Samprajnata Samadhi

Aus Yogawiki

Samprajnata Samadhi (Sanskrit: सम्प्रज्ञातसमाधि samprajñātasamādhi m.) wörtl.: "erkenntnishafte (samprajñāta) Versenkung (samādhi)"; ein Zustand des Überbewusstseins mit Wahrnehmung der Dualität, eine Form der Versenkung (Samadhi), die im Yogasutra des Patanjali beschrieben wird.

Swami Sivananda

Samprajnata Samadhi ist Samadhi, also Überbewusstsein, mit Dualität. Nach dem Raja Yoga gibt es zwei Arten von Samadhi, Samprajnata und Asamprajnata. Bei ersterem sind die Samen, die Samskaras, noch nicht zerstört. Bei letzterem wurden die Samskaras in toto verbrannt und vernichtet. Das ist der Grund dafür, warum ersterer Sabija Samadhi (mit Samen) und letzterer Nirbija Samadhi (ohne Samen oder Samskaras) genannt wird. Samprajnata Samadhi führt zu Asamprajnata Samadhi.

Swami Sivananda über Samprajnata Samadhi

Artikel aus dem Buch „Samadhi Yoga“ von Swami Sivananda

Samprajnata Samadhi ist auch unter der Bezeichnung Savikalpa Samadhi oder Sabeeja Samadhi bekannt. Dieser Samadhi bringt einem vollkommenes Wissen über den Gegenstand der Meditation. Der Geist wird unter Ausschluss aller anderen Dinge eins mit dem Objekt seiner Betrachtung, er nimmt seine Natur an. Der Yogi erlangt in diesem Samadhi alle Kräfte, die Natur zu kontrollieren.

Der Samprajnata Samadhi tritt in vier Arten auf, Savitarka, Savichara, Saananda und Asmita Samadhi. All diese Samadhis haben etwas besonderes, das sie erfassen. Es gibt zum einen Alambana, ein Argumentieren oder Nachfragen. Das bringt große Freude, doch sind das nicht die besten und feinsten Formen von Samadhi. Sie betreffen die groben und die feinen Elemente der Natur und die Sinnesorgane. Sie vermitteln einem direktes Wissen über die Elemente, die Dinge und die Mittel zum Wissen und auch etwas Freiheit. Diese Phasen sind Stufen, wie die auf einer Treppe nach oben. Am Anfang sollte man über eine grobstoffliche Form meditieren. Wenn man mit dem Meditieren fortschreitet, kann man sich abstrakte Dinge zum Meditieren vornehmen, oder über feinstoffliche Dinge oder Ideen meditieren.

Der Geist sollte schrittweise diszipliniert werden und in Meditation geschult werden. Er kann nicht mit einem Sprung in den höchsten Asamprajnata Samadhi eintreten, bzw. in das, was die höchste feinstoffliche Essenz darstellt. Das ist der Grund dafür, warum Patanjali Maharshi das Üben unterschiedlicher Arten niederer Samadhis verschreibt. Wenn der Geist sehr stark an grobstofflichen Dingen hängt, ist es nicht möglich, dass man ihn sofort auf feinstoffliche Dinge heftet. Auf der Yogaleiter muss man Schritt für Schritt nach oben steigen. Setze deinen Fuß achtsam auf jede Stufe. Durchlaufe aufeinanderfolgende Phasen bevor Du das höchste Asamprajnata, den Nirvikalpa Samadhi, erreichst. Yoga Bhrashtas allerdings, die in Vorleben schon durch die niederen Phasen gegangen sind, können von Anfang an die höchsten Stufen erreichen, durch die Gnade Gottes. Wenn ein Yogi die höchste Stufe erreicht hat, braucht er nicht auf eine niedere Stufe zurückzukehren.

Alle Formen von Samprajnata Samadhi sind Salamkana Yoga (mit Unterstützung) und Sabeeja Yoga (mit Samen oder Samskara). Die Yogis erleben eine Form von Freiheit. Dharma Megha bedeutet im Raja Yoga „die Wolke der Tugend“. So wie Wolken Regen schenken, so gießt auch dieser Dharma Megha Samadhi Allwissenheit und alle Arten von Siddhis, Kräften, über die Yogis aus. Der Yogi erlebt eine Form von Freiheit. Darum wird dieser Samadhi der Erguss oder die Wolke (Megha) der Tugend (Dharma) genannt. Der Yogi erlebt ein erweitertes Bewusstsein von Gott.

Ritambhara, Prajnaloka und Prasannavahita sind die drei Zustände, Bhumikas, des Samprajnata Samadhi. Im Ritambhara ist der Inhalt der geistigen Vrittis Satchidananda. Es gibt immer noch einen getrennten Wissenden. Man erlangt Yathartha Jnana, wahre Weisheit. Im zweiten Zustand werden alle Arten von Avarana (Schleier) entfernt. Der dritte Zustand ist ein Zustand des Friedens in welchem der Geist ohne jegliches Wirken existiert. Wissen, das man über das Beobachten oder Schlussfolgern erlangt, bezieht man aus Dingen dieser Welt, doch das Wissen, das man aus Samadhi schöpft, ist Göttliches Wissen. Es ist übersinnliches, intuitives Wissen aus Bereichen, in die weder die Beobachtung noch der Verstand vordringen.

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Sukadev über Samprajnata Samadhi

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Samprajnata Samadhi

Erreiche den höchsten Samadhi-Zustand

Über Samadhi zu sprechen, ist immer ausgesprochen schwierig, insbesondere zu Menschen, die Samadhi noch nicht erfahren haben. Wenn du Samadhi erfahren hast, dann brauchst du keine Erläuterung mehr dazu. Wenn du Samadhi noch nicht erfahren hast, dann helfen dir auch keine Erläuterungen. Jetzt könnte ich an der Stelle aufhören. Ich werde trotzdem ein paar Worte sagen, denn es kann auch helfen, über etwas zu erzählen, selbst wenn jene, die zuhören, erstmal nicht wissen und sich nicht darauf beziehen können. Aber vielleicht bekommst du dann etwas mehr Antrieb, auch Samadhi erreichen zu wollen.

Samadhi heißt Überbewusstsein, Samadhi ist der überbewusste Zustand, in dem du mit einem Objekt und schließlich mit dem Höchsten verschmilzt. Samadhi heißt, Subjekt-Objekt-Natur verschwinden. Es gibt allerdings noch zwei Samadhi-Stufen. Die niedere Samadhi-Stufe – und von der gibt es wieder mehrere Unterstufen – ist eher ein Übergang zwischen dualistischer und monistischer Erfahrung, also die Erfahrung der Einheit.

Wenn wir jetzt Samprajnata Samadhi nehmen, dann ist das zunächst eines der vielen Worte für dualistischen Samadhi. Es gibt auch noch "Sabija Samadhi", es gibt "Savikalpa Samadhi" und eben Samprajnata Samadhi. Samprajnata Samadhi, da steckt "Prajna" dahinter. "Prajna" an sich heißt "Bewusstsein". Und es gibt diese große Mahavakya: "Prajna Brahman" – "Brahman ist Bewusstsein." Brahman und Bewusstsein ist identisch. Aber Prajna an sich heißt auch Bewusstsein eines Objekts. Und wenn dort steht, „Samprajnata“ – „Sam“ heißt „mit“, „Prajna“ heißt „Bewusstsein“, Prajnata ist mit Bewusstheit von etwas. Daher heißt es auch "Samprajnata Samadhi", dort bist du bewusst von etwas, was also noch nicht Asamprajnata Samadhi ist.

Asamprajnata Samadhi ist reines Bewusstsein, ohne Bewusstsein von irgendetwas zu haben. Das klingt abstrakt, die Erfahrung ist aber damit nicht vergleichbar. Wir können wieder durchgehen durch die Meditationsstufen. Erst setzt du dich hin, Asana. Dann regulierst du deinen Atem, Pranayama. Dann versetzt du deinen Geist in einen meditativen Zustand, Pratyahara, z.B. durch eine Affirmation, ein Gebet, durch Atembeobachtung oder einfach Beobachtung. Dann folgt Dharana, das heißt, du konzentrierst dich auf etwas. Wird die Konzentration tiefer und ist ohne Ablenkung und bist du ganz absorbiert, dann ist es Dhyana. Wenn du dann verschmilzt mit dem Objekt der Meditation, dann ist das Samprajnata Samadhi.

Das heißt also, nehmen wir an, du meditierst über ein Mantra, „Om Namah Shivaya“. In Dharana musst du dich immer wieder darin schulen, wirklich „Om Namah Shivaya“ zu denken, und vielleicht deinen Geist zum Ajna Chakra zu bringen, also zum dritten Auge, dir vielleicht ein Licht vorstellen, vielleicht dir der Bedeutung des Mantras bewusst zu sein und den Klang zu hören. Das ist alles Dharana. Bist du absorbiert in die Meditation, und du spürst einfach den Klang und die Meditation geschieht von selbst, vielleicht hast du dabei Visionen und Gefühle von Freude, Herzensöffnung und Verbindung, dann ist es Dhyana.

Wenn du plötzlich nur noch das Mantra bist, wenn die Mantra-Wiederholung geschieht, aber nicht du wiederholst es, und da ist keine zusätzliche Erfahrung, sondern du wirst praktisch zum Mantra, dann ist es Samprajnata Samadhi. Dort ist also nicht mehr, „ich nehme etwas wahr“, sondern da ist das Mantra mit der Bewusstheit des Mantras. Nicht „ich nehme das Mantra wahr“, nicht „ich wiederhole das Mantra“, sondern da ist Mantra-Wiederholung, und ich bin das Bewusstsein der Mantra-Wiederholung. Die Mantra-Wiederholung muss dort noch nicht mal Worte umfassen, sondern du bist einfach in der Schwingung des Mantras. Das ist Samprajnata Samadhi.

Wenn die Schwingung verschwindet und nur noch reines Bewusstsein ist, Bewusstsein an sich, dann ist Asamprajnata Samadhi, dann ist nur noch Prajna da, Bewusstsein an sich. Aber nicht Prajnata, Bewusstheit von irgendetwas. Samprajnata Samadhi führt irgendwann zu Asamprajnata Samadhi. Wie kommst du von Dharana zu Dhyana, zu Savikalpa oder Samprajnata Samadhi und Asamprajnata Samadhi? Zum einen ist es die Intensität der Praxis. Es gilt, täglich zu meditieren. Es gilt, zu meditieren mit Intensität. Dann gilt es auch, längere Zeit zu meditieren. Es gilt, auch sonst deinen Lebensstil auf Spiritualität auszurichten.

Aber das ganz Entscheidende ist, das Überwinden des Egos. Denn der Unterschied zwischen Dharana und Dhyana, zwischen Dhyana und Samprajnata Samadhi, und der Unterschied zwischen Samprajnata und Asamprajnata Samadhi, ist letztlich das Ego. Wenn du dich konzentrieren willst, musst du dich konzentrieren. In Dhyana geschieht Konzentration, da bin nicht mehr ich, der sich konzentrieren muss, sie geschieht. Und das funktioniert, wenn du dein Ego transzendierst. Und wenn dann das Ego in der Absorption verschwindet, und du einfach nur das Mantra bist, dann ist es Samprajnata Samadhi.

Und wenn dann dieses Ego auch noch verschwindet, dieses Wiederholen, dass dort jemand ist, der etwas wiederholt, dann bist du in Asamprajnata Samadhi. Um jetzt dorthin zu kommen, hilft es auch, das Ego im Alltag zu überwinden, uneigennützig zu dienen, dich zum Instrument Gottes zu machen, über Kritik usw. hinauszuwachsen, in Vergnügen und Schmerz gleichmütig zu sein, in Lob und Tadel gleichmütig zu sein. All das, was hilft, das Ego zu überwinden, hilft dir auch, zu Asamprajnata Samadhi zu kommen.

Samprajnata Samadhi ist schon ein sehr hoher Bewusstseinszustand, ein Bewusstsein der Verschmelzung mit etwas. Das ist eine andere Bedeutung von Samprajnata: „Sam“ heißt auch „mit“ und auch „Verschmelzung“. Samprajnata heißt Verschmelzung mit dem Objekt der Erkenntnis, und daraus kommt der Zustand von tiefem Samadhi.

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