Charakterstärke
Charakterstärke
Swami Sivananda über Charakterstärke
Swami Sivananda schreibt über diese Tugend:
Ein Mensch mag sterben. Aber sein Charakter bleibt. Seine Gedanken bleiben. Der Charakter gibt dem Menschen Kraft und Macht. Charakter ist Macht. Man sagt "Wissen sei Macht", aber ich sage mit allem Gewicht: "Charakter ist Macht". Ohne Charakter ist es unmöglich, Wissen zu erlangen. Wer keinen Charakter hat, ist praktisch tot für diese Welt. Er wird von der Gemeinschaft ignoriert und verachtet. Willst du Erfolg im Leben haben, willst du Einfluss auf andere ausüben, willst du auf dem geistigen Pfad voranschreiten, Selbstverwirklichung und Gotteserfahrung erlangen, musst du einen fehlerfreien und makellosen Charakter haben. Das Wesentliche des Menschen ist sein Charakter. Er überlebt ihn oder lebt über ihn hinaus. Shankara, Buddha, Jesus und andere Meister frühester Zeiten sind heute noch in lebendiger Erinnerung, weil sie einen wunderbaren Charakter hatten. Sie übten großen Einfluss auf Menschen aus und verwandelten sie durch die Kraft ihres Charakters.
Geld bedeutet nichts gegenüber Charakterstärke. Diese ist eine mächtige Seelenkraft. Sie gleicht einer weithin duftenden Blume. Ein Mensch, der edel und von gutem Charakter ist, be- sitzt eine ungeheure Persönlichkeit. Diese ist nichts anderes als der Ausdruck des Charakters. Selbst einem begabten Dichter oder Wissenschaftler, der keinen Charakter hat, fehlt die richtige Stellung in der Gesellschaft: Die Menschen werden ihn verachten.
Charakter ist ein umfassender Begriff. In beschränkterem Maß bedeutet er moralische Haltung. In weiterem Sinn erwartet man von einem charaktervollen Menschen, daß er freundlich, barmherzig, großzügig, vergebend, tolerant ist und dass er sattvahafte Tugenden besitzt. Er mag sehr moralisch sein - eine große Auszeichnung -, wenn er aber die Unwahrheit sagt, wenn er selbstsüchtig und gierig ist, wenn er die Gefühle anderer verletzt, hat er dennoch einen schlechten Charakter.
Ein Mensch von vollkommen fehlerlosem Charakter hat die Eigenschaften, die im 13. und 16. Kapitel der Bhagavad Gita erwähnt werden. Er sollte folgende Tugenden besitzen: Demut, Unvoreingenommenheit, Harmlosigkeit, Kraft der Vergebung. Dienstbereitschaft, Reinheit, Standhaftigkeit, Selbstkontrolle, Gleichgültigkeit gegenüber den Sinneswahrnehmungen, Selbstlosigkeit, Einsicht in Leiden und Übel, die Geburt, Tod, Alter und Krankheit bewirken, Furchtlosigkeit, Sauberkeit. Er muss Almosen geben, die Schriften studieren, nüchtern, offen sein, ohne Zorn, bereit zu Verzicht, er muss ein Mensch des Friedens sein, dem alles Krumme zuwider ist, der Mitleid hat mit den lebenden Wesen, der ohne Geiz, voller Milde und Bescheidenheit, beständig, stark, kräftig erscheint und weder Neid noch Stolz besitzt.
Du säest eine Handlung und erntest eine Gewohnheit. Du säest eine Gewohnheit und erntest einen Charakter. Du säest einen Charakter und erntest ein Schicksal. Die Eindrücke von Gedanken, Gefühlen und Handlungen werden unauslöschlich in das Unbewußte eingeprägt. Auch wenn du stirbst, werden sie bleiben. Diese Einprägungen bringen dich in das Weltall zurück. Die Eindrücke von Gedanken und Handlungen verbinden sich und entwickeln eine Gewohnheit. Die Gewohnheiten verbinden sich und formen einen Charakter. Du bist der Urheber dieser Gedanken und Gewohnheiten. Was du heute bist, ist das Ergebnis deiner Vergangenheit. Alles ist Gewohnheit. Du kannst sie durch Gedanken und Handlungen schaffen und wieder auflösen.
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