Manisha Panchakam

Aus Yogawiki

Manisha Panchakam: Manisha Panchakam ist eine aus fünf Strophen bestehende Hymne, die von Adi Shankaracharya verfasst wurde. Panchakam oder Panchaka (IAST: pañcaka; Devanagari: पञ्चक) bedeutet aus fünf bestehend. Manisha wurde im vorliegenden Kontext u.a. mit tiefem Verständnis, Überzeugung und Weisheit übersetzt. Die fünf Strophen bilden die Antwort auf die von einem Chandala gestellten Fragen, die auch in Form von Versen am Anfang gegeben werden und den Kontext für das Manisha Panchakam darstellen. Im Manisha Panchakam legt Shankara seine Advaita-Philosophie in nur fünf prägnanten Versen dar. Die ersten vier Strophen des Manisha Panchakam stellen jeweils eine der vier Mahavakyas wie folgt vor:

Die erste Strophe präsentiert das Mahavakya Prajnanam Brahma vor.
Die zweite Strophe stellt das Mahavakya Aham Brahmasmi vor.
Die dritte Strophe stellt das Mahavakya Tat Tvam Asi vor.
Die vierte Strophe stellt das Mahavakya Ayam Atma Brahman vor.

und sie entsprechen den Upanishaden wie folgt:

1. "Das [[Bewusstsein ist Brahman aus der Aitareya Upanishad 3.3 des Rigveda.
2. "Ich bin Brahman" aus der Brihadaranyaka Upanishad 1.4.10 des Shukla Yajurveda.
3. "Dieses Selbst (Atman) ist Brahman" aus der Mandukya Upanishad 1.2 des Atharvaveda.
4. "Du bist das" aus der Chandogya Upanishad 6.8.7 des Samaveda.

Die Geschichte besagt, dass Adi Shankaracharya nach einem Bad im Ganges in Kashi (heute Varanasi) in Richtung des Vishwanath-Tempels ging, als ihm ein Chandala, ein Mann aus einer niedrigeren Kaste, entgegenkam. Shankara gab dem Mann ein Zeichen, sich zu wegzugehen (wie es damals üblich war), woraufhin der Chandala die folgenden Fragen stellte:

annamayādannamayamathavā caitanyameva caitanyāt |
dvijavara dūrīkartuṃ vāñchasi kiṃ brūhi gaccha gaccheti ||
अन्नमयादन्नमयमथवा चैतन्यमेव चैतन्यात् ।
द्विजवर दूरीकर्तुं वाञ्छसि किं ब्रूहि गच्छ गच्छेति ॥

Übersetzung: O Großer der Zweifachgeborenen! Was ist es, das du weggehen, indem du sagst: "Geh, geh"? Willst du, dass der Körper aus der aus Nahrung besteht Annamaya, sich von einem anderen Körper wegbewegt, der aus Nahrung besteht Annamaya? Oder willst du mein Chaitanya (Bewusstsein) von deinem Chaitanya (Bewusstsein) trennen? Was wünschst du dir, wenn du den Ausdruck "weggehen" verwendest? Bitte sag mir deutlich, was du willst.

kiṃ gaṅgāmbuni bimbite'mbaramaṇau cāṇḍālavīthīpayaḥ
pūre vā'ntaramasti kāñcanaghaṭīmṛtkumbhayorvā'mbare |
pratyagvastuni nistaraṅgasahajānandāvabodhāmbudhau
vipro'yaṃ śvapaco'yamityapi mahānko'yaṃ vibhedabhramaḥ ||
किं गङ्गाम्बुनि बिम्बितेऽम्बरमणौ चाण्डालवीथीपयः
पूरे वाऽन्तरमस्ति काञ्चनघटीमृत्कुम्भयोर्वाऽम्बरे ।
प्रत्यग्वस्तुनि निस्तरङ्गसहजानन्दावबोधाम्बुधौ
विप्रोऽयं श्वपचोऽयमित्यपि महान्कोऽयं विभेदभ्रमः॥

Übersetzung: Gibt es einen Unterschied zwischen der Reflexion der Sonne im Wasser der Ganga und der Spiegelung der Sonne im Wasser in einemGraben in den Vierteln der Ausgestoßenen? Gibt es einen Unterschied zwischen dem Raum in einem einem Goldtopf und in einem Lehmtopf? Was ist diese Illusion des Unterschieds in der Form: "Dies ist ein Brahmane und dies ist ein Ausgestoßener" in dem innewohnenden Selbst, das der wellenfreie Ozean der Glückseligkeit und reinen Bewusstseins ist?

Die folgenden fünf Verse sind die Antworten, die Shankara auf die beiden obigen Fragen gibt. Es wird behauptet, dass der Chandala kein anderer als Shiva selbst war.

Manisha Panchakam in IAST mit der Übersetzung:

jāgratsvapnasuṣuptiṣu sphuṭatarā yā saṃvidujjṛmbhate
yā brahmādipipīlikāntatanuṣu protā jagat sākṣiṇī |
saivāhaṃ na ca dṛśyavastviti dṛḍha prajñāpi yasyāstice
ccāṇḍālo'stu sa tu dvijo'stu gururityeṣā manīṣā mama || 1||

Übersetzung: Das eine Bewusstsein, das in allen Lebewesen - von Brahma bis zur Ameise - im Wachzustand, im Traum und im Tiefschlaf immer präsent ist - dieses eine Bewusstsein, das alle weltlichen Aktivitäten bezeugt, das bin ich, und nicht das, was ich wahrnehme. Wer auch immer dieses Wissen erlangt hat, ob er ein Chandala oder ein Dvija ist, er ist der Verehrung ebenso würdig wie mein Guru, das ist meine feste Überzeugung.

brahmaivāhamidaṃ jagacca sakalaṃ cinmātravistāritaṃ
sarvaṃ caitadavidyayā triguṇayā'śeṣaṃ mayā kalpitam |
itthaṃ yasya dṛḍhā matiḥ sukhatare nitye pare nirmale
cāṇḍālo'stu sa tu dvijo'stu gururityeṣā manīṣā mama || 2||

Übersetzung: Ich bin Brahman (reines Bewusstsein). Es ist reines Bewusstsein, das als dieses Universum erscheint. All dies wird von mir aufgrund von Avidya (Unwissenheit) erzeugt die nichts anderes ist als das Spiel der drei Gunas (Sattva, Rajas und Tamas)". Derjenige, der dieses endgültige Wissen über Brahman erreicht hat - das nichts anderes als Glückseligkeit ist - ewig, subtil und rein, ist mein Guru, ob er nun ein Chandala (Außenstehender) oder ein Brahmane ist.

śaśvannaśvarameva viśvamakhilaṃ niścitya vācā
gurornityaṃ brahma nirantaraṃ vimṛśatā nirvyājaśāntātmanā |
bhūtaṃ bhāvi ca duṣkṛtaṃ pradahatā saṃvinmaye pāvake
prārabdhāya samarpitaṃ svavapurityeṣā manīṣā mama || 3||

Übersetzung: Wer vom Guru das wahre Wissen erlangt hat, dass das gesamte Universum vergänglich ist, und einen ruhigen und reinen Geist entwickelt hat, der über Brahman meditiert, der verbrennt sein vergangenes und zukünftiges Karma im Feuer des Wissens und unterwirft seinen gegenwärtigen Körper der Wirkung seines Prarabdha-Karmas. Ein solcher jnani, ob er nun ein Chandala oder ein Dvija ist, ist genauso begehrenswert wie mein Guru. Das ist meine feste Überzeugung.

yā tiryaṅnaradevatābhirahamityantaḥ sphuṭā gṛhyate
yadbhāsā hṛdayākṣadehaviṣayā bhānti svato'cetanāḥ |
tāṃ bhāsyaiḥ pihitārkamaṇḍalanibhāṃ sphūrtiṃ sadā
bhāvayanyogī nirvṛtamānaso hi gururityeṣā manīṣā mama || 4||

Übersetzung: Mit dem Licht des Bewusstseins erscheinen der Geist, die Sinne und die Sinnesobjekte empfindungsfähig, obwohl sie an sich unempfindungsfähig sind. Das Bewusstsein, das in allen Tiere, Menschen und Devatas besitzt, zeigt sich auch deutlich in mir als Zeuge, in und durch und durch jede Erfahrung. Die erleuchteten Organe verdecken das erleuchtende Bewusstsein 'gleichsam', so wie die Sonnenscheibe 'gleichsam' von den erleuchteten Wolken. Der Yogi, der mit einem ruhigen Geist immer über dieses Selbst meditiert, ist mein Guru (unabhängig davon, ob er ein Chandala oder ein Brahmane ist). Dies ist meine Überzeugung.

yatsaukhyāmbudhileśaleśata ime śakrādayo nirvṛtā
yaccitte nitarāṃ praśāntakalane labdhvā munirnirvṛtaḥ |
yasminnityasukhāmbudhau galitadhīrbrahmaiva na brahmavid
yaḥ kaścitsa surendravanditapado nūnaṃ manīṣā mama || 5||

Übersetzung: Das Selbst, das Brahman ist, ist der ewige Ozean der höchsten Glückseligkeit. Ein winziger Bruchteil dieser Glückseligkeit ist genug, um Indra und andere Götter zu befriedigen. Indem er mit vollkommen ruhigem Geist über das Selbst meditiert erfährt der Weise Erfüllung. Der Mensch, dessen Geist mit diesem Selbst identifiziert hat, ist nicht nur ein Wissender von Brahman, sondern Brahman selbst. Ein solcher Mensch, wer immer er auch sein mag ist jemand, dessen Füße geeignet sind, von Indra selbst verehrt zu werden. Das ist meine feste Überzeugung.

Anmerkung: Der folgende Vers scheint ein Zusatz zum Manisha Panchakam als Abschluss zu sein, wird aber nicht Shankaracharya zugeschrieben.

dāsaste'haṃ dehadṛṣṭyā'smi śaṃbho
jātasteṃ'śo jīvadṛṣṭyā tridṛṣṭe |
sarvasyātmannātmadṛṣṭyā tvameve-
tyevaṃ me dhīrniścitā sarvaśāstraiḥ ||

Übersetzung: Oh Herr! In der Form des Körpers bin ich dein Diener. In der Form des Lebens, oh Dreiäugiger, bin ich ein Teil von dir. In der Form der Seele bist du in mir und in jeder anderen Seele. Ich bin durch meinen Intellekt und aufgrund der Autorität der verschiedenen Schriften zu dieser Schlussfolgerung gekommen.

|| iti śrīmacchaṅkarabhagavataḥ kṛtau manīṣāpañcakaṃ sampūrṇam ||

Übersetzung: Hier endet die Manisha Panchakama Komposition von Sri Shankaracharya.

Manisha Panchakam in Devanagari Schrift:

जाग्रत्स्वप्नसुषुप्तिषु स्फुटतरा या संविदुज्जृम्भते
या ब्रह्मादिपिपीलिकान्ततनुषु प्रोता जगत्साक्षिणी ।
सैवाहं न च दृश्यवस्त्विति दृढप्रज्ञापि यस्यास्ति चे-
च्चाण्डालोऽस्तु स तु द्विजोऽस्तु गुरुरित्येषा मनीषा मम ॥ १॥
ब्रह्मैवाहमिदं जगच्च सकलं चिन्मात्रविस्तारितं
सर्वं चैतदविद्यया त्रिगुणयाऽशेषं मया कल्पितम् ।
इत्थं यस्य दृढा मतिः सुखतरे नित्ये परे निर्मले
चाण्डालोऽस्तु स तु द्विजोऽस्तु गुरुरित्येषा मनीषा मम ॥ २॥
शश्वन्नश्वरमेव विश्वमखिलं निश्चित्य वाचा गुरो-
र्नित्यं ब्रह्म निरन्तरं विमृशता निर्व्याजशान्तात्मना ।
भूतं भावि च दुष्कृतं प्रदहता संविन्मये पावके
प्रारब्धाय समर्पितं स्ववपुरित्येषा मनीषा मम ॥ ३॥
या तिर्यङ्नरदेवताभिरहमित्यन्तः स्फुटा गृह्यते
यद्भासा हृदयाक्षदेहविषया भान्ति स्वतोऽचेतनाः ।
तां भास्यैः पिहितार्कमण्डलनिभां स्फूर्तिं सदा भावय-
न्योगी निर्वृतमानसो हि गुरुरित्येषा मनीषा मम ॥ ४॥
यत्सौख्याम्बुधिलेशलेशत इमे शक्रादयो निर्वृता
यच्चित्ते नितरां प्रशान्तकलने लब्ध्वा मुनिर्निर्वृतः ।
यस्मिन्नित्यसुखाम्बुधौ गलितधीर्ब्रह्मैव न ब्रह्मविद्
यः कश्चित्स सुरेन्द्रवन्दितपदो नूनं मनीषा मम ॥ ५॥
दासस्तेऽहं देहदृष्ट्याऽस्मि शंभो
जातस्तेंऽशो जीवदृष्ट्या त्रिदृष्टे ।
सर्वस्याऽऽत्मन्नात्मदृष्ट्या त्वमेवे-
त्येवं मे धीर्निश्चिता सर्वशास्त्रैः ॥
॥ इति श्रीमच्छङ्करभगवतः कृतौ मनीषापञ्चकं सम्पूर्णम् ॥

Video-Link zur Rezitation des Maya Panchakam:

Anmerkung: Ein kurzer Vers leitet die Geschichte ein, und bei 0:54 Minuten beginnt die Rezitation mit den Fragen der Chandala.

Quelle

für Manisha Panchakam Text auf Sanskrit: https://sanskritdocuments.org
Referenzen für Übersetzungen und Erläuterungen:
S.N. Sastri (geb. 1922), ehemaliger Mathematiker, der später ein Vedanta-Gelehrter wurde und Kommentare zu Shankaracharyas Werken veröffentlicht hat.
Swami Paramarthananda, Schüler von Swami Dayananda
Swami Sarvapriyananda, Vedanta Society of New York (von Swami Vivekananda in 1894 gegründet)
Chinmaya Mission - Vorträge (Siehe Swami Chinmayananda in Yogawiki).

Siehe auch