Yogatattva Upanishad: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Klassische Schriften des Yoga: Veden, Upanishaden, Smritis, Puranas und Itihasas'''
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Version vom 20. Juni 2022, 12:03 Uhr

Die Yogatattva Upanishad (Sanskrit: योगतत्त्वौपनिṣअद् yogatattva-upaniṣad f.) ist eine Upanishad (ein Teil der indischen Heiligen Schriften), die zu den Yoga Upanishaden gezählt wird, da sie sich mit den Grundlagen des Yoga beschäftigt. Die Verse stellen aus der Sicht des Advaita Vedanta verschiedene Yoga-Arten dar und behandeln vor allem generelle Fragen zum Yoga-Weg, aber auch Techniken des Hatha Yoga.

"An unverbotnem, windstillem, entlegnem, störungsfreiem Ort, der Yogin Schutz gewährleistet allen Wesen als seinem Selbst." Zitat: Yogatattva Up.

Yogatattva Upanishad mit Erläuterungen nach Paul Deussen

Artikel aus „Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 810 - 814.

Einleitung

Diese Upanishad, die ihren Namen Yogatattva "die Wesenheit des Yoga" entweder nach dem Anfangswort oder nach dem Hauptinhalt trägt, besteht in unserer Rezension aus fünfzehn Slokas, während sie im Telugu-Druck in bedeutend erweiterter Gestalt vorliegt. Die beiden Anfangsverse sind dort dieselben, dann aber folgen etwa hundert andere Slokas, hierauf (p. 394) nochmals Vers 2 und als Schluß der Upanishad v. 3-13 und v. 15, teilweise mit sehr abweichenden Lesarten. Ob diese auf einer ursprünglicheren Tradition oder nur auf späterer Zurechtlegung beruhen, unternehmen wir zur Zeit noch nicht zu entscheiden. In unserer Rezension ist der Text so korrupt und der Kommentar so mangelhaft, daß die Übersetzung nur als ein Versuch gelten kann, den Inhalt einigermaßen verständlich wiederzugeben.

Nach den Eingangsversen (v. 1-2), welche, weniger passend, auch den Eingang von Dhyanabindu bilden, folgt v. 3-5 eine sehr drastische Schilderung von dem unaufhörlichen Kreislauf der Neugeburten und v. 6-8 eine Darlegung, wie die 3 1/2 Moren des Lautes Om alles in sich befassen, wobei wiederum v. 8 derselbe ist wie Dhyanabindu 7, diesmal aber dort passender steht; - hiernach scheint es, daß Yogatattva und Dhyanabindu, nicht die eine von der anderen, sondern beide von einer gemeinsamen Quelle abhängig sind, welche jedoch wahrscheinlich nur in einzelnen Sprüchen zu suchen ist, die in Yogakreisen mündlich umliefen und, vielfach variiert, schließlich in diesen Yoga Upanishaden Aufnahme fanden. Dies gilt auch von den folgenden Versen (v. 9-11), welche, nach dem Vorgange von Mahanar. 11,8 (oben S. 251) und unter mehrfachen Anklängen an Dhyanabindu 12-14, das Herz, den Sitz des Manas, als eine abwärts gerichtete Lotosblume schildern, die sich bei der Meditation entfaltet, dann aber mit der Beruhigung des Manas regungslos wird, worauf die Seele das höchste Wesen so in sich widerspiegelt, wie der Bergkristall den Sonnenstrahl (v. 11). Vers 12 bezieht sich wohl auf den Pratyahara, das Einziehen der Organe, während die Atmung noch fortbesteht, v. 13 auf den Pranayama, die Atmungsregelung, welche ihren Höhepunkt im Kumbhaka (Amritabindu 13. Dhyanabindu 12) hat, v. 14 auf den Auszug der Seele durch die Sushumna und des Brahmarandhram (vgl. Yogasikha 7), v. 15 endlich betrifft die Wahl richtigen Ortes für die Meditation und die Schonung alles Lebenden von seiten des Yogin.

Die Yogatattva Upanishad

Vers 1-2. Wert des Yoga.'[1]

1. Des Yoga Wesenheit kund tun

Zum Heil der Yogins will ich hier,
Wer dieses anhört und hersagt,
Der wird von allen Sünden frei.

2. Ein großer Yogin heißt Visnu,

An Zauberkraft und Buße groß,
Als Leuchte auf dem Wahrheitsweg
Glänzt er, der höchste Purusha

Vers 3-5. Der Kreislauf der Seelenwanderung

Samsara - buddhistisches Lebensrad

3. Die Brust, an der er trank vormals,

Drückt später er in Lüsternheit[2],
Am Schoß, der ihn gebar vormals,
Sättigt später er seine Lust.

4. Die ihm Mutter war, wird Gattin,

Die Gattin war, zur Mutter ihm,
Sein Vater wird ihm zum Sohne,
Sein Sohn wieder zum Vater ihm.

5. So im Kreislauf des Samsara,

Wie Schöpfeimer am Wasserrad[3]
Umlaufen, kommt er stets wieder
Im Mutterschoße zur Geburt.'[4]

Vers 6-8. Allbefassung des Lautes Om.

6. Drei Welten gibt es, drei Veden,

Drei Tagzeiten, drei Götter sind,
Drei Opferfeuer, drei Gunas,
Der Dreilaut alles die befaßt.

7. Doch wer am Ende des Dreilauts

Auch die Halbsilbe überdenkt,
Der hat dies alles durchdrungen
Und geht zur höchsten Stätte ein.

8. Wie der Duft ist in der Blume,

Wie die Butter ist in der Milch,
Wie das Öl ist in dem Sesam,
Wie das Gold in den Erzen ist[5], ...

Vers 9-11. Frucht der Meditation des Lautes Om.

9. Die Lotosblüte, die einnimmt

Des Herzens Raum, gesenkt den Kelch,
Hoch den Stiel, niederwärts tauend,
Darin das Manas hat den Sitz,

10. Beim A-Laut wird sie leuchtend,

Beim U-Laut erschließt sie sich,
Erklingt leise beim M-Laute, -
Regungslos ist der halbe Laut, -

11. Dann, wie im Bergkristall etwa

Sich abspiegelt der Sonne Licht[6],
Scheint in der Seele beim Yoga
Der höchste Geist, der sie beseelt.

Vers 12-13. Pratyahara und Pranayama (vgl. S. 650).

Anuloma Viloma

12. Er zieht ein gleich der Schildkröte

In sich nebst Hand und Fuß das Haupt[7],
Indes der Wind noch die Pforten
Umspielt. Dann heißt's: "Füllt ein! füllt ein!"

13. Doch wenn nach Schluß der neun Pforten

Er aus- und einzuatmen sucht,
Wie eine Fackel im Kruge
Windlos, das heißt der "Einbehalt".

Vers 14. Auszug durch das Brahmarandhram.

14. Bis, wie durch Lotosblatt brechend,

Auftriebwind zur Befreiung führt
Ihn, den man als den Truglosen
Zwischen Brauen und Stirne weiß.[8]

Vers 15. Verhalten des Yogin zur Außenwelt.

15. An unverbotnem, windstillem,

Entlegnem, störungsfreiem Ort
Der Yogin Schutz gewährleistet
Allen Wesen als seinem Selbst.[9]

Fußnoten

  1. v. 1-2 vgl. Dhyanabindu v. 1-2.
  2. Yah Stanah Purvapitas Tam Nishpidya Mudam Asnute (Telugudruck).
  3. Noch heute sieht man in Indien sehr häufig dieses ringsum mit Eimern versehene Schöpfrad. 'Während dasselbe durch einen unter ihm herlaufenden Bach gedreht wird, füllen sich die in denselben eintauchenden Eimer und ergießen, nach oben gelangt, ihren Inhalt in eine Rinne, die ihn den Feldern zuführt.
  4. Yonijanmani Sritva (Telugudruck).
  5. Dieser Sloka läßt sich nur künstlich (vermöge der Alldurchdringung des Lautes Om) mit dem Vorhergehenden verknüpfen und ist vielleicht aus dem Zusammenhang, der Dhyanabindu 7f. S. 660 vorliegt, herübergenommen.
  6. Atma Labhate Sphatika Samkasam, Surya Marici Vat, "die Seele nimmt den Glanz des Bergkristalls an, wie [wenn ihn trifft] ein Sonnenstrahl"
  7. Wir lesen mit dem Telugudruck Siras Ca.
  8. Vgl. Dhyanabindu 23. Jabala 2, S. 662. 708.
  9. Wörtlich: "Durch den Yogadienst ist die Unverletzlichkeit der das Selbst (des Yogin) bildenden Wesen gesichert".

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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