Nordische Mythologie

Aus Yogawiki

Die nordische Mythologie basiert, wie viele ursprüngliche oder „primitive“ Religionen, auf Naturprinzipien. Es werden Prinzipien in der Natur erkannt (die Sonne geht auf, die Sonne geht unter, Gewitter, Wetter), für die es damals keine Erklärung gab. So wird das Prinzip benannt, in Form eines Gottes und/oder Ungeheuers, eines Zwergs, einer Norne oder Hexe.

Darstellung der Weltenesche, Yggdrasill, aus einer isländischen Handschirft aus dem 17. Jahrhundert

Alle bösen Wesen, die für Naturkatastrophen verantwortlich gemacht wurden, die die Macht hatten, die Welt zu vernichten, sind die Riesen. Dem gegenüber gestellt, für das Gleichgewicht, das in der Natur herrscht, wurden die Asen und Wanen - zwei Göttergeschlechter, die nach einigen Kämpfen und ausgetauschten Geiseln - zum Teil im Verlauf dadurch dann gemischt - friedlich koexistieren. Die Asen sind kämpferisch und mutig, während die Wanen als weise und erdverbundene bäuerliche Fruchtbarkeitsgötter verehrt wurden.

Religion war dem heutigen Verständnis nach die nordische Mythologie nicht, denn es gab keine Glaubensgemeinschaft in dem Sinne, nichts organisiertes wie eine Kirche, kein Oberhaupt und keine Doktrin. Viel, was wir über die nordische Mythologie wissen, stammt aus der Edda. Auch das Nibelungenlied fußt auf der nordischen Mythologie. Hier finden wir viele Parallelen. Die nordische Mythologie ist also Teil unserer germanischen Kultur, nicht nur der skandinavischen. König Blauzahn (der Namensgeber für die Technologie Bluetooth, btw) konvertierte etwa 1000 n. Chr. aus machtpolitischen Gründen zum Christentum, was als Ende der Wikingerzeit und der lebendigen, gelebten nordischen Mythologie gilt.

Aufbau der mythologischen Welt

Yggdrasil ist der Name eines Baumes, mutmaßlich einer Esche (möglicherweise auch Eibe), der den gesamten Kosmos beinhaltet und für alle neun Welten ein zu Hause bietet. Erschaffen wurde Yggdrasil, der gesamte Kosmos der nordischen Mythologie, von Odin. Nachdem er und seine Brüde Vili und Ve den Riesen Ymir erschlagen hatten, zerhackten sie seinen Körper und bildeteten daraus die neun Welten, den gesamten nordischen Kosmos. Nach einer möglichen Interpretation bauen sich die Welten wie folgt auf:

Lorenz Frølich (1820–1908): Odin und seine Brüder erschaffen die Welt aus dem Körper von Ymir (Druckgraphik)

Oberwelt

  • 1. Asgard, Wohnort der Asen. Der Wächter von Asgard ist Heimdall, der Herrscher Odin. Asgard ist der Wohnort des Göttergeschlechts der Asen, die als herrschende und kriegerische Götter gelten. Asgard beheimatet zwölf Paläste aus Gold und Edelsteinen, die mit unüberwindbaren Mauern jeweils von einem Gott bewohnt werden. In Asgard befinden sich auch Odins Thron Hlidskalf, von wo aus er alle neun Welten überblicken kann, sowie die größten Hallen Walhall und Sessrumnir. Asgard ist über Bifröst mit Midgard verbunden.
Die zwölf Paläste Asgards
  • Bilskirnir, der Palast Thors in Thrúdheim, der vielleicht nicht zu Asgard gehört
  • Ydalir (Eibental), der Palast Ullers
  • Valaskjalf, der Palast Walis mit Odins Thron Hlidskialf
  • Sökkwabeck (gesunkene Bank, Schatzbank?), der Palast Sagas
  • Gladsheim (Froh- oder Glanzheim), der Palast Odins mit dem Saal der seligen Helden Walhall
  • Thrymheim (Donnerheim), der Palast Skadis
  • Breidablik (Breit- oder Weitglanz), der Palast Balders
  • Himinbjörg (Himmelsburg), der Palast Heimdalls
  • Folkwang (Volksfeld), der Palast Freyjas mit dem Saal Sessrumnir
  • Glitnir (der Glänzende), der Palast Forsetis
  • Nóatún (Schiffsstadt, Schiffsplatz), der Palast Njörðrs
  • Landwidi (Landweite), der Palast Vidars
  • 2. Wanenheim, Wohnort der Wanen. Der Herrscher ist der Wane Njörd. Die Wanen gelten als Gottheiten der Fruchtbarkeit, des Herdfeuers und Ackerbaus. Sie gelten als weise, mutig und gerecht, sind für das Gleichgewicht zuständig.
  • 3. Albenheim, Wohnort der Alben, der Elementarwesen. Der Wächter von Albenheim ist der Elf Delling, während der Herrscher ein Wane ist, Freyer.

Erde

  • 4. Midgard, Wohnort der Menschen
  • 5. Jötunheim, Wohnort der Riesen (mit Utgard), Welt der zerstörerischen und rohen Kraft. Der Herrscher von Jotünheim ist Thrymr.
  • 6. Muspellsheim, Wohnort der Feuerriesen, Welt von Hitze, Lava und Feuer. Der Wächter von Muspellsheim ist der Riese Surt.

Unterwelt

  • 7. Schwarzalbenheim, Wohnort der Zwerge (Schwarzalben), Welt der Mineralien und Unterirdischen.
  • 8. Niflheim, Reich der Dunkelheit, des Eises, Nebels und alles Schlechten. Der Herrscher von Niflheim ist der schlangenähnliche Drache Nidhögg, der an einer Wurzel Yggdrasils nagt und an der Quelle von Hvergelmir, dem Ursprung aller Flüsse, sitzt. Aus Niflheim kommt außerdem die Polarnacht.
  • 9. Hel, das Totenreich, Welt der Trägheit und Ruhe. Der Wächter von Hel ist der Hund Garm, die Herrscherin die gleichnamige Totengöttin Hel.

Nordische Götter

Odin, seine zwei Raben (Huginn und Muninn) und seine zwei Wölfe (Geri undd Freki). Abbildung aus dem Buch "Walhall" von Felix und Therese Dahn, 1888.

Odin oder Wotan/Wodan

Odin ist der Hauptgott der nordischen Mythologie und der Edda und gehört zum Geschlecht der Asen. Er gilt als Göttervater, Kriegs- und Totengott, Gott der Dichtung, Magie und Ekstase und wird mitunter etwas dämonisch dargestellt. Seine Eltern sind beides Riesen, Bör und Bestla. Er hat zwei Geschwister, Vili und Vé, die aber in der nordischen Mythologie keine weitere große Rolle spielen - außer bei der Entstehung des Weltbildes, der Welt. Die drei erschlagen gemeinsam den Riesen Ymir, zerhacken seinen Leichnam und bilden aus den Körperteilen und dem Blut die Welt.

Odin gilt als weise, ist sogar so weise, dass er selbst seine Unzulänglichkeit erkennt und daher gerne noch weiser werden möchte, so dass er das persönliche Opfer eines Auges bringt, um von Mimirs Brunnen trinken zu dürfen und dann letztlich noch weiser zu werden. Darüber hinaus hat er zwei Raben, Hugin und Munin („Gedanke“ und „Erinnerung“), die ihm aus der Welt berichten und ihn beraten. Er beseitzt den abgetrennten Kopf des weisen Riesen Mimir, der die Zukunft vorhersagen kann.

Er hat diverse Beziehungen zu Frauen: seine Frau Frigg, die Asenkönigin, die Mutter von Balder, Bragi, Hermodr, Tyr und den Walküren ist; Jörd („die Erde“), die Thors Mutter ist; Rinda, die Walis Mutter ist; Grydur, die Vidars Mutter ist; Skadi (Njörds Frau), die mit ihm Semming und „viele andere Söhne“ hat, Gritha, die Skiolds Mutter ist, sowie neun Riesenjungfrauen, die alle neun gleichzeitig ihm Heimdall als Sohn schenkten; sowie Riesentochter Gundöda und Gewässergöttin Laga.

Er lebt in Asgard, wo er zwei Paläste bewohnt: Valaskialf, wo sein Thron Hlidskialf steht, und von wo aus er die ganze Welt betrachten kann, sowie Gladsheim, in dem sich Walhall befindet.

Neben seinen Raben hat er als Begleiter sein achtbeiniges Pferd Sleipnir sowie seine Wölfe Geri und Freki („Gierig“ und „Gefräßig“). Er besitzt ferner einen Goldhelm sowie den goldenen Zwergenring Draupnir, seinen Speer Gungnir und einen Wunschmantel, der ihn portieren und unsichtbar machen kann. Das alles hilft ihm letztlich nicht: bei Ragnarök verschlingt ihn der Fenriswolf. Sein griechisch/römisches Pendant ist Hermes/Merkur. Nach beiden ist der Mittwoch benannt: dies mercurii (Latein), Wednesday (Englisch), Onsdag (Dänisch, Schwedisch)

Frigg

Frigg ist die Ehefrau von Odin. Sie gehört zum Geschlecht der Asen und wohnt in Asgard im Palast Fensalir. Sie gilt als Schutzherrin der Ehe und Mutterschaft sowie als Hüterin von Herdfeuer und Haushalt. Ihre mit Odin gezeugten Kinder sind Balder, Hödur, Hermor, Bragi und die Walküren. Nach ihr ist der Freitag benannt.

Balder

Balder gilt als Lichtgestalt in der nordischen Mythologie. Er steht für Licht und Schönheit in der Welt und wird mit der Sonne identifiziert und mit dem Prinzip der Sonnenwenden, an denen die Sonne schwächer oder stärker wird, aber nie verschwindet. Balder gilt als unverwundbar. Am Tag der längsten Leuchtkraft der Sonne, der Sommersonnenwende, verliert sie wieder an Kraft, so wie der unverwundbare Balder zum Zeitpunkt seiner am größten erscheinenden Stärke auch getötet wird.

Balder ist Odins und Friggs Sohn, also Bruder von Hödur und Hermodr. Er lebt in Asgard in Breidablik und hat mit seiner Frau Nanna einen gemeinsamen Sohn, Forseti. Balder gilt als unverwundbar, weil seine Mutter Frigg, nachdem er seinen eigenen Tod geträumt hatte, allen Pflanzen und Tieren einen Eid abnahm, dass niemand ihren Sohn verletzt. Nur den Mistelzweig ließ sie aus, so dass Balder letztlich durch eine List von Loki von seinem eigenen blinden Bruder Hödur mit einem Mistelzweig erschossen wird.

Ungeplant fängt bei der Bestattungszeremonie das Schiff, auf dem Balders Leichnam aufgebahrt ist, Feuer, was Thor mit seinem Hammer Mjölnir segnet. Odin, Balders Vater, gibt seinen Ring Draupnir mit aufs Schiff. Balders Frau Nanna, die während der Bestattung an gebrochenem Herzen stirbt, wird sofort zu Balder aufs Schiff gelegt und mit ihm gemeinsam verbrannt.

Hermodr, Balders Bruder, versucht Balder wieder aus dem Totenreich zurückzuholen, was wiederum Loki, der ja schon dessen Tod verursacht hat, verhindert. Bei Ragnarök kehrt Balder dann zurück, doch die Prophezeiung ist, dass Balder als Lichtgestalt ein neues Zeitalter, in dem es nichts Schlechtes mehr gibt, einleiten werde.

Hödur

Hödur ist Balders Zwillingsbruder, der als blinder Gott niemanden nach seinen Äußerlichkeiten beurteilt, sondern nur nach seinen inneren Werten. Andererseits repräsentiert er auch Odins dunkle, die blinde Seite, während Balder die lichte Seite des gemeinsamen Vaters darstellt. Durch eine List Lokis hereingelegt, tötet Hödur seinen Bruder Balder. Die beiden kehren nach Ragnarök vereinigt zurück.

Bragi

Bragi gehört als Sohn von Odin zu den Asen und ist der Gott der Dichtkunst, auch göttlicher Sänger. Er ist verheiratet mit Idun und begrüßt die Einherjer in Walhall. Kurz vor Ragnarök sinkt seine Frau von der Weltenesche in die Unterwelt, wohin er ihr folgt.

Thor oder Donar

Mårten Eskil Winge: Thor kämpft mit den Riesen, 1872

Thor ist nach Odin der wichtigste und am meisten gefürchtete Gott in der nordischen Mythologie und gilt als der Beschützer von Midgard, also der Menschen, sowie als Gewitter- und Wettergott. Er gehört zu den Asen, als Sohn von Odin und Jörd. Verheiratet ist Thor mit der „schönen, goldhaarigen“ Siv, mit der er eine Tochter, Thrud („Kraft“), hat. Mit der Riesenjungfrau Jarnsaxa hat er zwei Söhne, Magni und Modi, wobei Magni ihm bezüglich Mut und Stärke am ähnlichsten ist und ihm deshalb am nächsten steht.

Thor lebt in Asgard im Reich Thrudvangr, sein Palast, Bilskirnir, hat 540 Säle und ist in Asgard der größte.

Thors wichtigstes Attribut ist Mjölnir, sein vom Zwerg Sindri geschmiedeter Hammer, der nach einem Wurf immer wieder in Thors Hand zurückkehrt. Desweiteren hat er einen kraftverdoppelnden Gürtel „Megingjarder“, Eisenhandschuhe „Jarngreipr“, mit denen er Mjölnir besonders zerstörerisch werfen kann und einen schrecklichen, donnernden fliegenden Wagen, der von seinen zwei Ziegenböcken Tanngnjostr und Tanngrisnir („Zähneknisterer“ und „Zähneknirscher“) gezogen wird. Die Ziegenböcke sind für das knisternde Geräusch des Blitzes verantwortlich, so wie der rollende Wagen selbst den Donner verursacht.

Thrym, ein Riese, mit denen Thor eine tiefe Fehde hat, stiehlt seinen Hammer. Mit Hilfe von Loki und einer List gelingt es Thor aber, Mjölnir zurückzuholen und Thrym sowie alle anwesenden Riesen damit zu erschlagen.

Ein König demütigt ihn durch Zauberei, was ihn so wütend macht, dass er die Midgardschlange im Meer mit einem Ochsenkopf angelt und sie im Zweikampf mit in den Meeresboden gestemmten Füßen und wutglühenden Augen fast besiegt, bis sein Begleiter, Riese Hymir, aus Angst die Angelschnur durchtrennt, wofür er vom wütenden Thor bestraft wird. Bei Ragnarök kommt es zum erneuten Zweikampf der beiden, dem aber beide erliegen: Die Schlange wird von Mjölnir zermalmt, aber nach neun Schritten ertrinkt Thor an ihrem Gift. Thor hat Parallelen zu Zeus/Jupiter. Der Donnerstag ist nach Thor/Jupiter benannt: jeudi (Französisch), dies iovis (Latein).

Walküren

Walküren sind 9-13 oder unendlich viele weibliche Geistwesen in Gestalt von wunderschönen Kriegerinnen, die Einherjer (auf dem Schlachtfeld gestorbene Helden) prächtig nach Walhall, der Halle in Odins Schloss Gladsheim, führen. Ihre Eltern sind Odin und Frigg. Ursprünglich waren sie Todesengel, die unter den Gefallenen die Einherjer auswählten, daher auch der Name: "valr" – „die auf dem Schlachtfeld liegenden Leichen“ und "kjósa" – „wählen“. Bei Wikingern galt das Polarlicht als Spiegelung des Mondes in ihren Rüstungen und damit als Zeichen ihrer Anwesenheit auf der Erde.

Heimdall

Heimdall, zum Göttergeschlecht der Asen zugehörig, ist Sohn von neun Schwestern, die allerdings Riesinnen, also Wanen sind. Er gilt als Wächter der Regenbogenbrücke Bifröst und bläst mit seinem Gjallarhorn die in allen neun Welten hörbare Warnung vor Ragnarök. Heimdalls hat außergewöhnlich scharfe Sinne, hört und sieht extrem gut und kommt außerdem mit wenig Schlaf aus, so dass er als Wächter besonders gut geeignet ist. Er gilt als „Stammvater der Menschen“, hat gemeinsam mit Modiv drei Söhne: Jarl (Fürst), Karl (Bauer) und Thrall (Knecht). Bei Ragnarök töten Loki und er sich gegenseitig.

Loki

Loki ist sowohl Gott, also Ase, als auch Riese. Gemeinsam mit der Riesin Angrboda hat er die Kinder Hel, die Totengöttin, sowie den Fenriswolf und die Midgardschlange. Gemeinsam mit seiner Frau Sigyn hat er die Söhne Narfi und Wali. In Gestalt einer Stute hat er gemeinsam mit dem Hengst Svadilfari das achtbeinige Pferd Sleipnir gezeugt, den Hengst von Odin.

Loki tötet den als unverwundbare Lichtgestalt geltenden Asen Balder und wird deswegen von der Göttin Skadi bestraft, indem sie ihn ununterbrochen mit schmerzhaftem Schlangengift benetzen lässt, während er mit den Eingeweiden seines eigenen Sohnes Narfi an einen Felsen fixiert ist. Bei Ragnarök kann er sich selbst befreien und wird von Heimdall getötet, nachdem auch er ihn im Zweikampf tödlich verwundet hat.

Skadi

Carl Fredrik von Saltza: Skadi (1893)

Skadi gilt als Göttin der Jagd und des Winters und ist möglicherweise auch die „Namenspatin“ von Skandinavien. Ihr Vater Thiazi wird von den Göttern getötet, so dass sie als Wiedergutmachung einen Ehemann fordert und sie möchte einmal zum Lachen gebracht werden. Die letzte Forderung erfüllt Loki ihr, indem er seinen Hoden an den Kinnbart einer Ziege bindet und mit ihr ein bizarres Tauziehen spielt. Einen Ehemann erhält sie auch, muss ihn sich allerdings anhand der Füße aussuchen, so dass sie statt Balder, auf den sie gehofft hatte, den Wanen Njorör bekommt. Die Ehe scheitert aber, weil Njöror das Meer liebt, während sie in den Wäldern gern jagt. Gemeinsam haben sie die Tochter Freya.

Freya

Freya („Herrin“) gilt als Göttin der Liebe und Ehe, der Fruchtbarkeit und des Frühlings sowie des Glücks. Sie ist Wanin und ist nach Frigg die zweitwichtigste Göttin im nordischen Pantheon. Ihre Mutter ist Skadi, somit ist Freya Enkelin des Riesen Thiazi. Ihr Vater ist der Meergott Njörd. Ihr Halbbruder ist Freyr. Zunächst ist sie mit ihrem Bruder verheiratet, später vermählt sie sich mit Óör. Sie ist Anführerin der Walküren und darf die Hälfte der Einherjer für sich beanspruchen.

Freya wohnt in Asgard in Folkwang, ihr Saal heißt Sessrumnir. Sie besitzt ein Falkengewand, mit dem sie wie ein Falke fliegen kann, einen von Waldkatzen gezogenen Wagen und ein von Zwergen aus Gelenken geschmiedetes Halsband, Brisingamen, das magische Kräfte hat. Für dieses Halsband hat sie jeweils eine Nacht mit den vier Zwergen verbracht, die dieses Halsband hergestellt haben, weshalb Odin sie zur Strafe zwingt, einen Krieg unter den Menschen anzuzetteln. Loki schmachtet vergeblich nach ihr, wirft ihr aber vor, mit allen Asen und Alben Verhältnisse gehabt zu haben. Als Loki ihr Halsband im Auftrag von Odin entwendet, holt Heimdall es wieder zurück.

Freyr

Freyr („Herr“), der Gott des Wachstums und Herrscher über Regen und Sonnenschein, gehört zunächst zum Geschlecht der Wanen, wird jedoch nach dem Wanenkrieg zu den Asen gezählt. Er entstammt einer inzestuösen Verbindung von Njörd, dem Meeresgott, und dessen Schwester Nerthus. Er selbst ist zunächst mit seiner Schwester Freya verheiratet, ehelicht später aber Gerda, die Tochter des Riesen Gymir, mit der er gemeinsam Sohn Fjölnir hat.

Sein getreuer Begleiter ist sein Knecht Skirnir, der ihm Gerda mit List, Bestechungen und Zauber gewinnt, wofür Freyr ihn mit einem Schwert entlohnt. Freyr besitzt das Schiff Skíöblaönir, das immer mit Wind im Rücken segelt und das Platz für alle Asen bietet. Desweiteren hat er den goldenen Eber Gullingborsti, der ebenfalls, wie Skíöblaönir, von Zwergen hergestellt, der Freyrs Wagen durch die Luft und über Wasser zieht und bei Dunkelheit mit seinen goldenen Borsten Licht spendet. Bei Ragnarök kämpft er ohne Schwert, als Strafe für die List, mit der er Gerda gewann, gegen den Feuerriesen Surt und erliegt ihm sofort.

Idun

Idun ist die Göttin der Jugend und Unsterblichkeit sowie die Hüterin der goldenen Äpfel, die den Göttern ewige Jugend und Unsterblichkeit verleihen. Ihr Vater ist Nöror, sie stammt vom Zwerg Ivaldi ab, ist dennoch eine Wanin. Loki liefert sie samt ihren Äpfeln, um sich selbst zu retten, dem Riesen Thiazi aus, was zur Folge hat, dass alle Götter anfangen zu altern. Loki gelingt danach durch Verwandlung ihre Befreiung. Idun sinkt kurz vor Ragnarök in die Unterwelt, wohin ihr Mann Bragi ihr folgt.

Erde

Muspell

Muspell ist ein Feuerriese, der über Muspellsheim, dem Land der Feuerriesen, herrscht. Ihm gehört das Schiff Naglfari, mit dem die Riesen bei Ragnarök zu den Göttern fahren, um sie anzugreifen. Muspell löst dabei mit seinem Feuerschwert den Weltenbrand aus.

Wesen der Unterwelt

Johannes Gehrts: Hel (1889)

Hel

Hel ist sowohl die Unterwelt in der nordischen Mythologie als auch ihre Herrscherin. Ihr Vater ist der Gott Loki und ihre Mutter die Riesin Angrboda. Hel zählt somit nicht zu den Asen (Göttern), sondern zu den Riesen. Die Götter fürchten sie, weil sie ein Kind von Loki ist und verbannen sie aus Asgard, so dass sie im Norden ihr eigenes Reich, Hel, gründet. Sie ist zur Hälfte tot und lebendig, was sich auch in ihrer Hautfarbe zeigt, die zur Hälfte blauschwarz, zur anderen Hälfte normal ist. Das deutsche Wort "Hölle" leitet sich von "Hel" ab, ist aber in der nordischen Mythologie ohne Bewertung, also ein neutraler Ort für die Verstorbenen unter den Wurzeln der Weltenesche Yggdrasil.

Midgardschlange

Die Midgardschlange ist eine die Welt umspannenende Seeschlange und Kind des Gottes Loki und der Riesin Angrboda. Gemeinsam mit Hel und dem Fenriswolf ist sie eine der drei germanischen Weltfeinde. Sie wird von Thor mit seinem Hammer (Mjölnir) bei Ragnarök erschlagen. Thor unterliegt aber nach neun Schritten ihrem Gift.

Fenriswolf

Der Fenriswolf ist Kind des Gottes Loki und der Riesin Angrboda. Gemeinsam mit seinen jüngeren Geschwistern Hel und Fenriswolf ist er einer der drei germanischen Weltfeinde. Die Götter bringen ihn nach Asgard und fesseln ihn dort erst mit schweren Ketten, die er aber zerreißt, dann mit der magischen Fessel Gleipnir, einem von Zwergen gemachten Faden aus Bärensehnen, Fischatem, Frauenbärten, Vogelspeichel, Bergwurzeln und dem Geräusch eines Katzentritts. Bei Ragnarök kann sich der Fenriswolf aus der Fessel befreien und verschlingt Odin, wird dann aber von Odins Sohn Vidar getötet.

Weitere Plätze/Bewohner der Weltenesche

  • Mimir, der Hüter der Quelle der Weisheit, die unter dem Weltenbaum wie ein reißender Wasserfall entspringt und aus der Mimir jeden Morgen trinkt, weshalb sie auch "Mimirs Brunnen" genannt wird.
  • Der Drache Nidhöggr, der an der Quelle Hvergelmir sitzt und an einer Wurzel Yggdrasils nagt.
  • Das Eichhörnchen Ratatöskr, das zwischen Wurzeln und Krone herauf- und herunterklettert und tratscht.
  • Die zwei Schlangen Goin und Moin, die an den Wurzeln Yggdrasils fressen.
  • Die drei am Urdbrunnen sitzenden Nornen Urd (das Gewordene), Werdandi (das Werdende) und Skuld (was da kommen soll), die das Schicksal der Menschen bestimmen.
  • Die vier Hirsche Dain, Dwalin, Dunneir und Durathror, die die Triebe Yggdrasils abfressen.
  • Bifröst, die Regenbogenbrücke, die Asgard mit Midgard verbindet.

Außerhalb der Welt

Reifriesen (Hrimthursen)

Reifriesen sind dämonischer Natur und verkörpern, ähnlich der in der griechischen Mythologie vorkommenden Titanen, die Urgewalten der Natur. Die Frauen sind meist übernatürlich schön, weshalb die Asen sie oft heiraten, während die Männer außergewöhnlich hässlich sind. Sie leben außerhalb der Welt der Menschen und Götter, weil sie das chaotische Prinzip sowie die rohe Materie verkörpern und deshalb keinen Platz in der eigentlichen Welt haben. Durch ihre physische Stärke zeigen sie sich mitunter grausam und gewalttätig, sind aber eigentlich naiv und gutmütig wie Kinder. Reifriesen sind älter als die Asen und besitzen daher eine tiefe Urweisheit, so dass Odin sie manchmal aufsucht und um Rat fragt. Eigentlich sind sie die Todfeinde der Götter, werden mitunter von ihnen betrogen und werden von ihnen getötet, meist von Thor. Aus dem von Odin und seinen Brüdern Vili und Ve getöteten Riesen Ymir schafft Odin die Welt, entsteht Yggdrasil, der Weltenbaum.

Ragnarök

Vulgo Götterdämmerung, eigentlich „Schicksal der Götter“ (ragna – Gott, rök – Ursache) Kampf der Götter und Riesen, in dessen Folge Weltuntergang Die Zwillingswölfe Hati (altnordisch: Hass) und Skalli („Schatten“, „Trug“) verfolgen Mond und Sonne und packen sie. Daraufhin fallen die Sterne vom Himmel, worauf diese beginnt zu beben. Alle Bäume werden entwurzelt, die Berge stürzen ein, die Welt wird überschwimmt. Dadurch kommt die Midgardschlange an Land, der Fenriswolf kann sich von seiner Kette befreien, das Totenschiff Naglfar aus Finger- und Zehennägeln der Toten fährt los. Luft und Meer entzünden sich durch das Gift der Midgardschlange, der Fenriswolf spuckt Feuer. Die Brücke Bifröst stürzt ein, nachdem Surt, der Feuerriese darüberreitet, um sich mit dem Fenriswolf, der Midgardschlange, Loki, dem Steuermann von Naglfar und Hels Gefolge zu verbünden. Heimdall warnt die Götter, die Asen und alle Einherjer (im Kampf Gefallene Tote aus Walhall) reiten zum Kampf, geführt von Odin. Garm und Tyr töten sich gegenseitig, Freyr erliegt Suirt, Thor und die Midgardschlange töten sich gegenseitig, Odin erliegt dem Fenriswolf, der danach von Odins Sohn Vidar getötet wird. Loki und Heimdall töten sich gegenseitig, Surt setzt die ganze Welt in Brand. Nachdem die Asen sich versammelt haben und Feuer und Rauch zum Himmel schießt, kommt die Welt ins Gleichgewicht, so dass Odin, als Fimbultyr wiedergeboren, eine neue Welt erschaffen kann, in der sich alles Böse bessert. Ob Menschenwürger Nidhöggr, Symbol fürs Böse, der die entseelten Leiber aussaugt, überlebt und damit das Ende der Welt überdauert, bleibt offen.