Sanskrit Kurs Lektion 37: Unterschied zwischen den Versionen

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*Die [[Sanskrit Verb‏‎|Verbform]] '''yāti''' ("er geht") ist die 3. Person Singular [[Indikativ]] ([[Parasmaipada]]) der Gegenwart der [[Sanskrit Verbalwurzel|Verbalwurzel]] ([[Dhatu]]) [[ya|yā]] "gehen". In Verbindung mit einem Akkusativ bedeuten Verben in der Bedeutung "gehen, gelangen, erreichen" im Sanskrit häufig "in einen Zustand (= Akkusativ) gelangen".
*Die [[Sanskrit Verb‏‎|Verbform]] '''yāti''' ("er geht") ist die 3. Person Singular [[Indikativ]] ([[Parasmaipada]]) der Gegenwart der [[Sanskrit Verbalwurzel|Verbalwurzel]] ([[Dhatu]]) [[ya|yā]] "gehen". In Verbindung mit einem Akkusativ bedeuten Verben in der Bedeutung "gehen, gelangen, erreichen" im Sanskrit häufig "in einen Zustand (= Akkusativ) gelangen".
*Der Genitiv ([[Shashthi]]) '''manasaḥ''' steht in syntaktischem Bezug zu '''vilaye''': "bei der Auflösung (Lok.) '''des Geistes''' (Gen.)".


*Die beiden Lokative '''vilaye''' und '''jāte''' ([[Partizip Präteritum Passiv]] der Wurzel [[jan]]) bilden zusammen einen [[Absoluter Lokativ|absoluten Lokativ]], der die Voraussetzung für die nachfolgende Aussage beschreibt.
*Die beiden Lokative '''vilaye''' und '''jāte''' ([[Partizip Präteritum Passiv]] der Wurzel [[jan]]) bilden zusammen einen [[Absoluter Lokativ|absoluten Lokativ]], der die Voraussetzung für die nachfolgende Aussage beschreibt.
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*Der Nominativ '''kaivalyam''' ist das logische Subjekt (Agens, [[Kartri]]) der Verbalhandlung '''avaśiṣyate'''.
*Der Nominativ '''kaivalyam''' ist das logische Subjekt (Agens, [[Kartri]]) der Verbalhandlung '''avaśiṣyate'''.


*Die [[Sanskrit Verb‏‎|Verbform]] '''avaśiṣyate''' ("es bleibt übrig") ist die 3. Person Singular [[Passiv]] ([[Kartari Prayoga]]) der Gegenwart der [[Sanskrit Verbalwurzel|Verbalwurzel]] [[shish|śiṣ]], die in Verbindung mit dem '''Verbalpräfix''' ([[Upasarga]]) '''ava''' "übrig bleiben" bedeutet.  
*Die [[Sanskrit Verb‏‎|Verbform]] '''avaśiṣyate''' ("es bleibt übrig") ist die 3. Person Singular [[Passiv]] ([[Kartari Prayoga]]) der Gegenwart der Verbalwurzel [[shish|śiṣ]], die in Verbindung mit dem '''Verbalpräfix''' ([[Upasarga]]) '''ava''' "übrig bleiben" bedeutet.  
 


*'''[[Sandhi]]''': Die Form '''manaso''' steht für '''manasaḥ''', da auslautendes '''-aḥ''' vor stimmhaften Konsonanten (hier: '''v''') zu '''-o''' wird.


==Weblink==
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Version vom 25. November 2015, 14:47 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Konsonantische Nominalstämme (2)

In Lektion 36 haben wir die acht Fälle des Singulars der konsonantisch auslautenden Nominalstämme auf -as betrachtet. Im folgenden Beispielvers erscheint der Stamm Manas im Genitiv Singular.


Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika

Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein Vers aus dem vierten Kapitel (Upadesha), das der Praxis der Meditation und Versenkung (Samadhi) gewidmet ist. Der 62. Vers beschreibt den Zusammenhang zwischen der Auflösung des Denkens (Manas) und dem Kaivalya genannten Zustand:


ज्ञेयवस्तुपरित्यागाद्विलयं याति मानसम् |
मनसो विलये जाते कैवल्यमवशिष्यते || ४.६२ ||


  • wissenschaftliche Transliteration:
jñeyavastuparityāgād vilayaṃ yāti mānasam |
manaso vilaye jāte kaivalyam avaśiṣyate || 4.62 ||


  • vereinfachte Transkription:
jneyavastuparityagad vilayam yati manasam |
manaso vilaye jate kaivalyam avashishyate || 4.62 ||


  • Wort-für-Wort-Übersetzung:
jñeya-vastu-parityāgāt : aufgrund des Aufgebens (Parityaga, Abl. Sg. m.) der wissbaren, erfahrbaren, erkennbaren (Jneya) Dinge (Vastu)
vilayam : (zur) Auflösung (Vilaya, Akk. Sg. m.)
yāti : gelangt ("geht", , Verb)
mānasam : der Geist (das "Geistige", Manasa, Nom. Sg. n.)
manasaḥ : des Geistes (Manas, Gen. Sg. n.)
vilaye jāte : sobald die Auflösung (Vilaya, Lok. Sg. m.) entstanden ist (Jata, PPP Lok. Sg. m.)
kaivalyam : absolute Freiheit ("Alleinsein, Ganzsein", Kaivalya, Nom. Sg. n.)
avaśiṣyate : bleibt übrig (ava + śiṣ, Verb)


  • Übersetzung:
Aufgrund des Aufgebens der erfahrbaren Dinge löst sich der Geist auf. Sobald die Auflösung des Geistes besteht, bleibt absolute Freiheit übrig.


Erläuterungen

  • Der Ablativ (Panchami) jñeya-vastu-parityāgāt gibt eine Ursache an. Es handelt sich hierbei um ein Kompositum (Samasa) vom Typ Tatpurusha.
  • Der Akkusativ (Dvitiya) vilayam ist logisches Objekt (Karman) der Verbalhandlung yāti.
  • Der Nominativ (Prathama) mānasam ist das logische Subjekt (Agens, Kartri) der Verbalhandlung yāti.
  • Die Verbform yāti ("er geht") ist die 3. Person Singular Indikativ (Parasmaipada) der Gegenwart der Verbalwurzel (Dhatu) "gehen". In Verbindung mit einem Akkusativ bedeuten Verben in der Bedeutung "gehen, gelangen, erreichen" im Sanskrit häufig "in einen Zustand (= Akkusativ) gelangen".
  • Der Genitiv (Shashthi) manasaḥ steht in syntaktischem Bezug zu vilaye: "bei der Auflösung (Lok.) des Geistes (Gen.)".
  • Der Nominativ kaivalyam ist das logische Subjekt (Agens, Kartri) der Verbalhandlung avaśiṣyate.
  • Die Verbform avaśiṣyate ("es bleibt übrig") ist die 3. Person Singular Passiv (Kartari Prayoga) der Gegenwart der Verbalwurzel śiṣ, die in Verbindung mit dem Verbalpräfix (Upasarga) ava "übrig bleiben" bedeutet.
  • Sandhi: Die Form manaso steht für manasaḥ, da auslautendes -aḥ vor stimmhaften Konsonanten (hier: v) zu -o wird.

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