Mantra im täglichen Leben
Mantra im täglichen Leben - Du kannst ein Mantra an jeder Stelle in dein Leben integrieren und so dein ganzes Leben spiritualisieren. Wann immer du warten musst, auf den Bus, an der Kasse kannst du dein Mantra wiederholen. Wann immer du dich sammeln willst, kannst du dein Mantra wiederholen, praktisch in jeder Situation deines Lebens, zum Beispiel beim Putzen. Auch freudige Ereignisse in deinem Leben kannst du mit Mantrakraft aufladen und so Gott für seine Güte danken.
Mantra im täglichen Leben
- Auszug aus dem Buch "Mantra Meditation" von Sukadev Bretz -
Du kannst einen Mantra nicht nur für die zwanzig Minuten nutzen, in denen du meditierst, sondern du kannst den ganzen Tag mit Mantras füllen.
Die Geschichte vom Holzfäller und dem Dschinni
Vor langer langer Zeit lebte ein Holzfäller, der im Alter nicht mehr in der Lage war, seinen Lebensunterhalt mit Holzfällen zu verdienen. Er erinnerte sich an seinen Guru, bei dem er vor vielen Jahren gelernt hatte. Dieser Guru hatte außergewöhnliche Kräfte und konnte insbesondere Dschinnis, dienstbare Naturgeister, herbeirufen und ihnen Aufträge geben.
Unser Holzfäller ging also zu seinem Guru und bat ihn: „Ich habe niemanden, der sich um mich kümmert. Kannst du mir nicht einen Dschinni besorgen, der die Arbeit für mich erledigt und für meinen Lebensunterhalt sorgt?“
Der Guru meinte: „Es ist nicht ganz so einfach mit einem Dschinni. Er muss die ganze Zeit beschäftigt werden. Wenn du ihn nicht ununterbrochen beschäftigst, wird er dich auffressen. Suche besser nach einer anderen Lösung.“
Aber der Holzfäller-Schüler flehte: „Bitte Meister, hilf mir. Ich habe niemanden, an den ich mich sonst wenden kann. Und ich habe genug Arbeit, um ihn zu beschäftigen.“
Schließlich stimmte der Guru zu.
Als unser Holzfäller nach Hause kam, wartete bereits ein riesengroßer dienstbarer Geist auf ihn und sagte: „Meister, gib mir etwas zu tun.“
Der Mann befahl ihm: „Siehst du diesen Teil des Waldes? Fälle dort jeden zweiten Baum.“
Eine Stunde später kam der Dschinni zurück: „Aufgabe erledigt, Meister. Was jetzt?“
„Säge und spalte sie zu Brennholz.“
Ein paar Stunden später: „Meister, alles gemacht. Gib mir etwas zu tun.“
„Okay, bringe es zum Markt und verkaufe das Holz.“
Ein paar Stunden später kam der Dschinni zurück: „Erledigt. Gib mir etwas zu tun.“
„Hier sind Setzlinge. Pflanze sie dort, wo du die Bäume gefällt hast.“
Ein paar Stunden später: „Alles gepflanzt. Meister, gib mir etwas zu tun.“
„Bitte repariere die Hütte und das Dach.“
„Erledigt. Gib mir etwas zu tun.“
So ging es ein paar Tage und die ganze Nacht und dem Holzfäller fiel nichts mehr ein, womit er den Dschinni noch hätte beschäftigen können. Dieser drohte ihm: „Gib mir sofort eine Aufgabe, sonst fresse ich dich auf.“
Voller Panik rannte der Holzfäller zu seinem Guru und bat ihn um Hilfe.
Der Guru lächelte voller Mitgefühl und sagte: „Bitte deinen Dschinni, er möge einen hohen Baum ununterbrochen hinauf und hinunter klettern. Und zwar immer so lange, bis du ihm etwas anderes zu tun gibst.“
So hatte der Holzfäller fortan einen hilfreichen dienstbaren Geist, den er immer dann rufen konnte, wenn er ihn brauchte. Und in der Zwischenzeit hatte er seine Ruhe vor ihm.
Wir haben alle einen Dschinni, unseren Geist. Mit diesem Geist können wir eine Menge tun. Der menschliche Geist ist kreativ, kann sich vieles überlegen, ist ständig in Bewegung. Wenn er konzentriert ist, kann er schnell viel bewirken. Wenn wir unseren Geist nicht beschäftigen, beschäftigt er sich selbst und schafft uns alle möglichen Probleme:
- Neue Wünsche
- Neue Überlegungen, was andere über uns denken
- Was andere nicht über uns denken sollten
- Was man machen könnte, anstelle von dem, was man im Moment gerade tut
- Was andere tun, was sie eigentlich nicht tun sollten
- Wie man andere dazu bringt, das zu tun, was sie eigentlich tun sollten
- Was noch alles geschehen könnte und was man dann machen sollte
- und so weiter
Unser Geist frisst uns gewissermaßen auf. Aber es gibt eine Lösung und das ist der Mantra: Wenn wir nichts Besonderes zu tun haben, wiederholen wir den Mantra. Wir wiederholen den Mantra und atmen ein, wiederholen den Mantra und atmen aus. Das machen wir so lange, bis wir an etwas anderes konzentriert denken wollen.
So beschäftigen wir unseren Geist auf eine sinnvolle Weise, statt uns von ihm beherrschen zu lassen. Aber wir beschäftigen ihn nicht nur, sondern bringen ihn in eine spirituelle Schwingung, erhöhen unseren Prāṇa-Energielevel, nutzen jeden Moment für die Mantra-Wiederholung und wann immer wir den Geist für eine konkrete Aufgabe brauchen, können wir ihn mit dieser spiritueller Kraft und Konzentration gezielt einsetzen.
Wenn wir dann mit anderen Menschen sprechen, sind unsere Worte mit spiritueller Kraft aufgeladen. Wenn wir überlegen, was es zu tun gilt, sind wir mit spiritueller Kraft aufgeladen. Wenn wir gute Dinge bewirken wollen, haben wir die Konzentration, Willenskraft und Power dafür. Und wir können dankbar sein für jede Minute, in der nichts Spezielles zu tun ist, denn wir nutzen sie für unsere spirituelle Transformation.
Alltagstätigkeiten mit Mantra
Immer, wenn keine Konzentration notwendig ist, kannst du den Mantra wiederholen
- bei Routinetätigkeiten wie Staubsaugen, Geschirrspülen, Aufräumen und so weiter wiederholen.
- bei Freizeitbeschäftigungen wie Spazierengehen, Fahrradfahren, Schwimmen, anderem Sport
- in Wartezeiten, zum Beispiel am Bahnhof, der Bushaltestelle, an der Kasse, im Wartezimmer
- und vieles mehr
Andere spirituellen Praktiken
Interaktion mit Menschen
- Wenn du eine Herz-zu-Herz-Verbindung mit jemandem herstellen möchtest
- Zu Beginn eines Meetings oder eines Gesprächs
- Um jemandem Kraft und Licht zu schicken, zum Beispiel, wenn du merkst, er/sie ist nervös oder unsicher
- Oder wenn du weißt, jemand hat gerade eine Prüfung oder ähnliches, kannst du an ihn/sie denken und die Kraft deines Mantras hinschicken.
Mantra als Heilkraft
- Wenn du krank bist, eine Erkältung hast, vielleicht im Bett liegen musst und deswegen keine Āsanas machen kannst oder müde bist oder das Sitzen zur Meditation nicht so leicht fällt: Einen Mantra kannst du immer wiederholen. Es wird dich in deinem Heilungs- und Regenerationsprozess unterstützen und stärken.
- Wenn du einem anderen Menschen Heilenergie schicken willst, wiederhole den Mantra für ihn/sie und schicke ihm/ihr die Mantra-Energie.
Mantra als Entscheidungshilfe
Wenn du vor einer wichtigen Entscheidung stehst, wiederhole den Mantra besonders konzentriert. Du kannst dabei auch um Führung oder Intuition bitten. Meist wird eine Antwort oder ein Gefühl oder eine Gewissheit kommen.
Mantra als Schutzfeld
Wenn du das Gefühl hast, dass eine negative Energie da ist oder jemand dir nicht wohlgesinnt ist, wiederhole einen Mantra. Ein Mantra schafft ein Schutzfeld, eine Schutzenergie, wo sich keine negative Energie in deinem Energiefeld halten kann.
Mantra zum Entstressen
Wenn du gestresst bist und Ruhe brauchst, wiederhole den Mantra.
Mantra als transformatorische Kraft
- Wenn du vor etwas Angst hast, wiederhole den Mantra.
- Wenn du dich geärgert hast beziehungsweise ärgerst, wiederhole den Mantra.
- Wenn du zwanghafte Gedanken hast – zum Beispiel eine Sucht oder Angewohnheit nicht lassen kannst - wiederhole den Mantra und oft wird es sich auflösen. Ich kenne viele Menschen, die auf diese Weise vom Rauchen losgekommen sind. Immer wenn die Gier nach einer Zigarette aufgekommen ist, haben sie konzentriert den Mantra wiederholt und dann ging es plötzlich leichter, auf die Zigarette zu verzichten. Es funktioniert auch bei anderen Süchten.
- Wann immer Ängste, zwanghafte Gedanken oder Flashbacks kommen, wiederhole den Mantra und stelle dir vor, dass über den Mantra Lichtenergie zu dir kommt und dich heilt, dir Schutz gibt, sodass du nicht mehr so sehr beeinflusst bist von dem, was damals war.
Ein Mantra ist also etwas sehr Machtvolles und vermutlich wäre es für viele Menschen hilfreich, wenn Mantras in der Psychotherapie eingesetzt würden. Mit der Wiederholung des Mantras kann man sich von anderen Gedanken lösen. Man kann neue Kraft und Zuversicht bekommen und sich mit einer höheren göttlichen Wirklichkeit verbinden.
Siehe auch
Literatur
- Sukadev Bretz: Meditieren lernen in 10 Wochen - Übungsbuch mit MP3-CD
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Die Kraft der Gedanken
- Swami Sivananda: Konzentration und Meditation
- Swami Vishnudevananda:Meditation und Mantras
Seminare
Achtsamkeit
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