Selbstvorwürfe
Selbstvorwürfe - was ist das? Wie geht man damit um? Selbstvorwürfe sind Vorwürfe die man sich selbst macht. Selbstvorwürfe ist der Plural von Selbstvorwurf. Man verwendet aber meistens den Plural, man spricht davon, dass man sich Selbstvorwürfe macht. Selbstvorwürfe sind Gewissensbisse, Schuldbewusstsein und Schuldgefühle. Selbstvorwürfe haben eine wichtige Funktion: Wenn man erkennt, dass man einen Fehler gemacht hat, ist es gut, dass man das auch als unangenehm erlebt. Durch Selbstvorwürfe bekommt man die Motivation, es das nächste Mal besser zu machen. Selbstvorwürfe animieren einen dazu, die eigenen Fehler zu analysieren. Man kann die eigenen Selbstvorwürfe auch dazu nutzen, den begangenen Schaden wieder gut zu machen. Z.B. kann man die eigene Schuld eingestehen, um Entschuldigung bitten, Besserung geloben und tätige Reue zeigen.
Natürlich sollte man sich nicht dauerhaft von Selbstvorwürfen beherrschen lassen. Irgendwann kann man zu den Selbstvorwürfen sagen: Danke, meine lieben Selbstvorwürfe, dass ihr mir geholfen habt, dass ich gesehen habe, wo ich geirrt habe. Danke, ihr habt mir gut gedient. Ich werde es beim nächsten Mal anders machen. Jetzt werde ich mich anderen zuwenden. Liebe Selbstvorwürfe, ich drücke euch meine Wertschätzung aus. Heutzutage (2016) ist es Mode geworden, über Selbstvorwürfe zu schimpfen. Sich selbst vorzuwerfen, dass man sich Selbstvorwürfe macht, macht das Ganze aber auch nicht besser. Sich selbst für die Fähigkeit zu Selbstvorwürfen anzuerkennen, wertzuschätzen, ist eine sehr viel effektivere Vorgehensweise.
Umgang mit Selbstvorwürfen anderer
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Es gibt Menschen, die machen sich immer wieder Selbstvorwürfe und vielleicht drücken sie das sogar aus. Und du überlegst, solltest du dazu etwas sagen? In der Mehrheit der Fälle reicht es, wenn du nichts sagst. Menschen machen sich Selbstvorwürfe und drücken das aus mit "Ach, hätte ich das doch gemacht!" oder "Ach, hätte ich das doch nicht gemacht!"
In vielen Fällen ist es am klügsten, nichts zu sagen. Manchmal hilft es Menschen, wenn man ihnen sagt, dass letztlich alles, was kommt, irgendwo zu etwas gut ist. Man lernt auch durch seine Fehler und Gott wirkt auch durch diese Fehler. Gott wirkt auch durch die Fehler anderer Menschen. Karma wirkt durch die Fehler. Im Grunde genommen kann man sagen, egal, was man getan hat, zu irgendwas wird es schon gut sein. Wenn es etwas war, was tatsächlich ethisch verwerflich ist, dann gilt es, um Entschuldigung zu bitten und zu fragen, wie man den Schaden wieder gut machen kann. Wenn man etwas Kriminelles getan hat, ist es meistens am klügsten, man bringt sich zur Selbstanzeige. Und wenn man etwas getan hat, wo man denkt, man kann es noch zurechtrücken, dann rückt man es eben zurecht. Wenn es aber etwas ist, was man aus bestem Wissen und Gewissen getan hat, so gut wie man konnte und Schlechtes ist daraus entstanden, dann gilt es, alle Gott darzubringen, loszulassen und darauf zu vertrauen, Gott wirkt auch durch die eigenen Fehler. In diesem Sinne sagt es ja auch Krishna in der Bhagavad Gita: "Tu das, was zu tun ist, so gut du kannst. Entscheide dich nach bestem Wissen und Gewissen. Danach lasse los."
Du kannst nicht alles tun, was wünschenswert ist. Du kannst auch nicht immer all deinen eigenen Ansprüchen gerecht werden. Manchmal tust du Dinge, obgleich du etwas andere tun willst. Bringe alles Gott dar. Wenn du alles Gott darbringst und alles so gut tust, wie du es tun kannst, dann begehst du keine Fehler, dann begehst du keine Sünden. Gott wird sich um alles kümmern.
Selbstvorwürfe und Burnout
Sukadev in einem spannenden Vortrag 2016
Selbstvorwürfe können dich ins Burnout bringen. Es sind nicht nur die äußeren Anforderungen, die einen überlasten, sondern es sind oft auch innere psychische Faktoren. Ich habe ja da schon öfters drüber gesprochen. Zum Beispiel kann es die Erfahrung einer Enttäuschung sein, die Erfahrung von Ungerechtigkeit. All das kann auch ins Burnout führen. Es sind die inneren Antreiber und es sind die Selbstvorwürfe, die oft noch schlimmer sind als die äußeren Anforderungen.
Natürlich – ohne äußere Anforderungen nutzen auch die Selbstvorwürfe nicht so viel, dass du ins Burnout gerätst. Du bekommst dann nur ein schlechtes Gewissen. Die Selbstvorwürfe plus große Anstrengung ist da nicht nur schlechtes Gewissen, sondern kann dann auch ins Burnout führen. Selbstvorwürfe kannst du verschiedener Art haben. Du könntest sagen: „Ich müsste mehr tun. Ich müsste besseres tun. Ich hab nicht ausreichend getan. Ich bin ein Versager. Ich hab’s nicht hinbekommen.“ Wenn du so mit dir sprichst, das kann dich in Probleme führen.
Du könntest aber auch die Selbstvorwürfe utilisieren. Du könntest auch sagen: „Ah toll! Ich bin fähig zu Selbstvorwürfen, ich habe innere Antreiber. Toll, dass ich innere Antreiber habe. Toll, dass ich hohes Anspruchsniveau habe.“ Du kannst dich selbst wertschätzen dafür. Aber noch besser ist es, du erkennst: Da ist nur ein Anteil in mir, ein Teil meines inneren Teams, das diese Selbstvorwürfe erhebt. Du könntest auch sagen: „Ah, da gibt’s Selbstvorwürfe. Ich hätte mehr machen können, ich hätte es besser machen können. Ich hätte die Hilfe herausfordern können. Da hab ich mich falsch entschieden.“ Das ist ein Teil des inneren Teams.
Dann kannst du noch fragen: „Wen gibt’s noch in mir?“ Dann wirst du feststellen, da sagt jemand: „Ich hab mich bemüht. Ich hab’s nach bestem Wissen und Gewissen getan. Jetzt ist gut, ich brauche etwas Ruhe.“ Und dann gibt es vielleicht jemanden, der sagt: „Entspannung ist wichtig, Selbstliebe ist wichtig, Ruhe ist wichtig. Ich hab mich bemüht, ich sollte mich etwas belohnen.“
Wenn du also so in dich hinein hörst, dann hörst du denjenigen, der Selbstvorwürfe macht, du hörst denjenigen, der sich um sich kümmern will, du hörst denjenigen, der sagt: „Hast du schon gut gemacht. (und so weiter)“ Also, identifiziere dich nicht mit den Selbstvorwürfen, versuche auch, die Selbstvorwürfe nicht loszuwerden. Respektiere die Selbstvorwürfe – sie sind wichtig. Sei dir aber bewusst, es gibt auch andere Anteile in dir. Und wenn du diesen Schritt gemacht hast, die Selbstvorwürfe zu respektieren, aber dich nicht fertig zu machen damit; die Selbstvorwürfe zu akzeptieren als einen inneren Antreiber, inneren Kritiker, der wichtig ist. Aber du hast nicht nur den inneren Kritiker, du hast auch den mütterlichen Anteil, du hast auch den verwöhnenden Anteil, du hast den Mußeanteil, du hast den Vertrauensanteil und so weiter.
Ich habe ja auch ein schönes Buch geschrieben. Ich meine, es ist ein schönes Buch: „Der Königsweg zu Gelassenheit“. Da ist dieses innere Team gut beschrieben. Und dann kannst du sehen, es gibt den inneren Kritiker – man kann auch sagen: den Minister für Gerechtigkeit. Es gibt den Leistungsminister, es gibt aber auch den Gesundheitsminister, es gibt den Erziehungsminister und so weiter. All das hast du in dir.
Selbstvorwürfe können ins Burnout führen, müssen aber auch nicht. Selbstvorwürfe wirst du nicht dadurch los, dass du sagst: „Ich sollte mir nicht mehr so viele Selbstvorwürfe machen.“ Du wirst die Selbstvorwürfe vermutlich nicht los, aber du kannst sie positiv nutzen, indem du sie wertschätzt, ihnen dankst und ergänzt durch andere Stimmen, andere Teammitglieder in dir.
Selbstvorwürfe in Beziehung zu anderen Persönlichkeitsmerkmalen
Selbstvorwürfe gehört zur Gruppe der Persönlichkeitsmerkmale, Schattenseiten, Laster und Tugenden. Um dieses Charaktermerkmal besser zu verstehen, wollen wir es in Beziehung setzen mit anderen:
Synonyme Selbstvorwürfe - ähnliche Eigenschaften
Synonyme Selbstvorwürfe sind zum Beispiel Schuldgefühle, Selbstvorwürfe, Unrechtsbewusstsein, Gewissensbisse, Schuldbewusstsein .
Man kann die Synonyme in zwei Gruppen einteilen, solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation:
Synonyme mit negativer Konnotation
Synonyme, die gemeinhin als negativ gedeutet werden, sind zum Beispiel
Synonyme mit positiver Konnotation
Synonyme mit positiver Konnation können helfen, eine scheinbare Schattenseite auch positiv zu sehen. Synonyme mit positiver Konnotation sind zum Beispiel
Antonyme Selbstvorwürfe - Gegenteile
Antonyme sind Gegenteile. Antonyme, also Gegenteile, von Selbstvorwürfe sind zum Beispiel Selbstliebe, Eigenliebe, Eigensucht, Egozentrik, Selbstbesessenheit, Selbstverliebtheit, Selbstsucht . Man kann auch die Antonyme, die Gegenteile, einteilen in solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation.
Antonyme mit positiver Konnotation
Antonyme, also Gegenteile, zu einem Laster, einer Schattenseite, einer negativen Persönlichkeitseigenschaft, werden gemeinhin als Gegenpol interpretiert. Diese kann man kultivieren, um das Laster, die Schattenseite zu überwinden. Hier also einige Gegenpole zu Selbstvorwürfe, die eine positive Konnotation haben:
Antonyme mit negativer Konnotation
Nicht immer ist das Gegenteil einer Schattenseite, eines Lasters, gleich positiv. Hier einige Beispiele von Antonymen zu Selbstvorwürfe, die aber auch nicht als so vorteilhaft angesehen werden:
Eigenschaften im Alphabet davor oder danach
Hier einige Eigenschaften, die im Alphabet vor oder nach Selbstvorwürfe stehen:
Eigenschaftsgruppe
Selbstvorwürfe kann gezählt werden zu folgenden beiden Eigenschaftsgruppen:
- Big Five Neurotizismus hoch
- Schattenseiten-Kategorie Leiden
Verwandte Wörter
Verwandte Wörter zu Selbstvorwürfe sind zum Beispiel das Adjektiv selbstvorwerfend, das Verb vorwerfen, sowie das Substantiv Selbstverurteiler.
Wer Selbstvorwürfe hat, der ist selbstvorwerfend beziehungsweise ein Selbstverurteiler.
Siehe auch
- Psychologie im Alltag. Ein Videopodcast auf Youtube mit Sukadev
- Tugend
- Burnout
- Boreout
- Tugenden Podcast - Tipps zur Entwicklung von Tugenden und Positiven Eigenschaften
- Yoga Vorträge - Inspirationen zu allen Aspekten von Yoga, Meditation, Persönlichkeitsentwicklung und Spiritualität
- Ausbildung Massage
- Entspannung
Literatur
- Sukadev Bretz, Ulrike Schöber: Der Königsweg zur Gelassenheit; 2014
- Sukadev Bretz: Karma und Reinkarnation
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