wenn der Töpfer ihr keinen neuen Schwung (in Form des Erschaffens von neuem Karma) gibt.
Verschiedene Schreibweisen für Apurva
Sanskrit Wörter werden in Indien auf Devanagari geschrieben. Damit Europäer das lesen können, wird Devanagari transkribiert in die Römische Schrift. Es gibt verschiedene Konventionen, wie Devanagari in römische Schrift transkribiert werden kann Apurva auf Devanagari wird geschrieben " अपूर्व ", in IAST wissenschaftliche Transkription mit diakritischen Zeichen " apūrva ", in der Harvard-Kyoto Umschrift " apUrva ", in der Velthuis Transkription " apuurva ", in der modernen Internet Itrans Transkription " apUrva ".
Video zum Thema Apurva
Apurva ist ein Sanskritwort. Sanskrit ist die Sprache des Yoga . Hier ein Vortrag zum Thema Yoga, Meditation und Spiritualität