Agama

Aus Yogawiki
Die Schriften

1. Agama (Sanskrit: adj., m. u. n.) hinzukommend, hinzutretend; Ankunft; Herkunft; Eintreffen, Eintritt (eines Zeitpunktes, Zustandes); Lauf (eines Wassers), Ausfluss; Erwerb, Besitz; das Lernen, Erlernen; erlangte Kenntnis, Wissen, Kunde; überlieferter Wortlaut, überlieferte Lehre, Überlieferung; Gesetzsammlung; Hinzutritt, Zusatz; (Grammatik:) Augment; eine bestimmte rhetorische Figur; ein Tantra, tantrischer Text.


Agamas sind alte Schriften zur Verehrung von Vishnu, Shiva und Shakti; heilige Überlieferung verschiedener Traditionen, auch der des Tantra. Patanjali erwähnt āgama in seinem Yogasutra als eines von drei gültigen Erkenntnismitteln. Agama wörtlich bedeutet das Kommen oder auch religiöse Doktrin. Agama ist eine Art von Schrift und auch die Lehren einer bestimmten Tradition.


2. Agama (Sanskrit: अगम agama adj. u. m.) unbeweglich; unzugänglich; Baum; Berg.

Sukadev über Agama

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Agama

Shiva Mahadeva, der Schutzherr der Meditation

Die Agamas sind eine bestimmte Art von Schriften. Im alten Indien gibt es vier so genannte klassische Schriften: Vedas, die Veden, die uralten Schriften. Dann folgen die Smritis. Die Smritis sind so die Gesetzesbücher, die Regelbücher, insbesondere Manu Smriti und Yajnavalkya Smriti. Die dritte Schrift sind die Puranas. Puranas, die Geschichten und die Mythen über Gott und die Inkarnationen von Gott. Da gibt es drei Arten von Puranas: Es gibt die Vishnu Puranas, die besonders Vishnu, Krishna und andere behandeln.

Es gibt die Shiva Puranas, die besonders Shiva verehren und Shivas Geschichten erzählen. Und dann gibt es die Shakti Puranas, auch die Devi Puranas genannt, die die göttliche Mutter verehren. Dann gibt es als viertes die so genannten Ithihasas. Es gibt zwei Ithihasas, manche sagen auch drei. Ithihasas sind die Heldenepen. Die bekanntesten sind Mahabharata und Ramayana. Manche sagen auch, dass die Yoga Vasistha auch eine Ithihasa ist. Nach diesen vier Hauptschriften gibt es spätere Schriften. Die späteren Schriften fallen in zwei Hauptkategorien: Da gibt es die Sutras und die Sutras begründen ein philosophisches System oder sind eine kurze Weise, etwas zu sagen. In diesem Sinne gibt es Brahma Sutra, auch Vedanta Sutra genannt, das hat die Vedanta begründet. Dann gibt es Yoga Sutra. Das kennst du vielleicht am besten, Yoga Sutra von Patanjali.

Neben den Sutras gibt es dann die Agamas. Und die Agamas sind vermutlich die umfangreichsten in der Literaturgattung von Indien. Agamas gibt es dann in den drei Haupttraditionen. Es gibt wiederum die Vishnu Agamas, das sind die Schriften in der Tradition der Vaishnavas. Vishnu, Krishna, Rama sind die Hauptaspekte Gottes, die dort verehrt werden. Es gibt die Shiva Agamas. Und die Shiva Agamas verehren Shiva und im weiteren Sinne auch die Schriften, die dann Ganesha und Sharavanabhava bzw. Murugan verehren, werden als Agamas bezeichnet.

Dann gibt es Devi Agamas. Devi Agamas, die die Göttin, die göttliche Mutter verehren, Lakshmi, Saraswati und vor allem Kali und Durga. Die Agamas für Devi wurden später auch als die Tantras bezeichnet, die Schriften, die sich mit der göttlichen Mutter beschäftigen. Agamas sind also Schriften, Agama heißt "das Kommen", Agamas sind religiöse Doktrin in einer der neueren Hindu-Manifestationen. Also, es gibt ja nicht den einen großen Hinduismus, sondern da gibt es verschiedene Richtungen. Und Agama kann zum einen eine Richtung bezeichnen, Agama kann die sich entwickelnde Richtung bezeichnen, Agama heißt auch "die Schrift". Wenn du es aber kurz haben willst, ist Agama eine der späteren religiösen Schriften Indiens, die eine bestimmte Tradition entwickelt haben. Oder ganz einfach: Agamas sind mittelalterliche indische Schriften.

Die Yoga Sutras von Patanjali

प्रत्यक्षानुमानागमाः प्रमाणानि ||1.7||

pratyakṣānumānāgamāḥ pramāṇāni ||1.7||

Die Mittel gültiger Erkenntnis (Pramana) sind direkte Wahrnehmung (Pratyaksha), Schlussfolgerung (Anumana) und Überlieferung (Agama).

Swami Sivananda über Agamas

Eine weitere Kategorie bekannter Schriften sind die Agamas. Die Agamas sind theologische Abhandlungen und praktische Leitfäden für die Verehrung Gottes. Die Agamas beinhalten die Tantras, Mantras und Yantras. Dies sind Abhandlungen, die die äußere Gottesverehrung in Form von Götterbildern, Tempeln etc. darlegen. Alle Agamas behandeln (i) Jnana oder Wissen, (ii) Yoga oder Konzentration, (iii) Kriya oder esoterische Rituale und (iv) Charya oder exoterische Rituale. Sie enthalten ebenfalls ausführliche Einzelheiten über Ontologie und Kosmologie, Befreiung, Hingabe, Meditation, Philosophie der Mantras, mystische Diagramme, Zaubersprüche und -formeln, den Bau von Tempeln, Herstellung von Bildern, heimische Bräuche, gesellschaftliche Regeln, Volksfeste etc.

Die Agamas sind in drei Abschnitte unterteilt: Die Vaishnava, die Shaiva und due Shakta. Die drei bedeutendsten Sekten des Hinduismus, nämlich Vaishnavismus, Saivismus und Saktismus stützen ihre Lehren und Dogmen auf ihre entsprechenden Agamas. Die Vaishnava Agamas oder Pancharatra Agamas verehren Gott als Vishnu. The Shaiva Agamas verehren Gott als Shiva und führten zu einer bedeutenden Philosophieschule, bekannt als Shaiva-Siddhanta, die in Südindien, vor allem in den Bezirken Tirunelveli und Madurai vorherrscht. Die Shakta Agamas oder Tantras verehren Gott als Mutter des Universums unter einer der vielen Namen Devis.

Die Agamas leiten ihre Autorität nicht von den Veden ab, stehen ihnen aber auch nicht entgegengesetzt gegenüber Sie sind alle im Geist und Charakter vedisch. Das ist der Grund weshalb sie als maßgeblich betrachtet werden.

Die Vaishnava Agamas

Kali tanzt auf Shiva

Die Vaishnava Agamas bestehen aus vier Kategorien: die Vaikhanasa, Pancharatra, Pratishthasara und Vijnanalalita. Brahma, Shaiva, Kaumara, Vasishtha, Kapila, Gautamiya und Naradiya sind die sieben Gruppierungen der Pancharatras. Der Naradiya Abschnitt der Santi-Parva in der Mahabharata ist die früheste Informationsquelle über die Pancharatras. Vishnu ist der höchste Gott in den Pancharatra Agamas. Die Vaishnavas betrachten die Pancharatra Agamas als die maßgebliche Schrift. Sie glauben, dass diese Agamas von Lord Vishnu höchstpersönlich offenbart wurden. Narada-Pancharatra sagt: “Alles, von Brahma bis zu einem Grashalm ist Lord Krishna.“ Dies entspricht der Aussage in den Upanishaden: “All dies ist wahrlich Brahman-Sarvam Khalvidam Brahma.“

Es existieren 215 dieser Vaishnava-Texte. Ishvara, Ahirbudhnya, Paushkara, Parama, Sattvata, Brihad-Brahma und Jnanamritasara Samhitas gehören zu den wichtigsten.

Die Shaiva Agamas

Die Shaivas erkennen 28 Agamas an, von denen der bedeutendste Kamika ist. Die Agamas sind ebenfalls die Grundlage des Kashmir Shaivismus, das Pratyabhijna-System genannt wird. Letztgenanntes Pratyabhijna-System zeigt eine deutliche Neigung zum Advaitismus. Der südliche Shaivism, d.h. Shaiva Siddhanta und der Kashmir Shaivism, betrachtet diese Agamas, neben den Veden, als maßgeblich. Jeder Agama verfügt über Upa-Agamas. Von diesen existieren nur 20 unvollständige Texte. Lord Shiva ist der zentrale Gott in den Shaiva Agamas. Sie sind für dieses Zeitalter, dem Kali Yuga, geeignet. Sie sind für alle Kasten und beide Geschlechter offen.

Die Shakta Agamas

Es existiert eine weitere Gruppe von Schriften, die als Tantras bekannt sind. Sie gehören zum Shakta Kult. Sie verehren Shakti als Mutter der Welt. Sie befassen sich näher mit dem Shakti (Energie) Aspekt Gottes und beschreiben die Abläufe zahlloser Verehrungsrituale der göttlichen Mutter in unterschiedlichen Formen. Es existieren 77 Agamas. Diese ähneln in mancher Hinsicht den Puranas. Die Texte sind zumeist Dialoge zwischen Shiva und Parvati. In einigen Dialogen beantwortet Shiva, die von Parvati gestellten Fragen und in anderen antwortet Parvati während Shiva fragt. Mahanirvana, Kularnava, Kulasara, Prapanchasara, Tantraraja, Rudra-Yamala, Brahma-Yamala, Vishnu-Yamala und Todala Tantra zählen zu den wichtigsten Werken. Die Agamas lehren verschiedene okkulte Praktiken, von denen einige Kräfte verleihen, während anderen Wissen und Freiheit schenken. Shakti ist die schöpferische Kraft von Lord Shiva. Shaktismus ist geradezu eine Ergänzung des Shivaismus. Unter den existierenden Büchern über die Agamas, gehören die Ishvara-Samhita, Ahirbudhnya-Samhita, Sanatkumara-Samhita, Narada-Pancharatra, Spanda-Pradipika und die Mahanirvana-Tantra zu den bekanntesten.

Verschiedene Schreibweisen für Agama

Sanskrit Wörter werden in Indien auf Devanagari geschrieben. Damit Europäer das lesen können, wird Devanagari transkribiert in die Römische Schrift. Es gibt verschiedene Konventionen, wie Devanagari in römische Schrift transkribiert werden kann Agama auf Devanagari wird geschrieben " आगम ", in IAST wissenschaftliche Transkription mit diakritischen Zeichen " āgama ", in der Harvard-Kyoto Umschrift " Agama ", in der Velthuis Transkription " aagama ", in der modernen Internet Itrans Transkription " Agama ".

1. Zusammenfassung Deutsch Sanskrit - Sanskrit Deutsch

Deutsch hinzukommend; m. Ankunft; Erwerb, Besitz, Lehre, Ueberlieferung, Wissenschaft; augment, (g.). Sanskrit Agama
Sanskrit Agama Deutsch hinzukommend; m. Ankunft; Erwerb, Besitz, Lehre, Ueberlieferung, Wissenschaft; augment, (g.).

2. Zusammenfassung Deutsch Sanskrit - Sanskrit Deutsch

Deutsch unbeweglich; m. Berg. Sanskrit Agama
Sanskrit Agama Deutsch unbeweglich; m. Berg.


Agama आगम āgama Aussprache

Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Agama, आगम, āgama ausgesprochen wird:


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Siehe auch

Quelle

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