Leidenschaft

Aus Yogawiki

Leidenschaft ist ein heftiges ungestümes Gefühl, das von der Vernunft nicht gezügelt werden kann. Leidenschaft ist auch eine überaus heftige Begierde, Zuneigung oder Liebe. Leidenschaft kann auch eine sehr große Begeisterung für etwas sein. Leidenschaft kann ins Leiden führen. Leidenschaft kann aber auch durch großen Enthusiasmus zu Freude, Engagement und Erfolg führen. Im Spirituellen spricht man manchmal davon, dass man die Leidenschaften überwinden müsse. Dabei sind aber die sinnlichen Leidenschaften gemeint. Leidenschaft für eine gute Sache, Leidenschaft für Yoga und Meditation, Leidenschaft für eine bessere Welt, das sind alles sehr wertvolle menschliche Gefühle und Bestrebungen, die man wertschätzen soll.

Was ist Leidenschaft?

Leidenschaft : Was ist Leidenschaft ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Leidenschaft gut? Was sind ihre Grenzen? Wie kann man sie kultivieren? Was ist das Gegenteil von Leidenschaft ?

Unter Leidenschaft versteht man im Allgemeinen eine mit dem Verstand nur schwer zu steuernde oder zu kontrollierende Emotion oder Neigung. Diese kann den Menschen, sein Gemüt, seinen Geist komplett „in Besitz“ nehmen und so zur Besessenheit werden. Unter Leidenschaft werden aber auch Dinge verstanden wie:

Auch unsere Gefühle sind vergänglich.

Unsere spirituelle Yoga-Praxis mit Asanas, Pranayama, Entspannung und Meditation und das Bewusstmachen durch Raja Yoga kann uns helfen, die Kontrolle über unsere Leidenschaften zu bekommen.

Leiden schaffen

Schaut man sich das Wort „Leidenschaft“ genauer an, so findet man darin die beiden Worte „leiden“ und „schaffen“. Im spirituellen Sinne wird mit Leidenschaft also eine innere Haltung bezeichnet, durch welche Leid erzeugt oder verstärkt wird.

Das Wort beinhaltet auch, dass man sich das Leid selber schafft.

Verhaftung und Wünsche als Ursache von Angst überwinden lernen

Der Mechanismus von Leidenschaft

Patanjali beschreibt im Yoga Sutra im Abschnitt über die Ursachen von Leid (die 5 Kleshas, Kapitel 2, Vers 3 bis 9) den Mechanismus, wie Leidenschaft entsteht.

Aus Avidya (spiritueller Unwissenheit) heraus verwechseln wir das Vergängliche, Schmerzvolle mit dem Ewigen und Guten. Deshalb identifizieren (Asmita) wir uns mit den falschen Dingen, also mit Dingen, die nicht hilfreich sind, und es entsteht ein duales Bewusstsein, welches zwischen mir und „dem Rest“ unterscheidet (Ich-Bewusstsein, Egoismus).

Aus dieser Identifizierung heraus entstehen entweder Mögen und Begehren (Raga) oder Nicht-Mögen und Abneigung (Dvesha). Diese führen zu Anhaftung und Angst (Abhinivesha, in letzter Konsequenz: Furcht vor dem Tod, von der selbst Weise ergriffen werden).

Anhaftung

Zwei der am Engsten mit Leidenschaft verbundenen Verhaltensweisen sind Mögen, Begehren, Wollen und Nicht-Mögen, Ablehnung, Abneigung. Der Unterschied zwischen Beiden ist nicht so groß, wie man denken mag.

Patanjali sagt sinngemäß: Mögen/Begehren ist Anhaftung am Angenehmen. Nicht-Mögen/Ablehnung ist Anhaftung am Schmerz. In beiden Fällen halten wir also fest und lassen nicht los - oftmals unbewusst. Wenn wir nicht im Augenblick sein können, leiden wir früher oder später. Angenehme, geliebte Dinge oder Personen zu verlieren, erzeugt dann Leid. Etwas, das man gerne haben möchte, nicht zu bekommen, erzeugt Leid. Unangenehmes, das man nicht haben möchte, zu bekommen oder nicht wieder loszuwerden, erzeugt Leid. Und das Leid entsteht in diesen Fällen durch unsere Einstellung – durch unseren Widerstand gegen die Wirklichkeit.

Handle ohne Verhaftung

Unterscheidungskraft, Übung und Loslassen

Yoga und mit ihm Patanjali sagt, dass es neben all den anderen, vielfältigen Techniken des Yoga 3 Dinge gibt, die uns besonders dabei helfen können, unsere Leidenschaft zu überwinden.

Was ist Verhaftung?

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Viveka - Unterscheidungskraft

Viveka Kyati (beständige Unterscheidungskraft) hilft uns, zwischen den Dingen, die gut, sinnerfüllt und hilfreich sind, und denen, die vergänglich und schmerzhaft sind, zu unterscheiden.

Dazu ist es unter anderem hilfreich, einen Schritt zurück zu treten, ein paar Mal tief in den Bauch zu atmen und eine Zeit lang die Beobachterrolle (Sakshi Bhav, der Zeuge) einzunehmen.

Was ist Viveka im Alltag?

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Familie MP900427839.JPG

Vairagya – Loslassen, Anhaftungslosigkeit

Durch Viveka und Vairagya können wir die Dinge in unserem Leben erkennen, die uns nicht gut tun. Wir können auch nach und nach unsere Weltanschauung verändern oder erweitern und die Teile unserer Einstellung, die uns begrenzen und einschränken, langsam loslassen. Dadurch erweitert sich unser Bewusstsein stückweise immer mehr.

Vairagya, der Weg zur unsterblichen Wohnstatt

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Abhyasa – Übung, Bemühen

Schließlich gibt es Dinge, die wir beständig üben sollten. Unsere spirituelle Praxis (z.B. Meditation, Pranayama, Asana, Mantrarezitation) gehört dazu, denn diese helfen uns dabei, auf unserem Weg mehr Klarheit zu entwickeln und uns von den Dingen zu lösen, die uns in unserer Freiheit einschränken.

Abhyasa ist das ständige Bemühen um die Ruhe des Geistes

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Leidenschaft und andere Emotionen, Eigenschaften und Tugenden

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und geistigen Eigenschaften beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Leidenschaft in Beziehung zu anderen Tugenden und geistigen Eigenschaften sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Leidenschaft

Ähnliche Eigenschaften wie Leidenschaft, also Synonyme zu Leidenschaft sind z.B. Eifer, Emsigkeit, Engagement, Einsatzfreude.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Leidenschaft übertrieben kann ausarten z.B. in Gier, Wollust, Untreue. Daher braucht Leidenschaft als Gegenpol die Kultivierung von Gelassenheit, Erwartungslosigkeit, Achtsamkeit, Gleichmut.

Gegenteil von Leidenschaft

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Leidenschaft, Antonym zu Leidenschaft :

Leidenschaft im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten


Entwicklung von Leidenschaft

Willst du Leidenschaft entwickeln, leidenschaftlicher leben?

Meistens spricht man im Yoga davon, seine Leidenschaften zu überwinden - dabei sind jedoch meistens sinnliche Anhaftungen gemeint.

Leidenschaft im Sinne von Brennen für eine Sache, das ist etwas Positives.

Vielleicht willst du ja Leidenschaft in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Leidenschaft zu kultivieren, leidenschaftlich zu leben. Du kannst nicht mehrere Tugenden auf einmal entwickeln. Aber es ist möglich, jede Woche eine Tugend, eine Eigenschaft, wachsen zu lassen.
  • Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich meine Leidenschaft kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein leidenschaftlicherer Mensch zu sein. Ich möchte diese Woche leidenschaftlich leben, intensiv leben"
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Leidenschaft ausdrückt. Mache jeden Tag etwas von ganzem Herzen, mit all deiner Emotion, mit all deiner Energie. Mache es wirklich gut, mache es leidenschaftlich.
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Heute lebe ich leidenschaftlich".

Affirmationen zum Thema Leidenschaft

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Affirmationen für mehr Leidenschaft Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr darüber.

  • Ich lebe leidenschaftlich
  • Ich lebe leidenschaftlich. Om Om Om.
  • Ich bin ein Mensch, der leidenschaftlich lebt
  • Was auch immer ich tue, ich tue es mit Leidenschaft
  • Meine Aufgaben erledige ich mit Intensität und Leidenschaft
  • Durch die Gnade Gottes lebe ich jeden Tag intensiv

Gebet für Leidenschaft

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Leidenschaft :

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Leidenschaft, mehr Liebe, mehr Energie, mehr Engagement
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein Mensch werde, der seine Aufgaben mit Engagement, mit Liebe, mit Leidenschaft erledigt
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Leidenschaft mehr und mehr zum Ausdruck bringe

Was müsste ich tun, um Leidenschaft zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Leidenschaft für meine Aufgaben zu entwickeln?
  • Wie könnte ich leidenschaftlicher leben?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Leidenschaft
  • Angenommen, ich will leidenschaftlich leben, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich würde leidenschaftlich leben, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich würde ab morgen ein Leben voller Leidenschaft führen, was hätte sich geändert? Wie würde ich handeln? Wie würde ich denken? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als leidenschaftlicher Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?


Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Leidenschaft

Eigenschaften im Alphabet nach Leidenschaft


Vortragsmitschnitt zu Leidenschaft - Audio zum Anhören

Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Leidenschaft, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden. <mp3player> http://tugenden.podspot.de/files/Leidenschaft-Lexikon-der-Tugenden-Yoga-Vidya.mp3 </mp3player>

Literatur

Weblinks

Seminare