Thayumanavar
Artikel aus dem Buch “Lives of Saints” der Divine Life Society
Etwa vor 230 Jahren lebte ein Vaishya namens Ketiliya Pillai in der Stadt Vedaranyam im Bezirk Thanjavur in Südindien. Er war ein höchstgebildeter und frommer Mann. Er war der Leiter des Shivatempels. Der König von Tiruchirapalli, Muthu Vijaya Raghunatha Chokkalinga Nayak ernannte ihn, nachdem er von seinen Fähigkeiten, seiner Bildung und seinem Auffassungsvermögen und seinen tugendhaften Eigenschaften gehört hatte zum Verwalter seiner Länderreien.
Ketilya Pillai hatte einen Sohn namens Chidambaram Pillai. Der ältere Bruder von Kelilya Pillai adoptierte Chidambaram Pillai als seinen Sohn. Ketilya Pillai besuchte für gewöhnlich täglich den Thayumaneshwar Tempel in Tiruchirapalli, um dort Gebete für seinen Wunsch, einen Sohn zu bekommen, zu unterbreiten. Der Allmächtige segnete ihn mit einem Sohn. Als sein Sohn dank Thayunmanawars geboren wurde, gab Ketilya Pillai ihm den Namen des Herrn.
Der Junge Thayunmanavar war äußerst intelligent. Sehr schnell lernte er die Upanishaden, die Puranas, die Ithihasas, Grammatik und anderes mehr. Er wurde ein Student großer Gelehrsamkeit. Nach dem Tod seines Vaters, auf das Geheiß des Königs von Tiruchirapalli, übernahm er im Alter von vierzehn Jahren, den Posten seines Vaters als Verwalter der Länderreien.
Thayumanavar war ein wirklich attraktiver Junge. Seine Hände und Arme waren so lange, dass sie die Knien berührten, was unter Hindus als Zeichen wahrer Geistesgröße gilt. Thayumanavar war ein spiritueller Wahrheitssucher. Er bezwang die Pandits (Gelehrten), die den Hof des Königs besuchten. Er schickte sie mit folgender Bemerkung wieder weg: "Erkenne die Wahrheit." Der König war äußerst zufrieden mit Thayumanavar.
Thayumanavar war sehr von folgender Gedanke und Frage vereinnahmt: "Wann kann ich einen Lehrer haben, der all meine Zweifel beseitigt und mir zu wahrem Wissen/Erkenntnis (Jnana) verhilft?" Zu dieser Zeit] kam Mounaguru Swami, ein Nachfahre Thirumula Nayanars nach Tiruchirapalli um den Darshan von Thayumaneswar zu erhalten. Das Herz des Jungen Thayumanavar fühlte sich zu Swami Mounaguru hingezogen. Er warf sich vor ihm nieder und folgte ihm wie ein Schatten. Er hatte mit ihm ausgiebige Auseinandersetzungen über verzwickte Einzelheiten der Philosophie des Advaita Vedanta. Thayumanavar entwickelte ernsthaft Vairagya (Verhaftungslosigkeit) und vergaß all seine ofiziellen beruflichen Verpflichtungen. Daraufhin entband der König ihn all seiner Pflichten und wurde selbst ein Schüler Thayumanavars.
Thayumanavar heiratete einzig aus dem Grund, seinem Guru und seinem älteren Bruder eine Freude zu bereiten. Er hatte einen Sohn namens Kanagasabhapati Pillai. Nach dem Tod seiner Frau und auf die Anweisungen seines Gurus hin wurde er Samnyasin. Thayumanavar verließ das Haus nur mit einem Kaupin begleitet. Das ist eine spezielle Art, den Lendenschurz zu binden, um so das Zölibat einhalten zu können und den Geist fokussiert zu halten.
Er praktizierte Yoga und verbrachte all seine Zeit in Meditation und Samadhi. Er erlangte göttliche Inspiration und Selbstverwirklichung. Viele erhebende Gesänge sang er. All seine Lieder wurden von seinem Schüler Arulayar in Buchform gesammelt. Er weihte Arulayar in die Geheimnisse höchsten Wissens und Erkenntnis (Jnana) ein. Dann ging er nach Ramanathapuram. Er trat in den reinen Zustand von Nirvikalpa Samadhi ein.
Swami Thayumanavars Lieder der Verwirklichung werden von jedem in ganz Südindien gesungen. Sie beinhalten erhebende, die Seele berührende erhabene Gedanken und sind schlicht wunderbar. Sie tragen in sich die Frucht philosophischer Gedankengänge und durchdringen das Herz derer, die sie hören zutiefst.
Thayumanavar war die Verkörperung des Veda. Er war ein Beweis dafür, dass die lebendige Gottverwirklichung möglich ist. Niemals predigte er von oben herab. Er war ein perfekter Jnani der mittels seiner Wesensnatur in Gott auf- und eingegangen war. So stellte er eine direkte Nachfolge Shankaras dar und war eins mit Brahman. Er besass alle acht göttlichen Merkmale.
Als Jnani arbeitete er durch und in allen Körpern, in jedem Atemzug der Natur, er war eins mit dem Wehen des Windes, mit dem Regen der vom Himmel fiel und mit dem Sonnenschein. Wenn ein Jnani zehn Personen dazu verhilft, ihr Unwissen und Ihre Ignoranz - die Wurzel allen Übels - zu beseitigen, dann ist das wirklicher selbstloser Dienst. Gesellschaftliche und politische Arbeit sind für den Jnani oder den wirklichten Sanyasin nicht von Bedeutung. Das Leben und die Lehre von Swami Thayumanavars erschien in fünf Teilen in Gyana Bodhini in Madras. Von Thayumanavars Liedern gibt es Schallplattenaufnahmen.
Literatur
- Lives of Saints by the Divine Life Society, Yoga-Vedanta Forest Academy Press, Himalayas, India, 2009