Entwurzelung

Aus Yogawiki

Entwurzelung - einige überraschende Gedanken zu einem schwierigen Thema. Entwurzelung bedeutet, dass etwas seine Wurzeln verliert oder dass man etwas oder jemandem seine Wurzeln nimmt. Z.B. kann ein Sturm Bäume entwurzeln, oder man kann Unkraut samt seiner Wurzeln ausreißen. Entwurzelung hat aber auch eine Bedeutung im Kontext von Psychologie und Religion:

Lachen ist die beste Medizin, manchmal auch hilfreich bei Entwurzelung

Jeder Mensch hat Wurzeln, z.B. in einer Familie, in seiner sozialen Gruppe, in seiner Herkunft. Durch Kriege und Vertreibung werden Menschen entwurzelt. Eine solche Entwurzelung kann ein großes Trauma bedeuten, über das Menschen oft nur schwer hinwegkommen. Manchmal muss man sich auch selbst fragen: Wie komme ich wieder zu meinen Wurzeln zurück? Nicht immer ist Entwurzelung schlecht. Manchmal kommt man durch eine Entwurzelung zu neuen Erfahrungen und Möglichkeiten, die man vorher nicht gesehen hat.

Umgang mit Entwurzelung anderer

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Baum Wurzeln Stark.jpg

Es gibt immer wieder Situationen, wo Menschen entwurzelt werden. Sie werden vertrieben aus ihrer Heimat. Menschen flüchten vor Gewalt. Menschen müssen ihr Zuhause verlassen. Menschen werden verstoßen von ihren Eltern. All das gibt es und all das kann Menschen entwurzeln.

Wenn Menschen entwurzelt sind, dann bringt das viele Probleme für sie. Gute Wurzeln zu haben gibt einem Menschen Stabilität, lässt einen Menschen erblühen und wachsen. Aber viele Menschen haben entweder noch nie solche Wurzeln gehabt oder sind entwurzelt worden. Bei Menschen, die eine solche Entwurzelung erfahren haben, ist es wichtig, dass sie neue Stabilität bekommen. Dass sie eine gewisse Sicherheit haben. Dass sie vielleicht jemanden haben, auf den sie bauen können. Jemand, auf den sie vertrauen können.

Wenn Du dann jemanden kennst, von dem Du weißt, dass er Entwurzelung erfahren hat oder der sich entwurzelt fühlt, dann schaue, ob Du ihnen helfen kannst neue Wurzeln zu schlagen, für sich neue Sicherheiten zu entwickeln und irgendwo eine neue Heimat zu finden. Die beste Verwurzelung ist die Verwurzelung in Gott. Die Verwurzelung in der Tiefe der Seele, denn diese Wurzel kann einem nicht weggenommen werden. Wenn du tief verwurzelt bist in Gott, wenn du tief verwurzelt bist in dem, was hinter allem ist, dann mag sich äußerlich vieles ändern, aber du bist in dem verwurzelt, was deine tatsächlichen Wurzeln sind.

In diesem Sinne kann manchmal eine äußere Entwurzelung eine gute Hilfe sein, um seine Wurzeln mehr in das wachsen zu lassen, was wirklich dauerhaft ist und zählt. Aber auch hier kann es Entwurzelung geben. Angenommen jemand hat einen tiefen spirituellen-religiösen Glauben und dann wurde er sehr stark enttäuscht, dann kann auch das zu einer sehr starken, essentiellen Entwurzelung führen. Auch hier können Menschen Hilfe gebrauchen und manchmal kann man ihnen helfen, dass die Grundlage des Glaubens und ihrer Religion nicht falsch gewesen sein muss. Auch wenn es jemanden gegeben hat, der etwas Schlimmes getan hat, der sich eher unethisch verhalten hat, der vielleicht Religion und Spiritualität auf eine Weise gelehrt hat, die nicht richtig war, muss man trotzdem nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Manchmal findet man die Wurzeln auf eine andere Weise wieder.

Entwurzelung als Grundlage von Angststörungen

Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2016

Bäume haben starke Wurzeln und in ihrer Gegenwart können wir Kraft tanken

Der Mensch entwickelt normalerweise in seiner Kindheit ein Urvertrauen. Er entwickelt ein Urvertrauen zu erwachsenen Bezugspersonen. Meistens sind es Mutter oder Vater. Es ist auch bekannt, dass es nicht die leibliche Mutter oder der leibliche Vater sein muss. Wenn das Kind mindestens eine erwachsene Bezugsperson hat, auf die es bauen kann, dann entwickelt sich ein gewisses Urvertrauen. Wenn es im Leben nicht zu außergewöhnlichen, traumatischen Erfahrungen kommt und der Mensch regelmäßig Bezugspersonen hat, auf die er vertrauen kann, dann entwickelt sich meistens eine Form von Urvertrauen, das beständig ist, also eine gute Verwurzelung.

Wie Entwurzelung entstehen kann

Menschen können vielleicht dieses Urvertrauen gar nicht entwickeln, wenn die Eltern von Anfang an in einer unsicheren Situation waren. Wenn sie bereits mit dem Kind im Mutterleib nicht wussten, ob sie das Kind überhaupt versorgen können. Ist es überhaupt richtig, das Kind auf die Welt zu setzen? Vielleicht waren sie dann selbst in Streitigkeiten miteinander, als das Kind jung war. Oder sie hatten berufliche Ängste oder Suchterfahrungen oder was auch immer.

Wenn die Beziehung zwischen Kind und der erwachsenen Bezugspersonen nicht beständig sein kann, aus welchen Gründen auch immer, gibt es eine gewisse Gefahr, dass dieses Urvertrauen nicht entsteht. Es bleibt irgendwo das Gefühl, vielleicht als Dauergefühl des Lebens entwurzelt zu sein, also keine Wurzeln zu haben. Dies kann Grundlage von verschiedenen Ängsten sein. Es kann auch sein, dass ein Kind eine gute Verwurzelung hatte, aber dann im Kindheitsalter der frühen Jugend irgendwo einen starken Vertrauensbruch erlebt, eine traumatische Erfahrung, einen Missbrauch, eine starke Misshandlung oder was auch immer hatte. Oder dass die Eltern fliehen mussten: aus einem Kriegsgebiet, aus einem Kampfgebiet und so alle Bezugspersonen verschwinden.

Im Jahr 2015 sind viele Flüchtlinge aus Syrien nach Deutschland geflohen. Darunter waren auch viele zigtausende Kinder, die ohne ihre Eltern hier her geflohen sind. Sie waren unter 18 und zum Teil unter 16 Jahre alt und wurden so vollständig entwurzelt. Sie haben ihre Eltern im Krieg verloren, Verwandte sind verstorben, sie haben alles verloren und erleben Entwurzelung.

Was Du tun kannst, wenn Du Dich entwurzelt fühlst

Diese Art von Entwurzelung kann zu einer Angststörung führen. Sie muss es nicht, aber sie kann es. Du kannst für Dich Selbst überlegen und Dir folgende Fragen stellen.

  • Hast Du als Kind gesunde Wurzeln entwickeln können?
  • Hast Du Phasen gehabt, wo Du Dich entwurzelt gefühlt hast?
  • Fühlst Du Dich heute entwurzelt?
  • Was könnte dazu beitragen, dass Du aus dieser Entwurzelung wieder rauskommen kannst?
  • Wie könntest Du Dich wieder verwurzeln?

Es gibt viele Möglichkeiten Dich zu verwurzeln. Man könnte sagen, dass das Gefühl der Entwurzelung vom Ayurveda her auch eine Vata-Störung ist. Du könntest z.B. auf unseren Internetseiten nach Vata suchen. Alle Empfehlungen für die Reduzierung von Vata-Störungen helfen auch, Dich besser zu verwurzeln.

Im Yoga gibt es auch eine Menge Techniken, mit denen wir uns wieder verwurzeln können, z.B. indem du Asanas übst. Wenn du Asanas übst, hilfst du, dass du dich selbst spürst und dass du in dir selbst eine gewisse Festigkeit bekommst. Asanas, die Körperstellungen, machen dir bewusst: „Ich habe einen Körper, den ich spüren und fühlen kann. Er ist auch eine Quelle von positiven Erfahrungen“.

Verwurzelung über die Natur bekommen

So sind Körperübungen eine Hilfe. Meditation ist eine Hilfe. In der Meditation kannst Du Dich verwurzeln in etwas, was Dir niemand nehmen kann. Du kannst dich zum einen in dem Gefühl verwurzeln, dass du von Mutter Erde getragen wirst. Mutter Erde ist immer da.

  • Du kannst dich mit der Natur verbinden.
  • Du kannst dich mit den Bäumen verbinden.
  • Du kannst dich mit Mutter Erde selbst verbinden.
  • Du kannst die Wiese spüren, wenn du bei der Meditation oder dem bewussten Naturempfinden mit der Natur und mit der Erde verbunden bist,

hast du hier eine gute Verwurzelung.

Zum zweiten kannst Du Dich in der Meditation für Gott öffnen. Du kannst spüren. Es gibt einen göttlichen Segen. Und auch wenn er auf einer relativen Ebene immer wieder durch Herausforderungen, Verluste, Leiden und Verzweiflung gegangen bist, gibt es etwas was dich die ganze Zeit trägt. Und es ist Gott. Du kannst dich in Gott verwurzeln und Gottes Gegenwart spüren.

Verwurzelung durch Meditation

In der Meditation kannst Du vieles spüren und so zu Deinen Wurzeln finden. Werde Dir bewusst.

  • Körperempfindungen kommen, Körperempfindungen gehen - aber Du selbst bleibst.
  • Gedanken kommen, Gedanken gehen - aber du selbst bleibst.
  • Emotionen kommen, Emotionen gehen, aber es gibt tief in Dir etwas, was jenseits aller Gedanken und Emotionen Empfindung ist.

Und das, was tief in Dir ist, ist dauerhaft und beständig. Das bist Du und da bist Du immer verwurzelt, was auch immer kommt. Diese tiefe Wurzel, Dein wahres Selbst, deine wahre Natur, kann dir niemand wegnehmen. Kein Ereignis, kein Mensch, nichts. Wenn du diese tiefe Verwurzlung hast, in Dir oder in Gott, dann hast Du eine Sicherheit und eine Beständigkeit. Diese hilft Dir auch, Ängste zu überwinden. Darüber hinaus gibt es im Hatha-Yoga jede Menge Übungen für Verwurzelung und Erdung: Übungen für das Muladhara Chakra, Wurzel-Chakra, Übungen um das Erdelement zu stärken usw.

Entwurzelung in Beziehung zu anderen Persönlichkeitsmerkmalen

Entwurzelung gehört zur Gruppe der Persönlichkeitsmerkmale, Schattenseiten, Laster und Tugenden. Um dieses Charaktermerkmal besser zu verstehen, wollen wir es in Beziehung setzen mit anderen:

Synonyme Entwurzelung - ähnliche Eigenschaften

Synonyme Entwurzelung sind zum Beispiel Exil, Verbannung, Ausweisung, Freiheit, Unabhängigkeit .

Man kann die Synonyme in zwei Gruppen einteilen, solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation:

Synonyme mit negativer Konnotation

Synonyme, die gemeinhin als negativ gedeutet werden, sind zum Beispiel

Synonyme mit positiver Konnotation

Synonyme mit positiver Konnation können helfen, eine scheinbare Schattenseite auch positiv zu sehen. Synonyme mit positiver Konnotation sind zum Beispiel

Antonyme Entwurzelung - Gegenteile

Antonyme sind Gegenteile. Antonyme, also Gegenteile, von Entwurzelung sind zum Beispiel Verwurzelung, Ankommen, Feststecken, Gefangenschaft, Sklaverei . Man kann auch die Antonyme, die Gegenteile, einteilen in solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation.

Antonyme mit positiver Konnotation

Antonyme, also Gegenteile, zu einem Laster, einer Schattenseite, einer negativen Persönlichkeitseigenschaft, werden gemeinhin als Gegenpol interpretiert. Diese kann man kultivieren, um das Laster, die Schattenseite zu überwinden. Hier also einige Gegenpole zu Entwurzelung, die eine positive Konnotation haben:

Antonyme mit negativer Konnotation

Nicht immer ist das Gegenteil einer Schattenseite, eines Lasters, gleich positiv. Hier einige Beispiele von Antonymen zu Entwurzelung, die aber auch nicht als so vorteilhaft angesehen werden:

Eigenschaften im Alphabet davor oder danach

Hier einige Eigenschaften, die im Alphabet vor oder nach Entwurzelung stehen:

Eigenschaftsgruppe

Entwurzelung kann gezählt werden zu folgenden beiden Eigenschaftsgruppen:

Verwandte Wörter

Verwandte Wörter zu Entwurzelung sind zum Beispiel das Adjektiv entwurzelt, das Verb entwurzeln, sowie das Substantiv Entwurzelter.

Wer Entwurzelung hat, der ist entwurzelt beziehungsweise ein Entwurzelter.

Siehe auch

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