Indische Religionen: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 29. Juli 2023, 15:52 Uhr

Als Indische Religionen im engeren Sinne werden alle Religionsformen bezeichnet, die ihren Ursprung auf dem indischen Subkontinent haben. Hierzu zählen der Shivaismus, Vaishnavismus und Shaktismus, die unter dem Oberbegriff Hinduismus zusammengefasst werden können, der Buddhismus, Jainismus sowie der Sikhismus. Das Christentum und der Islam, die ebenfalls seit vielen Jahrhunderten in Indien beheimatet sind, zählen aufgrund ihrer historischen Ursprünge außerhalb Indiens nicht zu den indischen, sondern den in Indien praktizierten Religionen.

Vishnu
Shakti nach der Verehrung

Ursprünge und Entwicklungen

Sadhu in Pashupatinath nach der Nacht von Shivaratri, Foto: Hans Stieglitz, Copyright

Die indischen Religionen lassen sich geschichtlich bis in die sogenannte frühvedische Phase zurückverfolgen. In der Zeit zwischen etwa 1750 und 1200 v. Chr. erreichten die ersten indoarischen Einwanderer, die als viehzüchtende Nomaden von Westen her kamen, die Gebiete des historischen Punjab im heutigen Pakistan. In diese Zeit fällt nach heutigem Erkenntnisstand auch die Enstehung der vedischen Hymnen, insbesondere deren ältester Bestandteile, die im Rig Veda überliefert sind.

Vedische Phase

Diese ältesten Textzeugnisse indischer Religion, die im sogenannten vedischen Sanskrit verfasst sind, geben ein anschauliches Bild von den damals vorherrschenden religiösen Vorstellungen, den beliebtesten (und gefürchtetsten) Göttern Indra, Varuna, Agni, Soma und Rudra, sowie dem sich immer weiter entwickelnden Opferkult. Die drei Hochgötter der späteren hinduistischen Religionen, der Schöpfergott Brahmā, der Erhalter Vishnu und der Zerstörer Shiva, spielten in dieser Phase noch keine wesentliche Rolle, wobei der vedische Sturmgott Rudra, der Krankheiten schickte oder wieder fortnahm, als ein Vorläufer Shivas angesehen werden kann. Der spätere Vishnu erscheint im Veda gelegentlich als eine Form des Sonnengottes, und die philosophische Gedankenwelt um das unpersönliche Brahman wurde erst in den später entstandenen Upanishaden voll entwickelt.

Die Priester des vedischen Opferkultes, die mit den Bráhman genannten heiligen Opfersprüchen und magischen Formeln umgingen, nannten sich entsprechend Brahmanen (Skr.: Brahmán und Brahmana). Sie gewannen mit der Zeit ein immer höheres Ansehen und ein gesellschaftliches Prestige, wodurch sie schließlich als Priesterkaste an der Spitze eines sich allmählich herausbildenden Kastenwesens standen, in dem selbst die der Kriegerkaste (Kshatriya) angehörigen Fürsten und Könige dem Priesterstand unterstellt waren. Diese Phase der indischen Religion wird als Brahmanismus oder Vedismus bezeichnet.

Neue religiöse Strömungen

Zur Zeit des Höhepunkts des vedischen Opferkultes, etwa um 500 vor Chr., gab es eine Zeit des religiösen Umbruchs und spirituellen Aufbruchs. Eine Menge von Asketen, Yogis, Wahrheitssuchern und spirituellen Meistern durchzogen das Land, um abseits der von den Brahmanen sanktionierten religiösen Pfade ihr Seelenheil zu finden. Unter ihnen waren auch der historische Gautama Buddha und Mahavira, die Begründer des Buddhismus und Jainismus. Diese beiden neuen Religionen setzten das Prinzip der Gewaltlosikgeit (Ahimsa) an erste Stelle und sahen sich als bewusste Gegenströmung zum elitären brahmanischen Opferwesen, indem sie sich innerhalb ihrer Gemeinschaft auch über das immer strikter werdende Kastenwesen hinwegsetzten. Als Antwort hierauf fand wiederum im Laufe der Zeit eine Reformierung des Brahmanismus statt, in dem sich das Prinzip der Gewaltlosikgeit nach und nach derart etablierte, dass die vedischen Tieropfer abgeschafft wurden und das Töten einer Kuh als größte Sünde angesehen wurde.

Hinduismus

Unter dem Oberbegriff Hinduismus fasst man die sich aus dem orthodoxen Brahmanismus entwickelt habenden Religionen Shivaismus, Vaishnavismus und Shaktismus zusammen, die wiederum eine Vielzahl regionaler Ausprägungen in sich begreifen. Diese drei Religionsbezeichnungen leiten sich von der jeweils am meisten verehrten Form Gottes her, also von Shiva, Vishnu und Shakti, dem weiblichen Aspekt des Göttlichen. Kennzeichnend für diese drei Religionen ist die Anerkennung der Autorität des Veda, die Integration vieler regionaler und lokaler Gottheiten als eine Erscheinungsform des jeweiligen Hochgottes bzw. der Göttin, sowie die Verrichtung des Gottesdienstes in den der entsprechenden Gottheit geweihten Tempeln. Eine detaillierte Darstellung des Hinduismus findest Du hier.

Buddhismus

Die Religion des Buddhismus geht auf den sogenannten "historischen Buddha" zurück, der etwa in der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. als Siddhartha Gautama im heutigen Nepal geboren wurde und nach einem entbehrungsreichen Weg der Askese und Selbsterkenntnis unter einem Bodhibaum die Erleuchtung fand. Nach einer anfänglichen Phase des Schweigens begann er schließlich, den von ihm gefundenen Weg zur endgültigen Befreiung (Nirvana) zu lehren. Aus seinen Schülern und deren Nachfolgern gingen die verschiedenen Schulen und Strömungen des Buddhismus hervor. Eine detaillierte Darstellung der verschiedenen Schulen des Buddhismus findest Du hier.

Zur Zeit der Mogulherrschaft (ab dem beginnenden 16. Jhd.) wurde der Buddhismus aus seinem Ursprungsland Indien weitestgehend verdrängt. Er fasste jedoch in weiten Teilen Asiens Fuß und gehört heute neben dem Hinduismus und dem Islam zu bedeutendsten Religion Ostasiens. Aufgrund der aus Tibet geflohenen Buddhisten gibt es mittlerweile auch in Nordindien wieder eine wachsende buddhistische Gemeinschaft. In Sri Lanka hat der Theravada-Buddhismus, die älteste noch bestehende buddhistische Schule, nach wie vor eine starke Anhängerschaft.

Jainismus

Berühmter Jain-Tempel

Der Jainismus geht auf einen Zeitgenossen Buddhas zurück, genannt Mahavira, "der große Held". Der Überlieferung nach war dieser der letzte von insgesamt 24 sogenannten Tirthankaras bzw. "Furtbereitern", die die Lehre des Jainismus in die Welt brachten. Die Anhänger des Jainismus sind für ihre besonders strenge Beobachtung des Prinzips der Gewaltlosigkeit (Ahimsa) bekannt, das ihnen gebietet, auch die kleinsten Lebewesen zu verschonen und sprichwörtlich "keiner Fliege" etwas zu Leide zu tun. Eine detaillierte Darstellung des Jainismus findest Du hier.

Sikhismus

Guru Nanak mit Hindu-Heiligen, 1828-1830

Der Sikhismus ist die Religion der Sikhs, was wörtlich "Schüler" (von Skr. śiṣya) bedeutet. Historisch ist er zeitgleich mit dem Widerstandskampf verschiedener Stammesverbände gegen die Mogulherrschaft entstanden, was das kriegerische Selbstverständnis der Sikhs erklärt. Der historische Begründer des Sikhismus war Guru Nanak (1469-1539), auf den weitere neun Gurus folgten, deren letzter, Guru Gobind Singh, von 1666 bis 1708 lebte. Aus der Tradition der Sikhs ist auch die Schule des Kundalini Yoga hervorgegangen, der auf Yogi Bhajan (1929-2004) zurückgeht. Eine detaillierte Darstellung des Sikhismus findest Du hier.

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