Menschenbild

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Das Menschenbild im Yoga

Ein Menschenbild ist, laut Duden, das Bild oder die Vorstellung vom Menschen. In der Psychologie ist das Menschenbild die Gesamtheit über die Annahmen und Überzeugungen, was der Mensch von Natur aus ist, wie er in seinem sozialen und materiellen Umfeld lebt und welche Werte und Ziele er in seinem Leben hat oder haben sollte.

Das Menschenbild im Yoga

Auszug aus dem Buch "Das Große Yoga Vidya Pranayama Buch" von Sukadev Bretz, Copyright Yoga Vidya Verlag.

Im Menschenbild des Yoga – dem positivsten, das man sich vorstellen kann – ist der Mensch im tiefsten Aspekt göttlich. Der Mensch hat einen göttlichen Kern. Und in seinem relativen Aspekt ist der Mensch genau richtig, wo und wie er ist und wie es seine Aufgabe im großen Ganzen erfordert. Wenn die Energie im Menschen gut fließt, kann er das auch spüren. Er kann spüren,

  • dass sein Energiefeld in Harmonie mit dem kosmischen Energiefeld ist,
  • dass alles, was in ihm angelegt ist, in diese Welt hinein fließen kann,
  • und dass er die Lektionen, die der Alltag bietet, aktiv und mit Vertrauen angehen kann.

Yoga Vidya Menschenbild

Ich bin nicht der Körper!

Auszug aus dem Buch "Entstehung von Yoga Vidya, Lebensgemeinschaft und Lehrsystem

Jeder ist in seinem Inneren gut

Bei Yoga Vidya und damit in unseren Lebensgemeinschaften gehen wir davon aus, jeder Mensch ist tief im Inneren gut, es gibt nichts ursprünglich Schlechtes in der Persönlichkeit. Darin unterscheidet sich Yoga Vidya durchaus von anderen spirituellen Richtungen und von manchen der Weltreligionen.

Wer ist böse?

Häufig wird in verschiedenen Religionen unterschieden zwischen Gut und Böse, Gott und Teufel. Viele Menschen drohen mit der Hölle und sehen das spirituelle beziehungsweise religiöse Leben als einen Kampf zwischen Gut und Böse. Auch in Indien gibt es das Konzept von Devas und Asuras, dem Lichtvollen und dem Dämonischen. Ich selbst halte diese stark dualistische Denkweise und dieses Menschenbild für die Grundlage von vielen Problemen in dieser Welt, für Religionskriege. Man hat gedacht, Angehörige anderer Religionen sind des Teufels, man muss andere gewaltsam bekehren, um dem Göttlichem auf der Erde zum Durchbruch zu helfen.

So wurden viele Religionen gewaltsam, auch im Christentum. Zum Beispiel hat Luther den Papst als Antichristen bezeichnet, Luther wurde von den Katholiken als Teufel tituliert oder als Helfer des Satans. So haben beide miteinander gerungen, weil sie gedacht haben, durch das Ausrotten des teuflischen Gegners könne das Gute in der Welt gefördert werden. Später hat man auch gesagt, „Der Teufel kämpft in jeder Seele“ und so kann das Individuum sich entweder für Gott entscheiden oder für den Teufel. So ist dieses dualistische Konzept, das eigentlich nicht im Christentum wurzelt, auch nicht im Judentum, sondern vielmehr im Manichäismus und im Zoroastrismus zur Quelle von viel Gewalt geworden: Krieg zwischen den Staaten, zwischen den Völkern, zwischen den Religionen und später auch für Kampf im Menschen selbst. Denn Christen haben aus diesem Konzept des Teufels und des Gottes geschlossen, dass man mit sich ringen muss und das Teuflische in sich bekämpfen und ausrotten muss. Eine sehr gewaltsame Sprache.

Antworten der Psychologie

Die westliche Psychologie hat gezeigt: es gibt nichts abgrundtief Schlechtes im Menschen, es gibt auch keinen wirklichen Zerstörungsimpuls. Sigmund Freud hatte das nochmals versucht, zu formulieren, dass so etwas wie ein Todesinstinkt existiert, ein Gewaltinstinkt, aber es hat sich herausgestellt in der Psychologie, das stimmt gar nicht. Der Einzelne hat einen Selbstverteidigungsinstinkt, ein Mensch kann aus Verletzungen schlimm handeln. Er kann aus falsch verstandenen Vorstellungen reagieren, aber es gibt keinen Menschen, der von sich sagt: „Ich will das Schlechte.“ Es existiert keiner, der sich als Diener des Bösen sieht.

Menschen wollen grundsätzlich gut handeln. Sie haben manchmal eine komische Weise, das Gute bewirken zu wollen. Menschen handeln schlecht, verletzen andere, sind rücksichtslos, aber nicht bewusst schlecht. Nicht, um skrupellos zu sein, sondern zum Wohl eines Positiven nehmen sie Schlechtes in Kauf. Oder ihre Instinkte und ihre inneren psychischen Verletzungen drücken sich auf eine solche Weise aus, dass sie Schlimmes in anderen bewirken.

Welches Menschenbild hat Yoga Vidya?

Grundsätzlich gilt also: In den meisten Fällen handeln Menschen schlecht, weil sie Gutes bewirken wollen. Wenn man das erkennt, so braucht man nicht mehr andere zu bekämpfen. Und man kann aufhören, in sich zu streiten und gegen sich zu kämpfen. Stattdessen kann man schauen, wie kann man die verschiedenen Anliegen in sich selbst auf eine gute und geschickte Art angehen. Wie kann man seinen Wünschen und Begierden gerecht werden oder erkennen, dass sie Ausdruck von tiefer liegenden Bedürfnissen sind, die auf eine andere Weise gelebt werden müssen?

Die Vorstellung, dass hinter jedem das Göttliche, das Gute, das Liebevolle steht, dass grundsätzlich in jedem Menschen wertzuschätzende Anliegen sind: Wenn man das erkannt hat, kann man liebevoll miteinander umgehen. Und das ist das Ideal unserer Gemeinschaft, davon versuchen wir auszugehen. So wollen wir miteinander, mit allen Menschen und allen Geschöpfen umgehen.

Selbst wenn man das weiß, bleiben trotzdem Emotionen und Verletzungen. Deshalb kann es auch im Alltag lauter werden, kann der andere verletzen. Aber man weiß, der Mensch hat nicht aus Bosheit, sondern im Bemühen gehandelt, Positives zu bewirken. Und man kann lernen, geschickter und mitfühlend miteinander umzugehen, auch wenn sie sich gerade ungeschickt verhalten haben.

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Siehe auch

Literatur

Seminare

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