Sakshi Bhava Meditation

Aus Yogawiki

Sakshi Bhava Meditation ist eine Form der Achtsamkeitsmeditation, bei der du die Einstellung eines Beobachters entwickelst. Sakshi bedeutet Beobachter. Bhava bedeutet Einstellung. Sakshi Bhava ist die innere Einstellung des Beobachters. Es gibt verschiedene Formen der Sakshi Bhava Meditation.

Sakshi Bhav Meditation‏‎ - Video, Audio, Erläuterung

Sakshi Bhav Meditation ist eine Form der Beobachtungs-Meditation. Meditation ist etwas, mit dem man zur Ruhe kommen will, in das Zentrum seines Wesens kommen will, höhere Bewusstseinsebenen erfahren will. Es gibt viele verschiedene Meditationen und Sakshi Bhav ist eine dieser Meditationen. Bhav ist die Abkürzung für Bhava und Bhava bezeichnet im Sanskrit eine bestimmte Einstellung, bezeichnet eine bestimmte innere Gefühlsverfassung. Bhava ist insbesondere die Grundstimmung. Und Sakshi heißt Zeuge und Beobachter.

Sakshi Bhav ist also die Einstellung einer inneren Stille, also die Gefühlseinstellung, eine bestimmte Gemütsregung, ein Gemütszustand. Die Sakshi Bhav Meditation ist also eine Meditation, die darauf beruht, alles zu beobachten. Sakshi Bhav Meditation ist eine andere Bezeichnung für die Achtsamkeits-Meditation. Es gibt verschiedene Formen von Sakshi Bhav Meditation, z.B. kann man das, was man beobachtet, benennen und man kann auch das, was man beobachtet, lokalisieren. Man kann Gefühle beschreiben, indem man sagt: „Empfindung im Herzen.“ Oder, statt zu sagen, dass man etwas sieht, kann man sagen: „Wahrnehmung in den Augen oder Wahrnehmung in den Ohren.“ So gibt es verschiedene Formen von Sakshi Bhav Meditation, die alle helfen sollen, dass man aufhört, sich mit dem zu identifizieren, was man denkt, dass man die Einstellung eines Beobachters bekommt, um sich schließlich von allem Beobachteten zu lösen, um sich schließlich als reines und unendliches Bewusstsein selbst zu erfahren.

Sakshi Bhav Meditation‏‎ - Video und Audio

Hier findest du ein Vortragsvideo zum Thema Sakshi Bhav Meditation‏‎:

Erfahre einiges zum Thema Sakshi Bhav Meditation‏‎ in einem kurzen Spontan-Videovortrag. Sukadev, Leiter vom Yoga Vidya e.V., behandelt hier das Wort, den Ausdruck, Sakshi Bhav Meditation‏‎ vom spirituellen Gesichtspunkt her.

Sakshi Bhav Meditation‏‎ Audio Vortrag

Hier findest du die Tonspur des oberen Videos, also einen Audio Vortrag über Sakshi Bhav Meditation‏‎:

Praxisanleitung - Sākshi Bhāva Achtsamkeitsmeditation des Benennens

Praktiziere täglich Meditation

- Auszug aus dem Buch "Vedanta Meditationen" von Sukadev Bretz -

Im Alltagsbewusstsein macht der Mensch Erfahrungen und identifiziert sich sofort mit seinen Regungen: „Was will der von mir?“, „Mir tut das weh“, „Es geht mir gar nicht gut“. Man überlegt sofort, warum einem ausgerechnet das passiert und man beurteilt und verurteilt Dinge, Situationen, Menschen und will entsprechend gleich reagieren. Durch all diese automatischen Reiz-Reaktionsmechanismen entstehen Unruhe, Identifikation, Anhaftung und die Unmöglichkeit, zur Ruhe und zu einer tiefen Wahrheit zu kommen.

Daher ist eine der ersten wichtigen Meditationsarten im Vedānta die Sākshi Bhāva-Achtsamkeitstechnik, um aus den automatisierten Reaktionsmustern des Geistes auszusteigen. Sākshi = Beobachter, Bhāv, Bhāva = Einstellung. Sākshi Bhāva bedeutet also die innere Einstellung eines Beobachters, ähnlich gewissen Vipassana-Meditationen.

Sakshi Bhava mit Benennen - Grundtechnik

Du lernst:

  • alles zu beobachten
  • nicht auf Wahrnehmungen, Gedanken und so weiter zu reagieren
  • alles, was kommt anzunehmen
  • nicht zu be-/verurteilen
  • dich von den inneren Prozessen des Geistes zu lösen
  • dich nicht zu identifizieren
  • nicht zu analysieren.

Es gibt verschiedene Arten der Sākshi Bhāva Meditation. Hier lernst du die Grundtechnik des Benennens, manchmal auch des „Etikettierens“ genannt.

Der Ablauf:

1. Aufrechte Sitzhaltung
2. Ein paar Mal tief ein- und ausatmen
3. Auf die Meditation einstimmen, zum Beispiel eine Affirmation sprechen oder um Klarheit bitten
4. Die eigentliche Sākshi Bhāva-Technik:
Den Atem beobachten und den Atem im Geiste beschreibend benennen
Alle Wahrnehmungen - körperlich, gedanklich, geistig – beschreibend neutral benennen (also nicht „Schmerz in der Schulter“, sondern zum Beispiel „Empfindung in der Schulter“)
Jeweils dreimal, dann zurückkehren zur Atembeobachtung und -benennung
Immer wenn keine besondere Wahrnehmung da ist, kehre zurück zur Atembeobachtung und -beschreibung.

Schritt 1: Sitzhaltung

Sitze ruhig und gerade und wiederhole dreimal oṃ

oṃ oṃ oṃ

Vergewissere dich, dass die Wirbelsäule aufrecht ist, der Brustkorb nach vorne gewölbt.
Schultern entspannt nach hinten und unten.
Sitze so, dass du zwanzig Minuten lang ruhig und entspannt sitzen kannst.
Lächle von innen heraus.

Schritt 2: Atem

Atme ein paar Mal tief ein und aus.
Beim Einatmen geht der Bauch hinaus.
Beim Ausatmen geht der Bauch hinein.
Ein paar Mal

Schritt 3: Einstimmung

Mache dir Sinn und Zweck dieser Meditation bewusst.
Durch beschreibendes Benennen willst du dich von der Identifikation lösen. Du willst dich von den vier Automatismen des Alltagsbewusstseins lösen:
  • Identifikation
  • Analysieren
  • Beurteilen
  • Reagieren

Schritt 4: Atembeobachtung

Lasse den Atem jetzt so fließen, wie er von selbst fließen will.
Der Atem mag schneller oder langsamer verlaufen,
der Atem mag tiefer oder flacher werden,
mit oder ohne Atempause.
Natürlich wird der Atem sich schon alleine dadurch verändern, dass du ihn beobachtest. Aber darüber hinaus verändere ihn nicht willkürlich.
Ein paar Momente lang

Schritt 5: Atembeobachtung und -beschreibung

Beobachte weiter deinen fließenden Atem und beschreibe ihn.
Vielleicht spürst du den Atem besonders gut in den Nasendurchgängen.
Dann wiederhole beim Einatmen geistig „Nasendurchgänge kühl“
und beim Ausatmen „Nasendurchgänge warm“.
Oder du beobachtest die Bewegung der Bauchdecke: „Bauchdecke nach vorne“ – „Bauchdecke nach hinten“.
Beschreibe so, als würdest du jemandem erzählen wollen, was gerade passiert.
Ein paar Momente lang

Schritt 6: Andere Wahrnehmung benennen und dann wieder den Atem

Andere Wahrnehmungen, die zwischendurch kommen, benenne ebenfalls beschreibend.

Körperliche Wahrnehmung

Wenn du zum Beispiel ein Jucken in der linken Schulter spürst, dann beschreibe „Empfindung in der linken Schulter“.
Benenne es beschreibend und nicht analysierend.
Wiederhole das neutrale Benennen dreimal
und kehre dann mit deiner Aufmerksamkeit wieder zurück zur Atmung und benenne sie weiter beschreibend.

Beobachte weiterhin deinen fließenden Atem und beschreibe ihn weiter (wie oben).

Wenn du zwischendurch Schmerzen spürst, benenne sie nicht als „Schmerz“, sondern lokalisierend und beschreibend, zum Beispiel „Empfindung im rechten Knie“. Wiederhole jeweils dreimal und kehre wieder zurück zur Wahrnehmung und Beschreibung des Atems.

Emotionen, Energiewahrnehmung

Ebenso gehst du auch mit Emotionen oder Energieerfahrungen um.
Benenne sie jeweils lokalisierend.
Sage nicht „Unruhe“ oder „Ärger“, sondern „Empfindung von Mitte des Bauches bis Kehle“, oder wo immer du ein Gefühl oder eine Energie spürst. Benenne es dreimal.
Dann beobachte wieder deinen Atem und beschreibe ihn, zum Beispiel „Bauchdecke nach vorne, Bauchdecke nach hinten“.

Gedanken

Vielleicht merkst du, dass sich Wortgedanken in deinem Geist formulieren. Nimm das leicht amüsiert zur Kenntnis und sage innerlich dreimal „Wortgedanken, Wortgedanken, Wortgedanken“.
Dann löse dich von den Worten und beschreibe wieder die Atmung, zum Beispiel „Nasendurchgänge kühl, Nasendurchgänge warm“.
Kommen innere Bilder, dann benenne auch sie dreimL einfach klassifizierend: „Bildgedanken, Bildgedanken, Bildgedanken“.
Danach löse dich davon und kehre zurück zum beschreibenden, benennenden Atem, zum Beispiel „Nasendurchgänge kühl, Nasendurchgänge warm“.

Bleibe solange bei der Atmung, bis wieder Wahrnehmungen, Worte oder Bilder sich in den Vordergrund deines Bewusstseins stellen.

Dann benenne sie jeweils dreimal, egal ob es eine körperliche Empfindung ist oder ein Geräusch, wo du sagst „hören, hören, hören“ oder „Empfindung in der rechten Hüfte“ oder „Empfindung in der Kehle“ oder „Wortgedanken“ oder „Bildgedanken“.

Wiederhole es je nach Situation jeweils dreimal und dann kehre zurück zur Beschreibung des Atems. Bleibe dort solange, bis die nächste Wahrnehmung in dein Bewusstsein tritt.

Dann beschreibe es wieder dreimal und kehre danach zurück zur Beschreibung des Atems, zum Beispiel „Bauchdecke nach vorne, Bauchdecke nach hinten“ oder „Nasendurchgänge kühl, Nasendurchgänge warm“.

Schritt 7: Stille Meditation

Meditiere auf diese Weise mindestens zehn Minuten oder länger.

Beende die Meditation mit dreimal oṃ und einem Mantra.

oṃ oṃ oṃ
asato mā sad gamaya ’ tamaso mā jyotir gamaya / mṛtyor māmṛtaṅ gamaya
Führe mich vom Unwirklichen zum Wirklichen, von der Dunkelheit zum Licht, von der Sterblichkeit zur Unsterblichkeit.
oṃ śāntiḥ śāntiḥ śāntiḥ
oṃ Frieden Frieden Frieden

Video - Sākshi Bhāva Achtsamkeitsmeditation

Ausführliche Anleitung - Grundtechnik - Sākshi Bhāva Achtsamkeitsmeditation des beschreibenden Benennens mit Sukadev - 30 Minuten

Variation: Sākshi Bhāva Meditation des Benennens mit Mantra und Loslassen in die Stille

Mache die Achtsamkeitsmeditation noch effektiver, indem du einen Mantra einfügst. Wann immer möglich, gehst du in die reine Stille. Wenn wieder Wahrnehmungen kommen, benenne sie und gehe dann zur Atembeobachtung mit Mantra über.

Der Ablauf

  • Atem fließen lassen wie er will. Atem spüren.
  • Ein- und Ausatmen mit Mantra
  • Wahrnehmungen wie oben mit beschreibendem Benennen, dreimal
  • dann zurück zur Atembeobachtung mit Mantra
  • Ist der Geist ruhig, lasse alle Worte los und genieße die Stille.

Sākshi Bhāva im Alltag

Die Praxis des Beobachtens in der Meditation dient auch dazu, diese Einstellung des Nicht-Identifizierens und Loslassens zu kultivieren und zu einer Grundhaltung deiner Persönlichkeit auch im Alltag zu machen. Wenn du das bewusst tagsüber ab und zu machst, verstärkst und beschleunigst du diesen Entwicklungsprozess. Du erfährst immer mehr, wie wunderbar es ist, automatische Reiz-Reaktionsmechanismen loszulassen. Du fühlst dich im Laufe der Zeit immer befreiter, gelassener und heiterer.

Praxistipps

  • Halte öfter einmal inne und mache dir den Atemfluss bewusst: „Einatmen, ausatmen: Nasendurchgänge kühl, Nasendurchgänge warm; Bauchdecke nach vorne, Bauchdecke nach hinten.“
  • Wenn du dich über etwas ärgerst, sage dir innerlich kurz: „Empfindung in der Brust“ oder „Empfindung in der Emotionssäule von Nabel bis Kehle“ oder eine ähnliche Beschreibung, statt dem ganzen Wust von Emotionen und Gedanken des Ärgers zu folgen. Und danach handle selbstbestimmt mit klarem Geist so, wie es für die Situation angemessen erscheint.
  • Wenn du eine körperliche Wahrnehmung hast, sage dir zum Beispiel „Empfindung…“ und benenne die jeweilige Körperregion, statt ständig darüber nachzugrübeln*.
  • Das ersetzt natürlich nicht eine medizinische Untersuchung und Behandlung bei ernsthaften Erkrankungen.

Übungsaufgabe für den Alltag

  • Benenne zwischendurch zur Übung auch mal kurz die Tätigkeit, die du gerade machst.
  • Konzentriere dich ab und zu auf den Atemfluss und benenne ihn.

Übungsaufgabe für die Meditation

  • Meditiere jeden Tag mindestens zwanzig Minuten mit der Sākshi Bhāva-Achtsamkeitstechnik des Benennens.

Siehe auch

Literatur

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