Paramahamsa
Paramahamsa (Sanskrit: परमहंस paramahaṃsa m.) wörtl.: "höchster Ganter" (Parama-Hamsa); ein Asket der höchsten Ordung, Titel fortgeschrittener Asketen; die Weltseele (Brahman); Symbol für die höchste Befreiung; verwirklichter Meister, der nachdem er das höchste yogische Stadium (Nirvikalpa Samadhi) erreicht hat, immer zwischen dem Wirklichen (sa) und dem Unwirklichen (ham) unterscheiden kann.
Paramahamsa परमहंस parama-haṃsa Aussprache
Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Paramahamsa, परमहंस, parama-haṃsa ausgesprochen wird:
Swami Sivananda über Avadhuta und Krishna
Auszüge aus dem Buch "Lord Krishna, His Lilas and Teachings" von Swami Sivananda, The Divine Life Society Publication. Nacherzählung der Geschichte "Die Pflichten des Paramahamsa"
Krishna sprach: „Dank seiner Weisheit und Entsagung und Hingabe an mich strebt er nicht einmal mehr nach Befreiung. Er soll keinerlei äußere Merkmale eines Sannyasin tragen und Äußerlichkeiten und Formalitäten haben für ihn keine Bedeutung mehr. Wiewohl weise, verhält er sich wie ein Kind; begabt in allem, gibt er sich doch ganz einfach; hoch gebildet, spricht er doch einfach; versiert in den Schriften, verhält er sich doch wie jedermann/jedefrau, ohne nach Anerkennung, Name und Ruhm zu streben.Er sollte nicht über den rituellen Teil der Veden sprechen, aber den Veda/die Schriften insgesamt hochhalten. Er beteiligt sich nicht an Streitgesprächen und sinnlosen Diskussionen. Der Weise fürchtet sich nicht vor den Menschen und sollte auch niemandem Anlass zu Angst geben, sich über andere nicht ärgern und auch niemanden verärgern. Er sollte unfreundliche Worte einfach hinnehmen, niemanden verletzen und niemandem feindlich gegenüber treten. Denn der eine höchste Atman ist in ihm selbst und in allen anderen Geschöpfen, so wie der eine Mond sich in verschiedenen Wasserkrügen widerspiegelt. Alle Wesen sind auch von derselben Natur, da sie aus denselben fünf Elementen bestehen. Wenn er einmal kein Essen bekommt, lässt er nicht den Mut sinken, und wenn er ein andermal viel bekommt, freut er sich nicht überschwänglich. Er bleibt stets besonnen, denn beides liegt in der Hand der Vorsehung, in Gottes Hand. Er soll sich aber schon um sein Essen und das Lebensnotwendige bemühen und das nicht einfach passiv dem Schicksal überlassen, denn es ist durchaus richtig, seine Lebenskraft zu erhalten. Indem man das Körper-Geist-System gesund und lebensfähig hält, ist man in der Lage, über die Wahrheit zu reflektieren und so zur Selbstverwirklichung zu kommen, was ja das Ziel ist. Der Weise nimmt an, was ihm geboten wird – Speise, Kleidung, Schlafplatz – viel oder wenig, bescheiden oder bequemer.
Er kann durchaus Annehmlichkeiten annehmen, wenn sie ihm ohne sein Zutun angeboten werden, denn die Anhaftung an Vairagya (Wunschlosigkeit, Nicht-Anhaften) ist ebenso hinderlich wie die Verhaftung an Raga-Dvesha (Mögen und Nicht-Mögen) selbst. Ein Paramahamsa sollte gleichmütig jenseits von Raga-Dvesha als auch Vairagya sein. Das ist der wahre Test. Manche bleiben in extremer Weise an Vairagya angehaftet; ihr Ziel ist Vairagya. Damit hat man aber nicht den Gleichmut eines Jivanmukta (Befreiten). Anhaftung an Vairagya ist eine einseitige Entwicklung und Unvollkommenheit. Ähnliches gilt auch umgekehrt: Manche Sannyasins, die kein inneres Vairagya haben und die eigentlich noch voller Vorstellungen und Wünsche sind, sagen: „Ich praktiziere geistiges Nicht-Anhaften und muss daher überhaupt keine Entsagung üben. Ich bin jenseits der Gegensatzpaare, ein Advaitin, der Jnana Nishta, reine Erkenntnis, erlangt hat.“ Auch dies sind getäuschte Seelen.
Der Sannyasin beachtet weiterhin Reinlichkeit, Baden und andere Niyamas, jedoch nicht weil es äußere Vorschriften verlangen, sondern weil er wie Ich, Gott, nach freiem Willen handelt. Er lebt nicht mehr mit der Vorstellung von Verschiedenheit, denn diese Vorstellung verschwindet durch die Gottverwirklichung. Bis der Körper abfällt, mag eine Spur davon noch zuweilen auftauchen, doch danach wird er mir wesensgleich. Die Welt erscheint ihm nicht real, obwohl er sich weiter in der Welt bewegt und betätigt.
Er mag von Zeit zu Zeit seine wahre glückselige Natur vergessen aufgrund der körperlichen Bedürfnisse und Beschränkungen, wird aber schnell wieder zum wahren Wissen zurückfinden und solche vorübergehende Phasen der Täuschung überwinden. Das passiert nur in dem Stadium, wo man erst flüchtige Einblicke in Brahman hat. Wer fest darin verankert ist und volle Verwirklichung hat, wird keinerlei Täuschung oder Vorstellung von Verschiedenheit mehr unterliegen.
Wenn ein Sannyasin zwar der normalen weltlichen Dinge überdrüssig geworden ist und erkannt hat, dass sie letztlich nur ins Leiden führen, aber noch nicht tiefer in das Wissen eingedrungen ist, sollte er sich einen weisen Lehrer suchen, ihm dienen und von ihm mit tiefem Vertrauen lernen, bis er Brahman verwirklicht hat. Wer jedoch Sannyas nimmt, nur um sich nicht mehr selbst um seinen Lebensunterhalt kümmern zu müssen, ohne wirkliche Einsicht und ohne ernsthaft an sich zu arbeiten, verletzt in höchstem Maß den Dharma und schadet der spirituellen Tradition. Die wichtigsten Pflichten eines Sannyasin sind Geistesbeherrschung und Nichtverletzen; die eines Vanaprastha spirituelle Praxis/Askese und Etwicklung von Unterscheidungskraft. Die wichtigsten Pflichten des Grihasthas sind das Schützen der Lebewesen/Tiere und Ausführen der regelmäßigen Rituale, die des Brahmachari, bei einem spirituellen Lehrer zu leben und zu dienen. Eheliche Treue, massvolle Sexualität, spirituelle Praxis, Reinheit, Zufriedenheit und Mitgefühl mit den Geschöpfen gelten auch Menschen im Berufs- und Familienleben. Gottesverehrung gilt für alle. Wer mich verehrt, indem er seine Pflichten erfüllt, ohne dabei an etwas anderes zu denken als an Gott und Gott in allen Geschöpfen sieht, erlangt bald feste Hingabe an Mich. Durch eine solche unbeirrbare Gottesliebe, o Uddhava, gelangt er zu mir, dem höchsten Herrscher aller Welten und Wesen, dem Ursprung und Vergehen von allem, dem absoluten Sein (Brahman). Wenn sein Geist so gereinigt ist durch die Erfüllung seiner Aufgaben und indem er Meine göttliche Natur erkennt, erlangt er Wissen (Jnana) und Verwirklichung (Vijnana) und gelangt in kurzer Zeit zu mir. Dies ist die richtige Verhaltens- und Lebensweise entsprechend den Veranlagungen, der sozialen Schicht und der Lebensphasen. Wenn man sich daran hält mit gleichzeitiger Hingabe an mich, wird das zu einem hervorragenden Mittel der Selbstverwirklichung/Befreiung (Moksha). So habe ich deine Frage beantwortet, wie jemand im normalen Alltag durch Erfüllung seiner Aufgaben und Hingabe an mich zu mir, dem Höchsten, gelangt.“
Sukadev über Paramahamsa
Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Paramahamsa
Das klingt jetzt erstmal komisch, als Vogelbezeichnung. Hamsa heißt zum einen tatsächlich Wildgans, männliche Wildgans, also Ganter, es heißt auch Schwan, und es steht für Freiheit. Ein Schwan oder auch die weiße Wildgans ist Schönheit, sie ist rein, sie ist unbefleckt. Und wenn eine weiße Wildgans am Himmel fliegt, dann ist da ein Gefühl von Weite und Freiheit. Und so steht Hamsa für die Freiheit. Paramahamsa ist die höchste Freiheit, die höchste Unabhängigkeit und die höchste Schönheit, die höchste Reinheit. Paramahamsa ist auch die Bezeichnung eines Asketen, also jemanden, der intensiv praktiziert. Paramahamsa wird typischerweise auch jemand bezeichnet, der das Gelübde der Entsagung abgelegt hat.
Es gibt z.B. einen Paramahamsa Sannyasin, darüber werde ich das nächste Mal sprechen. Paramahamsa, also zum einen eine Gruppe von Asketen oder eine spezielle Gruppe von Mönchen. Paramahamsa, auch Symbol für einen Heiligen, einen Weisen. Man kann auch jemanden einfach Paramahamsa nennen, von dem man annimmt, dass er die höchste Freiheit erlangt hat. Zum Beispiel spricht man von Ramakrishna Paramahamsa. Ramakrishna war kein Swami gewesen, er war kein Mönch gewesen, er war verheiratet, aber er wurde trotzdem als Paramahamsa bezeichnet. Obgleich er eine Frau hatte und verheiratet war, gilt er dennoch als jemand, der wie ein Paramahamsa war, höchste Freiheit hatte.
Von Swami Satyananda wird auch gesagt, Paramahamsa, oder Yogananda Paramahamsa. Bei Yogananda und Satyananda kann man noch sagen, sie gehören den Dashanami Orden von Shankaracharya an und dort werden die Swamis auch als Paramahamsa Sannyasins bezeichnet. Und so könnte jeder aus der Tradition als Paramahamsa bezeichnet werden. Dennoch ist heutzutage Paramahamsa eine Ehrenbezeichnung. Schüler nennen ihren Meister Paramahamsa, wenn sie annehmen, dass er frei ist wie ein Schwan, rein ist wie ein Schwan, dass er einen hohen Grad der Verwirklichung erreicht hat, unberührt ist, aber auch wie ein Schwan wieder in den See gehen kann, auch wieder Menschen lehren kann, mit Menschen in Kontakt treten kann, aber an nichts verhaftet ist. Paramahamsa – höchster Schwan, Symbol für höchste Freiheit, Symbol für einen Meister, der einen hohen Grad von Verwirklichung erreicht hat, einen hohen Grad von Reinheit, einen hohen Grad von Freiheit.
Siehe auch
- Paramananda
- Atman
- Jivanmukta
- Sadhana
- Anstrengung
- Leben
- Abhyasa
- Jnana Yoga
- Bhakti Yoga
- Raja Yoga
- Karma Yoga
Literatur
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