Dukha
Dukha (Sanskrit: दुःख duḥkha n.) heißt Leiden, Schmerz. Dukha ist der Gegenpol zu Sukha, Vergnügen. Dukha und Sukha, Schmerz und Vergnügen, sind die beiden Pole, zwischen denen das Leben hin und her geht. Ein Yogi lernt, gleichmütig zu sein immitten von Dukha und Sukha.
Dukha ist die vereinfachte Schreibweise von Duhkha. Das Sanskrit Wort ist दुःख duḥkha. So wäre es korrekter, Duhkha statt Dukha zu schreiben. Es hat sich jedoch eingebürgert, oft Dukha statt Duhkha zu schreiben... Und in Übersetzungen von buddhistischen Schriften wird manchmal auch Duhka geschrieben.
Im Yoga Sutra von Patanjali heißt es: Heyam Duhkham Anagatam - हेयं दुःखमनागतम् - heyaṁ duḥkham-anāgatam (Yoga Sutra 2. Kapitel Vers 16). Noch nicht manifestiertes Dukha, noch nicht manifestiertes Leiden, sollte vermieden werden. Das ist wie eine Affirmation, ein Ausruf, den man sich selbst sagen kann, bevor man eine Dummheit begeht...
Dukha in der buddhistischen Philosophie
"Was immer unbeständig ist unterliegt der Veränderung. Was immer der Veränderung unterliegt führt zum Leid." (Buddha)
Dukha ist ein Schlüsselbegriff der buddhistischen Philosophie. Wenn Dukha übersetzt wird, steht es für „Leid“, doch der philosophische Hintergrund ist weit komplexer. Leid ist keine zufriedenstellende Übersetzung für Dukha und deshalb ist es besser „Dukha“ nicht zu übersetzten. Es ist der Gegenspieler von „Sukha“ das für Wohlsein, Behagen, Vergnügen und Glück steht.
Das Konzept von Dukha (Leid) ist das Kernkonzept im Buddhismus und kann ungefähr mit folgenden Begriffen übersetzt werden: Sorgen, Leid, Schmerz, Unglück, Unruhe, Unzufriedenheit, Unbehagen, Stress, Qual, Not, Abneiung und Frustration. Obwohl es ungefähr ein pessimistisches Bild beschreibt, hat Buddhismus nichts mit Pessimismus und Optimismus zu tun.
In den Lehrreden des Buddha beziehen sich die ersten vier edlen Wahrheiten auf Dukha wie es in seiner Natur existiert, wie man sich mit der Beseitigung des Leids befasst oder auseinandersetzt und wie man den Weg aus Dukha findet. Der Weg zur vollständigen Auflösung von Dukha wird im achtfachen edlen Weg beschrieben. Die vier edlen Wahrheiten sind das Fundament der buddhistischen Lehre. Sie tauchen immer wieder in den ältesten buddhistischen Texten auf. Buddha spricht von drei Arten von Dukha.
Die Erfahrung von Stress und Leiden könnte den Wunsch entstehen lassen, sich zu befreien. Und beim Erreichen dieses Wunsches könnte Erleuchtung und Glücklichsein entstehen. Sobald dann das Erhaltene Geschenk der Erleuchtung oder des Glücks verloren geht, ist die Möglichkeit gegeben, dass es langweilig wird. Langeweile ist eine Form der Unzufriedenheit oder des Leidens, und um diesem zu entkommen, versuchen wir uns abzulenken, indem wir uns immer neuen Vergnügungen zuwenden.
Zuweilen sind wir nicht bereit das Objekt der Begierde gehen zu lassen, auch wenn es uns bereits nicht mehr interessiert. Beginnen wir die Dinge zu sammeln und sehen es als unser Eigentum an, anstatt es mit anderen zu teilen, die eventuell damit mehr anfangen könnten als wir. Langeweile ist ein Ergebnis von ständigem Wechsel: der Wechsel von Interesse und Desinteresse an Objekten.
- Dukha Dukha (Leid des Leidenss) ist das unmmittelbare Leiden, die körperlichen Schmerzen, Krankheit, Alter, Tod und der Verlust eines geliebten Menschen.
- Viparinama Dukha (Leid der Veränderung/Vergänglichkeit) ist das Leid, das aus der gestörten Erwartung entsteht, dass das Glück ewig andauert.
- Sankhara Dukha (Leid des Entstehens) ist eine sehr subtile Form des Leidens, angelegt in der Konditionierung, einschließlich der Skandhas (Empfindungen des materiellen Körpers mit seinen Sinnesempfindungen, Gefühlen, Wahrnehmungen, Geistesformationen und Bewusstsein) und die Faktoren, die den menschlichen Geist ausmachen.
Wenn es einem Menschen noch nicht langweilig geworden ist, dann wechselt er immer wieder seine Objekte der Begierde. Silberschmuck läuft an, ein neues Kleid wird abgenutzt und weniger interessant, oder ein Gerät veraltet, oder es geht kaputt, und das betrübt uns. Manchmal verlieren wir etwas oder wir werden bestohlen. In einigen Fällen ist es sogar so, dass wir uns über den Verlust ärgern, bevor er überhaupt eingetreten ist. Traurig genug ist es, dass oft des Menschen größte Sorgen und Ängste, ihn zum unlogischen Handeln treiben. Daraus ergibt sich ein Misstrauen und oft der Bruch einer Beziehung, die man so sehr geschätzt hat.
Deswegen ist es kein Wunder, dass man sich freut, erwachsen zu werden. Trotzdem mag man das Wort „altern“ nicht. Während man versucht „reich“ zu werden, hat man immer Angst, die Großzügigkeit zu verlieren und bleibt knausrig. Man wägt immer ab, in seiner Einstellung gegenüber seiner eigenen, vergänglichen Existenz. Traurig genug, dass diese vergängliche Einstellung, nicht abwägbar ist. Man kann dagegen ankämpfen, wie es viele schon immer versucht haben, um schließlich zu erkennen, dass alles umsonst war.
Als Ergebnis, erfährt man durch die andauernde Unzufriedenheit und Leiden eine Unstetigkeit, verursacht durch diese allumfassende Erscheinung. Nur im Bereich von „Nirvana“ – so sagt der Buddhismus – kann echtes, andauerndes Glück gefunden werden. Nirvana ist das Gegenteil von Abhängigkeit, Vergänglichkeit und Leiden. Deshalb endet es nicht in Enttäuschung oder in Verschlechterung der Glückseligkeit. Nirvana ist die Zuflucht von der ansonsten universellen Alleinherrschaft von Wandel und Leiden.
In anderen buddhistischen Schulen, wird Nirvana nicht als Ziel betrachtet - eher vereinfacht als eine Projektion des Samsara (Kreislauf vom Werden und Vergehen). Übereinstimmend in diesen Schulen ist, dass Samsara und Nirvana zwei Seiten derselben Medallie sind, die durch gewissenhafte Meditationspraxis transzendiert werden können.
Die Erfahrung von Vipassana (buddhistische Meditationspraxis) bringt dem Meditierenden, Befriedigung durch die Erfahrung. Es wird angenommen, dass der Meditierende die Umstände von Glückseligkeit klar erkennt. Allerdings lässt es sich nicht Leugnen, das diese Glückseligkeit sicher und dauerhaft ist. Gautam Buddha behauptet, dass die Wahrheit über Dukha genauso wichtig ist, wie das Erreichen des ultimativen Ziels, solange es dabei um Nirvana geht.
Siehe auch
Literatur
- Die Yoga-Weisheit des Patanjali für Menschen von Heute von Sukadev Bretz. Petersberg 2005. ISBN 3-928632-81-7
- Patañjali: Das Yogasutra; aus dem Sanskrit von R. Sriram, Stuttgart 2006. ISBN 3-7831-9525-5
- Patañjali: Die Wurzeln des Yoga; aus dem Englischen von B. Bäumer; 2007. ISBN 3-502-61116-5
- T.K.V. Desikachar: Über Freiheit und Meditation – Das Yoga Sutra des Patanjali. Petersburg: Verlag Via Nova (1997)
- Swami Durgananda: Yoga-Sutren des Patanjali. Lautersheim: Mangalam Books (2003). ISBN 3-922477-79-8
- Swami Prabhavananda & Christopher Isherwood: Gotterkenntnis – Die Yoga-Sutras des Patanjali. Berlin: Ullstein Verlag (1998)
- Karl-Otto Schmidt: Selbsterkenntnis durch Yoga-Praxis, Patanjali und die Yoga-Sutren. Hammelburg: Drei Eichen Verlag (2009).
- R. Sriram: Yogasutra. Theseus-Verlag (2006). ISBN 3-89620-292-8
Weblinks
- Yoga Sutra Sanskrit (Umschrift) und Deutsch mit Kommentar von Sukadev Bretz
- Patanjala-Yoga-Sutram sanskrit/ deutsch
- Yogasutra von Patañjali auf deutsch
- PDF des Yogasutra Sanskrit-Englisch
- Kommentar von Sukadev Bretz zu den Raja Yoga Sutras von Patanjali
- Raja Yoga Sutra von Patanjali
- "Yoga Sutras" aus Göttliche Erkenntnis von Swami Sivananda
- Patanjali, Yoga-Sutra, 1-32
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Drei Gründe für Leiden - Kommentar von Sukadev
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Welche Praxis vermindert Leiden? von Shivakami
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