Boreout

Aus Yogawiki

Boreout, das "Ausgelangweiligtsein" ist das Gegenstück zum Burnout. Boreout bedeutet, dass jemand durch Langeweile (englisch boredom) in eine depressive Verstimmung, ja sogar in eine echte Depression, gelangen kann. Manche Psychologen sagen, dass Burnout manchmal gar nicht aus Überforderung sondern aus Langeweile stammt und eigentlich Boreout sei. Quantitative Überforderung bei qualitativer Unterforderung liegt gar nicht mal selten hinter einer depressiven Verstimmung.

Boreout wird leicht verwechselt mit Burnout

Boreout und Trägheit

Wer nicht gefordert wird, der fühlt sich gelangweilt. Wer keinen Sinn in seiner Tätigkeit sieht, der hat wenig Energie. Unterforderung und Sinnlosigkeit führt zur Langeweile, Boredom. Diese Langeweile führt zur Trägheit, zur Antriebslosigkeit, die den Menschen in eine depressive Verstimmung führen kann.

Wenn man dann auch noch angetrieben wird, etwas, was man langweilig findet, schnell machen soll und immer mehr davon machen soll, dann gerät man schnell in die quantitative Überforderung bei qualitativer Unterforderung. Dies kann dann ins Boreout führen, welche alle Charakteristika einer Depression annehmen kann.

Oft machen Führungskräfte dann einen Fehler bei Mitarbeitern, die ins Boreout geraten: Sie denken, dass der Mitarbeiter überfordert ist - und verteilen die herausfordernden Arbeiten an andere im Team. Der Mitarbeiter behält nur noch die allerlangweiligsten Tätigkeiten. Dies führt dann nicht zum gewünschten Resultat, nämlich Regeneration und Erholung. Vielmehr führt das dazu, dass der Mitarbeiter noch mehr ins Boreout hineinsinkt.

So entsteht ein Teufelskreis:

  • Die stärker werdende Müdigkeit und Trägheit führt zur größeren Schonung durch die Außenwelt und das Abgeben von immer mehr Aufgaben, insbesondere von allen herausfordernden Aufgaben
  • Dies führt zu noch mehr Langeweile, die das Boreout verstärkt
  • Verstärktes Boreout führt zu noch größerer Müdigkeit und Trägheit

Boreout von Burnout unterscheiden

Ein Vortrag von Sukadev Bretz im Jahr 2016

Boreout von Burnout unterscheiden. Boreout ist Langeweile. Burnout ist ausgebrannt. Und manchmal denken Menschen sie sind im Burnout und in Wahrheit sind sie im Boreout. Ich spreche diesen Broadcast im Jahre 2016. Es ist ein Jahr, wo im Jahr vorher viel gesprochen wurde über Burnout. Es gab eine ganze Menge von Fällen von Burnout, die an die Öffentlichkeit gekommen sind; die letzten Jahre von Fußballspielern, über Manager, Minister, und vieles andere. Und Menschen kommen in die Überforderung. Aus der Überforderung heraus fühlen sie sich irgendwann ausgebrannt, geraten in eine Erschöpfungsdepression.

Burnout ist ein Phänomen der Zeit

Heutzutage, also im Jahr 2016, wird der Ausdruck Burnout etwas inflationär gebraucht. Aber dadurch, dass er inflationär gebraucht wird, bekommen Menschen, die tatsächlich im Burnout sind, nicht die Hilfe, die sie brauchen. Es ist für manche geradezu ein Modebegriff geworden. Burnout, als psychologisch unklar definierter Begriff, heißt, dass jemand sehr stark sich angestrengt hat, sehr stark bemüht hat, in eine Überforderung geraten ist, in eine Erschöpfung geraten ist, in eine Depression geraten ist. Vom psychatrischen her ist Burnout eine Erschöpfungsdespression. Im Volksmund gibt es aber noch andere Erkrankungen, oder andere Erfahrungen, die als Burnout bezeichnet werden. Z.B. angenommen, jemand hat sich angestrengt, ein paar Tage oder Wochen lang ist er müde, erschöpft. Dann wird manchmal gesagt, ich bin jetzt im Burnout. In Wahrheit sind sie einfach nur ein bisschen müde, erschöpft, erholungsbedürftig. Eins, zwei Tage Pause, Ruhe, vielleicht Urlaubstage oder ein gut verlebtes Wochenende, d.h. Ruhe, Entspannung, kann ihm helfen, sich wieder zu regenerieren. Das war dann kein Burnout.

Genauso gibt es das sogenannte Boreout: Gelangweilt. D.h. qualitativ unterfordert, quantitativ überfordert. Also jemand muss sehr viel tun, aber nichts was ihn fordert, nichts was ihn begeistert, nichts was ihn fasziniert. Das ist dann Boreout. Wenn jemand z.B. in ein Boreout hinein gerät, und der Vorgesetzte merkt irgendwo, der ist müde, erschöpft, was macht er aus guten Grund: Er nimmt ihm die verantwortungsvollen Aufgaben weg. Also er will ihn nicht überfordern, wenn er schon so überanstrengt ist. Wenn er irgendwie müde und erschöpft ist, dann nimmt man die Dinge weg, die vielleicht besonders fordernd sind und hofft, dass er durch eine einfache Arbeit wieder zu Kräften kommt. Und dann geschieht genau das Gegenteil. Er hat sich eher gelangweilt; quantitativ überfordert, qualitativ unterfordert. Und jetzt wird er qualitativ noch mehr unterfordert und dann gerät er noch mehr in diesen Strudel. Und das kann ein Teufelskreis werden.

Was man bei Boreout tun kann

Dann gilt es zu überlegen, wie könnte ich interessantere Dinge tun. Vielleicht könntest Du quantitativ weniger tun und qualitativ mehr. Vielleicht musst Du das mit dem Chef absprechen, mit den Kollegen absprechen. Das Wort boreout ist ja heute durchaus bekannt. Und es ist gar nicht selten, wenn Du z.B. Chef bist, dass man sagt, dass er sich müde und erschöpft fühlt, dass Du ihm einfach etwas neues geben musst, etwas interessantes geben musst, und dann geht es ihm wieder gut. Du könntest z.B. fragen: „Ja, wir können überlegen, was es noch für Dich noch so gibt. Wir können überlegen, es gibt noch das und das zu tun.“ Und wenn Du dann ein aufleuchten in den Augen Deines Mitarbeiters, Kollegen, Partners oder Vereinsmitglieds, Bekannten, Freunden siehst, da scheint Energie zu sein. Das scheint Dich zu interessieren. Das scheint Dich zu faszinieren. Wenn Du dort siehst, dass die Lebensgeister in einem geweckt werden, dann ermutige ihn oder sie, das zu tun. Manchmal musst Du sogar Mut machen, wenn er sagt, es mir sowieso alles zu viel. Okay, dann aber mache das. Und dann hast Du neue Energie und Freude.

Ich habe ja bei einem indischen Yogameister gelernt: Swami Vishnu Devananda. Und er war darin ein Meister. Wenn ihm irgendwo jemand gesagt hat, er ist erschöpft, es wird zu anstrengend. Anstatt ihm nichts mehr zu geben - oder er konnte auch sagen, okay, mach mal ein paar Tage Pause, d.h. über intensiver Meditation, mache intensiv Yoga, schlafe Dich aus, und mache ein paar Tage kein Karma Yoga, also keine Gemeinschaftsaufgaben, das konnte er auch sagen. Was er aber häufiger gemacht hat, er hat einem ein anderes Aufgabengebiet gegeben. Er hat einem z.T. versetzt. Es ist mir mal passiert: Ich wurde plötzlich versetzt von New York nach Kalifornien. Oder andere wurden von einem Ashran in ein anders Land versetzt. Neue Aufgaben, neue Interessen, neues Feuer, Interesse, nicht mehr so gelangweilt: Prompt ging es einem wieder besser. Wenn man überlegt, man hätte den Menschen monatelang krank geschrieben, dann wäre er noch mehr gelangweilt gewesen. Das ist ja oft das Problem von Boreout: Dann gehen die vielleicht zu einem Arzt, der schreibt sie krank und dann sind sie noch gelangweilter. Erstens waren sie gelangweilt, zweitens haben sie zu Hause noch mehr Langeweile, drittens haben sie ein schlechtes Gewissen, viertens: das Gefühl des Versagens.

Wenn irgendwo ein Verdacht auf Boreout besteht anstatt auf Burnout, ist das Anreichern des Aufgabengebietes, etwas Interessantes zu machen, aber das, was er macht interessanter zu machen, viel besser als schonen. Überlegen: Wie kann ich das, was ich tue, mit Freude tun? Wie könnte ich meine besonderen Fähigkeiten einsetzen. Wie könnte ich das, was ich tue, interessanter gestaltet sein. Oder, wie könntest Du einem anderen Menschen raten, das, was er tut, interessanter zu tun. Und eventuell, wenn’s wirklich eine Tätigkeit ist, die einem langweilt, dann ist es am klügsten, sich etwas Neues zu suchen. Und wenn es bei dem bisherigen Arbeitsplatz nicht geht, dann sucht man sich besser einen anderen. Es ist nicht gut, unter Jahre an einem Borout zu leiden. Man sollte schauen, dass was man tut mit Freude und Interesse zu machen, zumindest zu einem großen Teil. Oder es zu verändern, oder sich etwas anderes zu suchen.

Alltäglichkeit und Boreout

Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2016

Wie ein Boreout entsteht

Es gibt nicht nur Burnout es gibt auch Boreout. Und gar nicht mal wenige Menschen, die sich selbst ein Burnout diagnostizieren, leiden eigentlich nicht unter Burnout sondern unter Boreout. Was ist Boreout? Boreout heißt, gelangweilt sein. Wegen Langeweile gerät man manchmal in einen Zustand der Trägheit. Boreout könnte heißen, dass man den Alltag nicht richtig oder sogar alles langweilig findet. So langweilt man sich. Dieses Boreout kann bedeuten, dass wir quantitativ überfordert sind, bei qualitativer Unterforderung. Man muss immer das Gleiche tun oder man muss immer wieder die gleichen Dinge schnell tun. Man hat keinen Gestaltungsspielraum und man kann seine Fähigkeiten nicht einsetzen. Es macht keinen Spass, man ist nicht mit dem Herzen dabei. Die Tätigkeit erscheint sinnlos. Wenn das ist, zusammen mit einem hohen quantitativen Anspruchsniveau, vielleicht mit Termindruck, dann kannst Du ins Boreout geraten. Die Alltäglichkeit kann Dich ins Boreout bringen, kann es bringen, muss es aber auch nicht.

Was Du gegen ein Boreout tun kannst

Du kannst jederzeit aus dem Boreout rausgehen. Du kannst der Alltäglichkeit entkommen. Zum einen könntest Du überlegen, was könnte ich anders machen? Du kannst die Alltäglichkeit auf ganz verschiedene Weisen ändern. Du könntest zum Beispiel morgens aufstehen und statt die Zähne mit der rechten Hand zu putzen, kannst Du die linke Hand nehmen. Du könntest Dir etwas anderes zum Frühstück machen. Du könntest einen anderen Weg zur Arbeit nehmen. Du könntest durch eine andere Tür in Deine Firma reingehen. Du könntest den Computer etwas später anwerfen. Du könntest die Reihenfolge Deiner Arbeit ändern. Um aus dem Boreout herauszukommen, mach doch einfach das eine oder andere jetzt anders! Die zweite Möglichkeit: Sei achtsam und im Hier und Jetzt. Wenn Du immer wieder die gleichen Dinge zu tun hast, dann brauchst Du nicht so viel nachzudenken. Sei bewusst im Hier und Jetzt! Sei ganz konzentriert bei dem was es jetzt zu tun gibt. Genieße das was jetzt zu tun ist! Die Alltäglichkeit kann Dir helfen achtsam zu sein. Du kannst es auch mit einem Mantra verbinden.

Es gibt einen Ausweg aus dem Boreout

Im Yoga sagen wir, Mantras sind große Kraftquellen. Du könntest während, Du putzt, staubsaugst usw. ein Mantra wiederholen. Bei manchen Bürotätigkeiten geht das nicht. Wenn Du immer wieder Rechnungen schreiben musst, mag das langweilig sein, aber dabei musst Du konzentriert sein. Aber zwischendurch kannst Du ein Mantra wiederholen, zwischendurch den Himmel anschauen, zwischendurch einfach in Dein Herz hineinspüren und zwischendurch Liebe spüren. Eventuell kannst Du auch mit Deinem Chef und Deinen Kollegen sprechen und sagen, Du brauchst mal wieder Abwechslung. Eventuell brauchst Du sogar den Mut, den Arbeitsplatz zu wechseln. Eventuell kannst Du auch bei Deiner jetzigen Tätigkeit einfach etwas anders machen. Du kannst überlegen, wie kann ich das, was zu tun ist, anders tun? Wie kann ich das was zu tun ist mit Energie tun? Wie kann ich das was zu tun ist mit Freude tun? Du bist der Situation nicht hilflos ausgeliefert. Einige Möglichkeiten hast Du.

Im schlimmsten Fall komm einfach zu Yoga-Vidya! Mach mal wieder eine Ferienwoche mit oder mach mal das Sadhakaprogramm mit; Bei drei Monaten im Ashram, kommst Du definitiv aus der Alltäglichkeit heraus! Du kommst sicher aus dem Boreout heraus und musst nicht in der psychischen Krise verharren.

Wege aus dem Boreout

Lachen ist die beste Medizin - auch bei Boreout

Tipps für Chefs und Partner

Wenn du jemanden in deiner Umgebung hast, der unter Boreout leidet, wäre eine doppelte Strategie zu überlegen:

  • Quantitativ weniger
  • Qualitativ mehr

Insbesondere wäre hilfreich, dem Betreffenden mit einer ganz anderen Aufgabe zu betrauen, eine die sinnvoll und herausfordernd ist, die seine besonderen Fähigkeiten fordern.

Tipps für den vom Boreout Betroffenen

Statt über Überforderung zu klagen, überlege:

  • Was macht mir Spaß?
  • Was empfinde ich als sinnvoll?
  • Bei welcher Tätigkeit fließt meine Energie?
  • Nutze diese und andere Wunderfragen hier im Wiki
  • Wenn du viele repetitive Tätigkeiten machen musst, dann gestalte diese interessanter, z.B. mit Achtsamkeitsübungen, spielerischen Elementen, Mantra-Rezitation, Anhören von Mantra-CDs oder Podcasts. Oft gibt es viele Möglichkeiten, um etwas interessanter zu machen - das ausprobieren allein kann aus dem Boreout helfen.
  • Übe Yoga und Meditation - so bekommst du neue Energie und Kraft. Das macht auch das Leben faszinierender

Manchmal hilft ein Urlaub in einer ganz neuen Umgebung, vielleicht sogar ein Yoga Urlaub.

Oft hilft es auch, sich mit spirituellen Fragen auseinander zu setzen, vielleicht auch ein Yoga Seminar oder eine Yogalehrer Ausbildung zu besuchen. Wenn man sich mit Spiritualität beschäftigt, verschwindet oft die Frage des Boreout von selbst

Oft ist schon allein hilfreich und befreiend, wenn man erkennt, dass man nicht unter Burnout sondern unter Boreout leidet.

Denn es ist leichter, aus dem Boreout herauszukommen als aus dem Burnout.

Siehe auch

Seminare

Karma Yoga

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Sukadev Bretz, Bhavani Jannausch

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Irina Jacobi, Patrick Vopel,

Zusammenfassung

Ein Boreout ist wie das Burnout ein Phänomen unserer Zeit. Es entwickelt sich aus zu viel Routine und Unterforderung. Man ist einem Boreout aber auch nicht machtlos ausgeliefert. Mit Raja Yoga, Mantras und Karma Yoga, kann man sich aus dem Boreout selber raushelfen.