Wicca: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 20. Juni 2022, 12:00 Uhr

Wicca entwickelte sich in England in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und wurde der Öffentlichkeit im Jahr 1954 durch Gerald Gardner vorgestellt, einen pensionierten britischen Staatsbeamten, der sich für seine Ideen hauptsächlich bei dem Okkultisten Aleister Crowley und dem Orden des Golden Dawn bediente und eine stark vereinfachte Form der esoterischen Lehren für die Massen bereitstellte und einige Bücher dazu schrieb.

Jahresrad, Copyright

Wicca ist nicht zentral organisiert. Die Kernwerte der Gemeinschaft wurden ursprünglich in den 1940er und 1950er Jahren von Gardner und Doreen Valiente umrissen, die sie in Büchern darlegten. Im Laufe der Zeit hat sich der Glauben in eine große Anzahl von Untersekten aufgeteilt, welche allesamt ihren eigenen Auslegungen der heiligen Schriften folgen. Dies hat zu Meinungsverschiedenheiten darüber geführt, was eigentlich noch zum Wicca Glauben gezählt werden kann. Einige britische Gruppen zählen nur Dinge zu Wicca, die von Gardner selbst angeordnet wurden. Diese werden "British Traditional Wicca" genannt.

In Altenglisch bedeutet "Wicca" Totenbeschwörer oder männliche Hexe. Manche denken auch, dass der Begriff "Wicca" auf das altenglische Wort "Witan" zurückgeht, welches "weiser Mann" oder "Berater" bedeutet, obwohl dies größtenteils von Sprachforschern zurückgewiesen wird. Nichtsdestotrotz wird Wicca öfters als "Kult der Weisen" beschrieben.

Göttliche Natur

Anhänger von Wicca sehen die Natur als beseelt vom göttlichen Prinzip an, welches in männlich und weiblich geteilt ist, ähnlich dem Konzept des Ying Yang im Taoismus. Es scheint der Phantasie der Anhänger mehr oder wenig frei zu stehen, mit welchem Aspekt der Gottheiten sie sich am ehesten identifizieren wollen. Einige tendieren dazu, auf die traditionell dem Hexenkult zugeschriebenen Götter Diana, Hekate, Calypso zuzugreifen. Andere mögen wiederum auf die indischen Göttinnen Kali, Durga, Lakshmi, Gayatri zurückgreifen.

Wicca und Tantra haben die Gemeinsamkeit, dass sie beide duotheistisch sind. Shiva wird im Wicca dem gehörnten Gott zugeordnet. Die Rolle der Shakti wird von der Mondgöttin übernommen. Diese beiden Gottheiten werden, wie die indischen Gottheiten, auch in verschiedenen anderen Aspekten dargestellt, welche ebenfalls angebetet werden können.

Die Feierlichkeiten des Wicca folgen den Mondzyklen, welche als "Esbats" bezeichnet und mit der großen Göttin assoziiert sind, und den Sonnenzyklen, die nach Jahreszeiten strukturiert sind und "Sabbat" genannt werden. Letztere sind dem gehörnten Gott gewidmet. Wicca beinhaltet oft die Ausübung von Zeremonialmagie, auch wenn dies keine Notwendigkeit darstellt.

Praktiken und Rituale

Die großen Feiertage im Wicca werden "Sabbats" genannt. Neben den Sonnenwenden (Sommer: Litha, Winter:Yule) werden auch die Vierteljahrsabschnitte Samhain, Beltaine, Imbolc und Lammas gefeiert. Außerdem werden Vollmond und Neumond mit kleinen Zeremonien gefeiert. Für die Rituale wird häufig ein magischer Kreis gezogen, welcher zuerst gereinigt und dann mit Energie aufgeladen wird. Es werden Gebete an die Göttin und den Gott vorgebracht und bestimmt Ritualgegenstände, wie zum Beispiel Besen, Messer, Kerzen und Weihrauch benutzt.

Ein Klassiker bei der Ausübung von Ritualen ist das Pentagramm Ritual, wobei die fünf Ecken des Pentagramms standardmäßig für die fünf Elemente (Erde, Feuer, Wasser, Luft, Äther) stehen. Meistens versuchen die naturverbundenen Wiccas ihre Rituale draußen unter freiem Himmel zu vollführen, wobei es anfangs Aufsehen erregte, dass einige der Teilnehmer dies ohne Bekleidung taten. Allerdings stellt das nackte Praktizieren von Ritualen bei über 2 Millionen Wicca Anhänger/innen heutzutage wahrscheinlich immer noch die Ausnahme dar.

Die Wicca schließen sich öfters zu Gruppen von 13 Hexen zusammen, die sich dann "Coven" (Hexenzirkel) nennen. Insgesamt durchzieht Wicca eine starke Tendenz zur weißen Magie und Kräuterheilkunde, die sich energetisch durch eine Form der Naturverbundenheit und eine abgewandelte Version der Arbeit mit Polaritäten (Tao/Kundalini Tantra) aufläd.

Ethik

Die Ethik der Wiccas folgt einer Modifizierung des Gesetzes von Thelema, welches von Aleister Crowley aufgestellt wurde. Ursprünglich "Tue was du willst, soll sein das ganze Gesetz." Bei Wicca: "Solange es niemandem schadet, tu was du willst." ("An ye harm none do as ye will".) Hinzu kommt die Regel der (dreifachen) Wiederkehr: "Alles, was von dir ausgeht, fällt dreifach auf dich zurück".

Die Grundsätze von Crowley und Wicca ähneln in dieser Hinsicht dem kategorischen Imperativ von Immanuel Kant: "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde."

Aus der Sicht der Wicca gehen ihre Gesetze in den Naturgesetzen auf und schmiegen sich eng an die Jahreszeiten und an die Rituale, die sich für Hexen von Natur aus stimmig anfühlen. Von außen betrachtet geht dadurch allerdings die intellektuelle Tiefe eines Aleister Crowley oder Immanuel Kant deutlich verloren, wie aus diesem Textfragment deutlich zu erkennen ist:

"Auf das Hexenrecht wirst du bauen in wahrhaftiger Liebe und echtem Vertrauen. – Leb' und lass andere leben, sei mäßig beim Geben und mäßig beim Nehmen. – Zieh den Kreis dreimal aus und halte alles Böse raus. – Die Sprüche werden wirksam sein, wenn sie geschmiedet sind im Reim. – Die Augen sanft, die Berührung zart, zuhören vor reden sei deine Art. – Wächst der Mond, geh sonnenwendig, tanz und sing das Pentakel lebendig. – Doch heult der Wolf beim blauen Eisenkraut, dann geh der Sonne entgegen, denn der Mond wird abgebaut. – Wenn der Göttin Mond in neuem Stand, küss dann zweimal ihre Hand. – Acht den Vollmond, sei bereit, für Sehnsucht im Herzen ists die rechte Zeit. – Lässt der mächtige Nordwind sich spüren, dann streich die Segel und schließ alle Türen. – Der Wind aus Süden bringt Herzen zum glühen, auch du kannst mit ihm in Leben erblühen. – Neuigkeiten wird der Ostwind entschleiern, erwarte und bereite dich vor aufs Feiern. – Hat der Wind aus Westen zu befehlen, unruhig sind dann die wandernden Seelen. – Neun Hölzer sind für den Kessel gut, brenn sie schnell mit sanfter Glut. – Der Baum der Göttin ist weise und alt, schade ihm, und ihr Fluch sei dein Gehalt. – Erreicht das Jahr Walpurgisnacht, brenne ihr Feuer in voller Pracht. – Ist das Rad bei Jule arriviert, zünde die Fackeln, und Pan regiert. – Alle Pflanzen sollst du hegen, denn das bringt der Göttin Segen. – Die murmelnden Gewässer sind dein Gewissen, wirf einen Stein und du wirst es wissen. – In deiner Not wirst du dich bewehren und niemals den Besitz deiner Nächsten begehren. – Lass dich nicht mit den Toren ein, denn sie bringen dich in falschen Schein. – Empfangen und Abschied mit Wärme gemacht, dein Herz wird zum glücklichen Glühen gebracht. – Das Dreifachgesetz sei dein leitender Faden, dreimal bringt's Glück und dreimal den Schaden. – Wenn Missgeschick regiert dunkle Tage, auf deiner Stirn einen Stern dann trage. – Die, die dich lieben, wirst du niemals betrügen, sonst werden sie auch dich belügen. – Zum Schluss noch acht Worte, und da gilt es: "Und schadet es niemand, tu' was du willst!" – Übersetzung des englischen Originals der Wiccan-Rede von Lady Gwen Thompson, oftmals fälschlicherweise Doreen Valiente zugeschrieben.

Reinkarnation

Die Anhänger von Wicca glauben an die Reinkarnation. Es werden einige Stufen im Tierreich durchlaufen, bevor man in Menschengestalt geboren wird. Eine Besonderheit stellt die Vorstellung dar, dass die Zwischenwelt einer bestimmten Dimension namens "Otherworld" oder "Summerland" zugeordnet ist. Dieses Zwischenreich wurde bereits von dem schwedischen Okkultisten Swedenborg beschrieben. Im Summerland trifft man auf verstorbene Angehörige, geliebte Menschen und kann über sein vergangenes Leben reflektieren, bevor man für die nächste Runde auf die Erde geschickt wird. Natürlich hoffen die meisten Wiccas wieder als Wicca geboren zu werden.

Siehe auch

Literatur

  • John Symmonds: Aleister Crowley, Das Tier 666; 19997
  • Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
  • Swami Sivananda: Die Überwindung der Furcht
  • Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
  • The Book of Thoth. Deutsch: Das Buch Thoth. Eine kurze Abhandlung über den Tarot der Ägypter. Equinox Band III Nr. V. Übers. von Klaus Lemur-Esser. 6. Aufl. Urania, Sauerlach 1989, ISBN 3-908644-73-9.
  • The Confessions of Aleister Crowley. Deutsch: Confessions. Die Bekenntnisse des Aleister Crowley. Eine Autohagiographie. 2 Bde. Stein der Weisen / Bohmeier, Bergen a.d. Dumme 1986
  • Diary of a Drug Fiend. Deutsch: Tagebuch eines Narren. Übersetzt von Volker Grassmuck. Scopio, Radolfzell 2013, ISBN 978-3-937355-58-0.
  • Eight Lectures On Yoga. Deutsch: Über Yoga : 8 Vorlesungen. Übers. von Ralph Tegtmeier. Droemer Knaur, München 1989, ISBN 3-426-03969-9.
  • The Holy Books of Thelema. Deutsch: Die heiligen Bücher von Thelema. Stein d. Weisen, Verl. Kersken-Canbaz, Berlin 1983, ISBN 3-89094-012-9.
  • Liber 777. Deutsch: Liber 777 : die Zahlen des Meisters. Übers. von Tom Eichler. Phänomen, Lüchow 2001, ISBN 3-933321-39-5.
  • Liber AL vel Legis. Deutsch: Liber AL vel legis. Phänomen-Verlag, Hamburg 2012(?), ISBN 978-3-933321-48-0.

Weblinks

Seminare

Depression

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Hinduistische Rituale

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